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Laufberichte

Sommertrail am Winterjöchle

05.07.14

Kurz nach der Unteren Freschalpe (km 15), wo bereits die 4. VP auf uns wartet, passieren wir den Schwarzsee. Der hätte leckere Regenbogenforellen im Angebot, da dürfen aber nur die Mitglieder des Fischereivereines Montafon ran. Irgendwie verstehe ich persönlich die Fischer ja nicht: Erst setzen sie die Fische ein und dann holen sie sie äußerst gewaltsam wieder raus. Oberhalb des Sees wird es spürbar steiler, viele wechseln hier, wie ich, immer mit Marschieren ab.

Plötzlich ändert sich alles, ich bin bei km 20 und habe ziemlich genau 1000 Höhenmeter geschaftt:

Das Wetter – es wird schlechter, der bisher sporadische Regen nimmt spürbar zu.

Die Aussicht nach oben – wird gewaltig, vor uns türmt sich die mächtige Felspyramide des Patteriol auf. Matterhorn von St. Anton wird er auch genannt, er ist einer der acht Dreitausender des Verwalls.

Die Aussicht nach unten – wir sind jetzt über der Baumgrenze und haben freie Sicht, unter uns liegt der liebliche, kreisrunde Pfannsee.

Und die Strecke – sie wird rustikal und führt auf den nächsten Kilometern ausschließlich über ruppige Bergpfade.

Einfach traumhaft. Na ja, mal abgesehen vom Wetter vielleicht, ist aber noch erträglich. Und wieder eine Labestelle, die Obere Fresch Alpe liegt auf 1890 Meter. Unmittelbar danach sind wir an unserem höchsten Punkt und es beginnt der geile Sommertrail über das Winterjöchle, der heute für uns so ziemlich alles bereit hält, was einen echten Trailrunner mit der Zunge schnalzen lässt, obwohl die Bedingungen momentan nicht mehr viel mit Sommer zu tun haben. Macht die Sache aber auch reizvoll. Der Übergang wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts als Verbindung zwischen Tirol und Vorarlberg genutzt. Was die hier rüber gekarrt haben, weiß ich nicht, aber es war bestimmt eine wesentlich härtere Nummer, als das was uns bevorsteht.

Der Trail wird immer schmieriger und schwieriger, der Spaß bei mir nimmt zu. Die Almwiesen entwickeln sich mit dem zunehmenden Regen zu einer explosiven Mischung aus Kuhscheiße, Schlammlöchern, Wasserläufen und rutschigen Gesteinsbrocken. Ich kann hier einige Läufer überholen und hinter mir lassen. Aber wer da nicht aufpasst, kann mal schnell seinen Schuh in der Suhle verlieren. Ich habe gerade noch mal Schwein, meiner ist fest geschnürt, dafür tauche ich in ein Wasserloch. B´jak hatte da weniger Glück. Bei der Verfolgung von Stephan Hugenschmidt musste er sein wichtigstes Lauf-Utensil erst aus dem Matsch fischen, danach war der Stephan über alle Berge.

Weiter unten sind keine Kühe mehr, dafür wird es steiniger und es gibt jetzt bis zum Langen See unzählige Wasserlöcher und Rinnsale zu durchqueren. Durch prachtvoll blühende Alpenrosenfelder passieren wir in voller Länge den Moorsee. Wem bei der fantastischen Aussicht, der Blütenpracht und dem irren Trail nicht das Herz aufgeht, dem kann ich leider auch nicht weiterhelfen, zumindest kann derjenige kein Freund des Trailrunning sein.

Größere Abschnitte durch die Sumpfwiesen des Hochmoors sind mit Brettern ausgelegt, sonst würde wohl niemand trockenen Fußes die wildromantische Moorlandschaft durchqueren können. Wenn’s denn überhaupt jemand geschafft hat, ich gehöre nicht zu den Glücklichen. Die glitschigen Bretter sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen, ich nehme hier immer Tempo raus. Kurz danach überschreiten wir die Landesgrenze von Vorarlberg nach Tirol.

An der nachfolgenden VP haben wir mit absolvierten 22 Kilometern, bereits mehr als die Hälfte unserer Strecke geschafft. Abgesichert wird das Ganze mit einer elektronischen Zeitmessung. Ab hier kommen auch wieder die Freunde des schnellen Schrittes auf ihre Kosten. Auf einem bequemen Forstweg geht es bergab.

Der Abschnitt im Silbertal ist beendet, wir wechseln die Richtung, es geht mehr nach Norden hinein in das Verwalltal und wir bekommen mit der Rosanna eine neue Begleiterin. Sie fließt ab jetzt fast ständig neben uns hinunter bis nach St. Anton. Wer Zeit gut machen will und gut runter brettern kann, kommt auf den nächsten 5 Kilometern voll auf seine Kosten. Es geht ausschließlich und gut zu laufen bis zu den zotteligen Hochlandrindern bergab. Bei den etwa 250 negativen Höhenmetern sind auch keine sonderlich steilen Abschnitte dabei.

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