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Laufberichte

Den Kreis geschlossen - oder: Ausgeträumt

26.08.07
Autor: Klaus Duwe
Der Mythos Mont Blanc zieht 3.928 Läuferinnen und Läufer aus 44 Ländern in seinen Bann

 

Es ist das größte Ultra-Bergrennen der Welt – alleine die Streckendaten jagen einem Schauer über den Rücken: 163 km, 8900 HM, 46 Stunden Zeitlimit. Wenn man den Läufern beim CCC (Courmayeur-Champex-Charmonix) für 86 km mit 4500 HM 24 Stunden Zeit lässt, ist das auch nicht besonders großzügig, sondern den Schwierigkeiten der Strecke durchaus angemessen. Wer sich als 10-Stunden-Finisher des Davoser K 78 ausrechnet, hier die Nacht schlafend auf einer Hütte verbringen zu können, hat sich jedenfalls gewaltig getäuscht.

 

21 Stunden war ich letztes Jahr für die 86 Kilometer unterwegs und stieß an meine Grenzen. Aber der Mythos des Rennens hatte mich erfasst, ich wollte mehr, ich wollte alles, ich wollte die ganze Runde schaffen. 28 Marathons bin ich in diesem Jahr als Vorbereitung gelaufen, darunter einige Ultras und die Bergmarathons Liechtenstein, Graubünden, Zermatt, Davos und Gondo.

 

Meine Hoffnung auf ein erfolgreiches Finish beruhte auf einer simplen Rechnung: 86 km habe ich in 21 Stunden (inklusive Pausen) geschafft, das ist ein Stundenschnitt von 4,10 Kilometer. Gefordert werden auf der großen Runde 3,50 Kilometer, davon bis Courmayeur 4,10 und für den „Rest“ 3,20 Kilometer. Eberhard hat als Mathematiker das ganz detailliert durchgerechnet, sogar noch Nachtzuschläge einkalkuliert und viele andere Dinge berücksichtigt. Es deutete viel darauf hin, dass es klappen könnte. Eines hatte er nicht berücksichtigt: das Wetter, und das sollte gut werden, sehr gut sogar.

 

Am Donnerstag treffe ich bereits in Chamonix ein und gehe ins Sportzentrum, um die Formalitäten zu erledigen, die bei einem solchen Lauf sehr umfangreich sind. Gegen Vorlage des Ausweises bekommt man eine Checkliste, die an den folgenden Schaltern abgehakt wird.

 


Wichtigster Punkt ist die Kontrolle des Rucksacks. 1 Liter Getränk und Verpflegung müssen enthalten sein, ebenso elastische Binde, Wärmefolie, Regenschutz, Mütze, lange Hose und Trillerpfeife und zwei Stirnlampen mit Ersatzbatterien. Shirt und Socken sind empfehlenswert. Dann bekommt man die Startnummer, ein Armband mit den Chips für die Zeitnahme und das Veranstaltungs-Shirt (Super-Funktionsqualität!) und den Beutel für die Abfälle. Wer dabei erwischt wird, dass er Papier oder andere Abfälle wegwirft, wird disqualifiziert.

 

Dieses Jahr gibt es noch zwei Plastiktütchen für das Toilettenpapier, das Gebrauchte wohl bemerkt. Eine Urinflasche gibt es nicht. Im Ernst, das Abfallbeutelchen finde ich angebracht. Wenn jeder seinen Müll in der Landschaft hinterlässt, ist das bald das Ende solcher Veranstaltungen.

 

Die Atmosphäre ist unvergleichlich. Die Veranstaltung ist zu einem Weltereignis gereift. Läuferinnen und Läufer aus 44 Nationen sind am Start, erstmals auch die Extrem-Elite aus Amerika. Die weitaus meisten kommen allerdings aus Frankreich, hier ist das Trailrunning zuhause.

 

Die letzten Nächte habe ich nicht gut geschlafen. Die Nacht auf Freitag dagegen schlafe ich wie ein Murmeltier. Als ich allerdings zur gewohnten Zeit um 6 Uhr in der Früh die Augen öffne, ist es damit vorbei. Meine Gedanken kreisen um den gigantischen Lauf. Habe ich an alles gedacht, bin ich ausreichend vorbereitet?

