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Laufberichte

Mit einer Maß Bier ins Ziel

24.05.09

Dieses Wochenende gibt es „ohne Gepäck“ einen Marathon. Ein- zweimal im Jahr möchte ich schnell laufen. Aber die Wettervorhersage meint es nicht ganz optimal, denn es soll warm werden. Servus aus Castra Regina oder aus Ratisbona.

Wohin hat es den Autoren verschlagen, höre ich schon einige fragen. Aus einer Großstadt an der Donau - Regensburg ist bei mir wieder „dran“. Und da Bayerische Meisterschaft ist, lasse ich den Knipserapparat in der Sporttasche liegen. Doch keine Angst, mit Bildern vor und nach dem Rennen möchte ich Euch schon versorgen.

Ich reise am Samstag recht zeitig an, da ich am Frühstückslauf teilnehmen möchte. Rund 300 Läufer gehen dann auf die sieben Kilometer lange Strecke. Was mich überrascht, ist die Tatsache, dass der LLC Marathon Regensburg Einsteiger zu diesem Lauf vorbereitet hat. Und diese „Newcomer“ sind deutlich in der Überzahl.

Gut gelöst ist auch die Durchführung, denn die Lauftreffleiter sind an der Spitze und geben das Tempo vor. Überholer werden zurück gepfiffen. Bei voreilenden Fotografen reicht schon ein mahnender Blick.

Nach dem Lockern der Beine (bei mir) oder dem schweißtreibenden Läufchen (bei einigen Anfängern) gibt es für eine geringe Gebühr ein Frühstück. Nachschlag ist da ausdrücklich erwünscht.

Was ist denn für den Sportler alles möglich an diesem Wochenende? Nun, neben dem Marathon (mit Bayerischer Meisterschaft und Wertungen von Siemens, Infineon, Polizei und Bundeswehr) kann auch der Halbe gelaufen werden. Für einen zusätzlichen 10 Kilometer Sprint finden sich rund 500 Teilnehmer. Der Inline Halbmarathon eröffnet am Sonntag das Wettkampfprogramm.

Am Samstag werden fast 2000 Kinder zu ihrem MiniMarathon über 1, 2,1 und 4,2 Kilometer starten. Das wird einer der stärksten Kinderläufe in Bayern werden, da bin ich mir sicher.

An beiden Tagen ist eine kleine Sportmesse geöffnet. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Für Kinder gibt es eine Hüpfburg und es ist ein Kinderparadies eingerichtet, wo die Kids malen und spielen können. Es dauert nicht lange, so beobachte ich, bis einige pfiffige Burschen Wasserhähne entdecken, wo sie sich mittels Luftballone Wasserbomben basteln.

Mein Mittagsspaziergang führt in die Altstadt. Ja, und da ertappt mich kein geringerer als Willi Wahl, BLV-Vizepräsident und morgiger Vertreter des Verbandes. Da bist du immer unter Aufsicht, fällt mir ein. Auch er will mit seiner Gattin die Altstadt besichtigen.

Erster Besichtigungspunkt ist natürlich die Steinerne Brücke, wohl das Bauwerk von Regensburg schlechthin. Da wenn wir morgen schon wären, dann hätten wir nur mehr rund vier Kilometer vor uns. Im 12. Jahrhundert wurde sie erbaut und gehört heute zu den bedeutendsten Brückenbauwerken des Mittelalters. Eine Ähnlichkeit mit der Prager Karlsbrücke und der Alten Mainbrücke in Würzburg ist nicht von der Hand zu weisen. Da findet an diesem Wochenende auch eine Laufveranstaltung statt.

Das andere bekannte Bauwerk ist der gotische Dom St. Peter. Der Bau wurde im 13. Jahrhundert begonnen. Vorläufig wurde er 1520 abgeschlossen. Im 19. Jahrhundert wurden die Turmhelme und der Querhausgiebel ausgebaut.

Ja, und mein Spaziergang führte an weitere Stellen, die ich gar nicht alle aufzählen kann. Nur so viel, Regensburg hat über 1500 geschützte Denkmäler, davon knapp 1000 in der Altstadt. 2006 wurde die Stadt von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Die engen Gassen und die vielen Geschlechtertürme haben den Beinamen „Nördlichste Stadt Italiens“ eingebracht. Ein Besuch lohnt immer, auch außerhalb des Marathonwochenendes. Und da wäre ja mehr Zeit.

