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Laufberichte

Es ist schön beim 7G

 

Zum dritten Mal geht es für mich zum Siebengebirgsmarathon nach Aegidienberg. Vor zwei Jahren in totalen Schnee Chaos und letztes Jahr bei strömenden Regen, der sogar teilweise die Markierungen von dannen spülte. Wir standen zu acht auf einer Kreuzung und keiner kannte den Weg. Heute sind vereinzelte Sturmböen und stetig steigendes Regenrisiko angekündigt. Der Halbmarathon mit 500 Startplätzen ist bereits im Vorfeld ausgebucht, von den 600 Startplätzen der Königsdistanz sind noch welche zu haben.

Aegidienburg ist zugeparkt, reichlich Halbmarathonis sind auf dem Weg zum Start um 9 Uhr. Wir Marathonis werden um 10 Uhr auf die Reise geschickt und haben noch etwas Zeit. Das Bürgerhaus ist heute der Dreh- und Angelpunkt: Startnummernausgabe, Verkaufsstand, Flyerauslage, kulinarische Versorgung und später Zieleinlauf, Verpflegung und Siegerehrung, alles unter einem Dach. Garantiert trocken! Vor dem Herren WC ist eine gigantische Schlange, bei den Damen ist es absolut leer. Ungewöhnlich! Ulli wechselt kurzerhand die Seiten. Er darf trotzdem als M starten. Kurzes Interview mit Tim Dally, er musste sich letztes Jahr dem Schotten Niki Johnstone geschlagen geben, der hier neuen Streckenrekord lief. Niki ist heute nicht da, Tims Lächeln zeigt, dass er viel vor hat.

Der Start beim rund 400 m entfernten Gangpferdezentrum findet auf deren Ovalbahn statt, es ist genügend Platz, um alle Starter unter zu bringen. Hier boomt der Pferdesport.  Viele Läufer stehen dicht gedrängt im Windschutz eines Schuppens, es pfeift doch ganz ordentlich bei erfrischenden 5 Grad. Das Startfeld füllt sich, warme Kleidung und Regenjacken überwiegen. Pünktlich geht es los und wir dürfen die Eroberung des Siebengebirges in Angriff nehmen.

 

 

Es geht eine Runde durch den Ort, dann verlassen wir Aegidienberg, um in den Wald zu verschwinden. Roland taucht auf, sein Unfall mit der Bahn liegt zwei Jahre zurück und heute startet er endlich wieder auf der Marathon Distanz. Die Waldautobahnen sind durch den Regen aufgeweicht und teils sehr matschig. Abgesehen von kurzen Anstiegen rollen wir auf den ersten 5 km überwiegend bergab, vorbei an der Schneewittchen-Hütte (auch für Anette ein beliebtes Fotomotiv) und passieren den tiefsten Punkt der Strecke. Verena und ich wechseln ständig die Plätze, bergab fliegt sie an mir vorbei, in den Steigungen kann ich mich wieder zurück kämpfen.

Ob man sich seine Kräfte richtig eingeteilt hat, zeigen die nächsten 5 km, auf ihnen geht es rund 175 HM nach oben, vom tiefsten Punkt auf den höchsten bei ca. 400 m Höhe. Bei km 5,5 kommt der erste Verpflegungspunkt, dann starten wir unsere Runde um die Löwenburg herum, um nach weiteren 13 km wieder hier zu sein.

 

 

Wir klettern 3 km lang aufwärts bis zum Löwenburger Hof, an dessen Fuße bereits unser VP 2 +3 liegt. Aber erst einmal nur VP 2, es geht weiter bergauf Richtung Margarethenhöhe. Hier gilt es trotz des unebenen Laufbodens die Augen  in die Ferne zu richten, traumhafte Ausblicke bis zum Rhein laden zum Schauen und Verweilen ein. Hinter Margarethenhöhe geben wir auf 2,5 km 100 HM wieder ab, nur um uns auf den nächsten 2,5 km 75 HM davon bis zum Löwenburger Hof zurück erobern zu müssen.

In der Steigung kassiere ich Gordon und Esther. Gordon hat einen zweifachen Bänderriss hinter sich und Esther feiert ihren ersten Marathon nach Lungenembolie. Hut ab, beide laufen super und hängen mich gnadenlos ab, sobald es wieder bergab geht. Wellige 2km vollenden die Löwenburg Runde und wir sind nach absolvierten 15,5 km zum dritten Mal am Löwenburger Hof und dürfen uns am VP 3 noch einmal stärken, bevor wir auf die schnellsten 3 km der Strecke gehen. 125 negative Höhenmeter beflügeln bis zum VP 4 bei 18,5, welchen wir vor 13 km bereits passierten.

