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Laufberichte

Trollinger in der Blutbahn

05.05.13

„In Vino Veritas“ - jetzt dreht er durch, hat er zu viel vom Trollinger erwischt oder warum kramt er seine dürftigen Lateinkenntnisse heraus. Wie dem auch sei, beim Marathon in Heilbronn hat man Spaß am Laufen und S...

Wer ins Schwabenländle laufend hinein schnuppern mag, dem sei gesagt: Es rentiert sich und macht Lust auf mehr. Lest weiter und sammelt Anreize zum Dabeisein im nächsten Jahr.

Mit Heilbronn habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen. Nein, nicht mit der Stadt oder dem Umfeld. Aber letztes Jahr war die Kamera beim Start wegen der Nässe beleidigt und dann erst nach einer guten Stunde wieder zum Arbeiten bereit. So fehlten entscheidende Eindrücke.

Dieses Wochenende bin ich nicht allein, sondern Stefan will sich innerhalb von vier Wochen abermals auf der Marathonstrecke beweisen. Vielleicht hat die Sonderwertung seines Arbeitgebers, der Autobauer mit den vier Ringen, ihn dazu überzeugt. Ich habe ihm von dem Höhenprofil nichts gesagt und nur von einer interessanten Streckenführung erzählt. Bis er dann selber im Internet die 342 Höhenmeter der Strecke entdeckt hat. Aber da hatte er die Meldung schon abgegeben, haha.

Am Tag vor dem Rennen geht es nach Heilbronn. Eine Unterkunft findet man noch ohne große Schwierigkeiten zwei Wochen davor. Zwar hat der Wetterfrosch für den Renntag gute und sonnige Bedingungen vorhergesagt, doch je näher wir dem Schwabenland kommen, desto dunkler wird der Himmel. Und an unserem Ziel regnet es ohne Unterlass, eine Wetterbesserung ist nicht zu erkennen.

Den fortgeschrittenen Nachmittag nutzen wir für eine Stippvisite der Altstadt und machen uns dann per Bus zum Frankenstadion auf. Wer seine Meldebestätigung dabei hat, kann die öffentlichen Verkehrsmittel im Netz der HNV kostenlos am Wochenende benutzen.

Das Frankenstadion liegt etwa 750 Meter in südwestlicher Richtung vom Bahnhof entfernt. Wer mit der Bahn kommt, der ist dann in knapp zehn Minuten vor Ort. Parkplätze für die eigene Karre findet man zur Genüge auf der Theresienwiese. Wir Marathonis tun uns da leicht mit der Stellplatzsuche, da unser Start (08.45 Uhr) deutlich vor dem Halbmarathonfeld (10.20 Uhr) ist.

Neben dem Stadion ist auf dem Festgelände alles gerichtet. Im Festzelt ist eine kleine Laufmesse zu finden. An der Stirnseite sind die vielen Helfer beschäftigt, die Startnummern und Tüten zu verteilen. Wartezeiten gibt es nicht. Als Dreingabe erhalten alle ein blaues Funktionsshirt mit dem Trolli-Logo. Die Bank, die morgen den Weg frei machen wird, überreicht jedem ein Geschenk. Gute Funktionssocken kann man immer brauchen.

Draußen am Eingang steht ein Anhänger und da gibt es gegen Abgabe des Gutscheines eine große Flasche (0,7 Liter) Trollinger. Jeder weiß, dass wir Bayern eher Biertrinker sind. Auch das schwäbische Pärchen, das mich bei der Knipserei des Marathonweins beobachtet. „Den trink ich morgen zum Frühstück“, kläre ich auf. „Und morgen werde ich mich auf der Strecke wie ein Schwabe durchschnorren.“ Dafür gibt’s einen Lacher.

Gegenüber dem Festgelände hat im Neckar der „Neckarbummler“, so der Name des Schiffes, festgemacht. Auf dem Schiff findet die Nudelparty statt. Gegen fünf EUR kann jeder Hungrige seine Ladung Pasta abholen. Nachschlag ist erlaubt und ein Getränk ist auch noch dabei. Richtig günstig ist das, für sparsame Schwaben und für hungrige Bayern.

Am Abend ist abermals ein Meeting mit einem Kameraden aus der Barraszeit angesagt. In einer Pizzeria vergeht dann einige Zeit mit Ratschen. Eigentlich wollte Marcus im Walkingfeld mitdackeln, aber sein Trainingszustand ist derzeit suboptimal. So wird er morgen wieder Sprüche im Zieleinlauf loslassen.

 

Vor dem Start

 

Am nächsten Morgen hängt eine dicke Nebeldecke über der Stadt. Ein gutes Zeichen, denn die Sonne wird dem Grau schnell ein Garaus machen. Vielleicht ist es bis zum Startschuss schon soweit.

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Auto zur Theresienwiese. Zum Laufen ist es fast zu weit und Busse fahren in Heilbronn am Sonntag erst ab 08.00 Uhr. Sind denn die Bewohner sonntags so verschlafen und kommen nicht aus der Kiste?

Am Festgelände herrscht schon emsiges Treiben, sowohl im Festzelt als auch im Stadion. Dort ist eine halbe Stunde vor unserem Start ein Fototermin für die Beschäftigten des Autobauers, der mit den vier Ringen, geplant. Viele Marathonis sind noch nicht da, die Startliste für die Spezialwertung ist gerade eine halbe Seite groß.  Stefan erhofft sich eine einstellige Platzierung in seiner Klasse. Dafür könnte er aber auch rückwärts laufen, das sehe ich auf den ersten Blick.

