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Laufberichte

Ein ganz besonderes Laufschmankerl

03.05.09

Wohl keine andere österreichische Stadt kann mit einem solchen „Romantik“-Image aufwarten wie Salzburg. Touristen aus nah und fern stürmen die Stadt, die das aber professionell und gelassen über sich ergehen lässt und nebenbei wohl auch ganz prima davon lebt. Aber der Touristenandrang ist auch kein Wunder: Die historische, als UNESCO-Weltkulturerbe geadelte Altstadt an den Ufern der Salzach, der alles überragende Festungsberg mit der imposant darauf thronenden Feste Hohensalzburg und das grüne Umland mit seinen Parks und Schlössern bieten eine geradezu traumhafte Kulisse. Und dann ist da natürlich noch er: Der „King of Classics“, der berühmteste und bis heute rufprägende Sohn der Stadt: Wolfgang Amadeus Mozart. Er beherrscht das Kulturleben der Stadt ebenso unangefochten wie die Souvenirindustrie. Omnipräsent ist er vor allem auch durch die überall erhältlichen, zu seinen Ehren im Jahre 1890 vom Salzburger Konditor Paul Fürst kreierten „Mozartkugeln“.

Sportlich für Furore sorgt vor allem der top-gesponsorte Fußballverein Red Bull Salzburg, die Nummer eins der höchsten österreichischen Fußballliga. Noch nicht ganz so weit ist da der Salzburger Marathon. Mit zuletzt 405 Finishern (2008) auf der „Volldistanz“ hat die – gemessen an den Teilnehmerzahlen – aktuelle Nummer sechs unter den österreichischen Marathons durchaus noch „Potential“, um es mal im Analystenjargon zu formulieren. Man könnte es auch direkter ausdrücken und fragen: Warum laufen in so einer tollen Stadt - mit immerhin 150.000 Einwohnern - so wenige Leute Marathon?

Der „Salzburg AMREF Marathon“ ist eine noch relativ junge Laufveranstaltung. Am 03.05.2009 steht die sechste Austragung an. Neben den klassischen 42 km, die in zwei (fast) gleichen Runden durch und um Salzburg zurück zu legen sind, werden diverse weitere Disziplinen bzw. Laufdistanzen angeboten: Team- und Staffelläufe, 21 km, 10,5 km, 5,5 km und – bereits am Vortag – auch ein Kinderlauf. Die vom Veranstalter als Untertitel gewählte Bezeichnung „Lauffestspiele in der Mozartstadt“ passt da wirklich gut. Bei dieser Vielfalt kam man 2008 immerhin auf eine Gesamtteilnehmerzahl von 3.350, was sich schon besser anhört, wobei die 1.231 Absolventen des Halbmarathon diesen letztlich zum „Hauptlauf“ krönten und dem Marathon eher das Dasein einer Nebenveranstaltung bescherten. Aber das kennt man ja (leider) mittlerweile von so manchem Laufevent.

Interessant ist auch der Hintergrund des etwas sperrig wirkenden Namenszusatzes der Veranstaltung: „AMREF“. Während es üblicherweise der Hauptsponsor ist, der sich mit einer entsprechenden Finanzspritze das Recht erkauft, dem Marathon werbewirksam auch über dessen Namen den Stempel aufzudrücken, ist in Salzburg quasi das Gegenteil der Fall. Hier steht der Name „AMREF“ nicht für das Nehmen, sondern für das Geben, und zwar an die „African Medical and Research Foundation“. Diese verfolgt das Ziel, flächendeckend einen Basisgesundheitsdienst mit einheimischen Fachkräften im Südwesten Kenias aufzubauen und so auch dieser besonders armen und strukturschwachen Region eine medizinische Infrastruktur zu verschaffen. Immerhin 25.000 € kommen so alljährlich zusammen, finanziert aus Teilen der Teilnehmergebühren und Sponsorenzuschüssen – eine überaus lobenswerte Initiative, über die auch andere Marathonveranstalter einmal nachdenken könnten.

Ein Trip nach Salzburg lohnt sich natürlich nicht nur wegen des Marathons. Aber dieser bietet einen besonders guten Anlass, dieser schönen Stadt mal wieder einen Besuch abzustatten. Von München aus ist es über die A8 fast ein „Katzensprung“, sodass wir am Samstag im Laufe des Vormittags ganz entspannt anreisen.

