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Laufberichte

Der Jubiläumslauf rund um den Wolfgangsee

16.10.11
Autor: Klaus Duwe

Franz Zimmermann kennt viele Geschichten, bei denen Läufer heutzutage ungläubig den Kopf schütteln. Aber in den 1970er Jahren war das Laufen, wir verstehen darunter hier ja immer das Laufen über lange Distanzen, Sache einer kleinen Minderheit. Erst recht in Österreich, wo man zu der Zeit Sport fast nur im Winter betreibt. Läufer werden eher argwöhnisch betrachtet.

Einmal muss er sich bei einem Trainingslauf von einem Bauern fragen lassen, ob er was gestohlen habe, oder warum er sonst so schnell renne. Deshalb rudert der oft mit einem Boot über den Wolfgangsee zu Stellen, wo er unbeobachtet seiner Leidenschaft nachgehen kann.

Natürlich gibt es kaum Wettkämpfe und so überlegt es sich der Franz, ob man nicht einen Lauf in dieser wunderschönen Landschaft veranstalten könnte. Am besten wäre es, man liefe um den kompletten See. Am Stück ist er das noch nie gelaufen. Zusammen mit einem Freund erkundet er die Strecke. 27 Kilometer kommen zusammen. Ob sich darauf jemand einlässt?

Ja, genau 13 Läufer lassen sich am 26. Oktober 1972 auf das Abenteuer Wolfgangseelauf ein, mitgezählt der Veranstalter Franz Zimmermann. Er gewinnt das historische Rennen. Dass es der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte ist, ahnt niemand.

Der Lauf „Rund um den Wolfgangsee“, so die korrekte Bezeichnung, findet immer mehr Freunde, die Teilnehmerzahlen steigen und erreichen im Jubiläumsjahr 2011 mit über 3100 ihren höchsten Stand. Damit ist der Lauf der größte seiner Art in Österreich und im ganzen Land gibt es unter 650 Laufveranstaltungen nur 4, die älter sind.  Und jetzt kommt’s: Der Chef ist nach 40 Jahren noch immer jener Franz Zimmermann, der die Idee zu dem Lauf hatte, ihn aus der Taufe hob, etablierte und ihn zum Klassiker machte. Eine wahrlich rekordverdächtige Leistung.

„Einmal zumindest solltest Du diesen Lauf machen“. Das wurde mir schon oft gesagt. Aber Ihr kennt mein Problem. 27 Kilometer sind kein Marathon. Jetzt zum Jubiläum wird dieses Hindernis beseitigt. Es gibt den 1. Salzkammergut Marathon. 230 Läuferinnen und Läufer haben sich dazu bereits angemeldet. Aufgrund des schönen Wetters kommen bestimmt noch etliche dazu, sodass vielleicht sogar das Limit von 250 auf Anhieb erreicht wird. Besonders freut es die Veranstalter, dass die Meldezahlen beim Klassiker darunter nicht leiden. Im Gegenteil. Mit über 1500 liegen sie sehr deutlich über denen der letzten Jahre.

Den Auftakt machen am Samstag die Kinderläufe in Strobl.

Derweil holen sich die Läuferinnen und Läufer im Michael Pacher-Haus, wo es auch eine kleine Marathonmesse gibt,  die Startunterlagen. Am Abend gibt es an gleicher Stelle den sogenannten Läufercocktail, der ein liebevoll gemachter bunter Abend ist mit viel Humor, Folklore, launigen Reden und der Ehrung der Jubiläumsläufer. Höhepunkt sind die Würdigungs- und Dankesworte an Franz Zimmermann, die die anwesenden Läuferinnen und Läufer mit standing Ovations begleiten. 

Kennt jemand eine Laufveranstaltung, die der Ideengeber und Initiator 40 Jahre lang an verantwortlicher Stelle organisiert und weiterentwickelt? Ich bin sicher: Das ist Weltrekord! Glückwunsch und aufrichtigen Dank an Franz Zimmermann.

Sofort wird die riesige Jubiläumstorte angeschnitten und an die Läuferinnen und Läufer mit Kaffee verteilt. Ein toller Abend, für den Jubilar und die vielen Anwesenden.

Der Jubiläumsauftakt ist schon mal großartig gelungen. Jetzt muss nur noch gelaufen werden. Die Wetterprognose passt zur Feststimmung: Strahlender Sonnenschein und knapp zweistellige Temperaturen. Wenn nur die Erkältung nicht wäre. Statt der Beine läuft bei mir seit Tagen die Nase, begleitet von sporadischem Hustenreiz. Den Marathon schminke ich mir ab und tausche die Startnummer. Den 27 km langen klassischen Lauf rund um den See werde ich in gemütlichem Tempo bestimmt schadlos überstehen und kann euch so über den wesentlichen Teil der Strecke authentisch berichten.

Der Marathon-Start ist um 9.30 Uhr in Bad Ischl. Shuttlebusse bringen die Aktiven pünktlich zu ihrem Einsatz. Es ist ein kluger Schachzug, die alte Kaiserstadt in die Veranstaltung einzubeziehen.  Die 14.000 Einwohner zählende Stadt hat zwar eine lange Geschichte, erlebte aber ihre beste Zeit, nachdem  im 19. Jahrhundert mit den ersten Solebädern der Grundstein als Heilbad gelegt wurde. Metternich und der Erzherzog Rudolf kamen nach Ischl, später auch Kaiser Franz Joseph I., der im Seeauerhaus (heute Museum) mit Sisi Verlobung feierte und sich eine Sommerresidenz (Kaiservilla und Kaiserpark) errichtete.

Von der Trinkhalle führt die Strecke zunächst durch die alte Bäderstadt, wo man an manchen Stellen glaubt, die Zeit sei stehen geblieben. Auf der genau 15,3 km langen Strecke  über Kreutern, Pfandl, Rußbach und Graben bis St. Wolfgang müssen die Marathonis ungefähr 100 Höhenmeter bewältigen. Außer dem Anstieg beim Gasthof Reha (km 6) sind jedoch keine ausgesprochen steilen  Abschnitte dabei.  Die ersten Läufer erreichen St. Wolfgang kurz vor dem Start des 27km-Klassikers.  Die Strecke führt um das Startgelände am Markt herum. Der donnernde Applaus der über 1500 Starter erreicht sie dennoch.

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Informationen: Wolfgangseelauf
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