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Laufberichte

Dr. Nielsens 5. Vinterhyggemaraton (DK)

19.01.14 Special Event
 

Die nächsten Kilometer schlängelt sich die Vejle Å neben unserer Laufstrecke, während wir auf unseren langen Geraden den Fluss immer wieder mal über kleine Brücken kreuzen. Bei Km 10 geht es dem Haraldskær Skov entlang. Hierbei handelt es sich um ein Waldgebiet mit ganz eigenem Charakter. Der Baumbestand mit teils unberührten Flächen besteht aus Hügeln, Mooren und Tümpeln. Am zugewachsenen Quellmoor Helligkilde Skov soll einer Sage nach ein Blinder wieder sehend geworden sei, als er sein Gesicht in einer Quelle wusch. Mit viel Glück kann man auf den vielen kleinen Bächen sogar Otter sehen.

Es folgt die zweite Versorgung und wieder steht der Dr. Nielsen bereit. Nun probiere ich auch und kann nur sagen, schmeckt  super lecker. Und nach mehr. Eigentlich sollte es den Kräuterbitter nur bei der Wende geben als Notmedizin, aber die Helfer haben diesen leckeren Schnaps an alle Versorgungsstationen verteilt und weil der Däne gern in Gesellschaft trinkt, bekommen ihn auch alle Läufer angeboten.

Kurz hinter Km 13 erreichen wir Vingsted. Aus der ehemaligen Mühle an der Flusskrümmung ist heute ein großes Hotel- und Konferenzcenter entstanden. Der Gutshof Haraldskær wurde 1434 erstmals erwähnt. Das heutige Hauptgebäude stammt von 1536.

Im sogenannten Königinnenmoor (Dronningens Mose) entdeckte man beim Torfstechen eine Frauenleiche aus der Eisenzeit. Zunächst glaubte man, es handele sich um die spurlos verschwundene Königin Gunhild aus der Wikingerzeit. Die Untersuchungen des Nationalmuseums ergaben jedoch, dass es sich um eine ganz gewöhnliche Frau aus der Zeit um 490 v. Chr. handelte. Vielleicht hatte sie Regeln und Gesetze jener Zeit gebrochen – fest steht jedenfalls, dass sie hingerichtet wurde und ihre Leiche mit Holzhaken am Grund des Moors befestigt wurde. „Königin Gundhild“ ist heute in der Skt. Nicolai Kirche in Vejle zu sehen.

Kurz hinter km 16 sieht man im Wald die Ringburg Troldborg Ring. Keine andere prähistorische Burg in Dänemark hat einen derart spektakulären Standort. Bei Ravning werden wir vorzüglich bewirtet. Beim Kuchen greife ich gleich mehrfach zu,  so lecker ist der. Dr. Nielsen sorgt für die Verträglichkeit.

Weiter geht es auf dem Bindeballe-Weg (Bindeballestien), der der Trasse der stillgelegten Eisenbahnstrecke Vandel-Bahn von Vejle durch das Vejle Ådal bis zum Ochsenweg folgt. Kurz nach km 17 kommt eine schnelle Gruppe der Hauptstarter und rennt an mir vorbei. Danach bin ich erst mal wieder allein auf dem Bindeballstien.  Keine 10 Minuten später ist es dann mit der Einsamkeit in der Natur vorbei.

Wir erreichen bei Km 21 die Bahnstation Bindeballe. Der Bahnhof Bindeballe stammt aus dem Jahre 1897. Heute ist das Bahnhofsgebäude ein Museum mit historischem Fahrkartenschalter und Warteraum. Wir überqueren die Gleise und biegen an den alten Waggons um die Ecke neben das Gebäude. Hier ist die Hölle los. Wir werden mit „Danish-Dynamite“ angefeuert und richtig gefeiert. Das gibt Schwung für den Rückweg, der am Bindeballe Købmandsgård beginnt. Den Krämerladen gibt es seit 1897 und ist noch im ursprünglichen Stil erhalten. Jährlich wird das „Shopping-Center von anno dazumal“  von über 100.000 Gästen besucht, die hier auch ausgefallene Spezialitäten kaufen.

Es gehört auch ein Lebensmittel Museum und eine Ausstellung alter Produkte, Schilder und Möbel dazu. Als ich drinnen ein paar Bilder mache, gehört mir in meinen Laufklamotten mit der Startnummer die ganze Aufmerksamkeit.

Kurz hinter dem Laden steht das Km-Schild 21,1km. Auf den Rückweg kommen mir jetzt viele Läufer entgegen. Während ich mit extremem Ostwind zu kämpfen habe, geht es bei denen locker mit Rückenwind zur Bahnstation.

Der Weg zurück zur Sporthalle ist der gleiche. Wer jetzt denkt, das ist langweilig, irrt. Vieles sieht aus der anderen Richtung kommend neu oder zumindest ganz anders aus. Für Abwechslung sorgt auch der rege Gegenverkehr. Es ist eine große bunte Läuferschar, einige Läufer sind sogar verkleidet. Manchmal werde ich als M4Y-Reporter begrüßt. Man freue sich schon auf den Bericht, wird mir zugerufen. Weil in Dänemark viel deutsch gesprochen wird und viele dänische Marathonis oft in Deutschland unterwegs sind, ist Marathon4you hier bestens bekannt.

Der Rückweg wird jetzt teilweise zur Tortur, denn der Wind stellt sich massiv gegen die Läufer und bei manchen Böen ist es besser zu gehen. Hinter km 30 höre ich schon von weitem einen Dudelsackbläser . Als ich ihn erreiche, ist er gerade dabei, sein Instrument zu reinigen. Kaum bin ich weg, höre ich den Piper aber wieder leidenschaftlich spielen. 

Der starke Gegenwind auf dem Rückweg verbläst so manchem Läufer auf den letzten 7 – 8 Kilometern die geplante Zeit. Dann kommt das erlösende 40 Km-Schild und es folgt die lange Straße bis zum Sportplatz. Hier hängt ein Banner „noch 1.000 Meter“. Nun noch über den Matschweg und schon sind wird neben der Sporthalle. Noch eine kleine Schleife und ab durchs Ziel. Trotz des Gegenwindes bin ich unter 5:15 gelaufen und mit dieser Zeit sehr zufrieden.

Die Medaille hat die Form von Dr. Nielsens Bitter. Dazu gibt es eine Tüte mit Honig und süßen Leckereien. Heißer  Tee oder Kaffee steht für die ausgekühlten Läufer ebenfalls parat. Heiß sind auch die Duschen und lecker das Buffett.

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