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Laufberichte

Helsinki Marathon: Sightseeing und Naturerlebnis

21.08.11

Bei einem Spaziergang während eines kalten Mai-Wochenendes im Jahr 2002 in Helsinki fanden wir auf einigen Straßen auf den Schären (kleine Inseln die in der Eiszeit entstanden) westlich vom Zentrum Helsinkis Kilometermarkierungen eines Marathons.

Damals hatte ich erst mit dem Laufen angefangen und bin im Herbst meinen ersten Marathon in München gelaufen. Seit dieser Zeit hatte ich vor, auch einmal in Helsinki am Start zu sein. Kaum 9 Jahre später wurde dieser Wunsch wahr: In München begann gerade die erste Hitzewelle des Sommers, die auch Helsinki erreichte. Dort hatte es bei unserer Landung angenehme 22 Grad und Sonnenschein.

In der Hauptstadt von Finnland, einem Land fast so groß wie Deutschland und mit einer Bevölkerung von weniger als 6 Millionen, leben 600.000 Einwohner, im Großraum 1,3 Millionen. Die Stadt liegt am südlichen Ende des Landes, hat aber auch im August noch recht lange Tage zu bieten.

Unser Hotel habe ich am Hafen der Kreuzfahrschiffe ausgesucht, einem Entwicklungsprojekt der Stadt und nur einen guten Kilometer vom Zentrum entfernt. Außerdem ist im Übernachtungspreis das Frühstück enthalten, was in einem Land mit  hohem Lebenshaltungsindex ein Vorteil ist.  Wobei ich das gleich einmal relativieren möchte: Das Bier ist wirklich teurer als auf dem Oktoberfest, aber die Lokale sind nur geringfügig teurer und außerdem gibt es einige Buffet-Lokale, die günstiger sind als bei uns zu Hause. Die vorzüglichen Nahverkehrsmittel U-Bahn, Tram und Bus sind sogar günstiger als in Deutschland.

Danach geht es gleich auf die Marathonmesse im Olympiagelände. Die ist recht klein, aber es gibt einen extra Schalter für nicht-finnische Läuferinnen und Läufer. Apropos Finnisch: Das ist wirklich eine interessante Sprache: Man kann die Wörter zwar lesen, aber sie haben einen völlig anderen Wortstamm als das Deutsche. Da ist es gut, dass Helsinki praktisch zweisprachig ist. Alle Schilder sind auch in schwedisch beschriftet, das 5% der Finnen sprechen, und da kann man sich schon was zusammenreimen. Aber Spaß beiseite: Die Finnen sprechen sehr gut englisch und damit kommt man gut zurecht.

Nach einigen Rundfahrten mit der Straßenbahn genießen wir am Samstag im überfüllten Hotel ein großes Frühstücksbuffet und bereiten uns dann auf den Start um 15:00 vor. Helsinki ist an diesem Sommerwochenende mit Touristen überfüllt: Von unserem Hotelfenster kann man vier Kreuzfahrtschiffe sehen und im Hotel hört man viel Italienisch und Russisch. Der Marathon fällt in der Stadt nicht besonders auf. Und das bei 5000 TeilnehmerInnen.

Am Olympiastadion angekommen wandelt sich das Bild natürlich, hier ist alles schon in Marathonstimmung. Hatte der Wetterbericht vor zwei Tagen noch leichten Regen angesagt, zeigt das Thermometer nun 22 Grad an und es gibt wunderschönen Sonnenschein. Die Kleiderablage ist auf der Tribüne im Olympiastadion eingerichtet, wer Angst um seine Wertsachen hat, kann diese kostenpflichtig abgeben. Alles geht ohne große Aufregung und Hektik von statten. Die Finnen sind wirklich entspannte Leute.

Die Olympiade in Helsinki fand im Jahr 1952 statt, nachdem die Spiele 1940 kriegsbedingt ausfallen mussten. Großer Held bei den Läufern  war Emil Zatopek aus der Tschechoslowakei, der über 5.000 m, 10.000 m und im Marathon gewann und mit diesen drei Goldmedaillen einen Rekord aufstellte, den bisher kein anderer Läufer mehr erreicht hat.

Der Start findet zwischen den Denkmälern für die finnischen Läufer Lasse Viren (in Sporthose, 1972 und 1976 Gold über 5.000 und 10.000 m) und Paavo Nurmi (nackt, zwischen 1920 und 1928 eine Vielzahl von Medaillen) statt.

Die Startaufstellung vor dem Olympiastadion ist recht zwanglos. Am Rand stehen einige Hinweisschilder mit Zielzeiten, es findet aber keine genaue Kontrolle statt. Bei dem 3:30-Schild ist noch viel Platz, wir reihen uns kurz vor den 4:00 Pacemakern ein.

Nach dem Startschuss geht es zügig los. Oder fast, das Tempo ist auf den ersten Kilometern noch sehr verhalten. Schon nach wenigen Kilometern kommen wir am Botanischen Garten vorbei, danach am finnischen Nationalmuseum. Das nächste markante Gebäude ist das finnische Parlament, in dem seit kurzem die „wahren Finnen“ einen großen Anteil haben. Es handelt sich um einen recht großen Klotz im nationalromantischen Stil. Nicht wirklich einladend.

Kurz danach schauen uns zwei Giraffen aus Pappmaché vom Balkon eines Hauses zu.  Hier in der Nähe liegt auch die bekannte Temppeliaukio-Felsenkirche aus dem Jahre 1969. Der Untergrund Helsinkis besteht nämlich aus Felsgestein, dass man bei jeder U-Bahnfahrt oder in Parkgaragen bewundern kann. Auch während des Laufs sieht man immer viele Gesteinsformationen. Und hier hat man in diesen Fels eine Kirche gebaut.

Bei Kilometer 5 stoßen wir das erste Mal auf das Meer, das uns fast bis zum Ende des Marathons begleiten wird. Inzwischen hat sich das Feld sortiert und mir bleibt Zeit, einen ersten Blick auf das „grüne“ Helsinki mit seinen schönen Häusern zu werfen.

Nun komme ich nicht umhin, auf den welligen Charakter des Laufs hinzuweisen: Zwischen Kilometer 7 und 8 geht es vielleicht 30 Meter nach unten. Ich hatte ja die Theorie vertreten, dass der Lauf nur im Westen Helsinkis verläuft, da es im Osten mehr Hügel gibt. Diese Theorie wird mir beim Erreichen der ersten Schäre leider widerlegt. Die wunderschönen Inselchen sind doch immer mehrere Meter hoch, so dass es immer auf und nieder geht. Hier leben die wohlhabenden Finnen, die begeistert Beifall spenden. Das hätte ich so nicht erwartet, da die Finnen ansonsten recht zurückhaltend sein sollen.

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Informationen: Helsinki Marathon
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