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Laufberichte

La Rochelle Marathon: Austern-Premiere am Atlantik

24.11.19 Special Event
 

Vor zwei Wochen lief ich beim Athen-Marathon hinter einem Vater und seinem Sohn her, die ihre gemeinsamen Sporterlebnisse auf dem Rücken ihrer Hemden aufgeführt hatten. Darunter auch La Rochelle, wohin unsere nächste Marathonreise gehen sollte. Zufälle gibt´s.

Nach Paris, Marseille und Montpellier wollte ich gerne mal wieder nach Frankreich fahren. Und wieso in die Stadt am Atlantik? Lauffreund Andreas vermutete gleich: „Du willst den U-Boot-Bunker sehen.“ Wirbt doch La Rochelle, einst bedeutender Schifffahrts- und Handelsstützpunkt, unter anderem mit seinem Ruf als Filmstadt: Szenen aus Publikumserfolgen wie „Das Boot“ und „Jäger des verlorenen Schatzes“ wurden hier gedreht, unter anderem im ehemaligen U-Boot-Bunker der deutschen Wehrmacht. Erst während der Anreise lese ich, dass in Brest und in Bremen größere Bunker existieren. Und dann kann man den Bunker auch nur einmal jährlich besichtigen. Aber der Name der Stadt La Rochelle war irgendwie in meinen grauen Zellen verankert.

Die gut 75.000 Einwohner zählende Hafenstadt im Südwesten Frankreichs, die als Protestanten-Hochburg während der Religionskriege im 17. Jahrhundert ihre Privilegien verlor und erst 300 Jahre später zu neuer Blüte zurückfand, verfügt über einen Flughafen, der aber hauptsächlich innerfranzösisch und aus Großbritannien angeflogen wird. Aber ich ergattere einen günstigen Flug in das nicht allzu weit entfernte Nantes. So verbringen wir einen Tag dort und machen uns dann per Zug auf die 160 km lange Weiterreise. Ein nagelneuer Triebwagen bringt uns erst elektrisch und später per Dieselgenerator langsam voran. Das „Tok-Tok“ der verschweißten Gleise erinnert an alte Zeiten. Und das im Land des TGV. Der würde sich für die Anreise aus den westlichen Gebieten Deutschlands ebenfalls anbieten. Aus Stuttgart dauert es fast acht Stunden, über Paris ist die Strecke ausgebaut.

La Rochelle, das im Mittelalter den größten Hafen an der französischen Atlantikküste besaß, wirbt mit 2.600 Sonnenstunden im Jahr. Leider hauptsächlich im Sommer, sodass wir während unseres dreitägigen Aufenthalts viel Regen sehen. Mild ist es aber, 10 Grad werden nicht unterschritten. Die vielen Palmen, die man immer wieder sieht, haben also gute Überlebenschancen.

Während sich die Umgebung auf der Fahrt durchaus mit deutschen landwirtschaftlichen Gebieten vergleichen kann, erwarten uns in La Rochelle viele alte Gässchen mit einigen windschiefen Häusern. Grund ist ein Abkommen im 2. Weltkrieg zwischen den deutschen Besatzern und den Bewohnern von La Rochelle, die Stadt unzerstört zu übergeben.Wegen des in jüngster Zeit boomenden Fremdenverkehrs und wohl auch, weil die Franzosen gern ausgehen, gibt es eine große Anzahl an Restaurants und Kneipen. Auch an diesem Wochenende ist viel los.

 

 

Der Marathon führt über zwei Runden. Erst später lese ich, dass es sich um einen der größten und prestigeträchtigen französischen Marathons handelt. Zur 29. Austragung werden 6.000 Läufer/innen über die Hauptstrecke erwartet. Das internationale Interesse scheint eher gering, auch wenn nach Angaben des Veranstalters 28 Nationen am Start sind. Zieht man die Afrikaner ab, bleibt fast nur noch Belgien mit 31 Startern übrig. Großbritannien und Deutschland folgen mit einer handvoll Läufern. Alle anderen Nationen sind durch wenige versprengte „Einzelkämpfer“ vertreten. Daher sind alle Informationen ausschließlich in Französisch gehalten. Auch eine schöne Beilage der örtlichen Tageszeitung fällt da nicht aus dem Rahmen. Aber dank italienischer Sprachkenntnisse und guter Englischkenntnisse der jungen, im Tourismussektor tätigen Französinnen haben wir kaum Verständigungsprobleme. Judith, die in der Schule Französisch gelernt hat, korrigiert meine Versuche dann oft: „Si“ heißt auf Französisch „doch“ und nicht „ja“ wie im Italienischen. Mit „Hasta la vista“ kommt man auch nicht wirklich weiter.  Immerhin:  Im Tourismusbüro gibt es eine schöne Broschüre auf Deutsch.

