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Laufberichte

Glück muss man haben

02.10.11

Der Start

 

Für die Marathonläufer fällt der Startschuss für den 7. swb-Marathon, allein das ist ja schon eine Glückszahl, um 9:45 Uhr. Bis dahin betrachten wir uns noch die Läufer auf ihrem Weg zum entsprechenden Startblock. Auf den Startnummern kann man nicht nur den Namen lesen, sondern auch das Alter und am interessantesten: die selbst eingeschätzte Zielzeit. Wir bekommen ja fast Komplexe. Danach würde kaum ein Läufer über 4 Stunden unterwegs sein. Wie fast immer, stellen wir uns ganz hinten ins Starterfeld als auch schon der Startschuss fällt. Die Atmosphäre ist entspannt als wir in die Obernstraße laufen auf der früher Pferdebahnen fuhren. Von 1821 bis 1824 wohnte hier die Serienmörderin Gesche Gottfried und in der "Rathsapotheke" soll sie ihr Gift gekauft haben. Die Straße gehörte zu den ersten Hauptstraßen des mittelalterlichen Bremens. 1157 wurde sie erstmals als „superior platea civitas“ erwähnt. Sie ist Teil einer weitläufigen Fußgängerzone und damit die Haupteinkaufsstraße der Bremer. Die Firma Karstadt betrieb schon 1902 hier ein Warenhaus.

Bremer Straßenmusikanten heizen uns ein. Stadtmusikanten gibt es seit dem 14. Jahrhundert in Bremen. Selbst der Großvater von Udo Jürgens ließ sich von den Musikanten inspirieren und uns motivieren sie heute. Jetzt sind wir am Brill. Es ist ein zentraler Platz in Bremens Mitte. Die Brauerei Beck und Co. ist durch das dort gebraute Becks Bier weltbekannt. Der Platz ist eine stark befahrene Kreuzung, aber die Polizei regelt die „Vorfahrt“ für uns. Der Brill war im Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert eine Pforte in der Bremer Stadtmauer. Die Bezeichnung Brill bedeute damals Loch oder Öffnung, zum Beispiel Abortöffnung. An der Strecke sind heute für uns allerdings eine Reihe von Plastikhäuschen aufgestellt worden.

KM 1: Im Mittelalter befand sich ein erster Hafen in der Balge, die durch den Schnoor floss. Später wurde dieser Hafen an die Schlachte am Weser-Ufer verlegt. Da die Weser immer mehr versandete, entstanden schon bald große Probleme. Und so wurde ein neuer Hafen in Vegesack im Norden der Stadt angelegt. Die einfachste Art die Bremer Häfen kennen zu lernen, ist mit einer  Hafenrundfahrt. Die Schiffe starten am Martinianleger und daher sind hier überall viele Touristen unterwegs.

KM 2: Wer knorrige alte Bäume liebt, der findet sie in den Bremer Wallanlagen. Hier steht auch die 200 Jahre alte Baumhasel. Der ursprünglich aus Kleinasien stammende Baum überlebte nicht nur die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs, er trotzte auch einer Windhose, die 1993 schwere Verwüstungen in den Wallanlagen anrichtete. In den 50er Jahren, so ist zu lesen, füllte man ein Loch im unteren Stamm mit Beton aus. Wer das überlebt…

Bei KM 3 kommen wir zum Wahrzeichen der Wall-Anlagen: Der holländischen Galeriemühle. Sie ist die einzige von ehemals 12 Mühlen, die heute noch existiert.

 

Fahrrad- und umweltfreundliche Stadt als Ziel 

 

Bremen möchte fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands werden und ist damit auf einem guten Weg. Bei KM 4 passieren wir eine Fahrradzählstadion. Die über Zählspulen im Boden erfassten Zahlen sollen Radverkehrsströme erkennbar machen und feststellen, wie viele Radfahrer in Bremen stündlich, täglich, monatlich und jährlich unterwegs sind. Auf der installierten Anzeigesäule gibt es sogar ein "Dankeschön" an die Fahrradfahrer – für ihren Beitrag zum Umweltschutz.

Bei KM 6 laufen wir auf das Hotel Kuhhirten zu. In der Nähe befindet sich auch eine kleine Weser-Fähre. KM 8: Habenhauserdeich. In den 1930er Jahren wurde dieser Deichabschnitt vorverlegt und begradigt. Auf dem so gewonnenen Bauland wurden Kasernen gebaut (Niedersachsendamm), die heute allerdings zu einem guten Teil zivil genutzt sind.

KM 10: Holzdamm - wir sind knapp eine Stunde unterwegs. Die Strecke motiviert. Ganz anders als in Berlin. Wer die Bremer – nur weil sie im Norden leben – für unterkühlt hält, wird heute eines Besseren belehrt. Stimmung pur, auf eine angenehme Art und Weise. Überall höre ich Bremer Stadtmusikanten. Wunderschön ist hier das Nah-Erholungsgebiet Werdersee. Einige hundert Meter kann ich neben der Strecke auf einem Trampelpfad laufen und das tut den Füssen gut. Alle 2,5 Kilometer bekommen wir Schwämme, Getränke und Verpflegung von sehr freundlichen Helfern gereicht.

Wisst ihr eigentlich was Bremer Klaben, Knipp oder Bremer Kluten sind? Da kommt mir doch eine Idee: Ich könnte ja mal über regionaltypische Gerichte an Verpflegungsstationen diverser Marathonläufe berichten.

Bei KM 11 erwartet uns ein größerer Grünabschnitt mit Ausblick auf die Weser. So schön das hier ist, aber auch hier müssen die Anwohner mit den Landeanflügen der Flugzeuge auf den Bremer Flughafen leben. Nun laufen wir schnurgerade auf das bereits 1905 erbaute SWB-Kraftwerk Bremen-Hastedt zu und kommen zum Weserwehr. Das Bremer Weserwehr wurde 1993 in Betrieb genommen. Es ersetzt das alte Wehr von 1911. Von weitem dröhnt aus großen Musikboxen „Highway to Hell“. Stimmt, das ist hier wohl auch der höchste Anstieg der gesamten Strecke. Ich find´s einfallsreich dort so musikalisch „hochgepeitscht“ zu werden. Hier kann ich doch meine antrainierte Bergstärke mal so richtig ausspielen. Noch höher ist nur der Hügel der Mülldeponie in Bremen-Blockland mit 49 m ü. NN.

Wir sind bei KM 15. Wahrscheinlich begeben sich nun die Halbmarathonis auf die Strecke. So langsam kommen wir zur Kurfürstenallee. Der schnellste Marathonläufer wird nach rund 2:30 Stunden im Ziel erwartet.  Anstatt auf Marathon-Weltstars, wie in der Hauptstadt, konzentriert man sich hier auf die Top-Läufer der Hansestadt und dem niedersächsischen Umland. KM 18. Wow, was passiert hier? Die Strecke führt durch eine Unterführung und da unten geht’s ab. Laserdisco und DJ. Bei 20 KM biegen wir in die Marcusallee. Da fällt mir mein Kollege ein. Denn auch wer es eher technisch-deftig mag, der kommt in Bremen auf seine Kosten. Werder, Beck's, Mercedes...

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Informationen: Bremen Marathon
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