Dreh- und Angelpunkt – der Residenzplatz

Meine erste Aktion gilt wie üblich der Erledigung der „Formalitäten“, also der Abholung der Startunterlagen. Dazu muss ich in Salzburg nicht irgendeine Messehalle oder Ähnliches in der Peripherie suchen, sondern kann dies gleich mit einem ersten Stadtbummel verbinden. Mittendrin, auf dem weitläufigen Residenzplatz im Herzen der historischen Altstadt, hat der Veranstalter ein großes Zelt aufgebaut, wo ich nicht nur meine Startnummer sowie den Gepäckbeutel incl. einem Teilnehmershirt bekomme, sondern wo die Läufer zudem eine kleine Messe empfängt. Ein großer Teil des Zelts ist der Gastronomie vorbehalten. Hier kann ich gleich meinen „Essensbon“ einlösen. Statt der üblichen Einheitspasta wird Bio- und Vollwertkost großgeschrieben. Wählen kann man zwischen Gemüselaiberln mit Salat, Hirschgulasch, Hecht sowie einem Teller mit Nudelvariationen, u.a. schwarzen Spaghetti. Bei dieser kulinarischen Vielfalt fällt die Wahl nicht leicht.

Der Residenzplatz ist auch ansonsten Dreh- und Angelpunkt der gesamten Laufveranstaltung: Hier wird gestartet und hier ist der Zieleinlauf für alle Läufe. Und es ist bereits alles für das große Ereignis vorbereitet: Eine große Bühne und weitere Zelte sind aufgebaut, Fahnen wehen, die Absperrgitter stehen ebenso wie diverse aufblasbare Torbögen, Musik schallt über den Platz. Es herrscht eine be-riebsame, aber entspannte Stimmung. Die Aussicht, hier Anfang und Ende des morgigen Laufs erleben zu dürfen, freut mich schon jetzt.

Rund um den Residenzplatz reihen sich einige der bedeutendsten historischen Bauwerke der Stadt: die alte wie die neue Residenz, die Michaelskirche und der wuchtige Dom mit seiner 75 m hoher Kuppel. Es waren vor allem die italophilen Fürst-Erzbischöfe des 17. Jahrhunderts, die durch ihre baulichen Aktivitäten diesem Platz wie auch der Stadt im Übrigen ihren barocken Stempel aufdrückten. Die seinerzeit beauftragten italienischen Baumeister schufen zahlreiche Kirchen und „Palazzi“, die der Stadt auch heute noch einen Flair verleihen, wie man ihn eigentlich nur jenseits der Alpen vermuten würde.

Vom Residenzplatz aus lassen sich die autoverkehrsfreien Gassen und Plätze der umliegenden Altstadt bestens erkunden. Besonders groß ist der Rummel in der von zahllosen schmiedeeisernen „Zunftschildern“ (darunter durchaus auch das dezente „M“ einer berühmten Fastfood-Kette) überhangenen Getreidegasse. In dieser Hauptflaniermeile Salzburgs reihen sich Lokale und Geschäfte dicht an dicht, zweigen immer wieder Passagen zu wundervoll lauschigen Hinterhöfen ab. Kaum ein Durchkommen ist dagegen vor dem Geburtshaus Mozarts: Andächtig verharren hier wahre Pilgerströme.

Sehr viel entspannter lässt sich Salzburg 120 Meter höher erleben: Von den Bastionen der Hohensalzburg, die man über winkelige, steile Pfade – oder auch einfacher per Bergbahn – erreichen kann, genieße ich einen fantastischen Blick über die Stadt, den Fluss und die umliegenden Hügel und Berge. Die Festung ist eine der besterhaltenen und größten Burganlagen Europas. Seit dem ersten im Jahr 1077 erbauten Wohnturm wurde sie im Laufe der Jahrhunderte Immer mehr durch Wehrbauten, Bastionen und Türme erweitert und verstärkt - und nie zerstört. Mit jährlich fast 1 Million Besucher zählt sie zu den meistbesuchten Attraktionen Österreichs.