Unser Appartement in der Altstadt ist wunderschön eingerichtet, liegt aber in einem dicht bebauten Block und hat nur Fenster, die in enge Höfe führen. Dafür ist es dort sehr ruhig und so sind wir etwas unabhängiger. Hotels mit Sonderangeboten für Marathonis gibt es auch in größerer Zahl. Am  Samstagnachmittag geht es zur Startnummernausgabe am Hafen. Dort wartet eine sehr lange Schlange auf Einlass. Nach einer gewissen Wartezeit und Taschenkontrolle dürfen wir die Marathonmesse betreten. Das (harmlose) Gesundheitszeugnis des Veranstalters – das in Italien nicht mehr erforderliche und sehr genaue englischsprachige Attest wurde abgelehnt mit der Begründung: „nicht auf Französisch“ – hatten wir zuvor gescannt und eingeschickt. Nun gilt es noch den Abholzettel samt Strichcode herunterzuladen. Die Dame am Infoschalter erläutert, wo man den findet. Für mich sah die Seite wie eine Werbeseite aus. Der Code wird dann mehrmals gescannt, der Personalausweis wird genau kontrolliert, dann halten wir die Startnummer samt kleinstem Chip in Händen. Ebenso einige Infos.

 

 

Ich bin beeindruckt von den vielen französischen Marathonveranstaltern, die sich auf der Messe präsentieren. Aus Orten, deren Namen ich noch nie gehört habe. Die Nudelparty nebenan hätte man für 13 € buchen können. Auch in den Lokalen gibt es Pasta-Menüs, so ab 18 €. Am Ausgang noch das Angebot über sechs Austern plus Glas Weißwein für wenige Euro. Wir halten uns eher an das oft erhältliche mehrgängige Mittagsmenü „formule midi“ das an Werktagen leckere französische Gerichte für wenig Geld beinhaltet. Leitungswasser gibt es kostenlos dazu. Unsere eigene Pasta-Party findet diesmal im Appartement statt. Der wieder einsetzende Regen erleichtert es uns, früh ins Bett zu gehen und vor dem Lauf gründlich auszuschlafen.

 

Marathontag

 

Start und Ziel liegen im Zentrum der Altstadt. Wobei der Start auf den zwei Seiten eines Flüsschens oder Kanals in gegenseitiger Richtung erfolgen wird. LKW bringen die Wechselkleidung zum nahen Zielbereich. Toilettencontainer stehen bereit. Grußworte der lokalen Politiker werden per Telefon übermittelt. Dann geht es los, erst für die 10-km-Läufer, dann für die Rollstuhlfahrer und dann für uns. Zur Abwechslung erschallt weder die Nationalhymne noch der „Final Countdown“, sondern Wagners „Walkürenritt“. Passt gar nicht schlecht und Richard Wagner war ja nicht nur gern in München bei Ludwig II, sondern lebte auch längere Zeit in Paris, dort aber ohne großzügigen Mäzen.

Irgendwie stehen Judith und ich heute zu weit hinten. Ich war bei der Anmeldung ehrlich und habe uns in den Block über 4:00 Stunden eingeteilt. Sehr langsam geht es voran, was wohl auch daran liegt, dass die Läufer/innen des Duo-Marathons und die Vertreter der Firmenstaffeln im selben Abschnitt eingeteilt wurden. Die schnelleren Blöcke auf der anderen Seite sind schon weg. Der Lauf wird zuerst eine Schleife durch das südliche Vorstadt machen, beginnend am Yachthafen Port de Plaisance des Minimes, mit über 3200 Liegeplätzen für Kielboote und drei Tiefwassserbecken der größte seiner Art an der Atlantikküste. Dann ins Hafengebiet mit dem berühmten Aquarium und dem Maritimen Museum und vorbei an der Hafeneinfahrt. Das Wasser ist weit zurückgezogen. Im Infoheft der Stadt waren Gezeitentabellen angegeben, daher vermutete ich schon, was man hier sehen kann: Der Wasserstand schwankt wie jetzt bei Neumond um bis zu 5 Meter.

