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Laufberichte

Mehr als nur 42 Kilometer

11.10.09
Autor: Klaus Duwe

Zweimal schien es, als ob die Sportstadt München den Marathon für sich entdecken würde. 1972 bei den Olympischen Spielen und dreißig Jahre später bei der Leichtathletik-EM, als man den Marathonis  ein Riesenfest bereitete. Besonders aus letzterem Ereignis schöpften die Veranstalter des wiederbelebten Münchner Marathons Hoffnung, die mit 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Folgejahr auch nicht enttäuscht wurden. Aber - von da an ging’s bergab …

Damit der diesjährige Teilnehmerrekord (über 11.000 Teilnehmer) zustande kommt, müssen 10 km- und Staffelläufer zu den ungefähr 6.000 Marathonis addiert werden.

Am Olympiagelände, das zwar 37 Jahre nach den Spielen deutlich sichtbar Patina angesetzt aber deshalb nichts von seiner Attraktivität und Anziehungskraft eingebüßt hat, liegt es nicht. Kurze Wege hat der Läufer zwar nicht, aber die Distanzen zur Eventarena (Messe und Startnummernausgabe), dem Stadion (Ziel und Kleiderdepot) und zur Ackermannstraße (Start) sind auch einem verhätschelten Marathoni zumutbar.

Die Messe ist der Größe der Veranstaltung angemessen und gehört zu den besten im Land. Im Restaurantbereich gibt es das traditionelle Nudelessen und am Sonntagmorgen, eine gute Idee, ein Marathonfrühstück.

Auch das Wetter ist am Marathontag immer gut, diesmal regnet es allerdings am Samstag und laut Wetterbericht soll sich daran auch am Sonntag nicht viel ändern - nur kälter soll es dazu noch werden. Tatsächlich scheint dann aber am Morgen die Sonne und die einstelligen Temperaturen werden nicht als unangenehm empfunden. Einer, der bei keinem Wetter ein Klamottenproblem hat, ist Dietmar „Pumuckl“ Mücke. Er ist im bekannten Dress am Start, dazu fast eine ganze Armee kostümierter Helfer, die Spenden sammeln für Menschen mit Down-Syndrom. Michel ist auch dabei. Allerdings hat man ihn überredet, Baguette und Königs-Krönchen zuhause zu lassen und im zünftigen Dirndl aufzutreten.

Pünktlich um 10.00 Uhr geht es auf die Strecke. Favoriten sind schwer zu benennen. Weil es in München weder Antrittsgelder noch horrende Siegprämien gibt, sind auch keine Läufer aus Ostafrika am Start. So reichen  Zeiten um die 2:30 (bzw. 2:50 bei den Frauen) zum Sieg. Und Läuferinnen und Läufer, die das schaffen, gibt es auch bei uns genug.

Wir sind mitten in Schwabing, dem Münchner Schickeria-Zentrum und Szene-Viertel. Schwabing, ein zugereister Schwabe soll für den Namen verantwortlich sein, ist viel älter als München. Schon 782 wird es urkundlich erwähnt, München wurde erst im 12. Jahrhundert gegründet. 1890 wurde Schwabing nach München eingemeindet.

Es geht gleich schon gut los. Viele Zuschauer feuern die Marathonis am Start an. Dann wird es ruhiger, man sucht seinen Rhythmus und auf der Leopoldstraße präsentiert man sich den dann wieder zahlreicheren Zuschauern im besten Laufstil. Highlight ist hier natürlich das Siegestor, das Bayern-König Ludwig I. zu Ehren des Bayerischen Heeres 1843-52 errichten ließ. Die Ähnlichkeit mit dem  Konstantinbogen in Rom (Marathonis kennen ihn, er steht beim Kolosseum, dort, wo man in die Startblöcke geht) ist nicht zufällig. Zünftige Blasmusik wird gespielt und nach der Wende bei km 4 das Tor erneut passiert. Später, wenn nur noch gut 10 Kilometer zu laufen sind, hat man die Freude ein drittes Mal. Dann geht es von der Feldherrnhalle am Beginn der Ludwigstraße auf die Leopoldstraße mit dem Triumphbogen und man erlebt, wie beide Bauwerke korrespondieren.

Wir steuern jetzt aber zunächst den Englischen Garten (km 7) an und absolvieren die nächsten 8 Kilometer in herrlicher Herbstlandschaft. Englische Landschaftsgärten waren im 18. Jahrhundert groß in Mode und so schaffte 1789 Kurfürst Carl Theodor an, aus dem Militärgarten einen Volksgarten zu machen. Den Zuschlag erhielt Friedrich Ludwig Sckell, der sich mit dem Schwetzinger Schlossgarten einen Namen gemacht hatte.

Entlang des Schwabinger Baches geht es durch die Hirschau, was ursprünglich ein Jagdgebiet war und dann in den Englischen Garten integriert wurde. Als der Park 1792 für die Bevölkerung eröffnet wurde, hatte München übrigens 40.000 Einwohner. Heute sind es 1,3 Mio und der Englische Garten zählt mit seinen 4,17 qkm weltweit zu den größten Parkanlagen.

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