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Laufberichte

Zum Feiern und Laufen nach Münster

 

Ich freue mich sehr, vom den 18. Münster Marathon berichten zu dürfen, der Jahr für Jahr beweist, zurecht zu den beliebtesten Marathons in Deutschland zu zählen.Die hervorragenden Platzierungen bei der Wahl zum "Marathon des Jahres" belegen dies.

Mehrere Highlights sind angekündigt und gingen im Vorfeld durch die Presse: Neben den schnellen Männern welche auf Bestzeit-Jagd gehen möchten, starten fünf Frauen aus Südamerika und Türkei, um ihre Olympia Qualifikation zu laufen. Etwas nationaler starten Markus + Jenny als Rückwärtsläufer und teilen sich die Strecke. Die erste Hälfte Jenny rückwärts und Markus vorwärts, dann ab dem Halben umgekehrt. Besonders originell finde ich den Einsatz eines Besenbusses. Dieser fährt ab km 16 hinter dem Feld her und wer nicht mehr kann und mag, kann sich in den Bus setzen und wird ins Ziel gebracht.

Aufgrund der Startzeit um 9 Uhr, einer zweistündigen Anreise und vieler zu erwartender  Straßensperrungen in der Stadt entschließe ich mich am Vortag anzureisen. Ganz entspannt komme ich Samstagabend zur Startnummernausgabe im Paulinum an und bin überrascht, wie ruhig und gelassen es zu geht. Bereits am Freitag wurden von 13:30-19:00 und Samstag von 10:00-19:00 die Startunterlagen verteilt. Die Pasta Party läuft auf dem Schulhof und die Marathonmesse in der Turnhalle. Hier stehen für morgen auch Duschzelte bereit. Ein Kleiderbeutel wird mit meiner Startnummer beschriftet. Neben den Sponsor-Kleinigkeiten wie Traubenzucker, Duschgel und Wassereis befinden sich noch zwei wirklich tolle Give-Aways darin: Eine Gürteltasche und ein Microfibre Handtuch! Super! Sowas gab’s in meinen  8 Läuferjahren noch nie. Eine willkommene Abwechslung, nachdem sich Trinkflaschen und Buffs inzwischen zu Hause stapeln.

 

 

Mir steht eine merkwürdige Nacht bevor. Für 9 Uhr Startzeit plane ich den Wecker auf 7 Uhr zu stellen. Die übliche leichte Nervosität vor einem Marathon lässt mich unruhig schlafen. Und dann kam ein Traum…. Ich verschlafe und komme 1 Stunde zu spät zum Start, nach Diskussion mit dem Organisator versichere ich glaubhaft, dass ich die Stunde aufhole und rechtzeitig ins Ziel komme. Ich rase über die Strecke, es geht durch Weinberge und beschauliche Orte, an den VPs immer die gleiche Diskussion, dass ich eigentlich aus dem Rennen genommen werden müsste…. Da klingelt mein Wecker! Es ist 8 Uhr!!! Ich habe mich um eine Stunde vertan.

Leicht gestresst komme ich 13 Minuten vor dem Start auf dem Schlossplatz an und atme durch. Bis hierhin hat es im Tiefflug geklappt. Wir haben 12 Grad und der Blick zu Himmel lässt Hoffnung aufkommen dass wir es, entgegen der Vorhersage, vielleicht trocken über die Strecke schaffen könnten.

Ich beginne eine Foto Exkursion unter dem Startbogen, hier werden gerade die Top Athleten vorgestellt. Der Weg Richtung Ende der Startaufstellung führt mich an tausenden Startern vorbei. Alle sind entspannt, auf dem riesigen Schlossplatz kommt keine Enge auf.  Beim 5 Stunden Pacer reihe ich mich ein und fühl mich zu Hause. Michael, Jeff und Christian kommen gerade vom 24 h Lauf in Reken und wollen es ruhig angehen, kurzes Gespräch mit  Tanja, da sehe ich Uwe. Er hat eine schöne Kamera dabei. Tolle Stimmung, dann geht es vorne schon los. Das Startfeld ist in Blöcke aufgeteilt, die jetzt aufgelöst werden. Der Startschuss fällt und das Feld geht relativ zügig auf die Reise. Die Straße ist breit und nimmt die Massen an Läufern problemlos auf, die vielfach bei solchen Großveranstaltungen vorhandene Hektik gibt es hier in Münster nicht. Jede Menge Zuschauer verabschieden uns mit einem Heidenlärm.