 

 

Der mittlere Abschnitt ist ein stetiger Wechsel zwischen hoch und runter, immer im Wald. Schön ist es hier im Siebengebirge! Jeder VP ist ein Highlight! Die halbe Distanz geht durch, wir umrunden den Leyberg. Ich finde einen Autoschlüssel. Niemand vermisst ihn bisher, ich bekomme kein Finder-Bier. Ich hoffe im Ziel kann ich jemanden glücklich machen.  Am nächsten VP die einmalige Gelegenheit: Kühles Reissdorf Kölsch. Köstlich! Danke an den Spender, nächstes Jahr laufen wir das Ding zusammen.

Mitten im Wald ein Denkmal aus finsteren Zeiten: Ein paar Betonklötze sind noch von ehemaligen Abschussrampen für V1 Raketen übrig. Die Bäume haben inzwischen den Berg friedlich zurück erobert. Hinter VP 7 beginnt der  letzte Anstieg, wir müssen noch mal über 100 HM nach oben. Vorbei am berühmten grünen Bauwagen gilt es den Asberg zu umrunden. Einer der beiden Asberger Seen liegt wie verwunschen direkt an der Strecke. Jetzt heißt es endlich: Es geht nur noch bergab! O.k., fast, aber der kleine Anstieg ist jetzt echt zu vernachlässigen.

Ich freue mich auf den nächsten VP, traditionell betrieben von Steffi & Gerry Steinberg, aber dann der Schock… Wasser, Iso, Cola… da fehlt doch was? Mangels optimaler isotonischer Getränke entscheide ich mich für Wasser. Na ja, für die letzten 4 Kilometer wird es wohl reichen. Liebe Steffi, nächstes Jahr wünsche ich mir wieder was anderes.

Es geht zurück nach Aegidienberg, es fängt noch einmal an zu regnen. Mir wird erst jetzt bewusst, welches Glück wir heute bisher hatten. Ich denke gerade das erste Mal darüber nach, die Regenjacke über zu streifen. Während ich noch rumfummele, hört es schon wieder auf.

 

 

Die Pferdeweide umrunden, dann die letzten Kilometer durchs Wohngebiet. Die zweite Straßensperre wird von unserer Polizei perfekt dicht gemacht sobald sich ein Läufer nähert. Wir haben Asphalt und Pflaster unter den Füßen und schweben an der Hauptstraße entlang zurück zum Bürgerhaus. Die Rampe hinab und rein in die Halle, rauf auf den Teppich, Flutlicht blendet und ab durch den Zielbogen. Es ist geschafft, der 7G - 2019 gefinisht. Eine schöne Medaille ziert meine Brust, während auf der Bühne gerade die Siegerehrung beginnt. Ich bin pünktlich!

Tri-Power Rhein-Sieg hat wieder perfekt organisiert, ich werde den gefundenen Autoschlüssel los, jemand freut sich und schuldet mir das Finder-Bier! Tim gewinnt souverän, Roland liegt 33 Minuten vor mir, Gordon und Esther nehmen mir 13 Minuten ab. Alle wieder fit!

Während NRW mit Regen und Sturmböen kämpft, hatten wir wirklich Glück. Wer sich auf das Schlimmste vorbereitet hat, wurde angenehm überrascht. Ich freue mich aufs nächste Jahr, will kontrollieren ob Steffi & Gerry die optimale isotonische Versorgung wieder gewährleisten können.

Alles in allem: Es ist schön beim 7G!

 

Marathonsieger

Männer:

  1. Tim Dally – Sport Schneider Trail Team -  2:53:43
  2. Daniel Weisser – 7G runergy Laufteam -  2:55:32
  3. Peter Rutherford – Itheko Sport Athletic Club/LT Rennhamster –  2:58:59

Frauen:

  1.  Marlen Günther – LAZ Puma Rhein-Sieg –  3:18:25
  2. Silke Schneider – Triathlon Werkstatt  – 3:26:05
  3. Katrin Gottschalk –  LG Ultralauf - 3:26:56
 

Informationen: Siebengebirgsmarathon
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