Als wir am späten Nachmittag wieder die Altstadt rund um Residenz und Dom erreichen, bekommen wir einen eindrucksvollen Vorgeschmack auf das, was uns morgen erwarten wird. Seit 17 Uhr ist der „Coca Cola Junior Marathon“ in vollem Gange. Auf einem 800 m-Rundkurs flitzen Scharen hochmotivierter, rot gewandeter und -gesichtiger Kids in mehreren, altersgestaffelten Läufen eine oder – die Älteren - zwei Runden durch die Altstadt. Der Lärmpegel der anfeuernden Zuschauer, die naturgemäß zu einem beträchtlichen Teil aus stolzen Eltern bestehen, ist beeindruckend. Insgeheim hoffe ich, dass auch die „Großen“ am morgigen Sonntag ein solch motivierendes Spektakel erleben dürfen.

Informationen: Salzburg Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

Am Start

So frühlingshaft schön, wie der Samstag wettermäßig ausgeklungen ist, so schön startet auch der Sonntag: Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel. Für mich als Läufer löst dies ein wenig zwiespältige Gefühle aus, denn so aufbauend es einerseits ist, durch eine lichtdurchflutete Umgebung zu laufen, so unangenehm und ermüdend kann die Hitze zu späterer Stunde werden. Noch angenehm kühl ist es jedoch, als ich gegen 8 Uhr vom Hotel langsam in Richtung des Startgeländes schlendere.

Aus allen Himmelsrichtungen strömen die Läufer durch die noch ruhigen Straßen und Gassen herbei, alle demselben Ziel entgegen: dem Residenzplatz. Hier pulsiert das Leben, laute Musik tönt aus Lautsprechern. Die Stimmung ist relaxt: keine Hektik, kein Gedränge – außer vor den WC-Häuschen. Ein kleiner Ratsch hier, gute Wünsche dort. Manche laufen sich in den umliegenden Gassen warm. Ich freue mich, Laufkollege Bernd von Marathon4you zu treffen. Die Gepäckabgabe ist auf den Kapitelplatz jenseits des Doms ausgelagert, auch das ein geschickter Schachzug, um jeglichen Anflug von Enge zu vermeiden.

Erst in der letzten Viertelstunde vor dem Start füllt sich der abgesperrte Bereich der Startgeraden. Marathon- und Halbmarathonläufer sammeln sich hier gemeinsam, unterscheidbar nur durch die unterschiedliche Startnummerngestaltung. Abgesehen von der „Elite“ gibt es keine zielzeitorientierten Startblöcke, das heißt: Man kann sich letztlich hinstellen, wo man will.

Um Punkt 9 Uhr ertönt der Startschuss, gleichzeitig steigt ein Meer orangefarbener Ballons in den Himmel und mit einem befreienden Aufschrei setzt sich die Menge in Bewegung.

Die ersten 5 km – entlang der Allee der Schlösser

Vom Residenzplatz geht es über den unmittelbar benachbarten Mozartplatz direkt zur nahen Salzach und sodann auf dem Rudolfskai ein paar Hundert Meter an deren Ufer entlang. Die Breite der Straße ermöglicht von Anfang an ein entspanntes Einlaufen ohne gröbere Behinderungen. Der Hellbrunner Straße folgend schwenken wir vom Salzachufer gen Süden ab und verlassen, am Gelände des Stifts Nonntal vorbei, schnell den inneren Stadtbereich. Ruhig geht es auf den ersten beiden Kilometern durch städtische Bezirke dahin.

Gleich hinter der Naturwissenschaftlichen Universität Salzburg ändert sich bei km 2 schlagartig das Streckenbild. Hier geht die asphaltierte Hellbrunner Straße in die Naturstraße der Hellbrunner Allee über, hier lassen wir urplötzlich die Stadt hinter uns und tauchen ein in ein wundervolles Landschaftsidyll. Die bereits 1615 angelegte, von mächtigen Kastanien gesäumte Straße gilt als die älteste erhaltene Allee Mitteleuropas und verbindet auf direktem Weg die Schlösser Freisaal und Hellbrunn. Links und rechts der Allee dehnt sich bis weit in die Ferne ein Teppich saftig grüner, frühlingsbunter Wiesen aus, am Horizont steigen zur Linken sanfte Hügel, rechts der felsige, noch schneebedeckte 1.853 m hohe Untersberg empor. Herrlich entspannend ist es, im kühlen Schatten der alten Bäume dahin zu traben, das noch morgendliche Licht durch das Blätterdach brechen zu sehen und den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.

