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Laufberichte

Randnotizen

26.02.12
Autor: Klaus Duwe

 

Geschichten, wie sie Läufer lieben

 

Jedes Jahr kommen mehr Deutsche zum Marathon nach Malta. Mit den Engländern sind sie die stärkste ausländische Gruppe. Natürlich sind viele Bekannte darunter und sogar einige ganz Bekannte. René Strosny und seine Angela zum Beispiel. Sie haben die Reise beim Arque-Lauf gewonnen. Der ist mit seinen 34,630 km zwar kein Marathon, aber man sieht, es lohnt sich, auch mal so was mitzumachen. Sonst sind die Beiden ja eher auf ultralangen Distanzen und Etappenläufen unterwegs. 

Wir unterhalten uns erst ein paar Minuten, schon sind wir beim Thema Trans-Europa-Lauf. „Wie war das, erzählt mal“.

Trans-Europa-Lauf , das ist dieser Monsterlauf, wo an 64 Tagen von Bari im Süden Italiens bis ans Nordkap 4.485 km zurückzulegen waren. René Strosny belegte den 3. Platz. Das alleine hätte außer ihm aber inzwischen fast jeder vergessen, wenn es diese unglaubliche Geschichte nicht gäbe:

Es läuft gut für René Strosny. Nach einem Drittel der Strecke liegt er auf dem zweiten Platz, zwei Stunden vor dem Japaner Takasumi Senoo. Aber was sind zwei Stunden? Jeder bekommt bei einem solchen Lauf mal eine Krise. Und als René an der Reihe ist, zieht der Japaner vorbei. 5 Minuten ist sein Vorsprung, als sich René wieder berappelt. Vier Wochen lang laufen sie durch Schweden, sind sich ebenbürtig. Einmal liegt der Japaner vorne, dann wieder René. Takasumi kann seinen Vorsprung nicht ausbauen, René den Rückstand nicht aufholen.

Am Abend der vorletzten Etappe verspricht René Strosny, nicht mehr anzugreifen. Er habe sein Ziel erreicht. Er wollte ans Nordkap und das werde er auch schaffen. 

Dem Japaner  aber geht es dreckig. Er ist fix und fertig. Aber aufgeben kommt für ihn nicht in Frage. Der letzte Tag ist fürchterlich. Es ist Ende Juni. Minus 2 Grad zeigt das Thermometer, es stürmt und graupelt. Gut, dass nur 45 km zu laufen sind. René läuft sein Tempo und wundert sich, dass sich der Japaner nicht blicken lässt. Angie, die ihn das ganze Rennen über im eigenen Fahrzeug begleitet, erkundet die Strecke. Fast zwei Stunden liegt er hinter seinem Rivalen und sieht erbärmlich aus. Angie gibt ihm warme Kleidung und Getränke. Und sie motiviert ihn: „Mach vorwärts, René wartet auf Dich!“

Warten ist nicht. Es ist zu kalt. So langsam wie nur möglich trabt René vor sich hin. Einen Kilometer vor dem Ziel bleibt er stehen, fast steif vor Kälte. Dann sieht er Takasumi, ein Häuflein Elend, das sich mühsam auf den Beinen hält. Er weicht ihm nicht mehr von der Seite, nimmt seine Hand und lässt sie nicht mehr los, bis sie gemeinsam ins Ziel laufen und sich dort um den Hals fallen.

 

Die Angie-Story

 

Ganz so extrem ist Angie, die ihren Renè („Mein Hauptgewinn“) beim Deutschlandlauf kennengelernt hat, nicht. Aber so Sachen wie Marathon des Sables, Badwater oder Trans Gaulle hat auch sie gefinisht. Ganz lustig ist, wie sie zum Laufen gekommen ist. Das hat wieder mit dem schon erwähnten Arque-Lauf zu tun. Ihr damaliger Lebenspartner nahm daran teil und ….. gewann den Hauptpreis: eine Reise nach Brasilien mit Teilnahme am Sylvesterlauf.

Natürlich wollte sie mit. Das Problem war nur, sie war bis dahin, 1997, zwar nicht unsportlich, aber Laufen war ihr zu blöd. Ihr Freund bestand aber darauf, dass sie an dem Rennen teilnimmt und hat sie auch, so gut es ging, vorbereitet.

Es gab zwei Rennen, das der Frauen und einen Tag später das der Männer. Beide bekamen sie als Special-Guests Startnummern für’s Elitefeld, das 500 m vor dem Hauptfeld Aufstellung nimmt. Angie bekommt noch heute einen roten Kopf wenn sie erzählt: „Könnt ihr euch vorstellen?  Ich, blond und hellhäutig,  zwischen lauter schwarzen Gazellen? Ich, die blutige Anfängerin zwischen lauter Asse?“

Als der Startschuss fällt rennt sie los, so schnell wie nie und sieht trotzdem nur die Hacken ihrer „Gegnerinnen“. Das Volk grölt. Irgendwann kommen von hinten die Schnellsten und dann wird sie endlich vom Feld verschluckt.  Die Peinlichkeit hat ein Ende.

Ich liebe solche Geschichten. Aber Zurück zu Malta. Wie hat es den Beiden gefallen? Überrascht sind sie. Die Insel ist schön, abwechslungsreich und voller Sehenswürdigkeiten. Dass es wärmer als in Deutschland ist, ist natürlich ein weiterer Vorteil.

Und der Marathon? Auch der hat sie überrascht. Die Strecke hat zwar insgesamt deutliches Gefälle, aber zwischendurch gibt es spürbare Anstiege. Besonders René mag das aber sehr. Als Ultraläufer vernachlässigt er das Tempo etwas, kann aber auf Anstiegen voll durchziehen. Allerdings ist heute nicht sein Tag. Schon bei km 10 bekommt er muskuläre Probleme und lässt sich von Angie einholen, um mal wieder einen gemeinsamen 4-Stunden-Marathon zu absolvieren.

Manchmal kreidet man dem Marathon auf Malta an, dass nicht alle Straßen verkehrsfrei gehalten werden können. Kein Problem:„Na und, hin und wieder die Augen aufgemacht, dann geht das schon.“

Kommt ihr wieder mal nach Malta? „Bestimmt,“ sagen beide. Dann informiere ich sie darüber, dass Malta eine sehr beliebte Hochzeits-Insel ist. Sie  schauen sich an und lachen. Habe ich sie auf eine Idee gebracht?

 

Die Marathonsieger

 

Männer

1 MOHAMMED HAJJY 2:19:04
2  KABBOURI ABDELEKRIM 2:25:38
3 JONATHAN BALZAN 2:32:27
4  DENNIS MEHLFELD - Deutschland 2:33:13

Frauen

1  CARMEN HILI 3:03:16
2  MICHELLE VELLA WOOD 3:18:50
3  RITA GALEA 3:19:11


368 Finisher

12
 
 

Informationen: Malta Marathon
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