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Laufberichte

Venedig Marathon: Langer Anlauf ins Weltkulturerbe

24.10.10

Venedig voraus


Rechts kommt der Tronchetto in Blick. Neue Parkhäuser sind in den letzten Jahren in die Lagune hinein gebaut worden. Große Kreuzfahrschiffe liegen am Kai. Eines macht die Leinen los und begleitet uns Läufer entlang des Canale della Guidecca.

Zunächst bekommen wir nicht die schönste Seite von Venedig zu sehen. KM 37 sind wir noch auf der Brücke, dann geht es rechts ab und KM 38 sind wir im Hafenbereich. Über einen KM laufen wir hier, KM 39 ist an der Statione Marittima. Hier liegt ein gro-ßes Kriegsschiff. Der eben erwähnte Kreuzfahrer zieht vorbei und es kommt endlich die erste der 14 Brücken.

 

Über 14 Brücken

 

Vor jeder Brücke steht ein blaues Hinweisschild mit der Zahl der noch bis zum Ziel zu überlaufenden Brücken. Leider hat es schon auf der Ponte della Libertà angefangen zu regnen. Trotz des Regens sind die Stege jedoch gut zu überlaufen. Es sind bis zur Chiesa della Salute nur wenige Zuschauer an der Strecke. Die Strecke ist nun nicht mehr asphaltiert, aber die großen Steine als Untergrund sind trotz der Glätte durch den Regen gut zu laufen. Jedenfalls bei meinem lockeren Traben. Aber die Schnellen kamen ja noch im Trockenen rein.

Vor der Salute passieren wir KM 40. An der Spitze an der Pontonbrücke steht eine große weiße Figur. Stand sie am Donnerstag noch frei unter Bewachung eines auf-merksamen Aufsehers, so ist sie nun unter Glas vor „Zugriffen“ gesichert.

 

Hier bleib ich mal stehen


Die Pontonbrücke ist breit und stabil. Das Panorama ist beeindruckend. Gegenüber grüßen im Dunst und Regen auf der anderen Seite des Canale Grande Campanile, Piazza San Marco, Basilika und Dogenpalast.
Da muss ich doch einfach mal stehen bleiben. Das Panorama muss ich wirken lassen. KM 41 unmittelbar vor dem Markusplatz kommt noch früh genug.
Nach dem Verlassen der Pontonbrücke laufen wir bis zum Ziel durch ein fast durchgehendes Spalier von Zuschauern. Souvenirläden links und rechts machen mit uns heute kein Geschäft.

 

Acqua Alta statt Piazza San Marco

 

25 Jahre Venedig Marathon, zum Jubiläum soll es über den Markusplatz gehen. Darauf hatte ich mich wie viele andere gefreut. Ist aber nicht. Wir laufen am Rand der Piazetta San Marco, so heißt der abgesetzte Teil des Markusplatzes zwischen Dogenpalast, Biblioteca Marciana und Lagune.

Hochwasser, Acqua Alta, ist der Grund dafür, dass es nicht über den Markusplatz geht.  Die Entscheidung fiel erst am Renntag um 7:30 Uhr. Die Rennleitung hatte aber für diesen Fall einen ebenfalls AIMS- vermessene und anerkannte Marathonstrecke parat. Es gab unterwegs eine kleine Änderung, die mir als Läufer nicht auffiel. Vielleicht die kurze Wendestrecke im Parco San Guiliano? Das Überlaufen des Markusplatzes ist den Läufern nun für die nächste Auflage am 23. Oktober 2011 in Aussicht gestellt.

Am Eingang zur Piazetta stehen zwei hohe Säulen. Sie tragen  Marco (Markus) und Todaro (Theodorus), die beiden Stadtheiligen Venedigs. Marco ist durch den Markus-löwen vertreten. Todaro steht auf einem Drachen.

Ich gehe in die Knie. Nicht aus Ehrfurcht vor den Stadtheiligen. Nein, ich will ein Foto der Piazetta mit dem Campanile im Hintergrund machen.

 

Genusslaufen zum Ziel


Noch sieben Brücken sind es bis zur Ziellinie. Links von uns ist die Seufzerbrücke zu sehen. Der Dogenpalast und das über die Brücke erreichbare neue Gefängnis sind hier verhüllt. In Venedig wird halt immer irgendwo gebaut.

