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Laufberichte

30 Grad und kein Hitzefrei

29.04.12

Run durch die Sächsische Schweiz

 
Gleich der erste Kilometer unseres Kurses entpuppt sich als Nadelöhr. Denn das Asphaltband, auf dem wir uns bewegen, ist auf der einen Seite durch die Uferböschung, auf der anderen durch die hoch aufragenden Mauern der Eisenbahntrasse begrenzt. Nichtsdestotrotz: Gerade dieses erste Stück mit dem weiten Blick über den trägen Fluss, die von dichtem Grün überwucherten steilen Hänge und den immer näher rückenden Festungsfelsen ist optisch ein besonderer Leckerbissen. Hier dürfen wir das Elbsandsteingebirge gleich von einer besonders schönen Seite erleben.

Das sich beidseits der Elbe in Sachsen und im tschechischen Nordböhmen erstreckende Mittelgebirge erreicht mit seinen bis auf maximal 723 m üNN reichenden Gipfeln zwar nicht besonders beeindruckende Höhen. Wasser, Wind und Wetter haben aus dem konsistenzbedingt leicht erodierenden Sandsteinfels jedoch eine einmalige Gebirgslandschaft mit steilen, schroffen Wänden, Tafelbergen, tiefen Spalten und Schluchten, Kaminen, Höhlen und vielerlei anderen bizarr geformten Felsskulpturen geschaffen, was ihr - auf deutscher Seite - auch den Namen “Sächsische Schweiz” eingetragen hat.  Entstanden ist das Gebirge in der Kreidezeit vor etwa 100 Millionen Jahren aus dem sich zu Fels verdichtenden Sand am Grund des damals Mitteleuropa bedeckenden Meeres. Heute ist das Gebirge ein Hot Spot vor allem für Kletterer, Wanderer, aber auch des Sightseeing-Tourismus - und heute für die Läufer. 

Durch einen Tunnel wechseln wir nach dem ersten Kilometer auf die andere Seite der Bahntrasse und tauchen ein in dichten Wald. Fast schon eine Erholung ist dies, denn der windgeschützte sonnendurchflutete erste Kilometer hat die Schweißporen schon ordentlich auf Touren gebracht. Wo die Elbe verläuft, können wir nur noch mutmaßen. Unsere Laufstrecke folgt dem Elbradweg, von dem allerdings heute die Radler verbannt sind. Im leichten Auf und Ab geht es dahin. Hinter uns können wir nochmals einen Blick auf die Festung Königstein werfen, nun von der anderen Seite.  

Etwa ab km 4 lockern Wiesen das dichte Waldgelände auf und eröffnen uns damit wieder eine größere Perspektive auf die umgebende Bergland. Bei km 5 muss der gesamte Marathontross erneut die Bahngleise queren, dieses Mal oberirdisch. Aber Dank eines Arrangements des Veranstalters mit der Bahn müssen die Läufer nicht damit rechnen, vor geschlossenen Schranken zu stehen.

Eine schroffe Felswand am Horizont rückt näher. Am Fuße dieser Wand treffen wir, inmitten blühender Obstbäume, auf das hübsche mittelalterliche Dörflein Rathen (km 6). Bekannt ist Rathen vor allem als Ausgangspunkt für eine Wanderung über 487 Stufen zum berühmtesten und im Pflichtprogramm eines jeden Touristen stehenden Punkt des Gebirges: Der Bastei.

 

Zu Füßen der Bastei

 

Mächtig türmt sich die Felsformation der Bastei vor unseren Augen auf. 194 Meter steigt der Fels hier senkrecht aus dem Elbtal empor und von der Aussichtsplattform hoch oben, an der Abbruchkante des Felsenriffs, genießt man ein grandioses Panorama über das weite Tal, den sich hindurch schlängelnden Fluss und die umliegenden waldumwucherten Felsstöcke. Nicht minder beeindruckend ist der Blick dort oben in die andere Richtung: Auf die im tief zerklüfteten Fels eingebettete Felsenburg Neurathen, in deren natürlichen Verteidigungsring der Basteifelsen einst integriert war, was auch deren Namen erklärt. Über die dazwischen liegende 40 Meter tiefe Schlucht, Mardertelle genannt, spannt sich seit 1851 eine siebenbögige Sandsteinbrücke. Das Motiv dieser Brücke mit der umgebenden bizarren Felslandschaft ist das ohne Zweifel meistfotografierte der Sächsischen Schweiz und quasi ihr Aushängeschild.

Aus unserer Ameisenperspektive bekommen wir von der Brücke nur ein Teilstück zu Gesicht, aber immerhin: eindrucksvoll ist dies allemal. Einen “richtigen” Ausflug zur Bastei sollte sich jedoch kein Marathoni entgehen lassen. Man kann übrigens auch ganz bequem mit dem Auto hinauf fahren. 

An der Bastei vorbei verliert sich unsere Laufstrecke wieder im dichten Laufwald. Es folgt die profilierteste Passage unsere Kurses. In einer Bandbreite von etwa 30 Höhenmetern bewegen sich die An- und Abstiege. Aber im schattigen, vom lichten Grün der jungen Blätter erfüllten Wald fällt das nicht allzu schwer.

Hinter km 9 lichtet sich das Gehölz. Nur kurzzeitig ist uns der Blick auf die Elbe unter uns vergönnt, ehe es hinab in die Ortschaft Wehlen und gleich danach weiter am Bahndamm entlang durch den Wald geht, nun allerdings im Flachen. Fast ein wenig enttäuscht bin ich, dass die unmittelbaren Elbkontakte so rar sind. Das ändert sich allerdings ab km 11 grundlegend: Denn hier schwenkt die Strecke unter dem Bahndamm hindurch direkt an das Flussufer hinab und wird es bis zum Ziel nur noch selten verlassen.

Weit reicht der Blick durch das sich öffnende Elbtal, über saftig grüne Wiesen mit gelben Farbtupfern aus Primeln und Löwenzahn, durchbrochen von blühenden Bäumen und einsamen Häusern. Und mittendrin fließt gemächlich der breite Fluss. Die das Tal begrenzenden dichtbewaldeten Hügel steigen sehr  viel weniger dramatisch als in Königstein oder Rathen an. Kilometer um Kilometer durchmessen wir diese Elbidylle.

Immer weiter flachen die Hügel ab, bis wir bei km 17 den Stadtrand von Pirna erreichen, das auch als das westliche Tor zum Elbsandsteingebirge bezeichnet wird.

 
 

Informationen: Oberelbe-Marathon
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