Zurück am Westbad treffe ich einen bekannten Italiener, den Hartmann Stampfer. Aber Südtiroler wie ihn darf man nicht als Italiener bezeichnen. Außer man zwinkert mit den Augen, wie ich, als ich dies schreibe.

Er war noch nicht hier in Regensburg. Jede Veranstaltung wird nur einmal gelaufen, so sein Credo. Nächste Woche versucht er sich beim „Passatore“ von Florenz nach Faenza. Ein knüppelharter Hunderter bei Hitze und vielen Höhenmetern über den Apennin.

Am Nachmittag beobachte ich die Schülerläufe. Wer für den morgigen Tag noch geistlichen Beistand holen möchte, der kann das im Dom (mit den Regensburger Domspatzen) oder in der Neupfarrkiche (für die Evangelen) tun.

Wer lieber deftiges Musikkabarett will, den empfehle ich „Da Huawa, da Meier und I“ mit ihrem Programm „Fensterln, Schnupfa, Volksmusik“. Auf Neudeutsch vielleicht mit „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ zu übersetzen.

Am nächsten Morgen ist der Himmel fast bedeckt. Es hat sogar in der Nacht ein wenig „gespritzelt“. Die Straßen sind etwas feucht. Aber es hat, als ich mich auf den Weg zum Startgelände mache, fast nicht abgekühlt. So rund 15 Grad. Wenn die Temperatur so bliebe, dann wär das gut. Aber wenn es aufreißen sollte, dann wird es ein heißer Ritt über den Asphalt werden.

Da am Startgelände nur begrenzt Parkplätze zur Verfügung stehen, nutze ich den Shuttleservice, der vom KÖWE-Center angeboten wird. In wenigen Minuten bin ich dann vor Ort, wo unter den Inlinern sich schon warmgerollt wird, denn um 08.15 Uhr folgt deren Start in drei Wellen.

Dann um 08.30 Uhr sind die gut 1000 Marathonis dran. Die Läufer haben sich in drei Blöcken einzuordnen, was auch überwacht wird. Die Meisterschaftsläufer dürfen aus den A-Block heraus starten. Wir erhalten nochmals Informationen von den kundigen Moderatoren Artur Schmid und Armin Wolf. Wir werden ermahnt, reichlich zu trinken und keine V-Stelle auszulassen.

Dann erfolgt der Start. Innerhalb kurzer Zeit kann ich frei laufen. Nur, mein Pacemaker für die drei Stunden gibt schon Vollgas. Ich habe alle Mühe, da dran zu bleiben. Doch bei Kilometer eins stellt er wohl fest, ein wenig zu schnell zu sein. Sofort wird das Tempo kontrolliert. Ja, das ist heute mein Plan. Vielleicht geht was, und wenn es heiß werden sollte, dann kann ich ja mein Tempo zurücknehmen. Ein wenig Mut für die drei Stunden musst du schon haben.

Kurz nach Kilometer zwei gelangen wir beim Jakobstor in die historische Altstadt. Auf der Gesandtenstraße erreichen wir den Neupfarrplatz mit der gleichnamigen Kirche. 1519 wurde hier eine Holzkirche errichtet, zu der sich eine „Wallfahrt zur Schönen Maria“ entwickelte. 1540 wurde ein Neubau begonnen, der aufgrund fehlender Mittel erst 1860 abgeschlossen wurde.

Einer packt mich am Ohrwaschel. Es ist der Willi, der sich per Rad ein Bild von der Meisterschaft macht. Er wünscht mit alles Gute und eilt nach vorne.

Bei Kilometer fünf verlassen wir die Altstadt und biegen auf die Bundesstraße 8 ein, die uns nach Straubing führen würde. An den folgenden Unterführungen haben sich einige Trommler niedergelassen, die mit Eifer ihre Instrumente bearbeiten. Ja, wir werden auf unserer Reise auch musikalisch unterhalten. 17 Bands sind hierzu verpflichtet worden.