Ich genieße die letzten Meter und Brücken. Die Strecke ab KM 39 ist wirklich einmalig. Wer das erleben will, muss jedoch einen langen Atem haben und mächtig Anlauf ent-lang des Brentakanals nehmen.

Vor dem Ziel ist die Tribüne links gut gefüllt und macht Stimmung. Ich sehe viele ju-belnd ins Ziel laufende Marathonis. Nicht auszudenken was hier los wäre gäbe es statt Regen und Kühle Sonne und Hitze.

 

Fußweg zurück


Nach dem Zieldurchlauf nehmen uns freundliche Helfer den Chip von der Startnummer ab, reichen eine Wärmefolie und einen Beutel mit Verpflegung (je 1 Flasche Wasser und Iso, Banane und Apfel, dazu zwei kleine Kekse). Nun wird’s Zeit für die Medaille. Schwer ist sie, da hat man was zu tragen.

Die Kleiderbeutel liegen gut sortiert bereit und ich finde im Umkleidezelt sogar noch einen Platz zum Umziehen. Duschen gibt’s keine, das machen wir im Hostel.

Dieter hat's unter vier Stunden geschafft und ist schon umgezogen. Wegen der Warteschlange verzichten wir auf die Pasta und den freien Rücktransport per Schiff zum Tronchetto. Wir gehen noch einmal zu Fuß durch die Stadt.
Wiedersehen mit Karl-Heinz

Wir treffen noch einen alten Bekannten, Karl-Heinz aus Brekerfeld. Wir haben den ganzen Montag noch Zeit, um uns gemeinsam Venedig anzusehen. Eines unserer Ziele ist der Markusplatz, wo wir uns das Hochwasser aus der Nähe anschauen.

Zudem haben wir noch einiges von dem gemacht, was ich gleich unter Tipps aufführe. Wir sind uns einig, Venedig ist immer eine Reise wert. Und wenn man schon mal da ist, kann man auch gleich den Marathon laufen.

Für die Anmeldung sollte man sich jedoch nicht zu lange Zeit lassen. 2010 war der Lauf schon Anfang Juni ausgebucht.

Frage: Warum heisst der Marathon in Venedig eigentlich Venicemarathon? In Italien hätte ich Maratona di Venezia erwartet.

 

Tipps und Tricks


Ich war zum wiederholten Male in Venedig und kenne immer noch nur einen kleinen Teil der Lagunenstadt. Ich möchte aber, ohne als Reiseführer auftreten zu wollen, Euch einige Tipps für Venedig geben:

• Fahrt mit dem Wasserbus Linie 1, fährt den ganzen Canale Grande ab, man sieht jede Menge Palazzi, Rialto Brücke, Markusplatz, fährt auch zum Lido

• Campo San Rocco / Campo dei Frari mit Chiesa di San Rocco und Chiesa  Santa Maria Gloriosa dei Frari – kurz Chiesa dei Frari. Die 3 € Eintritt zur Frari lohnen allemal, San Rocco ist kostenfrei. Der San Rocco gegenüber liegt die Grande Scuola di San Rocco. Im 16. Jahrhundert erbaut hat Tintoretto in 24 Jahren das Gebäude mit über 60 Gemälden „ausgemalt“.

• Buchladen / Antiquariat mit Gondel als „Bücherregal“ am Campiello del Tintor

• Osteria all Alba, Weinstube nahe bei Rialto Brücke

• Cantine del Vino ora Schiavi, gegenüber Gondelwerft am Rio di S. Trovaso / Ponte S. Trovaso, leckerer Wein und Häppchen.

Arrivederci Venezia!

Fazit
Wem ein langer Anlauf nichts ausmacht wird Spaß am Marathon mit sehenswerten letzten Kilometern haben. Organisation gut.

Sieger
Frauen

1. Makda Harun Haji, Äthiopien 2.28,08 Std.
2. Elizabeth Chemweno, Kenia 2.29,21 Std.
3. Elena Ruhliada, Russland 2.30,41 Std.

Männer
1. Simon Kamana Mukun, Kenia 2.09,35 Std.
2. Sahle Warga Betona, Äthiopien 2.09,47 Std.
3. Peter Muriuki Nderitu, Kenia 2.10,52 Std.

 
 


 
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