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Laufberichte

„Sightseeing" in Mengen

18.03.07

Einzigartig, schnell, die Geschichte durchlaufend.

 

Auch dieses Jahr hat  mich das Motto des Veranstalters in die italienische Hauptstadt gelockt.

 

Scheinbar hat es sich weltweit herumgesprochen, dass Rom zu den Städten gehört, in denen Marathonläufer gerne gesehene Gäste sind. Insgesamt waren dieses Jahr weit über 15.000 Marathonläufer aus mehr als 70 Nationen am Start dieser größten Sportveranstaltung Italiens. Wohlgemerkt - diese Zahl ist nicht künstlich durch Halbmarathon-, 10-Kilometer-Läufer oder Teilnehmer eines Inliner-Wettbewerbes nach oben gepusht.


Wenn sie wollten, könnten die Veranstalter auch hier noch kräftig nachlegen, würden sie das Feld der Jedermann-Läufer über 4 Kilometer hinzurechnen. Die schier unüberschaubare Masse von 45.000 Teilnehmer beginnt ihren Lauf unmittelbar nach dem Start des Marathons ebenfalls im
Schatten des Kolosseum auf der Via dei Fori Imperiali direkt neben den Stätten des Forum Romanum.

 

Wie in den letzten Jahren führt der erste Weg der Läufer am Wettkampftag hin zu den unterhalb des Palatin aufgereihten und für die Gepäckabgabe bereitgestellten Fahrzeugen. Dieses Jahr hat man an Stelle der Linienbusse große LKW zur Aufbewahrung der Kleidersäcke bereit gestellt. Obwohl auf jedem LKW 800 Kleiderbeutel abgelegt werden müssen, geht die Aktion zügig über die Bühne. Beim Abholen viel später sah es leider anders aus. Ewige lange Wartezeiten waren zu ertragen, einzelne Teilnehmerinnen hievten sich sogar entnervt auf die Ladefläche der LKW und holten ihre  Kleiderbeutel selbst hinunter.

 

Aber so weit sind wir noch lange nicht, noch stehen wir inmitten der  idyllische Szenerie zwischen grün bewachsenen Hängen unter Pinien.

 

Auch der weitere Weg zum Marathon-Start ist gut durchdacht: Am Triumphbogen Kaiser Konstantins vorbei erreichen wir Läufer die durch hohe Gitter abgegrenzten Zugangswege zu den einzelnen Startblocks. Ein wenig komme ich mir vor wie ein Raubtier auf dem Weg in die Manege. Langsam macht sich Nervosität in mir breit.

 

Um Punkt 9.00 Uhr ist es pünktlich so weit. Winkende Hände, wegfliegende Pullis, Jubelrufe, lautstarke Anfeuerung durch den Moderator kündigen unseren Start an.

 

Gleich die ersten Meter bieten „Sightseeing" in Mengen: Vorbei an den Kaiserforen zur Piazza Venezia mit dem riesigen weißen Nationaldenkmal des italienischen Königs Vittorio Emmanuele II. Nur Augenblicke später folgt schon der Kapitolshügel. Bald darauf folgt schon das Areal des Circus Maximus. Nur erahnen lassen sich heute noch die Ausmaße der einst größten Rennbahn der Antike.

 

Kurz darauf biegen wir von der alten Streckenführung ab und laufen hinab in Richtung der Porta San Paolo und zu der Basilica di San Paolo. Gut, dass man sich zu dieser Änderung entschlossen hat. Letztes Jahr fand sich hier auf den letzten Kilometer des Marathons noch eine eher triste Wendepunktstrecke mit reichlich Kopfsteinpflaster.

 

Bei KM 9 ist die Pyramide des Cestius erreicht, kurz darauf geht es herunter zum Tiber. Dort laufen wir über mehr als 3 Kilometer die Uferpromenade entlang und haben reichlich Zeit, die auf der anderen Seite gelegene Engelsburg zu bewundern, bevor wir den Fluss auf der Ponte Cavour queren und gleich danach die symmetrisch begrünte Piazza Cavour mit ihren hohen Palmen erreichen. Leider wird dieses Jahr der optische Eindruck durch einen mitten darin platzierten Baukran gestört.

 

Über die Via della Conciliazione, die Straße der Versöhnung, laufen wir direkt dem zentralen Platz für Katholiken aus aller Welt, dem Petersplatz entgegen. Beeindruckend sind die Dimensionen des Platzes und der dahinter frontal aufragenden Kuppel der Peterskirche. Eine Militärkapelle intoniert schmissig, gekonnt und melodisch passend die "Washington Post".

 

In weiten Schleifen führt die Strecke, oftmals entlang des Tiber, hinaus in die Außenbezirke. Der Fluss lenkt ein wenig von der zunehmend monotonen Bebauung ab. Eine parallel führende Straße ist leider nur halbseitig gesperrt - auf der anderen Seite drängeln sich zahllose Autos im Stau.


Kurz vor dem Foro Italica, dem riesigen Sportstadion, ist dieses Mal die Halbmarathonlinie gezogen. Mit 2:05 Stunden liege ich perfekt in meiner geplanten Zeit.

 

Erst bei KM 24 wird der Tiber wieder überquert. Die Brücke ist ewig lang und scheint permanent leicht anzusteigen. An deren anderem Ende erwartet uns ein riesiges, mit einem Metallzaun umgebenes Gelände, auf dem sich die römische Moschee befindet.

 

Anschließend wieder kilometerlang Vorstadtstraßen, bevor wir in das Getümmel der Altstadt eintauchen.

 

Permanenter Richtungswechsel ist im Labyrinth der schmalen Gassen und kleinen Piazzas angesagt. Schritt auf Schritt ändern sich die Szenerien, wechseln Licht und Schatten. Weiter geht es über einen der schönsten Plätze Roms, die langgezogene Piazza Navona mit ihren herrlichen Straßencafes. Nur für kurze Augenblicke tauchen weitere Highlights wie die Spanischen Treppe und die Fontana di Trevi auf. Mehr Zeit bleibt zuvor für die Piazza del Popolo, deren zentraler, 25 Meter hoher Obelisk ganz zu umrunden ist.

 

Bei KM 39 ist wieder die Piazza Venezia erreicht. Noch einmal folgt die Strecke der bereits nach dem Start durchlaufenen Kulturmeile bis zum Circus Maximus. Eine letzte Steigung vor dem Kolosseum, dann ist es geschafft.

 

Nach Umlaufen des Kolosseums kommt das Ziel in 200 Metern Entfernung in Sicht. Großartig ist die Stimmung am Rand der Via dei Fori Imperiali; laut und temperamentvoll.

 

Sofort nach dem Zieleinlauf werden wir Ankömmlinge in goldglänzende Wärmefolien gehüllt. Wenn auch angesichts Sonnenschein und Temperaturen von 20 Grad nicht gerade die Gefahr der Auskühlung besteht, so ist der Anblick von Heerscharen golden gewandeter Läufer wahrlich blendend.

 

Kunstvoll, schwer und ungewöhnlich gestaltet ist die Medaille, die die Finisher umgehängt bekommen - ein echtes Schmuckstück für jede Sammlung.

 

Alles in allem, Rom war auch dieses Jahr wieder eine Reise wert, ich könnte mir eine weitere Wiederholung dieses Laufes vorstellen.

 

 

Informationen: Maratona di Roma
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