 

 

Wir laufen in die Stadt und trotz des frühen Morgens und des angekündigten Regens sind auch hier schon viele Zuschauer an der Strecke. Ungefähr bei jedem Kilometer hängt ein Schild mit einem Motivationsspruch. Finde ich eine schöne Idee, man hat die meisten zwar irgendwann schon mal gehört oder gelesen, aber es ist eine willkommene Ablenkung.

Wie viele Verpflegungsstationen braucht man auf einem Marathon? Kommt drauf an. Hier in Münster kommt tatsächlich die nächste, bevor man eine vermissen kann. Sage und schreibe 15 sind es insgesamt. Offiziell. Dann kommen aber noch einmal fast genauso viele „private“ dazu, denn es wird gefrühstückt und gebruncht an der Strecke und dabei mit den Läuferinnen und Läufern gerne geteilt.

Vor mir taucht ein 100 MC Trikot auf, ich spreche Johann Spieker für ein kurzes Interview an. Über ihn wird nach dem Rennen mehrfach berichtet, da er als ältester Teilnehmer in der M80 geehrt wird. Knochentrocken erzählt er auf der Bühne, dass es sein 13. Marathon sei… für dieses Jahr. Aber es kommt noch besser: Es für ihn der 571. Marathon/Ultra insgesamt. Herzlichen Glückwunsch lieber Johann!

Nach rund 8 km nähern wir uns wieder der Innenstadt. Ich bin zufrieden, wie es läuft und lasse den 5 Stunden Pacer HaWe hinter mir. Ob ich das heute noch bereuen werde? Michel ist wieder als Clown auf der Strecke, auch er ist beim 100 MC gelistet und bringt es auf 168 Finish. Er ist heute wieder mit dem Fahrrad auf der Strecke und hat wie immer Spaß daran, in seiner unvergleichbaren liebenswerten Art das Läuferfeld zu begleiten und anzufeuern.

 

 

Zurück im Zentrum können wir am Prinzipalmarkt schon mal Zielluft schnuppern, aber unsere Strecke führt uns erst einmal wieder raus aus der Stadt. Bei km 10 km wird die Zeit genommen. Auf der folgenden Himmelreich Allee ist Afrika aufgebaut. Palmen, Elefanten, Krokodile Geparde und Safari-Jeeps  versetzen uns in eine andere Welt. Bei der Ausreise feuern uns noch zwei berittene Kamele an. Das machen sie beim Münster Marathon schon seit Jahren so, lasse ich mir sagen.  Wir umrunden den Aasee, dann den Zentralfriedhof und sind nach gelaufenen 13 km hinter dem Schloss angekommen und somit in unmittelbarer Nähe zum Start.

 

 

Kurz vor der 15 parkt der berüchtigte Besenbus, es ist zum Glück das erste und einzige Mal, dass ich ihn sehe. Es geht durch viel Grün über Gievenbeck Richtung Nienberge. Ich klinke mich bei Tanja ein, sie ist im Gespräch mit Daniela und Sebastian, die beide heute ihren ersten Marathon unter die Sohlen nehmen. Der Münster Marathon tut viel dafür, um Neulinge zu einen Marathon zu motivieren und sie darauf vorzubereiten. Diese hier sind noch super drauf und wir verquatschen Kilometer um Kilometer.

 

 

Wir queren die Autobahn und kurz dahinter durchlaufen wir den Halbmarathon mit erneuter Zeitnahme. Die dahinterliegende Wechselzone für die Staffeln liegt direkt am Friedhof. Nicht witzig, aber ich sag’s trotzdem: Es ist eine tolle Stimmung hier und alle sind weiter gekommen. Wir drehen eine Runde durch Nienberge, wo gefühlt sämtliche Einwohner an der Strecke sind und uns anfeuern.  

 

 

Jetzt beginnen 8 km Südkurs bis Roxel auf angenehm zu laufender Strecke durch viel Natur. Es ist jetzt ruhiger an der Strecke, aber einzelne Stimmungsnester gibt es immer wieder. Einmalig, das hätte ich so nicht erwartet. Sebastian muss abreißen lassen, er nimmt etwas Tempo raus. Daniela ist das genaue Gegenteil, rauscht nach vorne davon. Ob das gut geht?

Roxel wird erreicht, Zuschauermenge und Geräuschpegel steigen rapide an. Wir passieren km 30 und der Rückweg Richtung Münster beginnt mit einer erneuten Runde durch Gievenbeck. Mir scheint, unter den Ortsteilen gibt es einen Wettbewerb, wer die meisten Leute an die Strecke bringt und den meisten Lärm macht. Ich bin begeistert.