Und geputzt und gewienert wird am Treffpunkt auch schon. Das ausgestellte Fahrzeug, ihr wisst schon, das mit den vier Ringen, wird für den Fototermin präpariert. Zwei aus unserer Region, Ralf Giese und Christian Schlagbauer, warten auf den Fotoschuss. Beide sind pfeilschnell, auch wenn der Ralf abwinkt: „Heute will ich nicht schnell anfangen.“ Die drei Stunden hat er auf diesem welligen Kurs auf alle Fälle drauf. Christian ist ein wenig nervös, ist der Trollinger doch sein erster Marathon. „Lauft miteinander los, von der Speed her könnt ihr das“, so mein Rat, nachdem die beiden eine Woche vorher beim Halbmarathon in Ingolstadt in rund 1.20 Stunden innerhalb von Sekundenabstand ins Ziel kamen.

Zehn Minuten vor dem Start begeben wir uns in den Startbereich. Für uns sind zwei Bereiche ausgeschildert, überwacht wird das nicht, wenn man sich vorne anstellt. Lediglich Spaziergänger werden nicht hineingelassen. Ohne Gedränge stellen sich die Marathonis auf.

Dann werden zum Gedenken an das Attentat in Boston ein paar Gedanken in Deutsch und Englisch vorgelesen. Eine gute Geste. Ich drängle mich dann nach vorne, will noch ein paar Bilder schießen und werde dann von zwei Käthchen in die Mitte genommen. Die beide wurden erst in ihr Amt gewählt.

Der andere, schon länger im Amt, stellt die Orga auf die Probe. Der Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach soll den Startschuss durchführen und ist eine Minute davor immer noch nicht zu sehen. „Sollen wir auf den OB warten?“ fragt der Moderator übers Mikro. Und dann kommt der OB, der heuer zum letzten Mal schießen wird, im Galopp daher. Ein wenig außer Puste überbringt er uns seine Grußworte und wünscht einen glücklichen und erfolgreichen Rennverlauf.

 

Auf geht’s, die ersten Kilometer warten

 

Und in wenigen Sekunden haut uns sein Startschuss auf die Strecke, die uns auf den ersten Kilometer entlang des Neckars in Richtung Altstadt bringt. Viele Zuschauer stehen links und rechts und applaudieren. Wir unterqueren die Rosenbergbrücke und wechseln auf der Götzenturmbrücke die Neckarseite.

Auf der Altstadtseite ist der Götzenturm einer der zwei Türme, der von der mächtigen Stadtmauer übrig blieb. 1392 wurde der erbaut. 1519 saß der württembergische Amtmann Götz von Berlichingen hier eine Nacht lang ein. Kennt Ihr das Zitat Johann Wolfgang von Goethe in seinem gleichnamigen Schauspiel? Ihr könnt es eventuell bei einem Marathonlauf jenseits der Mauer zuhauf von den Sportlern hören. Besonders, wenn der Schweinehund zum Triumphator wird.

Bevor ich mich jetzt literarisch verausgabe (viel braucht es nicht dazu), wenden wir und auf dem Uferweg und  laufen Richtung Süden zum Freizeitpark Wertwiesen. „Noch gar nix passiert“, lese ich auf Kilometerschild 3. Doch, der leibhaftige Kochteufel Anna verfolgt mich.

Kilometer 5: Wir sind mittlerweile in Heilbronns drittgrößten Stadtteil Sontheim (11000 Einwohner) angekommen und sehen linkerhand das Alte Rathaus, das 1896 im Fachwerkstil erbaut wurde. Heute ist da das Bürgeramt untergebracht. Ein paar Schritte weiter führt der Kurs an der ältesten Kirche Sontheims vorbei. Es ist die St. Martins-Kirche, deren Grundstein in der fränkischen Zeit des 13. Jahrhunderts gelegt wurde.

Kurz danach können wir uns an einer von der TSG Heilbronn betriebenen Tankstelle erfrischen. Trinkwasser, Mineralwasser, Iso, Apfelschorle werden angeboten. Vom Aqua bekomme ich einen Wasserbauch. Also kehre ich ein paar Meter danach in einer Weinverkostungsanlage ein. Das Glas ist gut gefüllt und trotzdem im Nu leer. Und augenblicklich setzt die Wirkung in Bein und Birne ein.

Etwa einen Kilometer führt uns nun die Laufstrecke über die Felder, dann erreichen wir Flein (Kilometer 7). 1188 wurde der Ort in einer Urkunde als Flina erwähnt. Der Name lässt sich umdeuten auf Kiesel oder harter Stein. Vielleicht ein Bezug zum Felsen des Kirchbergs, wo jetzt die Veitskirche wegen den Nebels nur schemenhaft herunter grüßt. Kurz zuvor können wir einem kurzen Konzert, gespielt mit vier Händen, lauschen. Zwei Männer bearbeiten ein Klavier. Wie zuvor in Sontheim sehen wir auch hier viele Zuschauer, die uns mit Ratschen und Klatschen antreiben.

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Informationen: Heilbronner Trollinger Marathon
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