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Laufberichte

Einmal im Jahr ganz schnell unterwegs

16.05.10

Ich schaffe die Abgabe überpünktlich und stelle mich dann in der ersten Block, der für die Meisterschaftsteilnehmer und die schnellen Läufer vorgesehen ist. Die Blöcke werden mit Minutenabstand gestartet. So gibt es kaum Gedränge am Anfang. Pumuckl steht auch schon da und sucht sich im Voraus schon einen Stehplatz nach den roten Matten. Er fasst in seine Tasche und überreicht einer Bekannten einen Lutscher. „Willst auch einen?“ fragt er jetzt zwei Minuten vor dem Start. Ich habe wahrscheinlich wieder geschaut wie ein Bettler.

Nach kurzen Grußworten werden wir mit einem Böller auf die Strecke geschossen. Nur wenige Sekunden, dann bin ich über die Matten drüber. Mein Plan ist es, nahe an die drei Stunden heran laufen. Wird aber schwierig, denn jedes Jahr wird man älter, aber dafür ist die Temperatur klasse. 10 Grad, jetzt zwar noch bedeckt, aber im Laufe des Rennens wird es aufreißen und bis 15 Grad erwärmen. Leider gibt es keinen Sub 3-Pacer wie vor drei Jahren, also muss ich das Geschäft selber übernehmen. Defensive gerade am Anfang ist die Devise.

Nach einem kurzen Einrollen führt uns der Kurs auf der Brücke der Deutschen Einheit in den Stadtteil Zellerau. Es geht an der Mainaustraße und durch die Wohngebiete. Es stehen trotz der kühlen Witterung viele Zuschauer an der Strecke.

Ein Wort zur Verpflegung. Bereits bei Kilometer vier finden wir die erste Wasserstelle, dann kommen alle 2,5 Kilometer die weiteren Tankstellen: Wasser, Mineralwasser, Apfelsaftschorle, Bananen, Ultra Buffer und Cola. Verdursten braucht da keiner.

Wir umlaufen den Festplatz Talavera und dann auf der Dreikronenstraße Main aufwärts. Der erste Höhepunkt ist dann die Alte Mainbrücke bei Kilometer acht. Bereites 1120 war an dieser Stelle eine Steinbrücke vorhanden, die durch Hochwasser immer wieder beschädigt wurde. An der jetzigen Form wurde seit 1476 herumgewerkelt. Bis ins 18. Jahrhundert dauerte der Ausbau an.

Grobes Kopfseinpflaster müssen wir jetzt unter die Füße nehmen. Gut, dass das Marathonvolk noch nicht ermüdet ist, 30 Kilometer später würde das schon anders ausschauen. In der Mitte der Brücke steht der Brückeheilige schlechthin, der Hl. Nepomuk im Heiligenschein. Und den bereits Angesprochenen Carolus Magnus hat man an das Brückenende verbannt, weil er es bei seinen zahlreichen unehelichen Kindern eifrig „nemnaus“ getrieben hat.

Viele applaudierende Zuschauer stehen hier, auch musikalisch werden wir unterhalten. Ich muss aufpassen, dass ich nicht überpace. Eine Gefahr besteht hier schon.

Die nächsten Kilometer laufen wir am Main entlang, nur kurz unterbrochen von einem Schlenkerer in ein Wohngebiet der Sanderau. Ich komme kurz ins Reden mit Norbert Gamböck, der die gleichen Pläne wie ich hat. Er bezeichnet sich als Hobbyläufer. Aber mit seiner Bestzeit von unter drei Stunden gehört der Norbert eher in Richtung ambitionierter Läufer.

Kilometer zehn. Das Tempo stimmt, wir haben eine knappe halbe Minute auf die drei Stunden gut. Hoffentlich ist das nicht einen Tick zu schnell. Ich fühle mich aber gut. Auf der gegenüberliegenden Anhöhe sehen wir das Käppele, ein beliebter Ausflugsort der Franken.

Wir verlassen den Main und biegen nach Norden ab. Es geht leicht bergan, zwar nicht steil, aber die Steigung ist schon in der Muskulatur zu spüren. Immer wieder sind einzelne Musikgruppen zu sehen. Auch einige Anwohner haben ihre Boxen an die Strecke gestellt.

Stadtteil Frauenland, Kilometer 14, Laufzeit ganz knapp eine Stunde. So kann es weitergehen. Nach dem Überqueren des Innenstadtringes häufen sich die Sehenswürdigkeiten. Es beginnt mit der Alten Universität und mit der Kirche St. Peter.