Vom malerisch von einem Weiher umgebenen Wasserschloss Freisaal am Eingang der Allee bekommen wir (leider) kaum etwas mit. Ich sehe das leuchtende Weiß der Schlossfassade nur kurz hinter den Bäumen des Schlossparks hindurchspitzen. Umso direkter passieren wir die anderen Schlösser entlang der insgesamt drei Kilometer langen Allee, zunächst bei km 3 linkerhand das Schloss Frohnburg, sodann wenig später rechterhand Schloss Emsburg. Alle diese barocken Landschlösser entstammen in ihrer heutigen Gestaltung dem die Stadt so prägenden 17. Jahrhundert.

Den Höhepunkt und das vorläufige Finale des Schlösserparcours bildet das Schloss Hellbrunn bei km 5. Berühmt ist das 1615 unter Erzbischof Markus Sittikus nach italienischem Vorbild erbaute Landschloss vor allem durch seinen aufwändig angelegten Park und seine Gärten mit fantasievollen Wasserspielen, skulpturenreichen Grotten, und Naturtheatern. Ein Teil des Parks beherbergt den Salzburger Zoo. Auch wenn wir von den gartenarchitektonischen Highlights allenfalls am Rande etwas mit bekommen: Der Einzug in das Schlossgelände ist ein absolutes Highlight der Laufstrecke. Durch ein prunkvolles Eingangstor gelangen wir über die langgezogene, mit einem roten Teppich (!) ausgelegte Schlossauffahrt direkt hin zum gelb in der Sonne leuchtenden Ensemble der Schlossgebäude. Viel zu schnell queren wir den idyllischen Schlosshof und verlassen diesen wieder über einen Seitenausgang. Hier erwartet uns die erste der etwa alle fünf Kilometer postierten Verpflegungsstation mit Wasser und Iso, das Ganze stilvoll und live begleitet von Kammermusik mit Harfe. Das hat was!

Km 5 bis 11 – durch die Natur bis Leopoldskron

Zunächst an der Außenseite der Schlossmauer entlang und sodann durch offenes Wiesengelände geht es weiter. Auch hier wieder bieten weit ausladende Laubbäume viel Schatten. Bis km 6 haben wir erneut einen wunderbaren Blick auf das umgebende Bergpanorama, dann verschluckt uns das dichte Gehölz des Eichetwaldes. Bei km 7 erreichen wir das Kneisslmoor und damit den südlichsten Punkt des Kurses. Nach einer scharfen Rechtskurve bewegen wir uns über die nun etwas größere Berchtesgadener Straße wieder in Richtung Stadt. Noch bis etwa km 8 können wir die stille Natur des Eichetwaldes genießen, dann lichtet sich das Gelände.

Das Ortseingangsschild „Salzburg“ bei km 9 zeigt uns, dass wir wieder das Stadtgebiet erreicht haben, zunächst aber nur in Form des beschaulich-abgeschiedenen Ortsteils Gneis. In der Ferne können wir bereits den hoch aufragenden Festungsberg mit den Burganlagen, hier allerdings von der altstadtabgewandten Nordseite, erspähen.

Hinter Gneis wird es wieder grün. Die Versorgungs- bzw. Labestation, wie die Österreicher sagen, bei km 10 bringt bei der zunehmenden Wärme eine willkommene Erfrischung. Besonders schön ist von hier der Blick in Richtung Festung. Kaum glauben kann man aus diesem Blickwinkel, dass sich auf der anderen Bergseite unmittelbar die Altstadt anschließt. Von hier aus wirkt die Burg so, als würde sie einsam und allein aus den Weiten der Wälder empor ragen.

