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Laufberichte

Jubiläumslauf im Weltkulturerbe

 

Zwölf Jahre ist es nun her, seitdem wir das letzte Mal am Regensburg Marathon teilgenommen haben. Diese lange "Abstinenz" hat nichts damit zu tun, dass es uns dort nicht gefallen hätte, sondern mit dem traditionellen Termin dieser Veranstaltung: Am Sonntag nach Christi Himmelfahrt befinden wir uns meist auf Kurzurlaub in Italien, während die Regensburger Organisatoren den Umstand nutzen, dass dann aufgrund einer verringerten Produktion von Halbleitern der Parkplatz vor dem Infineon-Betriebsgelände zur Verfügung steht. Quasi als Gegenleistung werden  gleichzeitig die Siemens Infineon Osram Meisterschaften im Marathon ausgetragen. In früheren Zeiten habe auch ich noch dazu gehört, doch inzwischen ist unser Betrieb nicht mehr Teil von Siemens, sondern einer amerikanischen Company angegliedert und diese engagiert sich dem Vernehmen nach beim Walt-Disney-Marathon in Florida. Aber das ist eine andere Geschichte.

Diese Jahr haben wir uns aber Regensburg vorgenommen, zumal ein Jubiläum ansteht: Anlässlich der 25. Ausgabe des größten Lauffestes im ostbayerischen Raum hat sich das Organisationsteam um Sylvia Gingele, Vorsitzende des LLC Marathon Regensburg, und LLC-Veranstaltungsleiterin Claudia Fritsch einige besondere Aktionen einfallen lassen. „1.054 – 25 Jahre Regensburg Marathon“ lautet beispielsweise der Titel einer Kunst- und Informationsveranstaltung im Donau Einkaufszentrum. Dort waren unter anderem 42 Bilder rund ums sportliche Thema zu sehen, die der Künstler und Regensburger Bürgermeister Jürgen Huber 1997 geschaffen hatte. Ein Motiv aus dieser Serie ziert heuer auch das offizielle Funktionshemd.

Einen Nuller-Geburtstag, nämlich den 20., feiert zudem der Ostwind-Minimarathon für Kinder am Samstagmittag. Neu im Programm ist in diesem Jahr der von Schneider Electric gesponsorte Dreiviertelmarathon, der zusammen mit dem Immobilienzentrum Marathon und dem Bischofshof Halbmarathon am Sonntag um 8.30 Uhr startet. Wer als Erwachsener kürzere Distanzen vorzieht, wählt am Samstag den bereits zum 18. Mal durchgeführten MZ-Einsteigerlauf über 6 km oder nimmt am Sonntag um 11.30 Uhr am Continental Viertelmarathon teil. Als besonderes Zuckerl zum Jubiläum und auch als Dankeschön an alle Regensburger für ihre Gastfreundschaft findet am Samstagabend ein Gratiskonzert der Band „Steffi Denk & Flexible Friends“ auf dem zentral gelegenen Haidplatz statt.

 

 

Wir reisen schon samstags an, damit wir uns Regensburg diesmal etwas näher ansehen können. Bekannte, die mit der Stadt seit der Studienzeit verbunden sind, schwärmen noch heute von deren beeindruckendem Kneipen- und Nachtleben. Für uns geht es aber erst mal in den Westen zur Marathonmesse, Startnummern abholen. Zu dem sportlichen Großereignis haben sich diesmal deutlich mehr Teilnehmer/innen als in den Vorjahren angesagt. Das liegt wohl auch daran, dass in der ersten Phase die Anmeldungsgebühr bei 25 Euro lag – analog zu den 25 DM, die der Marathonstart vor einem Vierteljahrhundert kostete. Bei schönstem Wetter sind mittags die Kinder- und Jugendläufe in vollem Gange. Im Start- und Zielbereich herrscht Biergartenatmosphäre mit Nudel- und Grillparty sowie Kaffee und Kuchen. Unterhaltung für die ganze Familie bieten Hüpfburg, Kletterturm und Kinderschminken.  