 

 

Weiter an einem Campingplatz vorbei. Hier könnte man nachher duschen. Dann in eine Gegend mit vielen Universitätsgebäuden, bevor wir mit einem Blick Richtung Bahnhof wieder den Rückweg ins Zentrum antreten, das wir nach sieben Kilometern erreichen. Über das Viertel St. Nicolas mit netten Gässchen erreichen wir den Zielbereich und tauchen danach in die Altstadt ein. Viele Zuschauer warten nun auf uns.Eine Läuferin vor mit trägt ein Shirt „erster Marathon“. Da wünsche ich mal viel Glück. Rechts das Portal der Chapelle Saint Louis. Leicht bergan empfängt uns eine Blaskapelle vor der Kirche Notre-Dame-de-Cougnes. Da geht die Post ab. Irgendwie wirken die Darbietungen der Blechbläser in Frankreich viel schmissiger als Vergleichbares in heimischen bayerischen Gefilden.

Ich bin von der Streckenführung beeindruckt, da viel Historisches geboten wird und sich auch die Bewohner in großer Zahl an der Laufstrecke eingefunden haben. Das hatte ich gar nicht erwartet. Die gesamte Stadt La Rochelle ist heute Sperrgebiet. Viele Infos wiesen darauf hin, dass keine Straßen für Pkw geöffnet sind. Daraus kann man auf den hohen Stellenwert der Veranstaltung schließen.

Bei Kilometer 9 verlassen wir die Altstadt. Unter einer Eisenbahnüberführung stehen wohl landestypische Flötenspieler. Judith und ich sind jetzt in einer Gruppe, deren Geschwindigkeit der unseren entspricht. Platz ist inzwischen genug.

 

 

Jetzt geht es in ein Hochhausgebiet. Aus einer Wohnung kommt Musik, die an Algerien oder Marokko denken lässt. Immer wieder stehen sehr kleine Häuser zwischen den großen Blöcken. Vorbei am schicken Kulturzentrum „Espace Bernard Giraudeau“, das ich auf den ersten Blick für eine Kirche gehalten habe. Benannt nach dem ein französischer Schauspieler, Regisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor und Schriftsteller aus La Rochelle. Die Häuserblöcke haben hier alle Namen. Bei „Abraham Lincoln“ geht es mit Blick auf „Pasteur“ nach links auf die Avenue d´ Athènes. Jetzt fehlt nur noch „Avenue de Marathon“. Kommt aber nicht.

Wellig ist das hier. Mal sehen, wie wir das auf der zweiten Runde wegstecken. Eine längere Eisenbahnunterführung ist effektvoll beleuchtet. Die Band steht draußen. Eine Schleife um ein großes Gebiet mit Sportplätzen. Ein einsamer Trommler steht am Wegesrand. Er sieht meine Europafahne und ruft mir etwas zu, das mit Europa zusammenhängt. Leider erschließt sich mir nicht, ob das positiv oder negativ gemeint ist. VP-Punkt. Wie hier üblich sehr groß und gut ausgeschildert. Man lernt hier schnell Französisch: „Eau“ ist Wasser, „Gazeuse“ Cola, obwohl das Wort eigentlich nur „kohlensäurehaltig“ bedeutet. Es gibt auch Bananen, Orangen, Schokolade, Zucker und „Pain Energétique“, einen nach Honig und Gewürzen schmeckenden Kuchen. Das Iso-Getränk, „Glucose“ genannt, schmeckt ebenfalls nach Honig.

„Judith, hast du das Klohäuschen gesehen?“, frage ich ungläubig. Die mobilen Toiletten sind hier mit stark ökologischer Anmutung aus Holz gezimmert. Leider findet sich nur alle fünf Kilometer ein einzelnes Exemplar. Bei insgesamt 10.000 Teilnehmern und einer Strecke, die oft durch dichte Bebauung führt, könnten es meiner Meinung nach ruhig ein paar mehr sein.

Bei einer Bluesband ist der ruhigere Teil des Parcours überstanden. Es geht nun über schöne Alleen am Meer entlang. Links das städtische Stadion  „Marcel Deflandre“, dann wieder ans Meer mit der Ecole D´Apprentissage Maritime et Conchylicole einer Schule, die auf die Ausübung meeresspezifischer Berufe vorbereitet.

Am Verdunplatz kommen wir bei km 20 wieder in die Altstadt. Hier werden wir vom Führenden überholt. Emmanuel Oliaulo wird mit 2:08:22 knapp über dem Streckenrekord von 2:07:13 aus dem Jahr 2011 bleiben. Während er rechts ins Ziel abbiegt, laufen wir geradeaus in das Getümmel der Straßen. Unzählige Zuschauer am Streckenrand. Vor uns die Markthalle der Stadt, die auch am Sonntag geöffnet hat.