 

Der Tag ist lang bis zum Start um 18.30 Uhr. Ich habe mich den Presseleuten angeschlossen, die nach Courmayeur fahren, um dort den Start des 86 km-Laufes zu erleben. Das italienische Städtchen am anderen Ende des Mont-Blanc-Tunnels platzt aus allen Nähten. 1.609 Aktive, die meisten mit Begleitung, sind angereist. Dazu kommen viele Urlauber, denn Courmayeur ist längst kein Geheimtipp mehr.

 

Gaukler sind in der Stadt und vertreiben den Wartenden die Zeit. Ich beneide die Aktiven, dass es für sie gleich los geht. Über Lautsprecher kommt die Information, dass man den Start verschiebt, am Tunnel ist ein langer Stau, die Busse kommen nicht pünktlich an.

 

Die Nationalhymnen von Italien, der Schweiz und Frankreich werden gespielt. Dann Vangelis, die Hymne des UTMB, dann geht es um 12.30 Uhr endlich los. Viel Glück, Kameraden!

 

Zurück in Chamonix, gebe ich beim Sportzentrum meine Kliederbeutel ab für Courmayeur (km 77) und Champex (km 122). Im Zelt nebenan ist die Pasta-Party. Wir sind in Frankreich, da darf man schon mehr erwarten, als einen Teller Nudeln. Also gibt es dazu Käse, Baguette und Joghurt. Wasser steht in großen Flaschen auf den Tischen. Viel kriege ich nicht runter, ich bin nervös.

 

Ich gehe zum Startplatz. Vor der Kirche und dem Starttor versammeln sich immer mehr der mutigen Läufer. Man kann die Atmosphäre mit nichts vergleichen. Es geht nicht darum, mal eben einen Marathon zu laufen. Es ist Freitag und es heißt: Tschüss, bis Sonntag. Es ist kein Lauf, es ist eher eine Expedition. Entsprechend ist die Ausrüstung der Cracks. Der Rucksack ist ja Pflicht, Stöcke fast obligatorisch. Kaum einer trägt normale Laufschuhe, die Trail-Variante muss es sein. Nie gesehene Trinksysteme sind zu bewundern und Tragetaschen mit Brust- und Rückenteil. Ein verrückter Haufen, kann ich nur sagen. Aber ihnen gehört die Bewunderung der Bevölkerung, die jetzt fast geschlossen in die Innenstadt drängt. Nur mühsam schafft es der Sprecher, die Geräuschkulisse mit technischer Hilfe zu übertönen.

 

Am Starttor sind Transparente angebracht mit den Flaggen aller teilnehmenden Länder. Vangelis wird gespielt, das Zeichen, dass die Warterei gleich ein Ende hat. Der Jubel unter den Zuschauern und den 2319 Läuferinnen und Läufer kennt keine Grenzen, als die Strecke endlich freigegeben wird. Die Ersten spurten davon, der Rest bahnt sich gehend den Weg durch die Stadt. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Nicht nur die Aktiven, auch die Zuschauer sind verrückt. Tränen sieht man über die Gesichter der Hartgesottenen kullern, es ist unglaublich. Erst als wir die letzten Häuser erreichen, setzt sich das Feld in Trab.

 

Wir laufen der Arve entlang, die nicht weit von hier am Col de Balme entspringt und gut 100 km weiter in die Rhone mündet. Der Weg ist fast flach und führt an felsigen Steilhängen vorbei. An jedem Parkplatz stehen Zuschauer und feuern uns an. Nach 7 Kilometern wird Les Houches erreicht und die Stimmung an der großen Verpflegungsstelle bei der Kirche erreicht noch einmal Citymarathon-Niveau. Dann kommt der Anstieg zum Col de Voza über den steilen Skihang, bei dem 650 Höhenmeter gemeistert werden. Trotzdem lässt man hier noch wenig Kraft, lediglich die Euphorie wird spürbar abgebaut.

