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Laufberichte

Ein neuer Name auf der Liste

 
Autor: Klaus Duwe

Ginge es nach Wolfgang Slawisch, wäre der Marathon auf Mauritius mindestens so bekannt wie die blaue Briefmarke zu zwei Pence aus dem Jahre 1847. Seit Jahren wird der Berliner nicht müde, auf den Messen der großen Marathonveranstaltungen den Leuten von „seiner“ Insel vorzuschwärmen, von der viele schon was mal gehört haben, aber nicht wissen, wo sie liegt. Dazu gehöre auch ich.

Ich bin durchs Laufen schon in vielen Ländern und Städten gelandet, die ich vorher nicht kannte. Warum nicht auch Mauritius? Im Familien- und Bekanntenkreis mache ich mit meinem Reiseziel mächtig Eindruck. Nicht eine (r) war schon einmal dort.

Zugegeben, Mauritius liegt nicht gerade um die Ecke, sondern im Indischen Ozean, ist ungefähr 2000 qkm groß und hat 1,3 Mio. Einwohner.  870 Kilometer nach Westen sind es bis Madagaskar, zum afrikanischen Festland sind es etwa 1700 Kilometer. Das französische Übersee-Département La Réunion,  vielen Trailrunnern ein Begriff,  liegt etwa 200 km westlich von Mauritius. Bezahlt wird mit Mauritius-Rupien, gesprochen wird Englisch und Französisch. Gefahren wird links, falls jemand mit dem Auto anreisen will. 

Ansonsten: Ein Direktflug von Frankfurt dauert 12 Stunden, mit Emirates fliegt man über Dubai und hat dort ein paar Stunden Zeit, um in dem feudalen Airport auf Duty-Free-Luxus-Shopping-Tour zu gehen.  

 

 

Der Mauritius Marathon ist immer im Juli. Wenn es bei uns so richtig warm ist (oder warm sein sollte), ist dort Winter. Schneien tut es nicht, aber Regnen. 4 Regentage soll es durchschnittlich im Juli geben. In diesem Jahr fallen diese Regentage offenbar hintereinander an, und das genau während meines Aufenthaltes. Der schönste Tag ist der Marathontag, und auch der bleibt nicht trocken. Dabei liegen die Temperaturen so um die 25 Grad.

Wichtig ist in solchen Situationen, dass man gut untergebracht ist. Es ist kein Zufall, dass die LUX-Hotelkette mit ihrem Tamassa Resort in Bel Ombre den Marathon sponsert, da die Läufer  für etwas Belebung außerhalb der Saison sorgen. Die Anlage liegt direkt am feinsandigen, weißen Strand, die Zimmer (oder besser Appartements) sind großzügig geschnitten.  Es gibt mehrere Restaurants, Pools und Freizeit-, Sport- und Wellnessbereiche.  Am Abend sorgen Shows, DJ’s und Live-Music für Unterhaltung. Da kommt auch ein Läufer mal auf andere Gedanken.

Am Samstag vor dem Marathon sollte man sich aber etwas zurückhalten, denn es geht früh los. Gestartet wird um 6.30 Uhr (Marathon) und 7.00 Uhr (Halbmarathon). Zu den Startplätzen fahren Shuttle-Busse. Die frühe Startzeit hat wohl damit zu tun, dass die leicht wellige Küstenstraße, auf der ausschließlich gelaufen wird, nicht für den Verkehr gesperrt ist und man den Lauf beenden will, bevor der sonntägliche Ausflugsverkehr einsetzt.

 

 

Start ist für den Marathon in St. Felix,  für den Halbmarathon beim Baie du Cap, beides traumhaft schöne Plätze, von denen man eigentlich nicht weglaufen, sondern immer verweilen will.  Ziel ist für alle in St. Felix. Vergesst eure Vorurteile gegenüber Pendelkursen. Die Strecken auf Mauritius muss man einfach in beiden Richtungen erleben, so unterschiedlich sind die Eindrücke und Ausblicke entlang der Küste. Weiße Strände und Lagunen, dschungelartige Waldstücke, Zuckerrohrfelder und  kleine Orte und Siedlungen wechseln sich ab. Und ab und zu hat man einen Blick auf die Berge der Insel.

 

 

Der markanteste ist der 556 m hohe Le Morne Brabant, der wie ein riesiger Leuchtturm an der Südwestküste emporragt. Zu ihm haben die Einheimischen ein ganz besonderes Verhältnis. Er ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Insel mit tragischer Geschichte. Sklaven flohen einst auf den Berg und versteckten sich dort. Als die Sklaverei 1835 auf Mauritius abgeschafft wurde, schickte man eine Expedition los, um die Sklaven zu informieren, dass sie ab sofort frei e Menschen sind. Diese verstanden das völlig falsch und glaubten, dass man sie erneut gefangen nehmen wollte. Voller Verzweiflung sollen sich 300 Männer und Frauen ins Meer gestürzt haben. Zu deren Gedenken gilt seither der  1. Februar als Nationalfeiertag. 2008 wurde der Berg als Kulturlandschaft in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

 

 

Alles über die Strecke und vieles mehr erzählt euch Joe in seinem Laufbericht, wie immer mit vielen Bildern illustriert.

 

Ich melde mich wieder vom schönsten Teil eines Marathons, dem Zieleinlauf. In St. Felix, etwas unterhalb der Küstenstraße hat man direkt am Strand ein kleines Zeltdorf mit Verpflegung, Massage usw. aufgebaut.  Ich sehe nur vor Freude strahlende Männer und Frauen auf den Zielbogen zulaufen. Alle werden lautstark bejubelt und beklatscht. Dazu passen die folkloristischen Tänze und die live vorgetragene Musik. Dazu passen auch die bunt gekleideten hübschen Mädels, mit denen sich jeder, aber auch wirklich jeder Finisher ablichten lässt, nachdem er sich die Medaille hat umhängen lassen.

 

 

Hektik kennt man hier auf Mauritius nicht. Das steckt an. Also warte ich geduldig auf das Eintreffen von Joe. Die Siegerehrung ist voll im Gange, da sieht man ihn im orangefarbenen Diensthemd und unnachahmlichen Schritt auf das Ziel zulaufen. Die Siegerehrung wird unterbrochen, alle Läufer und Zuschauer stehen Spalier und applaudieren dem beliebten Schreiber. Das hat er wieder fein hingekriegt. Kaum im Ziel, schnappt er sich zwei der Mädels und drückt sie, klatschnass wie er ist, an sich. Naja, Joe ist heute nicht der Erste und so strahlen sie mit dem glücklichen Finisher um die Wette.

Das Fest geht weiter, die Atmosphäre ist einmalig. Ich kann mich nicht erinnern,  so etwas schon einmal erlebt zu haben. Wie jeder Marathoni eine Liste hat mit Marathons, die er noch laufen will, habe ich eine Liste mit Marathons, die ich gerne gelaufen wäre. Dazu gehört ab sofort auch der Marathon auf Mauritius. Und das an ganz prominenter Stelle.

 

Und das sind die Marathonsieger 2016


Männer

1 Albert Kipngetich Kangor 02:46:47 Kenia
2 Jochen Jacoby 03:04:14 Germany
3 HARRIS KHELAWON 03:05:41 Mauritius

Frauen

1 SOPHIE LAPLANE 03:28:20 Mauritius
2 Angelique Rabie 03:30:40 South Africa
3 Yingjie Sun 03:40:39 China

 


 
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