Eine kurzes Stück führt uns in den Businesspark, wo bei einer Firma Zuschauer eine Verstärkeranlage nach außen geschafft haben. Die nächsten Kilometer, wieder auf der gut ausgebauten B 8, werden weiterhin ruhig zurückgelegt. Den Pacemaker habe ich weiterhin im Blickfeld. Ich laufe nicht an sein Feld heran, denn da kann ich mir den Stress an den V-Stellen ersparen.

Informationen: Regensburg Marathon
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Etwa bei Kilometer zehn ist der Wendepunkt der Inliner und der Halbmarathonis. Wir verlassen die Bundesstraße, es geht nach Barbing, eine Gemeinde mit fast 5000 Einwohnern. Friedrich Barbarossa, ja der Rotbart vom Kyffhäuser, sammelte in der Nähe sein Heer für einen Kreuzzug. Im Ort sind zahlreiche Zuschauer an die Strecke gekommen und feuern uns an. Ja, einige clevere Feuerwehrmänner haben gar Tisch und Bank an die Kreuzungen gestellt, die sie absperren müssen. So lässt sich der Dienst gleich mit dem Angenehmen verbinden.

Am Ortseingang unterhalten uns die Aubachmusikanten mit bayerischer Blasmusik. Es geht ein Stückchen durch Felder und Wiesen. Die Alleebäume spenden ein wenig Schatten, die Bewölkung hat sich schon teilweise aufgelöst. Wenn wir den Blick nach Norden schweifen lassen, dann sticht uns die Walhalla ins Auge.

Ich liebe diesen Pendelabschnitt bis zu Wende, er ist sehr abwechslungsreich durch Ortschaften, kleine Waldstücke und führt auch an Gewässern vorbei. Und das Gute - wir können dann die vor uns laufenden und die Verfolger beobachten. Man grüßt sich im Feld und applaudiert. 

Etwa zwei Kilometer weiter laufen wir nach Sarching hinein. Das gleiche Bild: Freundliche Helfer, interessierte Zuschauer und eine gut aufgelegte Sarchinger Blaskapelle. Nach einem kurzen Wegstück geht es an den Sarchinger Weiher. Die ansonsten herrschende Ruhe wird heute von der Formation Dialamadia mit ihren Trommeln durchbrochen. Im Laufe des Tagen werden sich vielleicht Badegäste einfinden.

In Friesheim, ein sehr alter Ort (erstmals in einer Urkunde im Jahr 901 erwähnt), unterhält uns 4Fun. Mittlerweile kommen uns die ersten führenden Marathonis entgegen.

In Illkofen unterhalten uns die Spotznkampler mit Blasmusik am Ortseingang. Unweit der Ortskirche St. Martin mit ihrem auffallenden Turm ist die Wende. Es geht zurück.

Nach 500 Metern liegen die Zeitmatten bei Kilometer 21,1 aus. Ich rechne kurz und komme auf ziemlich genau 90 Minuten. Der Plan passt also noch. Aber mittlerweile merke ich doch die zunehmende Wärme, auch dass es dem einen und anderen Marathoni nicht mehr ganz gut geht. Ich beschließe, das Tempo ein wenig herauszunehmen. Auch deshalb, da sich nunmehr die Bewölkung komplett verziehen wird.

Die Stimmung in der Orten lässt nicht nach. Ich sehe viele bekannte Gesichter auf der anderen Seite noch auf ihren Hinweg. Meinen Pacemaker sehe ich allerdings nicht mehr. In Barbing, nunmehr am Ortseingang, sind fünf, sechs professionelle Motivatoren zu sehen. Die bearbeiten immer noch voller Inbrunst ihre Knarren und Rasseln.

Bei Kilometer 31 mündet die Halbmarathonstrecke in unsere. Da sind erst die führenden Damen zu sehen. Also werde ich um eventuelle Überholmanöver herumkommen.

Kilometer 35: Links die ehemalige Zuckerfabrik. 2008 wurde hier die Produktion beendet. Ein Investor hat nun das Grundstück gekauft. Bis 2010 soll die Fabrik rückgebaut werden. Wie es mit dem Gelände weitergeht, weiß noch keiner so recht.

Ich zähle nun jeden Kilometer. Es wird hart, nicht nur für mich, denn immer wieder sehe ich Marathonis gehen. Gut, dass es jetzt wieder am Ostentor in die Altstadt geht. Ab dem Jahr 1300 war das gotische Tor der Eingang zur Stadt von Osten. Wir sind wieder im Mittelalter.

