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Laufberichte

Die Legende lebt

21.03.10
Autor: Klaus Duwe

Wir sind bereits bei der Ponte Milvio, überqueren nach einem kurzen Anstieg den Tiber und erreichen bei km 28 die Große Moschee,  die bis vor ein paar Jahren die größte Moschee in Europa war. Wenig später sind wir erneut an der Ponte Milvio, diesmal am anderen Ende. Die Brücke wurde bereits 207 v. Chr.  aus Holz gebaut und  immer wieder erweitert und modernisiert. In zahlreichen Kriegen und Auseinandersetzungen war sie hart umkämpft. Die berühmteste Schlacht an der Milvischen Brücke schlug 312 n. Chr. Kaiser Konstantin gegen seinen Mitkaiser Maxentius und lässt sich als Zeichen seines Sieges einen Triumphbogen errichten – den Konstantinbogen. Von ihm wird noch die Rede sein. 

Ungefähr  3 Kilometer folgen wir dem Tiber, auf dem der Sage nach der Gründer Roms, Romulus, mit seinem Zwillingsbruder Remus in einem Korb ausgesetzt wurde, von einer Wölfin gesäugt, dann von dem Hirten Faustulus gefunden und aufgezogen wurde.

Ungefähr bei km 33 erreichen wir die Piazza Navona. Dietmar macht halt und blickt staunend auf den Platz, der als einer der schönsten in ganz Italien gilt. An seiner Form ist leicht zu erkennen, dass auch er ursprünglich  als Arena angelegt war. Auf dem  Platz um den Vierflüssebrunnen von Bernini (1647 – 51) ist immer etwas los, hier treffen sich junge und alte Menschen. In der Mitte sind Verkaufsstände und Musikbühnen, in den Cafés und Bars genießt man den Espresso und das beste Eis Italiens. Der Platz ist so typisch für Italien, dass viele Szenen des Filmes „La Dolce Vita“ hier gedreht wurden.

Der Pumuckl dreht noch einmal voll auf und verteilt seine letzten Bonbons. Zu seinem Leidwesen kann er keines gegen ein Bier eintauschen. Den Gästen in den zahlreichen Cafés wird vornehmlich Wein serviert. Erst in der Via del Corso, als wir zum wiederholten Mal auf eine Fangruppe aus Heilbronn treffen, kommt er auf seine Kosten. Allerdings haben auch die kein Bier, aber zur Not tut’s in Italien auch ein Grappa. Die lange, sehr belebte Einkaufsstraße mit den vielen eleganten Geschäften führt uns direkt zur Piazza dei Popolo (km 37). Der Obelisk dort stammt wie die meisten aus Ägypten und wurde 1200 v. Chr. von Ramses II. vollendet. Augustus brachte ihn 10 v. Chr. nach Rom, wo er ursprünglich beim Circus Maximus seinen Platz fand. 

Eine enge, gepflasterte Straße führt uns zur Spanischen Treppe (km 38) und der Mariensäule und schließlich zum Trevibrunnen, bei dem wie immer kaum ein Durchkommen ist. Der Pumuckl genießt die Nähe zu den Fans und treibt weiterhin seine Späße. Er hat gut lachen, ich bestimme schon die ganze Zeit das Tempo und das bringt weder ihn noch Otto in Atemnot. Nur an den Getränkestellen muss er aufpassen, denn die zertretenen Plastikbecher hinterlassen scharfe Splitter, die er sich auf keinen Fall einfangen will. Das viel gescholtene römische Pflaster dagegen macht ihm keine Probleme, solange es trocken ist. Bei Nässe sieht das anders aus. „Da hast Du ohne Schuhe keinen Halt“, weiß er aus Erfahrung.

Wir laufen jetzt direkt auf den Palazzo Venezia  zu, der Pumuckl ganz dicht bei mir. Das hat den Vorteil, dass ich auch etwas Aufmerksamkeit und  Applaus abbekomme. Ich brauche das jetzt, die letzten Kilometer  tun weh. Und so dienen die Fotostopps beim Circus Maximus auch dazu, meinen Beinen einen Moment Ruhe zu gönnen. Auf den letzten 1500 Metern will ich nämlich keine Schwäche zeigen, es sind für mich mit die schönsten überhaupt. Die Straße steigt spürbar an. Das Kolosseum sehe ich vor mir, links die Säulen und Pinien des Foro Romano und lautstarke Anfeuerungen der Zuschauer. Es mögen anderswo mehr sein, aber wo sonst gibt es eine solche Kulisse?

Der Konstantinbogen kommt ins Blickfeld, von dem schon einmal die Rede war.  Als Abebe Bikila ihn am Abend des 10. September 1960 sieht, weiß er: Ich habe gewonnen. Hier  hat der Olympische Marathon sein Ziel. Der reißt die Arme hoch und lässt sich feiern.  Wir halten einen Moment an und denken an den historischen Moment.

 
 

Informationen: Maratona di Roma
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