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Laufberichte

Marathon und Museumsnacht in Altenburg

 

Erst den Marathon und dann die Museumsnacht erlaufen, das wäre die perfekte Kombination für den Samstag in Altenburg. Der Slogan für die Museumsnacht passt auch sehr gut auf die Marathonveranstaltung: Veranstaltung für Vielseitige, Kulturliebhaber, Genießer, Schüler und Familien.

Viele Plätze und Orte, die während der Museumsnacht erkundet werden können, können auch schon am Tag auf einen der vielen Strecken erlaufen werden. Das komplette Lauf- und Walkingangebot beinhaltet 400m, 3,6 km, 5,4km, 13,3km, Halbmarathon, Marathon, Paar-Staffel-Marathon (2xHM), Walking 13,3 km und, Walking Halbmarathon. Also für Groß und Klein, Jung und Alt ist was dabei.

Durch die schlimmen Hochwasser stand der Marathon mal kurzzeitig vor dem Aus, aber nach Absprache zwischen dem Veranstalter, dem Krisenstab und der Stadtverwaltung Altenburg hat man sich entschlossen, die Veranstaltung durchzuführen. Der Kanu- und Freizeitsportverein will den Lauf nutzen, um Spenden zugunsten der Geschädigten der Hochwasserkatastrophe zu sammeln. So kann aus dem Marathon ein Spendenmarathon werden.

Die Fahrt geht heute in den östlichsten Zipfel von Thüringen, ins Städtedreieck Leipzig, Chemnitz, Gera. In allen drei Städten gibt es einen Marathon, die ich gelaufen bin. Altenburg ist eine ehemalige Residenzstadt mit über 1000-jähriger Geschichte. Bekannt ist die Stadt, weil hier  1820 das Skat-Spiel erfunden wurde.

Auf der Autobahn begegnen mit viele Konvois des THW. Da kommt schon mal der Gedanke, wie gut es mir geht. Während ich meinem Hobby nachgehe, kämpfen unweit Menschen um ihre Existenz.

In Altenburg fahre ich direkt zum Alten Pflug. In dieser großen Halle sind Anmeldung, Gepäckaufbewahrung und später auch Dusche. Das Startgeld für den Marathon beträgt je nach Anmeldung zwischen 25 und 35€, bei Nachmeldung plus 5€. Im Preis ist auch ein hochwertiges Event-T-Shirt für alle Marathonläufer enthalten.

Laut Wettervorhersage soll es  heute einen sonnigen Tag mit über 20 Grad und viel Sonnenschein geben. Kleidungsmäßig heißt das kurze Hose, Laufhemd und fertig. Der Chip ist in die Startnummer integriert. Ohne Startnummer also keine Zeitmessung. Die Altenburger haben die Startnummer außerdem sehr schön gestaltet, so dass sie auch ein Sammlerstück ist.

Also los, runter zum ca. 400m entfernten Marktplatz. Zu welchem Markt will ich denn, werde ich gefragt. In Altenburg gibt es sechs Märkte, Hauptmarkt, Brühl (Sumpfwiese), Korn-, Topf-, Weiber- und Roßmarkt. Auf dem Kornmarkt wurde Korn gehandelt, auf dem Topfmarkt gab es Töpfe, auf dem Roßmarkt wurde mit Pferden gehandelt. Nur auf dem Weibermarkt wurde nicht mit Frauen gehandelt. Vielleicht finde ich es ja noch raus, mit was.

Der Hauptmarkt, der größte und schönste Markt in Altenburg, ist das Veranstaltungszentrum mit Start und Ziel. Schon im 12. Jh. wird er als novum forum (Neuer Markt) erwähnt. Die Besiedlung ist jedoch schon viel älter. Spuren von vor 6.000 Jahren wurden hier entdeckt. Dagegen ist die Burganlage aus dem 6. Jh. noch ja nahezu neu. Bis zum 16. und 17. Jh. fand hier ein reges Markttreiben statt und wurde von Kaisern und Fürsten besucht. Am oberen Ende des Marktplatzes steht die 1905 erbaute Brüderkirche. Das Backsteingebäude hat auf der Marktseite ein großes Mosaikbild, das die Bergpredigt darstellt.

Den Galgen gibt es seit 1776 nicht mehr, aber das Rathaus, das als eines der schönsten Renaissance-Rathäuser Deutschlands gilt, ist mit Kuppel,  Monduhr, Erker und den "Thüringer Gaffköpfen" noch immer ein wahres Schmuckstück. Erbaut wurde es zwischen 1562 und 1564.

Auf dem Platz sammeln sich langsam die Starter für den Marathon und den erstmalig ausgetragenen Paar-Staffel-Marathon. Hierbei teilen sich zwei Läufer die Marathonstrecke. Das geht einfach, weil es sich um zwei identische Runden handelt.

Ich habe Respekt vor dem welligen Kurs, denn ich kenne die Strecke noch von der Premiere 2009. Wegen Bauarbeiten gibt es diesmal kleine Änderungen, die die Strecke noch anspruchsvoller machen sollen. Schau`n wir mal. Wir haben heute 2:45 Stunden Zeit für die erste Runde und 3:45 Stunden für die zweite Runde, also gesamt 6 ½ Stunden Zeit.

Auf dem Platz sind am Morgen schon viele Leute unterwegs, kein Wunder, es ist  jetzt schon recht warm. Stefan Bräuer interviewt gerade Manuela Henkel (Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Skilanglauf).