Durch die lang gezogene Ostengasse laufen wir auf den St.-Georgen-Platz, dessen Kopfsteinpflaster unsere Füße malträtiert. Es dauert nicht lange, dann überlaufen wir die Eiserne Brücke. Wir sind in Stadtamhof angelangt. Auch dieser Stadtbezirk gehört zum Weltkulturerbe.

Hier ist ein Wendepunkt eingerichtet. An dessen Ende holen wir uns einen Anlauf, dass wir ohne Stockungen auf die Steinerne Brücke hinaufkommen. Die Strecke steigt merklich an. Ich laufe rechts, da dort Betonplatten vorhanden sind. Ich muss aber ausweichen, vor mir sind zwei Zehnkilometer-Läufer am Wandern.

Am Scheitelpunkt der Brücke sehe ich das Bruckmandl mit seinem Blick in Richtung der sengenden Sonne. Cola wäre jetzt recht. Wer jetzt noch eine Sage zur Steinernen Brücke wissen möchte, den empfehle ich meinen Bericht aus 2006.

Am Südufer der Donau sehe ich links die historische Wurstkuchl. Für den schnellen Hunger sind ein Paar Bratwürste in der Semmel sehr zu empfehlen. Man kann auch in das nebenan liegende Wirtshaus einkehren.

Nach dem Brückenturm laufen wir sofort rechts Richtung Fischmarkt. Das ist hier eine Änderung, da der bisher tangierte Haidplatz zurzeit eine riesige Baustelle ist. Die Ramspauer Wirtshaus Musi unterhält uns bei Kilometer 39.

An der letzten V-Stelle schütte ich mir abermals Wasser aufn Kopp und eine Wassersprühanlage der Feuerwehr nutze ich auch noch. Dann geht es auf den letzten Metern auf gleicher Strecke zurück.

Im Zielbereich haben sich unzählige Zuschauer versammelt. Kinder wollen abgeklatscht werden. Für einen Endspurt fehlt mir aber die Kraft. Willi Wahl steht im linken Einlaufkanal für die Marathonis und klatscht mich ab. 3.12 Stunden sehe ich oben auf der Uhr.

Wenn ich die Zeit aus Würzburg von zwei Jahren mit ähnlichen Temperaturen vergleiche, dann hat sich fast nichts verändert. Nun ja, ein wenig schon. Vor zwei Jahren war ich bei der damaligen Meisterschaft 19 Sekunden schneller.

Im Versorgungsbereich gibt’s Bananen, Wasser und Cola. Ein Bier hätt ich mir gewünscht. Das haben sich aber drei Läufer zureichen lassen. Die kommen mit einer frischen Maß Bier im dem Zielkanal daher. Und die Maß ist auch schon halb geleert. Zum Wohl!

Teilnehmer:
Über alle Bewerbe ca. 7000 Teilnehmer, wobei der Halbmarathon das stärkste Feld anzieht.

Strecke:
Eine abwechslungsreiche Runde mit kaum Höhenmetern, schnell zu belaufen. In der Altstadt wenige Passagen mit Pflaster.

Zeitnahme:
ChampionChip

Auszeichnung:
Urkunde aus dem Internet oder sofort zum Mitnehmen. Medaillen für alle.

Drumherum:
Duschen im Westbad. Massagen im Zielbereich. Wenig Parkmöglichkeiten im Zielbereich, Shuttletransport ab KÖWE-Center (BAB-Anschluss A 93 R-Königswiesen). Funktionsshirts von der Veranstaltung um 10 EUR.

Verpflegung:
Alle fünf Kilometer Wasser, Iso, Bananen, dazwischen Wasserstellen. Am Ziel zusätzlich Cola. Nudelparty an beiden Tagen (Gutschein an der Startnummer).

Zuschauer:
Im Zielbereich und in der Altstadt viele Zuschauer. Auch in den Ortschaften. Ruhige Passagen sind auch vorhanden. Kurzweilige Streckenführung auf dem Wendepunktkurs.

Nächster Termin:
Die 20. Jubiläumsausgabe findet am 15./16.05.2010 statt.

 

Informationen: Regensburg Marathon
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