 

Es dämmert, die Berge leuchten im Abendlicht und verzaubern die Landschaft. Der große Gasthof bei der Bergstation des Skiliftes ist hell erleuchtet, man sitzt wohl beim Abendessen. Etliche Gäste lassen sich aber das Spektakel nicht entgehen und feuern die Trailers an. Bei km 14 haben wir den höchsten Punkt (1793 m) erreicht. Jetzt muss die Lampe her und bei der Gelegenheit wird das Shirt gewechselt und eine Jacke übergezogen. 6 Kilometer geht es abwärts nach Saint Gervais. Laut Eberhard’s Plan sollten wir um 22.00 Uhr dort sein. Der Weg ist teilweise extrem steil und auch der geteerte Abschnitt geht dermaßen in die Oberschenkel, dass wir fast die ganze Strecke gehen. Um 22.28 Uhr sind wir an der großen Verpflegungsstelle, 28 Minuten später als geplant.

 

Der folgende Streckenabschnitt über 10 Kilometer mit 350 Höhenmetern durch das Val Monjoie nach Les Contamines (km 30) ist vergleichsweise gut zu gehen, auch in der Nacht. Trotzdem kann man seine üblichen Zeiten für eine solche Distanz vergessen. Wir sind zwei Stunden unterwegs und unser Zeitpolster beträgt gerade mal 18 Minuten. Wenn jetzt noch eine Krise kommt, schaffen wir es noch nicht einmal bis Courmayeur. Das ist aber mein ganz geheimes Minimalziel, dann hätte ich die Mont-Blanc-Umrundung komplett, wenn auch in zwei Etappen. Mit Eberhard kann ich darüber nicht reden, solche Gedanken hat er nicht. Den Ernst der Lage hat aber auch er erkannt, wir geben Gas.

 

Es geht zum Col du Bonhomme. Die Nacht ist sternenklar, wir haben fast Vollmond. Die Bergkulisse rundum erscheint uns wie ein Scherenschnitt, dahinter der tiefblaue Himmel und die Sterne. Schon dafür lohnt es sich, sich auf den Weg zu machen. Wenn bloß dieser Zeitdruck nicht wäre.

 

Bei km 38 erreichen wir auf noch nicht halbem Weg die Berghütte La Balme (1706 m) mit der Verpflegungsstelle. Ich habe Durst wie in der Wüste, obwohl ich unterwegs meinen ganzen Trinkvorrat aufgebraucht habe. Nur essen kann ich nichts, ich kriege nichts runter, schon die ganze Zeit nicht. Der leckerste Käse, die geschmackvollste Salami und das süßeste Schnittchen kann daran nichts ändern. Drei Becher Cola, einen mit Kaffee, Flasche füllen und weiter geht’s.

 

Der Weg wird zum Pfad und der Pfad wird immer steiler, schwieriger und unwegsamer, echt alpin. Trotz der Anstrengung verspüre ich keine Müdigkeit und es ist auch keinesfalls eintönig, durch die Nacht zu marschieren. Es ist schön, es einfach herrlich. Wenn bloß nicht …, ich muss weiter.

 

Auf 2479 Metern Höhe erreichen wir das Croix du Bonhomme (km 44) und ohne Pause machen wir uns auf den Weiterweg, denn 5 Kilometer weiter und 900 Meter tiefer wartet in Les Chapieux die nächste Cut-off-Stelle. Um 6.30 Uhr müssen wir dort sein. Um es genau zu sagen: dann müssen wir dort wieder weg sein. Maßgeblich ist nämlich der Zeitpunkt, an dem man die Kontrollstelle verlässt. Da hat sich schon mancher gewaltig vertan.

 

Der Weg abwärts ist nicht besser als der bergauf. Warum sollte das anders sein? Deshalb sind wir zunächst auch kaum schneller. Erst bei der Hälfte wird der Weg besser und später auch breiter. Trotzdem können wir keine Zeit gut machen. Wir bewegen uns immer im Rahmen der Vorgaben, mehr geht nicht. Deshalb bleibt auch in Les Chapieux, das wir um 6.12 Uhr erreichen, keine Zeit für ein Päuschen. Aber jetzt muss ich etwas Essen, sonst schaffe ich den nächsten Berg nicht. Ich probiere etwas von der Suppe. Sie ist gut, ich hole zweimal Nachschlag, alles im Stehen. Dann Lampen verstauen, Trinken, Flasche nachfüllen und weiter. Das Ganze dauert 10 Minuten. Beim Rausgehen kommt die Durchsage: noch 8 Minuten, dann ist Schluss.