Julia, die ich eben einholen kann,  erzählt mir eine Anekdote, die mich genauso begeistert. Sie war beim Athen Marathon, ist dorthin aber nicht geflogen,  sondern mit dem Rad gefahren.  Das passt gut zu der Diskussion, die gerade bezüglich Viel- und Billig-Fliegerei stattfindet. Bei Kilometer 33 lasse ich sie ziehen, die Minions haben nicht nur Bier, sie sind auch bereit, dieses zu eilen.  Ich bin in guter Gesellschaft, Michael, Christian und Jeff sind auch da.

 

 

Am Mergelberg in Gievenbeck ist Bergfest. Ja, bin ich denn auf dem Oktoberfest? In Dirndl und Lederhose wird gefeiert, was das Zeug hält. Auch dieses Fest hat Tradition beim Münster Marathon. Allerdings wird jährlich das Outfit gewechselt. Zuletzt standen die Mädels in Brautkleidern an der Strecke, weiß mir ein „Stammläufer“ zu berichten.

Der Berg hat zum Glück nur 1-2 Höhenmeter und ist leicht zu nehmen. Kilometer 35, ich hole Daniela wieder ein, rede motivierend auf sie ein und laufe weiter. Sie wird ihren ersten Marathon ganz sicher unter 5 Stunden finishen.

Wir erreichen erneut Afrika und Uwe, den ich zwischenzeitlich wieder eingeholt habe, verspricht mir ein Glas Wein bei km 41. Und tatsächlich bei „Schoppi“ gibt es einen  „Chateau Chaos“. Während Uwe und Irina sportlich nur ein Foto schießen und dann Richtung Ziel jagen, genieße ich ein gut temperiertes Tröpfchen Rotwein in netter Gesellschaft. Gerne würde ich auf ein zweites Glas bleiben, aber unter 5 Stunden sollte ich doch bleiben.  Also weiter.  

 

 

Der letzte Kilometer ist reiner Hochgenuss. Die Stadt ist voll mit Menschen, die Stimmung sensationell, wir werden regelrecht ins Ziel auf dem bunt geschmückten Prinzipalmarkt getragen. So was habe ich noch selten erlebt. Obendrauf gibt es eine wie immer toll designten Medaille, auf dem Band der Münster-Marathon-Slogan „Pure  Lust am Laufen. Für mich persönlich gibt es noch eine weitere Überraschung: Eine junge Dame überreicht mir meinen Talisman, ein kleines Nici Krokodil, das ich auf der Strecke verloren hatte. Sie erzählt mir, dass sie das Tierchen die ganze Strecke bei sich hatte. Und ich freue mich, dass es wieder da ist!

Im großzügigen Finisherbereich gibt es die Zielverpflegung, Gratulationen untereinander und bei allen große Freude, es geschafft zu haben. Vor allem auch bei Daniela und Sebastian, die ihren ersten Marathon finishen.  Herzlichen Glückwunsch.

Münster hat mich geflasht. Eine flache, abwechslungsreiche und schöne Strecke. Stimmung ohne Ende. Zu den tausenden Fans und Zuschauern kommen viele Künstler (fast schon legendär sind die Stelzenläufer) und Musiker.

Es gab weder neue Streckenrekord, noch haben die eingangs erwähnten Läuferinnen ihre Olympia-Qualifikation geschafft.  Auf der Marathon-Party stört das aber keinen. Der Münster Marathon zählt zu den ganz wenigen Veranstaltungen in Deutschland, die nicht versuchen mit einem „Halben“ die Teilnehmerzahlen zu pushen. Ich hoffe, sie halten das durch.

Ich noch keinen so stressfreien und genussvollen Stadtmarathon erlebt. Es stimmt, in Münster spürt man die pure Lust am Laufen!

 

Bildgalerie von Markus Pitz

 

 

 

 

Männer im Ziel: 1354

  1. James Barmasai – Kenis -  2:11:40
  2. Edwin Kirwa – Kenia -  2:12:58
  3. Mark Kangogo – Kenia –  2:14:38

Frauen im Ziel: 374

  1.  Chaltu Negasa – Äthopien –  2:30:59
  2. Chaltu Chawo – Äthopien  – 2:31:09
  3. Cynthia Chechirchir Kosgei –  Kenia - 2:32:50

Staffeln im Ziel: 1462

  1. Laufladen Endspurt – 2:30:06
  2. LSF Münster – 2:31:52
  3. Gymnasium Geseke – 2:36:09
 

Informationen: Volksbank Münster-Marathon
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