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Laufberichte

Tutte le strade portano a Roma

20.03.11

Weiter geht es über die Piazza Venezia und die Piazza del Popolo, ein Traum in Stein und  Marmor, wird einmal komplett umrundet. Großes Kino, ein Augenschmaus folgt dem anderen. Weiter geht es vorbei an der Spanischen Treppe – wie habe ich mich auf die gefreut – und den Trevi Brunnen. Anita Ekberg badete dort 1960 in Fellinis Film „La Dolce Vita“ zu nächtlicher Stunde. Für heutige Moralvorstellungen leider zu züchtig. O tempora, o mores – Oh Zeiten, oh Sitten, klagte schon der selige Cicero. Heute wäre die Dame vermutlich nicht mehr der Brüller. Dann schon eher Frau Katzenberger…

 

Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas


Wenn auch die Kräfte fehlen, so ist der Wille zu loben.

Viele gehen mittlerweile und sagen sich: Ora basta! Es reicht! Aber wer will es ihnen verdenken? Im Gehen läßt es sich doch viel ruhiger beobachten! Und eine gute Ausrede hat man so auch. Den Rest kennen wir schon vom Anfang: Erneut um die Piazza Venezia und das Monumento Nazionale zu Ehren Victor Emanuels II, des ersten Königs des neu gegründeten Italiens. Die Neugründung jährte sich übrigens an unserem Ankunftstag zum 150. Mal, daher auch die Nationalhymne am Flughafen.

An km 40 trifft mich fast der Schlag. Ich dachte, viel flotter unterwegs zu sein und sehe auf der Uhr 3:49:05. Dann müsste ich die letzten 2,2 km ja in unter 11 Minuten laufen! Ich probiere es und es geht. Quid sit futurum cras, fuge quaerere – Was morgen sein wird, frage ich nicht. Fleißig weiter knipsend habe ich das Gefühl, an den Leuten vorbeizufliegen und noch Hunderte zu überholen. Auch der Rest der 4 Stunden-Pacemaker wird noch kassiert. Der letzte Kilometer ist angezeigt. Wird das mit den 4 Stunden noch etwas werden? Dum spiro, spero – Solange ich atme, hoffe ich.

Ein letzter Blick gilt dem Konstantinsbogen, einem dreitorigen Triumphbogen aus dem Anfang des vierten Jahrhunderts und dann geht es direttissima um das Kolosseum, das noch zu umrunden ist. Leider nochmals stramm aufwärts, eine letzte große Linkskurve  und, Deo gratias! – Gott sei Dank!,

Annuntio vobis gaudium magnum - Habemus parata!
verkünde ich euch eine große Freude - Wir haben fertig (also wirklich, spätestens hier kotzt jeder aufrechte Altphilologe!). Aber was dem Konklave zur Papstwahl recht ist, ist den Marathonis billig: Dem einen weißer Rauch, dem anderen die Medaille. Und die ist mit dem Goldenen Meilenstein wirklich toll und etwas Einmaliges. Kein Witz, die Bruttozeit bleibt bei exakt 3:59:59 Std. stehen, eine echte Punktlandung. Tut mir leid, Jochen, Dein schönes T-Shirt von Merkers ist in diesem Augenblick bereits Kriegsgeschichte.

 

Maxima debetur puero reverentia


Man schuldet dem Knaben die größte Ehrfurcht.

Der ist zwar schon etwas älter, hat aber mal wieder mit Anstand und ob der optischen Eindrücke höchst begeistert 42 km im Laufschritt zurückgelegt. Im Zielbereich bietet ein professionell ausgebildetes Team von Physiotherapeuten einen mobilen Massagedienst an, und das nicht nur für Notfälle. Ich aber suche erst einmal die Zielverpflegung. Die gibbet aber nicht, sondern „nur“ einen Beutel, mit Apfel und zwei Flaschen Getränke, wie ich es von Berlin und Hamburg kenne. Aber das ist fürs Erste völlig ausreichend.

 

Nunc est bibendum


Nun laßt uns trinken.

Diese Weisheit des Horaz wird weltweit wohl am meistens beachtet und in die Tat umgesetzt. So auch von uns, die wir jede Menge Wasser und Iso in uns hineinschütten. Was gäbe ich jetzt für einen kühlen Lebensretter aus Erding!

 

Summa cum laude


Mit größtem Lob

- auch das hat nichts mit Karl Theodor zu tun! - habe ich also gerne von diesem Marathon berichtet. Ein paar schöne Tage mit diesem Laufereignis zu kombinieren, ist für uns eine prima Sache gewesen. Wenn man sich die Glanzlichter der Strecke vor- oder hinterher in Ruhe (nochmals) anschauen kann ist das fein, das Vorbeihetzen während des Marathons wird dieser interessanten Stadt im Zweifelsfall nicht gerecht.

 

Iucundi sunt acti labores!


Nach getaner Arbeit fühlt man sich wohl!

Wir machen noch bis Dienstagnachmittag die Stadt unsicher und fliegen von einem tollen Abenteuer wieder nach Hause. Zur Nachahmung empfohlen. Unterkunfts- und Restauranttips gebe ich gerne. Arrivederci Roma!

 

Streckenbeschreibung: 
Fast flacher, bestzeitfähiger, beeindruckender Einrundenkurs vorbei an allem, was in Rom Rang und Namen hat. Einige leichte Wellen und zwischen den Höhepunkten, insbesondere im Mittelteil, und auch einige optische „Durststrecken“. Aber wo ist das nicht so? Jeder km ist ausgeschildert. Viel Kopfsteinpflaster, viele Schlaglöcher, Aufpassen ist angesagt.

Startgebühr:
40 bis 70 €, je nach Anmeldezeitpunkt. Athleten mit Behinderungen konnten bei Anmeldung bis zum 28. Februar kostenlos starten. Unabdingbar ist die Vorlage einer Bescheinigung der Mitgliedschaft in einem Leichtathletik-Landesverband oder alternativ eines ärztlichen Gesundheitszeugnisses.

Rahmenprogramm:
Pastaparty an den Messetagen gegen Bezahlung (3 €). Startnummernausgabe im Palazzo dei Congressi. Massagedienst im Ziel.

Weitere Veranstaltungen:
ROMAFUN - "La Stracittadina", ein nicht wettbewerblicher Lauf über 4 km (eher ein Happening als ein richtiger Lauf, ca. 90.000 Teilnehmer). Wird unmittelbar nach dem Marathon gestartet. Startgebühr: 7 € inkl. T-Shirt.

Auszeichnung:
Außergewöhnliche Medaille, Urkunde (online), Geldpreise für die Schnellsten. Jeder Teilnehmer erhält einen Rucksack und ein T-Shirt (Baumwolle) als Geschenk.

Logistik:
Kurze Wege unmittelbar am Kolosseum.

Verpflegung:
Ca. alle 5 km mit Wasser, Iso, Äpfeln, Orangen und Keksen. Zwischen den Verpflegungsstellen Schwammstationen.

Zuschauer:
Insgesamt eher geringes Interesse, viele im Innenstadtbereich und punktuelle Stimmungsnester.

 
 

Informationen: Maratona di Roma
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