 

Zum Col de Seigne, unserem nächsten Ziel, müssen wir deutlich zulegen, mahnt Eberhard. Er ist in großer Sorge. Ich sehe das lockerer, habe ja meinen geheimen Minimalplan. Aber auch dafür muss ich alles geben, sonst werde ich bei der nächsten Zeitkontrolle (Ref. Elisabetta) aus dem Rennen genommen. Also hänge ich mich an Eberhard dran.

 

10 Kilometer und fast 1000 Höhenmeter stehen auf dem Programm. Fast 5 Kilometer laufen wir auf einem guten geteerten Weg mit mäßiger Steigung aufwärts. 250 Höhenmeter schaffen wir so, ohne uns weh zu tun. Dann, bei der kleinen Bauernhofsiedlung von La Ville de Glaciers (km 54 – 1789 m) geht es rechts über einen Wildbach auf einem guten Naturweg weiter. Es dämmert und die Berggipfel werden nach und nach von den ersten Sonnenstrahlen erfasst. Es ist wunderschön, wenn bloß nicht …, ich muss weiter.

 

Der Weg wird schmaler, durch die weitläufigen Serpentinen ist er aber nicht übermäßig steil. Wir kommen sehr gut voran, später sehen wir in unserer Ergebnisliste, dass wir uns auf diesem Streckenabschnitt um fast 400 Plätze verbessert haben. Trotz der Eile kann ich nicht widerstehen, ich muss Bilder machen. Es ist einfach zu schön hier.

 

Schon von Weitem kann man die knallgelben Zelte auf der Passhöhe Col de la Seigne sehen. (km 59 – 2516 m). Mit dem Blick auf die Domes de Miage (3673 m) ist das hier bestimmt einer der schönsten Punkte der Tour. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus, wenn bloß nicht …, ich muss weiter.

 

Unten, noch lange nicht sichtbar, wartet beim Ref. Elisabetta die Stechuhr. Um 10.00 Uhr muss ich unten sein – 4 Kilometer weiter und fast 500 HM tiefer. Dafür bleibt mir eine Stunde. Eberhard ist schon voraus. Ich spüre deutlich, dass der Gewaltmarsch eben viel Kraft gekostet hat. Ich bin fast 15 Stunden unterwegs und habe mich noch nicht einmal eine Minute hingesetzt. So kann ich die ganze Strecke niemals schaffen. Aber wie soll ich auf den verbleibenden 18 Kilometern nach Courmayeur noch 30 Minuten für die dringend notwendige Erholungspause herausholen? Das ist unmöglich. Ich kann das drehen wie ich will, ich muss es einsehen, ich bin gescheitert. Ich schaffe die große Runde nicht. Diese Strecke ist nicht für mich gemacht. Das weiß ich jetzt.

 

Ich gebe Gas, um mein Minimalziel zu erreichen. Unter uns tut sich ein herrliches Hochtal auf. Dort muss die Elisabettahütte sein, sehen kann ich sie noch immer nicht. Das neue Schutzhaus, dessen Dach gerade sichtbar wird, wird sie sein. Nein, doch nicht. Aber jetzt, bei den verfallenen Steinhäuern, dort ist sie. Wieder nicht. Es geht weiter abwärts, steil und beschwerlich. Manchmal trabe ich langsam vor mich hin, meistens marschiere ich. Dann wird ein Zelt mit bunten Fahnen sichtbar. Ok, so haben schon andere Verpflegungsstellen ausgesehen, das wird es sein.

 

Statt dem breiten Weg zu folgen, geht es fast senkrecht einen Wiesenweg abwärts. Egal, Hauptsache dort und Hauptsache im Zeitlimit. 18 Minuten Reserve habe ich retten können. Eberhard wartet auf mich, schüttet mich mit Cola und Suppe zu. Nur keine Zeit verlieren und gleich weiter. Der Fahrweg führt schnurstracks nach Courmayeur, unser Weg führt allerdings rechts über den Mont Favre und beinhaltet 465 zusätzliche Höhenmeter. Ich werde diesen Berg nicht noch einmal per Gewaltmarsch bezwingen können und offenbare Eberhard meinen Geheimplan. Seine Überredungskunst ist nicht ausreichend. „Zieh es durch, Eberhard, viel Glück“, sage ich zum Abschied. Traurig bin ich, aber auch erleichtert.


