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Laufberichte

Wie ein Grand mit Vier

11.06.11
Autor: Klaus Duwe

Wir laufen eine kleine Runde durch ein schattiges Waldstück. Ein junges Mädel mit überdimensionierter Sonnenbrille weist uns den Weg. Sie lacht und ich will wissen, was der Grund ist für ihre Heiterkeit. „Ich hab‘ Spaß“, sagt sie. So einfach ist das. Gleich kommt einer angedüst, der hat auch Spaß. Es ist Bodo. „Grüß mir den Anton,“ dann ist er weg. Links sehen wir das moderne Fabrikgebäude der eben erwähnten Spielkartenfabrik, dann wird’s laut.

Beim Lindenau-Museum  beginnt der erste  Ansturm auf den Schlossberg, der von fetziger Musik begleitet wird. „Don’t stop“ dröhnt es aus den Lautsprechern. Die Rolling Stones, wie von mir bestellt. Trommler und ein paar Zuschauer sorgen für weitere Motivation. Oben ist eine Grillparty. Ich bekomme Lob für meinen Foto-Job, aber eine Bratwurst kriege ich nicht. Notgedrungen greife ich bei den Bananen zu, die es beim Teehaus im Schlossgarten gibt.  Das herzogliche Lusthaus wurde 1706 erbaut und bekommt gerade eine neue Fassade.

Eine urige gepflasterte Gasse geht es abwärts. Mit Riesenschritten überholt mich Silvia Schmied – sie gewinnt den Marathon.  Auch ihre Schritte werden gleich wieder kürzer, denn der Gegenanstieg ist diesmal nicht ohne, allerdings nur kurz. Dann sind wir beim Altenburger Wahrzeichen, den Roten Spitzen.  Die beiden Backsteintürme sind  Reste der zum Augustinerkloster gehörenden Kirche, zu deren Einweihung 1172 auch Kaiser Barbarossa angereist war. 1618 verpasste man einem der Türme eine barocke Haube.

Der nächste Turm ist bei weitem nicht so alt (1845), sieht aus wie ein Campanile, diente aber als reiner Zweckbau der Wasserversorgung. Trommler geben jetzt den Takt vor und etliche Zuschauer verlangen letzten Einsatz.  Auf der Wallstraße holen wir Schwung, um zum zweiten Mal den Schlossberg zu erstürmen. Diesmal nehmen wir sozusagen den Haupteingang hinauf zur Schlosskirche (1414). Auf der 1739 erbauten Orgel spielte Johann Sebastian Bach.

Der Schlosshof wird gerade für die Prinzenraub Festspiele vorbereitet. In der Nacht vom 7. auf 8. Juli 1455, der Kurfürst war gerade auf Reisen und der Hofstaat bei einer Hochzeit, entführte Ritter Kunz von Kauffungen mit einigen Helfern die Prinzen Ernst und Albrecht (damals 14 und 11 Jahre alt), um eine Entschädigung für im Krieg verloren gegangene Ländereien zu erpressen. Der Plan schien zu gelingen, aber auf der Flucht konnten die Entführer gestellt und die Prinzen befreit werden. In einem Schnellverfahren wurde der Ritter zum Tode verurteilt. Es war nicht einmal Zeit für eine Henkersmahlzeit. Da verlangte der Todgeweihte, ihm wenigstens noch zwei Krug Freiberger Bier zu gönnen.

Ich kenne einen, der ist kein Ritter und auch sonst ziemlich anständig. Aber der würde sich auch so entscheiden. Oder täusche ich mich, Joe? Ach so, das Skatmuseum ist auch im Schloss.

Am Zwinger vorbei verlassen wir durch das Torhaus, das ursprünglich der einzige Zugang war, das Schloss. Eine romantische Gasse endet für uns jäh an dem Schild, das vor einer Treppe warnt.  Die lassen hier nichts aus. Die einen stürzen sich zaghaft, die anderen mutig ins Vergnügen. Was folgt ist eine Gasse, so schmal, dass nicht mal zwei Läufer nebeneinander laufen können.  Jetzt noch der Skatbrunnen mit den drei raufenden Wenzeln, dann läuft man die Marktgasse rauf. Man ist noch nicht oben, schon wird man begeistert gefeiert.

Was aber dann kommt, habe ich bei einer Veranstaltung mit gut 2000 Teilnehmern noch nicht erlebt. Jede Menge Zuschauer, die Live-Band und jetzt zwei Moderatoren halten die Stimmung am Höhepunkt. Die, die vom Orga-Team sonst selbst auf den Strecke unterwegs sind, gehen voll mit, klatschen die Finisher ab und gratulieren.  Wer hier spurtet, ist selber schuld. Genießen ist angesagt. 

Das geht so weiter. Zwischendurch werden Siegerinnen und Sieger gefeiert. Man kennt sie schon. Entsprechend groß ist der Jubel.  Auch nach 5 Stunden denkt keiner ans Zusammenpacken. Irgendwann wird durchgesagt: „Der letzte Marathonläufer ist bei km 37! Wir warten und machen Musik!“ Die „Unkomplizierten“ fangen wieder bei „A“ an: AC/DC – Highway to hell.

Wenn die Klagen vieler Läuferinnen und Läufer bezüglich der Startgebühren wirklich ernst gemeint sind, müssen sich die Veranstalter des Skatstadtmarathon nächstes Jahr warm anziehen. Denn zum  Schluss sage ich Euch noch, was das Vergnügen kostet. Ich reize praktisch den Grand mit vier weiter, spiele Hand und sage Schneider an.

20 Euro ist der Einstiegstarif, 33 Euro zahlen Nachmelder. Dafür bekommt man in diesem Jahr einen Original-Buff (jeder weiß, was so ein Ding kostet), eine Medaille, Kartoffelsuppe und Bier. Obst und die üblichen anderen Getränke und die Streckenverpflegung sind selbstverständlich. Die Urkunde druckt man sich im Internet aus.

Ok, ein paar Kleinigkeiten scheinen schief gelaufen zu sein. Ich hab’s nicht bemerkt. Aber die Verantwortlichen stehen dazu, sagen „sorry“ und wollen am 9. Juni 2012 alles noch besser machen.

Ich habe Lust, wieder dabei zu sein. 
 

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Informationen: Skatstadtmarathon Altenburg
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