Dann dürfen wir auf der Balthasar-Neumann-Promenade flanieren, die Residenz zur Rechten. Ja, wenn es uns nicht so pressieren würde. Die Residenz zählt zu den Hauptwerken des süddeutschen Barocks. Balthasar Neumann erbaute 1720 bis 1744 diesen großartigen Bau, der in der Liste des Weltkulturerbe der UNESCO steht. Ein Besuch wäre langsam für mich an der Zeit.

Der Rote Bau, ein Familienpalais und das Bürgerspital sind die nächsten Sehenswürdigkeiten auf unserem Kurs auf der Theaterstraße. Kilometer 18 liegt hinter uns, als wir auf der Juliuspromenade laufen. Rechts das Juliusspital und dann nach der Linkskurve wieder ein Highlight. Auf der Schönbornstraße sehen wir zuerst die Augustinerkirche, das Neumünster und den Dom St. Kilian. Der ist die viertgrößte romanische Kirche in Deutschland, erbaut im 11. und 12. Jahrhundert.

Auf der Neubaustraße können wir das hintere Laufvolk beobachten. Gegenüber diesen haben wir gut zwei Kilometer Vorsprung. Das letzte Wegstück führt uns dann noch beim Grafeneckart und Rathaus (Kilometer 20) vorbei. Der Marktplatz wird überquert, an dessen Ende, glaube ich, wir über einen Bordstein springen dürfen.

Die Karmelitenstraße und der Kranenkai führen uns dann zum Congress Centrum, wo dann die Marathonweiche kurz vor dem Halbmarathonziel passiert wird. Das Feld hat schon seit geraumer Zeit Tempo gemacht. Kein Wunder, die Halbmarathonis sind die Ursache dafür, sie sind ja auf ihrem Endspurt.

Halbzeit, zeitmäßig habe ich eine gute halbe Minute auf drei Stunden gut. Wir laufen unterhalb der Friedensbrücke hindurch und dann geht es nach einen kurzen Schlenkerer in die Grünanlage des Röntgenrings. Das Feld hat sich nun schon ausgedünnt.

Die Bewölkung löst sich nun langsam auf, dafür frischt der böige Wind auf. Mitunter zieht es gehörig wie jetzt auf der Brücke der Deutschen Einheit. Kaum ist man um ein Eck verschwunden, ist wieder der Wind weg.

Lobenswert sind die vielen Helfer, die auch nicht mit Anfeuerung geizen. Ein weiterer „Umweg“ führt uns jetzt ins Mainviertel. Danach geht es wieder an den Main heran. Mit Gesprächen im Feld kann ich leider nicht dienen. Jeder kämpft hier um sein gutes Ergebnis und will womöglich auch nicht angesprochen werden. Eine gute Idee ist es, dass die Meisterschaftsläufer anhand ihrer Startnummer erkennt werden können.

Kilometer 26, rechterhand oben ist die Festung Marienburg zu sehen. Von 1253 bis 1719 war Marienberg die Residenz der hiesigen Fürstbischöfe. Unter Johann Philipp von Schönborn wurde im 17. Jahrhundert das Bauwerk mit weiteren militärischen Befestigungen ausgestattet. Im Innern der Burg befindet sich das Brunnenhaus mit einem 105 Meter tiefen Brunnen.

Rechts sehen wir die Kirche St. Burkard, eine romanische Basilika aus dem Jahr 1042. Wir laufen unter der Ludwigsbrücke hindurch. Ein gesplitteter Radweg führt parallel zur Mergentheimer Straße entlang. Kilometer 28, das Tempo müsste ich halten können. Erste Ermüdungserscheinungen kann ich im Feld ausmachen. Hoffentlich trifft es mich nicht.

Südöstlich der Konrad-Adenauer-Brücke haben wir ein kurzes Begegnungsstück. Unter dem Vordach eines Möbelgroßhändlers spielt eine Gruppe. Es gibt auch was zu trinken. Es folgt eine kleine Runde durch Heidingsfeld. Bei Kilometer 31 folgt noch ein kurzes Wendestück. Da kann ich erkennen, dass die führenden Frauen dicht hinter mir sind. Die machen einen starken Eindruck.

Dann an der Wende wird es für mich schwer, fast wie wenn der Stecker aus dem Stromnetz gezogen wird. Die Runde durch Heidingsfeld kann ich gerade noch so hinter mich bringen. Dann auf der Konrad-Adenauer-Brücke überqueren wir den Main, es geht leicht aufwärts. Cola hilft mir ein wenig. Norbert, der mir an einer Getränkestelle davon ist, kämpft ebenfalls. Ich kann ihn später hinter mir lassen.

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Informationen: WVV Marathon Würzburg
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