Meine Stöcke schwingend marschiere ich weiter, links der kleine Lac Combal, der genau wie die umliegenden sumpfigen Wiesen vom Wasser der abschmelzenden Gletscher gespeist wird. Ich genieße die Landschaft und die Freiheit, jetzt alle Zeit der Welt zu haben.

 

Der Weg zum Mont Favre ist steil und schmal. Schade, dass ich meinen Pulsmesser nicht dabei habe. Ich könnte einen neuen Maximalwert ermitteln. Ich muss langsam machen und setze ich mich nach fast 16 Stunden jetzt zum ersten Mal hin. Langsam gehe ich weiter, muss aber alle paar Minuten wieder kurz stehen bleiben. Ab der zweiten Weghälfte geht es wieder gut, ich habe mein gewohntes Tempo drauf. Keiner der vielen Läufer, die ich vor und hinter mir sehe, werden in Courmayeur weiter machen. Keinem ist Verbitterung anzusehen. Alle machen einen entspannten Eindruck.

 

Auf dem höchsten Punkt (km 68 – 2435 m) ist wieder eine Kontrollstelle eingerichtet. Im Sanitätszelt liegt ein Kollege, gleich landet der Hubschrauber und bringt ihn in die Klinik. „Gute Besserung, Kamerad.“ Fast gemütlich zieht sich der Weg dahin, bis es dann wieder hinunter zum Pass Chercrouit und dem Maison Vieille steiler wird. Richtig happig wird es noch einmal anschließend, als es zunächst über Wiesen, dann auf einer Ski- oder Rodelpiste und schließlich durch ein Waldstück steil nach unten geht. Insgesamt verliert man vom Mont Favre bis nach Courmayeur auf 9 Kilometern über 1200 Höhenmeter.

 

Von Dolonne kommt man nach Courmayeur und läuft durch die engen, schattigen Gassen. Man kommt sich jetzt schon etwas verloren vor. Ich bin noch etwas oberhalb des Sportzentrums, als die jungen Helfer versuchen, meine Startnummer zu entziffern. Als ich die Halle erreiche, steht schon ein Junge mit meinem Kleiderbeutel bereit. Ohne Widerstand lasse ich mir am Eingang den Kontrollabschnitt von der Startnummer schnippeln, gehe duschen, etwas essen und trinken und dann zum Bus, der mich und viele andere nach Chamonix bringt.

 

Ohne wenn und aber akzeptiere ich, dass die ganze Runde für mich mindestens eine Nummer zu groß ist. Ich werde es nicht noch einmal probieren.

 

In Chamonix verpasse ich den Zieleinlauf von Marco Olmo (21:31:58 Stunden). Der jetzt 59jährige Italiener gewinnt zum zweiten Mal die große Schleife. Aber ich komme rechtzeitig um zu sehen, wie Jens Lukas (22:23:55 Stunden) triumphiert und von tausenden Zuschauern begeistert gefeiert wird. Der sympathische und bescheidene Ausnahmeläufer (immerhin dreimal Spartathlon-Sieger) wird Zweiter, nachdem er im letzten Jahr als Vierter knapp am Podest vorbei lief. Dritter wird der Franzose Nicolas Mermoud (22:30:51 Stunden).

 

Bei den Frauen gewinnt die Amerikanerin Nikki Kimball (25:23:45 Stunden) vor Monica Aguilera (Spanien, 27:18:17 Stunden) und der Titelverteidigerin aus Frankreich, Karine Herry (29:06:03 Stunden).

 

Auch wenn in der Nacht zum Sonntag der Platz niemals leer ist und jeder Finisher lautstark gefeiert wird, der Höhepunkt ist der Sonntag. Was sollen viele Worte, schaut euch die Bilder an …

 

Ach ja, Eberhard ist bis Champex (km 122) gekommen. Er lag noch im Zeitlimit, wusste aber, dass anschließend der Bovine auf ihn wartet, „nur“ 1987 m hoch und dennoch für viele der schlimmste Berg der Tour. Ohne vorher auszuruhen wollte er sich das nicht antun. Und dafür war keine Zeit. 

 

"Tut mir leid für dich - aber: Chapeau, mon Ami." 

 

Informationen: Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB)
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