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Laufberichte

Marathon ''de Lux(e)'' - der Marathon in Luxemburg

11.06.11

Wer an Luxemburg denkt, wird damit spontan zumeist Begriffe wie Kleinstaat - Geld - Europa assoziieren. Um es vorweg zu nehmen: Diese Klischees stimmen durchaus, wenngleich sie das 2586 qkm kleine Großherzogtum im Herzen Europas natürlich nur unzureichend charakterisieren. Aber man findet sie durchaus auch in dem Marathon wieder, den die Kapitale dieses kleinen Landes seit nunmehr sechs Jahren veranstaltet - nein, das klingt zu banal: zelebriert.

Teilnehmer aus 85 Ländern zieht dieser Lauf an, in eine Stadt, deren 100.000 Einwohner nur zu 35 % aus Luxemburgern bestehen und Menschen aus 143 Nationen beheimatet. An Internationalität ist die Veranstaltung damit kaum zu überbieten. Da wundert es dann auch nicht, dass die Luxemburger selbst weit weniger als die Hälfte der Teilnehmer stellen, gefolgt von den Großkontingenten der Franzosen, Deutschen und Belgier. Passend zum Image stammt der namengebende Hauptsponsor aus der Finanzbranche, und der ist dort einer der ganz Großen. Der holländische Allfinanzdienstleister ING Groep N.V. hat sich auch als Hauptsponsor der Marathons von New York und Amsterdam einen Namen gemacht.

Eine weitere Spezialität des Luxemburger Marathons ist, dass er als Abendveranstaltung konzipiert ist. Start ist samstags um 19 Uhr, Zielschluss Sonntag Morgen um 1 Uhr. Man läuft durch die Dämmerung in die Nacht hinein, was dem Lauf eine ganz eigene Note verleiht. Der späte Start hat zudem den Vorteil, dass man bei Bedarf auch erst am Lauftag anreisen kann. Da die Stadt Luxemburg aber sehr viel mehr zu bieten hat als den Marathon, ist das für mich keine Option und ich spule die 500 km Anreise ab München bereits am Freitag ab.

 

Luxemburg alias Luxembourg alias Letzebuerg

 

Schon der erste Bummel durch die Stadt macht Laune auf mehr. Kaum gegensätzlicher könnten die Gegensätze sein zwischen modern-kühler Stahl-Glas-Beton-Architektur des Finanz- und Europa-Bezirks auf dem Kirchberg, der historischen Altstadt mit ihrem fast schon kleinstädtischen Charme und dem Bahnhofsviertel, kurz “Gare” gennant, mit seinen großbürgerlichen Palazzi. Daneben: Parks, prächtige Villen, vor allem aber: Die Schluchten der Alzette und der Petrusse, die sich tief eingeschnitten mitten durch die Stadt winden und mitverantwortlich dafür sind, dass in Luxemburg für einen City-Marathon geradezu unglaubliche 550 Höhenmeter zu überwinden sind.

Aber es fallen auch andere Dinge auf: Die Stadt lebt dreisprachig, hat natürlich auch drei offizielle Namen. Amtssprachen sind neben Französich und Deutrsch “Letzebuergerisch”, ein moselfränkischer Dialekt mit starker französischer Einfärbung. Diese Sprachenvielfalt wird wird im Alltqg ganz selbstverständlich praktiziert. Nur untereinander, da sprechen die “echten” Luxemburger nur eine Sprache: Ihr Letzebuergerisch. Das Schöne daran: Vieles lässt sich auch für deutsche Ohren verstehen.

In der Altstadt wird man schon den ganzen Tag über auf das anstehende Ereignis eingestimmt: Sambatruppen ziehen trommelnd durch die Straßen, knackige Cheerleadermädels zeigen ihr Bewegungstalent und mehr, auf zahllosen Fahnen wird die Parole verkündet: “D Stad beweegt sech”.

 

Luxexpo

 
Schaut man sich den Streckenplan des Luxemburg Marathons an, so erscheint dieser auf den ersten Blick wie ein wirrer Knäuel. Blickt man dann etwas genauer hin, ist aber durchaus eine Systematik zu erkennen. Der Einrundenkurs ist zentrumsorientiert. Ähnlich wie in Wien führt die Strecke in mehreren, unterschiedlichen  Schleifen immer wieder aus der City hinaus und wieder zurück. Das bedeutet auch: Man bekommt ungemein viel von der Stadt zu sehen und Laufbegleiter haben die Gelegenheit, ohne größere Wege mehrfach ihren Läuferheros an der Strecke anzufeuern.

   

Nur das Herz des Marathons mit Start, Ziel und Rahmenprogramm, das schlägt ganz wo anders: Weit draußen, auf der Luxexpo, dem Messegelände am Stadtrand, im hintersten Winkel des Kirchberg-Plateaus. Das hat natürlich auch handfeste Vorteile. Die Luxexpo bietet die  Infrastruktur, die man für so ein Megaevent braucht, und vor allem viel Platz. Nur nicht für Autos. Die muss man auf einem der großen Sammelparkplätze bzw. Parkhäuser auf dem Kirchbergplateau oder weiter in der Stadt abstellen. Immerhin gibt es am Lauftag kostenlose Shuttlebusse zur Luxexpo, die vermeiden helfen, dass man sich schon vor dem Start läuferisch überanstrengt.

Den extravaganten architektonischen Chic der etwas zentrumsnäheren “Coque”, wo die ersten vier Ausgaben der Veranstaltung beheimatet waren, kann die Luxexpo nicht bieten. Mit  Fahnen, Bannern und vor allem satten Lichteffekten kann man aber auch den Zieleinlauf in einer sterilen Messehalle aufpeppen. Aber dazu noch später. Auf der Luxexpo bekomme ich in einer der riesigen Hallen meine Startunterlagen, hier findet auch die Pasta-Party statt und man kann sich bei einem Bummel  durch die vergleichsweise kleine Laufmesse auf das abendliche Spektakel einstimmen. Trotz über 8.000 angemeldeter Teilnehmer, womit die Verantaltung schon Wochen vor dem Start ausgebucht war, geht es am späten Samstag Vormittag äußerst entspannt zu: Kein Warten, keine Hektik, kein Gedränge.

 
 

Informationen: ING Night Marathon Luxemburg
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