Erstmals dabei sind die Maskottchen Mara und Thoni in Gestalt der Spitzen des Regensburger Doms. Denn stolz ist man in der mit 150.000 Einwohnern viertgrößten bayerischen Stadt mindestens auf zweierlei: auf die Domspitzen und die – damit nicht zu verwechselnden - Domspatzen. Regensburg, am nördlichsten Punkt der Donau gelegen, Bischofssitz und Hauptstadt des Bezirks Oberpfalz, hat drei Hochschulen und trägt seit 2006 für das Ensemble „Altstadt mit Stadtamhof“ den Titel Weltkulturerbe. Der Dom St. Peter mit den beiden markanten Türmen gilt als Hauptwerk der Gotik in Bayern. Und dahin zieht es uns nach einer kurzen Stärkung auf der Marathonmesse.

Zusammen mit vielen jungen Leuten genießen wir die Sommerhitze auf den Stufen des Sakralbaus. Innen sehen wir erst mal gar nichts, zu stark ist der Kontrast zum gleißenden Sonnenlicht draußen. Hören könnte man hier beim Marathon-Gottesdienst um 18 Uhr die weltgrößte hängende Orgel, die mit 36,7 Tonnen Gewicht an einer Tragekonstruktion im Dachstuhl fixiert ist.

Für mich interessant ist ein Besuch der Grablege: Dort ist der Domprediger Johann Maier bestattet. Er bat im Rahmen einer Demonstration am 23.4.1945 um eine kampflose Übergabe der Stadt an die US-Amerikaner. Dafür wurde er mit zwei anderen Männern am Tag darauf hingerichtet. Kurze Zeit später verließen die deutschen Truppen die Stadt und am 27.4.1945 kapitulierte Regensburg kampflos. Der für die Hinrichtung verantwortliche SS-Brigadeführer Ludwig Ruckdeschel wurde nach der Hälfte seiner achtjährigen Haftstrafe vorzeitig entlassen und fand eine Anstellung als Gästeführer für prominente Besucher bei Volkswagen in Wolfsburg.

Vom Luftkrieg im Zentrum nur wenig zerstört, hat sich Regensburg seinen mittelalterlichen Charakter erhalten. Besonders schön ist es, für einen Abstecher in die stilleren Seitengassen die Hauptwege zu verlassen. Kannte ich mittelalterliche Geschlechtertürme bisher nur aus Italien, so werde ich nun auch hier fündig: Je wichtiger sich eine Familie fühlte, um so höher musste der Turm gebaut werden. Der neunstöckige "Goldene Turm" in der Wahlenstraße, erbaut im Jahr 1260, beherbergt heute ein Studentenwohnheim. Ob das Regensburger Nachtleben von unseren Bekannten zu Recht gerühmt wird, können wir leider nicht feststellen, denn wieder einmal heißt es früh zu Bett gehen, da der Start für 8:30 Uhr angesetzt ist.

 

Der Marathontag

 

Wir reisen mit dem Auto aus unserer Unterkunft in Wörth an der Donau an. Viele Parkplätze stehen zur Verfügung, von denen aus Shuttlebusse die Sportler im Fünfminutentakt zum Startgelände bringen. Dort befinden sich auch die LKWs zur Taschenabgabe. Die Erfahrung des Veranstalters macht sich positiv bemerkbar: Die Stimmung ist super. Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, der die spezielle Atmosphäre des Laufevents rühmt, gibt den Startschuss, und schon machen sich über 3.500 Halb-, Dreiviertel- und "Voll"-Marathonis auf den Weg Richtung Altstadt. Kurz nach der ersten Musikgruppe, die mit aufmunternden Sprüchen nicht geizt, vernehme ich schon die Beschwerde eines Halbmarathonis an seinen Begleiter: „Ich dachte, der Kurs wäre flach“. Ist er schon, aber einige Wellen werden wir doch in Kauf nehmen müssen.

 

 

Die lange Reihe der Sportler zieht sich über die Alleen in der Morgensonne. Ein Läufer spricht mich an, wir sind 2013 in Danzig zusammen gelaufen. Bei der nächsten Band verliere ich ihn leider aus den Augen. 18 Musikgruppen gibt es an der Strecke. Das Ganze für die Marathonis doppelt, denn es sind zwei Runden zu absolvieren. Ich genieße das lockere Einlaufen so sehr, dass Judith recht bald auf und davon ist. Der Plan heißt für heute: Viele Eindrücke und Fotos auf der ersten Runde, auf der zweiten Runde dann richtig Gas geben und Judith wieder einholen.

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Informationen: Regensburg Marathon
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