Die Startaufstellung erfolgt in der Moritzstraße genau neben dem Rathaus. Die enge Gasse füllt sich recht schnell. Es ist 9 Uhr und der Startschuss schickt rund 150 Teilnehmer über das Kopfsteinpflaster des Markts auf die erste Runde. Während wir noch 2009 bergauf zur Brüderkirche gestartet sind geht es heute gleich bergab in Richtung Rote Spitzen. Die über die Häuser ragenden romanischen Türme (Roten Spitzen) sind der letzte erhalten gebliebene Teil der Marienkirche. Sie stand im Bergerkloster, das Barbarossa mit eingeweiht hat und sehr bekannt war für seine gutgehende Fälscherwerkstatt.

Wir biegen gleich ab in die Topfgasse (oberhalb liegt der Kornmarkt und darüber der Topfmarkt) und schon geht es bergauf. Ein paar Fotos und schon bin ich Letzter und hetze der Meute hinterher. Es geht weiter durch die Kesselgasse und über den Roßplan (früherer Roßmarkt) zum Nikolaikirchhof, wo wir lautstark von einer jugendlichen Musikgruppe empfangen werden.

Von der eigentlichen Nikolaikirche steht nur noch der 45m hohe Kirchturm, deren erste urkundliche Erwähnung war 1223. Die Nikolaikirche stand an der höchsten Stelle des alten Stadtgebietes. Wegen Einsturzgefahr wurde das Kirchenschiff 1528 abgerissen. Das Stadtviertel um die Nikolaikirche hieß früher „Freiheit", da es auf kirchlichem Grundbesitz stand.  Somit war man von der städtischen Grundsteuer befreit.

Der erste Anstieg ist geschafft. Es geht nun abwärts über Kopfsteinpflaster vorbei an vielen schön renovierten Häusern. Über die Langengasse erreichen wir die Teichpromenade am Großen See. Wir laufen parallel zum Wasser, vorbei am Inselzoo. Der Teich entstand im 12. Jahrhundert durch die Aufstauung der Blauen Flut. Die Insel wurde künstlich errichtet und soll der Lustbarkeit des Hofes gedient haben.

Unsere Lauf-Lust führt uns weiter über die Hellwiese bis zum Märchenbrunnen. Auf einem anderen Weg geht es zurück zum Großen Teich und den Lebensräumen des Eremiten, einem stark gefährdeten Käfer, der  auf den Kopfweiden hier am See lebt.

Es geht weiter in Richtung Festplatz. Bei km 3 beginnt ein rund ein Kilometer langer Aufstieg zum Bismarckturm der Jugend, der den Türmen der Stadtmauer nachempfunden wurde. Hier gilt es rund 50 Meter an Höhe gewinnen. Dieses Stück ist im schattigen Wald. Wir queren die Zwickauer Straße und auf einem ebenen Waldweg geht es dann vorbei am Waldstadion und am Klinikum. Die ersten 5km sind geschafft. Die Versorgungsstation bietet ein richtiges Buffet mit allem, was man für einen langen Lauf braucht. Super, echt super.

Wir drehen eine große Schleife durch den Stadtwald, den wir bei km 7 verlassen und parallel zur Bundesstraße weiterlaufen.  Bei Km 9 folgt dann der nächste kräftezehrende Anstieg, dann geht es einen Kilometer wellig weiter, bis wir uns auf einem längeren Abschnitt bergab etwas erholen können.

Unter der Bundesstrasse gibt es eine weitere, üppig bestückte Versorgungsstation. Ich bin aufs Neue begeistert. Günter, der mich begleitet, meint sogar, es sei hier besser als zuhause. Nach einem Schwätzchen geht es weiter. Die Kraftnahrung ist strategisch gut platziert, denn was folgt ist ein  „Hammeranstieg“  auf 2,5 km in der prallen Sonne. Oben erwartet uns, ebenfalls gut gedacht, eine Getränkestation. Dem Spruch: „Ich hasse Anstiege, aber ich liebe oben die Aussicht“ kann ich nur zustimmen. Auf der Strecke gibt es viele solcher Weisheiten.

Wir folgen einem Weg zum Falkenplatz. Durch eine Kleingartenanlage geht es in einem langgezogenen Kreis hinauf zur Kleingartenanlage Poschwitzer Höhe. Dort  haben wir das erste Drittel der Marathonstrecke erreicht. Wie der Name  sagt, es geht auf die Höhe. Oben gibt es wieder Flüssiges. Es folgt ein kurzes Gegenverkehrsstück, denn wir laufen jetzt eine Runde durch den Poschwitzer Park vorbei am Waalteich, wo uns die Mücken antreiben.

Hier im Park stand einst das Schloss Poschwitz, das aus einer früheren Wasserburg zum Schloss umgebaut wurde. Der Enkel der Herren von Poschwitz übernahmen das Rittergut Anfang des 19. Jh. Sie und etliche andere honorige Herren, darunter auch der bekannte Verleger Friedrich Arnold Brockhaus, haben das Skatspiel aus älteren Kartenspielen entwickelt. Hier auf dem Schloss gab es bereits 1814 einen festen Spielerkreis, der viel zur Regelfindung des Skatspiels beisteuerte.

Es geht noch einmal durchs Gewerbegebiet Weißer Berg über eine Heuwiese und weiter abwärts bei km 17 zur weltbekannten Altenburger Spielkartenfabrik (ASS), die von den Gebrüdern Bechstein 1832 gegründet wurde.

Nach weiteren 500m biegen wir in den Schlosspark ab. Am Eingang zum Schlosspark begrüßt uns ein Raubtier aus Bronze, das auf das im Park liegende Mauritanum hinweist. Das Naturkundemuseum wurde  1907/1908 im Jugendstil erbaut wurde ist benannt nach dem 1907 verstorbenen Prinzen Moritz. Unter anderem kann man dort das weltweit größte Exemplar eines Rattenkönigs (32 mumifizierte Ratten an den Schwänzen verbunden, gefunden 1828) sehen.

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Informationen: Skatstadtmarathon Altenburg
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