Wenig später passieren wir den nächsten Schlosskomplex: Schloss Leopoldskron. Im 18. Jahrhundert als erzbischöfliche Sommerresidenz erbaut wirkt der massige klassizistische Baukörper aus der Nähe und auf den ersten Blick nicht allzu ansprechend. Seine wahre Schönheit offenbart das Schloss erst aus einer anderen Perspektive und aus der Distanz. Um das Schlossgelände herum gelangen wir zum Leopoldskroner Weiher. Hier führt Strecke auf einem relativ schmalen, romantischen Weg einige hundert Meter auf der dem Schloss gegenüberliegenden Uferseite weiter. Der Weiher ist von dichtem Laubwald umhüllt. Geradezu verwunschen wirkt die Natur auf der Schlossseite. Weit ragen die Äste der Bäume über den See und auf die Wasseroberfläche hinunter. Und mittendrin: Der weiße Riegel des Schlosses, der nun gar nicht mehr abweisend, sondern sehr edel in Erscheinung tritt. Im Hintergrund taucht zudem die Hohensalzburg wieder auf – ein wunderschöner Anblick.

Km 11 bis 21 – auf dem Weg zum großen (Halb)Finale

Hatte der Salzburg Marathon bislang weitgehend den Charakter eines Naturlaufs, so ist am Südende des Leopoldskroner Weihers damit Schluss. Was nicht heißt, dass wir ab sofort mitten ins Stadtgeschehen treten. Vielmehr lernen wir nun erst einmal die südwestlichen Vororte Salzburgs kennen. Des Öfteren wechselt die Streckenrichtung und ich verliere, auch mangels markanter Anhaltspunkte, auf den nächsten fünf Kilometern jegliche Orientierung. Dank Absperrungen, Streckenposten und Polizei werden wir aber immer auf dem rechten Pfad gehalten. Ab und an müssen wir uns mit einer Straßenhälfte begnügen, während die andere dem regulären Verkehr vorbehalten ist, auch müssen wir bisweilen eine befahrene Straße queren. Aber das ist alles kein Problem: Wir haben stets Vorfahrt und so müssen alle anderen warten, was an manchen Stellen zum völligen Verkehrsstillstand führt. Uninteressant ist dieser Streckenabschnitt zwar nicht - aber so richtig "prickelnd" ist der Vorstadtflair auch nicht. Da kommt es sehr gelegen, dass uns bei der Verpflegungsstelle bei km 16 durch die rockigen Klänge einer Straßenband Dampf gemacht wird.

Im Ortsteil Riedenburg zeigen Bebauung und Geschäftsleben wieder mehr Zentrumsnähe. Auf der zentralen Neuturmstraße bewegen wir uns dem Mönchsberg entgegen, der zusammen mit dem unmittelbar anschließenden Festungsberg die innerstädtische Bergkulisse Salzburgs prägt. Immer näher rückt der schroffe Felsabhang des Berges. Nur wenige hundert Meter wären es von hier aus ins Ziel .... Aber nichts da: Noch gut vier Kilometer liegen auf der ersten Runde vor uns und dazu gehört, den Mönchsberg in einer weiten Schleife zu umlaufen. Vor dem Tor werden wir von einer überraschend großen Zuschauermenge heftig klatschend empfangen und auch gleich wieder in Richtung der abzweigenden Reichenhaller Straße verabschiedet, die dem Fuß des Mönchberges folgend gen Norden verläuft.

Erst kurz, bevor die Straße auf die Felswand des Mönchbergs trifft, sehe ich, dass sie dort nicht endet, sondern in das Siegmundstor mündet. Das Tor ist finster wie der umgebende Fels und gleicht einem Rachen, der sich im Berg öffnet. Durch das Tor und den folgenden Tunnel gelangt man geradewegs auf die andere Bergseite, hinein in die Altstadt.

 

Vorbei an den Salzburger Landesklinken durchlaufen wir den langen, düsteren Tunnel der Gaswerkgasse und erreichen schließlich die Leherner Brücke, eine der wenigen Brücken im Stadtbereich Salzburgs, die auch für den Autoverkehr freigegeben und entsprechend stark befahren ist. Diese Brücke markiert den nördlichsten Streckenpunkt. Über die Brücke gelangen wir auf die andere Salzachseite. Ab hier haben wir Gewissheit: Jetzt geht es nur noch in Richtung Ziel - nicht auf der kürzesten Strecke, aber unaufhaltsam.