 

 

Wir schwenken in unseren Startkanal ein. Hier befindet sich die Wechselstelle für die 700 Duo-Läufer. Auch wenn der Duo-Wettbewerb sowie eine Firmenstaffel mit vier Läufern und ein 10-km- Lauf angeboten werden, hat Renndirektor Dominique Rougé in einem Interview im Startheft klar gemacht, dass man dem Marathon, 1991 von Serge Vigot ins Leben gerufen, stets oberste Priorität einräumen wird. Die zusätzlichen Wettbewerbe sollen daher nicht weiter wachsen. Die 290 Euro Startgebühr pro Firmenstaffel dürften aber eine willkommene Zusatzeinnahme darstellen. Anders als bei den meisten französischen Marathons liegt die Durchführung dieses Events zu 100 Prozent in den Händen eines Vereins.

Was am historischen Stadtkern wirklich beeindruckt, ist das Alter der Häuser. Da ist nahezu nichts Neues zu sehen. Die vielen Steingebäude werden oft unterbrochen von Fachwerkhäusern. Die Läden im Erdgeschoss sind topmodern, aber die Holzstämme, die das Haus darüber tragen, sehen manchmal so aus, als könnten sie jeden Moment zusammenbrechen. Und dazwischen auch wieder Paläste aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts. Das Ganze in allerlei Weiß- und Beigetönen..

Der Regen hat aufgehört, die Sonne wagt sich ein wenig hervor, sodass ich nun auch die Kilometer durch das Hafengebiet richtig genießen kann. Das Aquarium, eines der größten Europas, beherbergt in über 65 Becken rund 12.000 verschiedene Tierarten aus aller Welt. Der Wasserstand im Hafen ist immer noch sehr niedrig. An der Hafeneinfahrt stehen sich als Wahrzeichen La Rochelles zwei Türme gegenüber: der Tour St. Nicolas und der Tour de la Chaine, im 14. Jahrhundert entstanden und einst nachts durch eine große Kette verbunden, um die Zufahrt zum Hafen zu versperren. Etwas entfernt im Zielbereich steht der Tour de la Lanterne, im 15. Jahrhundert ursprünglich als Leuchtturm errichtet und zeitweise auch als Gefängnis genutzt.

An der Uni stehen zwei Frauen mit großer Soundanlage im Auto. „Gimme, gimme, gimme a man after midnight“ von ABBA ist da zu hören. Nur hier kann man Frauen sehen, die Weihnachtsbäume, Palmen oder Hähnchen-Nachbildungen auf dem Kopf tragen. Die Brathühner sind als Hut auch ein (stilistisch eher fragwürdiger) Verkaufsschlager auf dem Oktoberfest.

Der Anteil der Geher nimmt zu. Ziemlich genau an der gleichen Stelle wie auf der ersten Runde überhole ich wieder eine Marathon-Novizin samt Begleitung. Beide gehören zu einem Sportverein aus Marsilly.

Abkürzen ist bei einer Zeitnahme alle fünf Kilometer nicht möglich. Da die Runden sich minimal unterscheiden, sind gesamt zehn Matten zu überqueren. Ich freue mich auf die Bläser bei Notre-Dame. Und sie sind noch da, was den Läufer mit großem Pappbusen und tiefergelegtem blankem Papphintern zu einem Freudentänzchen verleitet. Ein Straßenname beeindruckt mich, wenn auch ohne Grund: „Impasse des Poissons“ hat nämlich weder mit „passion“ (Leidenschaft) noch mit „poison“ (Gift) zu tun, sondern bedeutet ganz unspektakulär „Sackgasse der Fische“.

 

 

Der Veranstalter hatte im Infoheft prophezeit, dass auf der zweiten Runde noch mehr Zuschauer zu erwarten seien und hat recht damit. Einige besonders fleißige Stimmungskanonen sehe ich wieder und meist erkennen sie mich auch. Mit den Mitstreitern kommt man fast überhaupt nicht ins Gespräch. Die hängen ihren eigenen Gedanken nach. Judith hält das Tempo und ich hechle hinterher. Nur bei den ansteigenden Passagen scheine ich mehr Kraft zu haben. Das Schöne an so einem großen Marathonfeld ist auch, dass man mit einer eher mäßigen Zeit nicht allein ist. Oder noch besser: Wir können einige Läufer/innen überholen. Schneller sind nur die Duos und Viererstaffeln, die ihre besten Leute am Schluss ins Rennen geschickt haben, gut erkennbar an den Extraschildern auf dem Rücken.

Oft werde ich mit Namen angefeuert. Meist korrekt als „Andreas“, entsprechend meinem Nummernaufdruck. Manche Franzosen verschlucken jedoch das „s“. An der Kurve bei den Sportplätzen fällt mein Blick aufs Meer, wunderbar. Die Band ist nun in einen langsamen Groove verfallen. So wird das nichts.

