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Laufberichte

Der frostige Marathon in Bad Füssing

05.02.12

Als mein Vater in den 1930er Jahren in Obernberg am Inn zur Schule ging, wurde keine 5km weiter am Standort des jetzigen Bad Füssing nach Öl gebohrt. Gefunden hat man 56 Grad heißes Wasser, das seit den 1950er Jahren von den Besuchern der mittlerweile 3 Thermen genutzt wird. Es soll lindern bei Arthritis, Gicht und Osteoporose. Lauter Dinge, die kein Mensch gebrauchen kann, auch Langstreckenläufer nicht.

Von Linz nach Bad Füssing, das  lässt sich mit dem Auto in einer Stunde machen. Man fährt am besten durch Obernberg. In frühester Jugend war ich öfters da, bis Bad Füssing bin ich bisher noch nie gekommen. Über die Innbrücke, und damit die Grenze zwischen Niederbayern und dem Innviertel, und schon ist man da. Der Thermen-Marathon, heuer zum 19. Mal, ist näher bei Linz als der Salzburg-Marathon. Im Vorjahr waren die Temperaturen recht läufer- und zuseher-freundlich, heuer war das anders. Als ich Samstagmittag in Bad Füssing ankam, war es mit  9°C unter Null recht eisig.

Joey Kelly hielt im 10. Geschoß der Johannesbad-Therme einen interessanten und vor allen Dingen sehr unterhaltsamen Vortrag über seine diversen extremen sportlichen Aktivitäten.

Durch mehrere Wüsten gelaufen in Afrika, Asien und Amerika, Wettlauf zum Südpol . . ., das alles mit eindrucksvollen Bildern und Filmen dem Publikum nahe gebracht. Auf der Wanderung von der Nordsee zur Zugspitze durfte er weder Geld noch Geschenke oder Quartier annehmen. Er musste sich von dem ernähren, was er in der Natur fand. So kam ihm ein totgefahrener Hase gerade recht. „Der war noch warm“, als er ihn von der Straße klaubte und zubereitete.

Bei der abendlichen Nudelparty, im Startgeld von € 26,- inklusive, traf ich Markus aus Augsburg wieder, den hatte ich im Dezember beim Pisa-Marathon kennengelernt. Mit Zeiten so um die 2h45min läuft er in einer ganz anderen Liga als ich. Sein Bruder Stefan war diesmal auch dabei.

09:15h, Race day. Windstill, sonnig. Ich verlasse das Hotel und fahre die paar hundert Meter zum Start. -11°C laut Außentemperaturanzeige. Vor ein paar Tagen war noch von -15°C und starkem Ostwind die Rede, gefühlte -30°C. Da haben wir ja noch mal Glück gehabt.

Dennoch bin ich dick vermummt: Sturmhabe + Stirnband + Haube am Kopf, zwei dünne Schals, 5 Lagen am Oberkörper, eine lange, eng anliegende Hose und eine weite Hose. An den Händen zwei Paar Handschuhe, die Wangen eingecremt.

Ich treffe einige Bekannte aus Oberösterreich. Alle haben gute Laune. Wie ich pendeln viele zwischen drinnen und draußen. Draußen ist es beim Rumstehen zu kalt, für drinnen sind wir zu warm angezogen. Im Zelt der Ziellabe werden Äpfel geschnitten, Bananen portioniert, Tee abgefüllt.

09:45h START des 10km-Laufes. Die haben es schon bald überstanden. 301 LäuferInnen sind über die 42,2km vorangemeldet, 777 wollen 21,1km in Angriff nehmen. So nehmen kurz vor 10 Uhr an die 1.000 Sportler ihren Platz in der Startaufstellung ein. Einige wird wohl die Kälte abgehalten haben.

10.00h START bei wunderbarem Sonnenschein. Mit anderthalb Minuten Verzögerung überquere ich die Startlinie. Ich will mit maximal 10 km/h laufen, um nicht zu heftig atmen zu müssen. Nach ein paar Minuten versuche ich, die ersten Fotos unterwegs zu machen, habe aber meine Probleme mit den dicken Handschuhen. Irgendwann gelingt es mir dann doch. Ich behalte die Kamera in der Hand. Das gemäßigte Tempo tut mir gut. Nach zwei km kommen wir an die erste Labestelle, die ist aber noch nicht bestückt. Hier gibt es erst etwas in der zweiten Runde. Bei km3 sind wir schon in der offenen Landschaft, links und rechts Felder.

In Tierham, am Golfplatz vorbei wird vor Golfbällen gewarnt. Heute besteht da keine Gefahr.  Keine Golfer in Sicht. Ich komme mit Friedrich ins Gespräch. Er läuft nach Puls, denn er trainiert für einen 24-Stunden-Lauf Anfang Juni in der Steiermark.

Bei km5 steht ein Streckenposten und informiert über die aktuelle Renndauer. 31min 30sec sind es bei mir. Ich bin bisher also genau 6min/km gelaufen.

In Kirchham gibt es erstmals zu essen und zu trinken. Warmen Tee und warmes Iso, lässt sich daher gut trinken. Die Finger sind warm, wegen der dicken Handschuhe, und mit der Kamera kann ich mittlerweile auch umgehen, trotz der dicken Handschuhe. Passt alles. Die Seen und Bäche sind zugefroren, kein Wunder. Wir laufen raus Richtung Schambach.

Ich öffne den oberen Knopf der Jacke. Ob ich nicht doch zu warm angezogen bin?

Zwischen km7 und km8 geht es im rechten Winkel links weg Richtung Hart. Nein, ich bin nicht zu warm angezogen, denn ab jetzt pfeift der Wind. Anfangs bin ich über die Kühlung noch froh.

Im Schatten des Waldrandes liegt ein klein wenig Schnee. So sieht man auch, dass Winter ist. Spüren tut man es sowieso. Der erste Schreck in Hart beim Versorgungsposten. Tee ist aus, auch am zweiten Tisch. Zum Glück gibt es noch einen Tisch mit Iso. Vorsichtig sein muss man mit den dünnen Plastikbecherchen. Allzu leicht sind sie zerdrückt und der Inhalt schwappt über.

Wir schlagen den nächsten Haken und werden kurz geräuchert. Der Schornstein eines Hauses bringt dichten Rauch hervor, der Wind weht ihn über die Strecke. Bei km10 bin ich 61 Minuten unterwegs. Nun haben wir eine lange Gerade vor uns, nach Aigen am Inn. Wir laufen schnurstracks auf die Leonhardikirche zu und bieten dem Wind eine herrliche Angriffsfläche.

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Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
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