Bei km 19 passieren wir Schloss Mirabell, das vor allem für seine barocke Parkanlage berühmt ist. Nur für einen kurzen Moment eröffnet sich mir durch einen der Zugänge ein Blick auf das Parkgelände mit den im Sonnenschein leuchtenden ornamentalen Blumenrabatten. Ansonsten verhindern der Gebäuderiegel des Schlosses und die Parkmauer tiefere Einblicke. Aber der eine Blick ist für mich genug Anlass, nach dem Lauf hierher zurück zu kehren. Und ich kann nur sagen: Den Besuch des kunstvoll gestalteten Parks sollte sich niemand entgehen lassen.

Unter einem Mauerbogen hindurch geht es entlang der schmalen Dreifaltigkeitsgasse und der anschließenden Linzergasse leicht bergab zum Platzl. Der historische Stadtbezirk, den wir hier durchlaufen, ist quasi das Gegenstück zur berühmten Altstadt auf der anderen Salzachseite: längst nicht so touristisch geprägt, aber ebenso ansprechend in seiner baulichen Gestaltung, voll authentischen Lebens, ungezwungen und mit vielen netten Lokalen und Läden.

Auf dem zum Fluss hin offenen Platzl mit seinen Straßencafes erwartet uns wieder große, von Trommlern angeheizte Stimmung. Vom Platzl geht es direkt hinab zur Staatsbrücke und damit auf die innerstädtische Hauptverbindung der beiden Salzachseiten. Toll ist der Blick vom Platzl auf die Brücke, die Uferfassaden der gegenüber liegenden Altstadt, die vielen daraus empor ragenden Türme und Kuppeln der Kirchen sowie den jäh dahinter ansteigenden Festungsberg mit der Burg und den sich daran anschließenden Mönchsberg. Ein echtes Postkartenmotiv. 

Auf der anderen Brückenseite angekommen werden wir schnell von den Altstadtgassen verschluckt. Eine letzte Schleife drehen wir durch die dicht aufeinander folgenden Gassen und Plätze und erleben auf diese Weise eine Sightseeingtour im Schnelldurchlauf. Von fern höre ich schon die Musik und die Lautsprecheransagen. Je näher wir uns dem Residenzplatz nähern, desto engmaschiger wird das Zuschauerspalier entlang der Strecke. Herbert von Karanjan-Platz, Universitätsplatz, Alter Markt sind unsere letzten Stationen. Am Alten Markt empfängt uns eine tosende Geräuschkulisse, das Klatschen und Anfeuerungsrufe tausender Zuschauer, das sich fortsetzt bis zum benachbarten Residenzplatz. Den begeisterter Empfang genießen können vor allem die Halbmarathon-Läufer, die an einer Streckenweiche heraus gewunken werden. Für die Marathonis ist der Spuk dagegen nur ein kurzer. Jenseits des Residenz- und Mozartplatzes empfängt uns nach einem kurzen Getränkestop ganz schnell die Einsamkeit des Langstreckenläufers.

Runde zwei

Die Ruhe entlang der Strecke ist allerdings nur zum Teil zuschauerbedingt. Viel mehr fällt mir sogleich auf, wie dünn das Läuferband geworden ist. Kein Wunder: Wie die spätere Finisherstatistik zeigt, sind - wie 2008 - etwa drei von vier Läufern bei km 21 „ausgestiegen", wenn auch in absoluten Zahlen auf deutlich höherem Niveau als im Vorjahr. Aber hierzu später.

Gerade auf dem Streckenstück entlang der Hellbrunner Allee genieße ich die Ruhe und die entspannte Atmosphäre noch sehr viel mehr als auf der ersten Runde. Dieser wundervolle Abschnitt verträgt sich einfach nicht mit Menschenmassen. Statt dem Getrappel zahlloser Läuferfüße höre ich nun primär Vogelgezwitscher. Was ich allerdings auch schätze, ist der Schatten der Bäume, denn mittlerweile - so gegen 11.15 Uhr - ist es ganz schön warm geworden. Noch einmal erlebe ich Hellbrunn, Leopoldskron und die anderen Highlights des ersten Streckenteils.