Der Hügel im Viertel Port Neuf bedeutet eine gewisse Belastungsprobe. Der Veranstalter beschreibt den Marathon mit Höhen von 2 bis 22 Metern über NN. Unsere Uhr summiert die Steigungen auf gut 100 Meter. Ich betrachte ein letztes Mal den Stadtstrand „Plage de la Concurrence“. Am Heldenmahnmal stehen Halteverbotsschilder wegen des Marathons und einer Gedenkzeremonie am Montag. Hübsche Hostessen schauen sich das Treiben vor dem Casino an. Es riecht etwas streng. Schuld daran ist nicht der Läufer vor mir, sondern links von uns ein kleiner Park mit allerlei Getier, darunter Kühe und Ziegen.

Judith und ich sind jetzt bei km 39 auf einem sub-4:20 h-Kurs. Da kann man noch mal Cola nachtanken. Am Place Verdun dürfen wir an der Kathedrale St. Louis nun auch rechts abbiegen.

Schnurgerade geht es durch die Straße, angefeuert von unzähligen Französinnen. Der orangefarbene Teppich führt uns durch das Tor La Grosse-Horloge. Noch sind wir nicht im Ziel. An der Hafenpromenade entlang. Kurz vor dem Laternenturm dann Kopfsteinpflaster von der ungemütlichsten Sorte. Aber wer wird jetzt noch jammern?

 

 

Noch 195 Meter. Wir sind wieder auf blauem Teppich und genießen den Zieleinlauf. Schön war´s. Viele Läufer trudeln noch nach uns ein und trotzdem sind wir am Ende des dritten Viertels ins Ziel gekommen. Die französischen Marathonis sind schnell.

Die Medaille in Form eines Steuerrads ist eine Wucht und in meiner Sammlung einzigartig. Wir bekommen eine rechteckige Packung in die Hand gedrückt, dann einen Beutel mit Essbarem und die Damen noch eine Rose in der Farbe ihrer Wahl. Als Finishergeschenk gibt es eine weiße Laufjacke, anscheinend seit vielen Jahren fester Bestandteil des Laufs und bei dem Wetter hochwillkommen. In einem großen Zelt dann noch Getränke, auch warmer Tee und heiße Schokolade, Energykuchen und Camembert. Da fühle ich mich wie in Frankreich.

Durch die Stadt zurück ins Appartement. Dort stellen wir fest, dass sich in den Paketen Austern sowie je ein Austernmesser mit dem Aufdruck „Marathon La Rochelle“ befinden. Also gibt es erstmalig Meeresfrüchte für mich. Zuvor habe ich mir im Internet noch eine Anleitung geholt, wie man die Austern sachkundig öffnet. Die Delikatesse ist zink- und vitaminreich und entfaltet in Kombination mit Weißwein und Zitrone einen durchaus interessanten Geschmack. Dennoch bleibe ich in Zukunft lieber bei Weißwürsten mit süßem Senf. Die Messer gehen per Post nach Hause, als Andenken. Im Handgepäck bei der Lufthansa hätten sie keine Chance gehabt.

 

 
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Am Abend sieht man in der Stadt so gut wie keine Medaillen- oder Marathonjacken-Träger mehr. Anscheinend kommen die meisten Läufer aus der näheren Umgebung und haben zügig den Heimweg angetreten.

Für uns fiel der Besuch der Insel Ile de Ré leider aus. Der letzte Bus bei Tageslicht fuhr noch über eine geänderte Route. Also gäbe es bei einem zweiten Besuch noch viel zu entdecken. In der Region  Charentes gibt es noch unzählige Schlösser, die besucht werden wollen. Nur eins ist sicher: Richtig warm wird es hier zum Marathon nie sein. Wer den Sommer verlängern will, sollte zum Jahresende lieber auf Städte wie Màlaga ausweichen.

Das war wieder mal ein schöner Ausflug: Très  formidable – Vive la France – Vive l´Europe

 

Siegerinnen Marathon

1          KIBOR           Marion           02:29:51          KEN        

2          MUCHIRI      Eunice            02:31:38          KEN  

3          MORAA        Jane                 02:38:43          KEN

 

Sieger Marathon

 

1          OLIAULO     Emmanuel                  02:08:22          KEN  

2          GELETA        Deresa                        02:11:26          KEN

3          LETTING       Dominic                      02:12:03          KEN

 

5.170 Finisher (Zielschluss offiziell: 5:30 h, Wertungen bis 6:24 h)

31 Belgier

14 UK

7 Deutschland

 


 
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