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Laufberichte

Granatapfelsaft, Falafel und ein Krokodil

12.01.12


Spaß muß sein


Ein Radfahrer kommt längs des Weges. Ich schwinge mich auf das Fahrrad, aber er will es zurück. Also muss ich wohl weiter laufen, zumal das Polizeimotorrad auch nicht mehr dort ist, wo es 2011 war.

Für die Verpflegung ist gesorgt. Es gibt Wasser in 0,5L-Flaschen. Die Flaschen finde ich nicht besonders umweltfreundlich. Zumeist landen sie nach ein, zwei Schlucken neben oder gar auf der Straße. Aber, es gibt reichlich fleißige Helfer, die die Flaschen aufsammeln und in großen Müllsäcken verstauen. Pappbecher wären mir jedoch lieber.

An zwei Stellen entdecke ich rotes Isogetränk. Dank Trinkrucksack bin ich wieder autonom und lasse die Getränkestationen aus. Cola gibt es leider nicht. Die nehme ich sonst ja gerne nach KM 30. Aber hier gibt es nix davon.

An Essbarem wird hier auch nicht viel geboten. Ich sehe Bananen und Apfelsinenstücke, kann aber die leckeren Kekse des Vorjahres nicht entdecken. Bei KM 15 bzw. 27 auf dem Rückweg gibt es Gels. Ich greife mir gleich zwei Espresso-Gels.


Zeugnisse der Vergangenheit


An der Strecke sind an mehreren Stellen Zeugnisse des Sechs-Tage-Krieges von 1967 zu sehen. Nach Bombenattentat in Jerusalem im März 2011, Steinewerfern und Raketenalarm 2009 beim Gaza-Krieg erleben wir diesmal keine unangenehmen Dinge. Gleichwohl ist die Region weit von einer friedlichen Zukunft und einträchtigem Nebeneinander aller Religionen und Völker entfernt.

Meine Gedanken kommen aus der Vergangenheit und von den Problemen der Gegenwart wieder zurück zum Lauf. Die lange Gerade nach En Gev zum Wendepunkt gilt es zu bewältigen. Nach KM 14 kommt mir bereits die Spitze entgegen. Wie sagte ein israelischer Läufer zu mir, als er die dünnen Afrikaner an der Spitze sah: „Zwei von denen ergeben einen von uns“. Na ja, wenn ich mir manchen „gewichtigen“ Mitläufer so ansehe, möchte ich die Zahl zwei auf drei erhöhen. Aber Respekt vor den schnellen Läufern aus Kenia und Äthiopien, sie laufen wieder ein Klasse Rennen, müssen sich jedoch dem schwarzen Franzosen Patrick Twambe geschlagen geben. Respekt auch vor den schwergewichtigen Läufern im Feld. Sie kämpfen sich durch und im Ziel ist die Freude groß.


Martin voraus


Bei KM 19 fotografiere ich die entgegenkommenden Läufer und merke gar nicht, dass ich auf Martin aufgelaufen bin. Wir laufen ein Stück gemeinsam und sehen uns dann im Ziel wieder. Die Wendemarke passiere ich noch in 2.02 Stunden, nehme mir jedoch eine schnellere zweite Hälfte vor. Ich will zur Zielverpflegung. Da gibt es wieder Datteln, und die mag ich.

Jens kommt mir mit Karl-Heinz und Klaus entgegen. Die drei bilden ein Läufertrio und bleiben bis zum Ziel zusammen. Ich gebe nun etwas mehr Gas und lasse es laufen. Es macht Spaß, wieder am Seeufer zurück zu laufen. Immer wieder fällt mein Blick auf die intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen. Besonders viele Bananenplantagen mit Schutznetzen sind zu sehen. Überall sieht man Wasserleitungen. Hier wird Landwirtschaft auf hohem Niveau betrieben.


Gelegentlich Sonne


Zu meinem großen Vergnügen kommt auf dem Rückweg gelegentlich die Sonne heraus. Sofort wird es wärmer und die Fotos werden besser. Macht auch gleich mehr Spaß, sowohl das Laufen als auch das Fotografieren.

Der Lauf findet übrigens unter dem Meeresspiegel statt. Die Jordansenke ist hier 221 Meter tief und fällt bis zum Toten Meer weiter ab auf über 400 m unter dem Meeresspiegel.

Tiberias taucht am Horizont auf und meine geliebten Datteln kommen immer näher. Ich genieße die Stimmung im Zieleinlauf. Hier stehen Zuschauer und feuern uns Läufer an. Na also, geht doch und macht Spaß.

Ich werde vom Sprecher namentlich begrüßt. Freundliche Helferinnen geben mir eine Wärmefolie. Links ist die Zielverpflegung. Aber bevor ich die Datteln ansteuere werde ich von Georg, einem Schweizer m4y-Leser, begrüßt. Georg hatte ich im März 2011 in Jerusalem beim Marathon getroffen. Die Welt ist klein. Man sieht sich immer zweimal. Ich hole mir meine geliebten Datteln. Dazu Pampelmusen und Iso. Wasser und Bananen lasse ich aus. Da kommt auch Martin. Gemeinsam geben wir unsere Chips ab erhalten dafür die Finishermedaille, wieder in Form des See Genezareth.

Da man in Tiberias nicht im Zielbereich duschen kann, gehe ich nun rasch zum Auto und ziehe mir trockene Sachen an. Jens kommt auch und wir fahren zum Duschen in die Jugendherberge. Da die Straße nach Poriya noch wegen des Laufes gesperrt ist machen wir einen Umweg. Freundliche Israelis weisen uns den Weg – und lassen sich gleich ein Stück mitnehmen. Dank ihrer Hilfe entkommen wir dem Verkehrschaos und kommen so rasch zur ersehnten Dusche.

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