Ab km 32 wird es etwas mühseliger. Die zurück gelegte Distanz und die Wärme fordern ihren Tribut. Umso mehr registriere ich nun die verschiedenen Musikgruppen, die vor allem im Stadtbereich immer wieder an der Strecke postiert sind. Vor allem fetzig-Rockiges ist es, was uns unermüdlich lokale Bands wie etwa „ Toxic Insanity“ und „Jemand“ bieten. Fast schon ein schlechtes Gewissen habe ich, so ignorant einfach vorbei zu traben, zumal sonstige Zuhörer äußerst rar gesät sind. Zumindest an dieser Stelle sei es daher einfach einmal gesagt: Danke für euren Einsatz!

Auch wenn es nicht mehr ganz so viele wie nach der ersten Runde sind: In der Altstadt, vor allem am Alten Markt und auf dem Residenzplatz, erwartet auch die Marathonläufer ein großartiger Empfang. Über einen roten Teppich, begleitet von Musik und über Lautsprecher begrüßt, gelangen wir ins Ziel.

Mit der Finisher-Medaille belohnt können wir uns im Zielbereich bei Marillenkuchen und Stiegl-Bier stärken. Noch schöner ist allerdings, - und das als Tipp - danach ganz entspannt von der Hochterrasse des Traditionscafes Tomaselli am Alten Markt den Zieleinlauf und das bunte Treiben rundherum zu beobachten.

Unter den 596 Marathonfinishern stellen die Österreicher mit Christian Pflügl (2:23:32) und Ursula Brelinger (2:49:20) in diesem Jahr die stolzen Sieger in der Männer- wie in der Frauenkonkurrenz. Gleichzeitig werden die beiden mit ihrem Erfolg auch Österreichische Staatsmeister.

Zu guter Letzt

Ein tolles Laufspektakel wird in Salzburg geboten: Der abwechslungsreiche Rundkurs bietet Kultur „satt“ ebenso wie Natur „pur“, die Organisation lässt keine Wünsche offen und die Salzburger bereiten den Läufern einen überaus herzlichen Empfang. Und wer auf Bestzeiten aus ist, der findet in Salzburg mit seinem flachen Streckenprofil mit gerade einmal 16 Metern Höhendifferenz pro Runde eigentlich ideale Voraussetzungen.

Das spricht sich herum und erklärt sicher auch, warum sich die Veranstalter 2009 erneut über Rekordteilnehmerzahlen freuen können, und zwar mit imposanten Steigerungsraten: 4.680 Teilnehmer (+ 40 %) in allen Wettbewerben sind zu verzeichnen, davon 1.426 (+ 16 %) auf der halben und 596 (+ 47 %!) auf der vollen Marathondistanz. Auch wenn das Wachstum der Finisher gerade auf der vollen Distanz – übrigens gegen den allgemeinen Trend in der Marathonszene – überaus beeindruckend ist: Es könnten noch deutlich mehr sein. Wer Salzburg und seinen Marathon bislang noch nicht erlebt hat, dem sei diese Veranstaltung daher wärmstens ans Herz gelegt. Denn wer diesen Marathon nicht erlebt hat, der verpasst ein ganz besonderes „Lauf-Schmankerl“.

Marathonsieger

Männer

1 Pflügl Christian  AUT LCAV Doubrava 2:23:32
2 Matolo Kennedy KEN AMREF 2:24:57
3 Aumayr Karl AUT Union Salzburg 2:28:44

Frauen

1 Bredlinger Ursula, AUT Laufteam Burgenland Eisenstadt 2:49:20
2 Zechmeister Maria AUT Happy Lauf Anger 2:55:21
3 Hofer Sabine, AUT LAC Trinkhanf Salzburg 2:56:55

Österreichische Staatsmeisterschaft

Männer

1 Pflügl Christian  OÖLV LCAV Doubrava  2:23:32 
2 Aumayr Karl  SLV Union Salzburg LA 2:28:44  
3 Ruess Georg STLV Kolland Topsport ASICS Herren 2:30:40

Frauen

1 Bredlinger Ursula, BLV Laufteam Burgenland Eisenstadt 2:49:20
2 Zechmeister Maria STLV Happy Lauf Anger 2:55:21
3 Hofer Sabine, SLV LAC Trinkhanf Salzburg 2:56:55

 

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