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Laufberichte

Wie der Name schon sagt

16.01.10
Autor: Klaus Duwe

Früher war alles besser und schöner. Vor allem der Winter.

Es gab tüchtig Schnee und Wintersport war fast überall möglich. Jetzt haben wir mal wieder (wahrscheinlich nur vorübergehend) so einen Winter und alle sind am Jammern. Letzte Woche in Kevelaer blieben die (angemeldeten) Läuferinnen und Läufer gleich scharenweise zu hause. Und ich redete mich damit raus, dass genug m4y-Läufer auf der Strecke sind und versteckte mich hinter meiner Kamera.

Aber ich hatte schon das Gefühl, etwas zu verpassen. Wann hat man in unseren Breiten mal die Gelegenheit, einen Marathon in weißer Winterlandschaft zu laufen? Dafür sind schon Leute um die halbe Welt gereist. Wie wär’s jetzt  mit dem Leipziger Wintermarathon?  Der ist gleichzeitig auch noch eine Premiere, hat aber einen Haken. Es ist ein Team-Marathon, als Einzelläufer kann man nicht teilnehmen. Es werden nur 3er Teams gewertet, die die gesamte Strecke gemeinsam zurück legen müssen. Also nicht verwechseln mit einem Staffelmarathon.

Jetzt waren die  m4y-Läufer aber alle in Kevelaer im Einsatz. Und zweimal im Schnee laufen, wer will das denn? So groß ist das Vergnügen dann auch wieder nicht. Na ja, ich kenne da jemand. Bis Mittwoch warte ich. Dann schicke ich Eberhard einen Link zum Wintermarathon und frage, ob er sich das vorstellen könne. „Reizvoll, aber ich muss da noch …“ so seine  Antwort.  Das heißt „ja“, ich kenne ihn. Und wenn er mitmacht, ist auch Angelika dabei. Super.

Leipzig präsentiert sich tief verschneit und sieht aus, als würden die Olympischen Winterspiele in vier Wochen hier und nicht in Vancouver stattfinden.  Rechts und links der Straßen türmen sich die Schneemassen, auch am Clara-Zetkin-Park, wo man uns Parkplätze zuweist. Mit Schwung fahre ich in die 20 cm hohe zerfurchte Schneemasse und hole mir den ersten Anschiss des Tages: „Da kommen wir nicht wieder raus“, meint Eberhard.

Mich plagen jetzt  ganz andere Sorgen. Längst habe ich einige Streckenmarkierungen entdeckt und schaue mir das genauer an. Mein erster Eindruck: Ski und Rodel gut.  Aber Laufen? Marathon? Was habe ich da bloß angeleiert.

Vor dem Vereinshaus der BSV AOK wird fleißig Schnee geschippt, um die Verpflegungs- und Kontrollstelle einzurichten.   Im Gebäude sind Umkleiden, Duschen, ein Raum für’s Gepäck und einer für die Startnummernausgabe und für die Bewirtung. Ein Kaffee wär jetzt recht und Kuchen. Beides gibt es reichlich. Was kostet das? Nichts. In zwei Sammelbüchsen soll man was für die Diakonie einwerfen.

43 Teams haben sich zur Premiere angemeldet. Nicht schlecht. Die meisten kommen aus der Region. Aber auch die alten Bundesländer sind vertreten. Und Berlin. Von dort hat man die Idee des Teammarathon 1:1 übernommen. 31 Mal fand im Plänterwald das „Marathon-Unikum“ statt, bei dem man statt alleine zu dritt die Runden dreht.  Roland Winkler hatte bis zuletzt  den Berliner Teammarathon organisiert, bis ihn der SCC  aus dem Angebot kippte. Klar, dass er heute vor Ort ist, um der Premiere auf die Beine zu helfen und um mitzulaufen. Sogar den Sprecher hat man vom Berliner Original übernommen: Bernd Sehmisch wird das Geschehen kommentieren. Er freut sich besonders, dass der Team-Marathon jetzt in Leipzig stattfindet. Bestimmt hat auch er etwas nachgeholfen. Er wohnt ja hier.

Die Regeln sind einfach. Drei Läuferinnen und/oder Läufer bilden ein Team. Sie müssen die gesamte Strecke zusammen laufen. Nachdem man 8 Mal die 5km-Runde absolviert hat, läuft man eine 2,195 km lange Schlussrunde. Scheidet ein Mitglied aus, fällt das Team aus der Wertung. Die restlichen Mitglieder können weiterlaufen. Alle, die das Ziel erreichen, bekommen eine Urkunde mit der Laufzeit, eine Rangliste für Einzelläufer gibt es aber nicht.

„Hals- und Beinbruch“ wünscht man sich, als es um 11.00 Uhr auf die Strecke geht. Oder „Ski heil“. Am Rondell, wo mein Auto diebstahlsicher im Schnee steckt, liegt der Schnee knöcheltief. Rechts am Waldrand auf dem Radweg parallel zur Anton-Bruckner-Allee ist der Schnee platt gewalzt und das Feld nimmt Tempo auf. „Lass sie mal, mindestens ein Team holen wir noch ein“. Eberhard ist Optimist. Horst Preisler, der auf seinem 1667. Marathon die Sache ebenfalls gelassen sieht,  wird vom Orga-Chef Carsten Paul begleitet. Der schafft den zahlreichen Streckenposten im Vorbeilaufen an, wo per Schaufel noch nachgebessert werden muss. Trotz leichter Minusgrade wird heute keiner von ihnen frieren.

„Was macht ihr hier?“ fragt der vermummte Läufer, der uns auf Langlaufski entgegenkommt. „Laufen.“ „Das seh‘ ich. Was lauft ihr?“ „Marathon!“ Der Mann ist geschockt - das motiviert. Die Bäume sind mit Schnee bepackt, als hätte es die ganze Pracht erst gestern hingehauen. War doch eine gute Idee, gell Eberhard? „Auf jeden Fall“. Mit Angelika kann ich mich nicht abstimmen. Sie rennt vorne weg.

Hinter hohen Zäunen erkennt man die 1867 erbaute hölzerne Tribüne der Galoppbahn des Leipziger Rennclubs. Davor steht eine Imbissbude und daneben bemüht sich ein Musikant redlich, mit seinem elektronischen Tasteninstrument die Läuferschar etwas  aufzumuntern. Das ist kein Geringerer als Prof. Wolfgang S. Wittig, Direktor des Forschungsinstituts für Informations-Technologien und Finisher von mehr als 100 Marathon- und Ultraläufen.

Zur Sachsenbrücke, die uns über das Elsterflutbett führt, steigt die Strecke etwas an. Nach einer Schleife durch den Tiefschnee im Nonnenholz kommt man hierher zurück und läuft auf der Max-Reger-Allee am Flutbettufer entlang. Vielleicht 600, 700 Meter ist dieses Teilstück lang. Es ist das Beste, was den Läufern heute passieren kann. Denn auf dem gut präparierten Weg werden Gelenke, Bänder und Sehnen einigermaßen normal beansprucht. Nach der neuerlichen Querung des Flutbettes steckt man schon wieder in tiefem Schnee und kämpft sich bis zum Start-/ Zielbereich durch.

Das ist sie also die Runde. Puh -  und das jetzt noch sieben  Mal.  Schau’n mer  `mal.

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