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Laufberichte

Wasserwirtschaft

 

Stetiges Gefälle entlang der Elbe. Als unweit die St. Pauli Landungsbrücken mit der unglaublichen Menschenmasse in Sichtweite kommen, wird mir einmal mehr die Dimension eines Marathon dieser Größenordnung vor Augen geführt.  Fotos können nicht in Worte fassen, was ich hier und heute erleben darf. Liebe Leser, entschuldigt mich kurz, denn ich befinde mich jetzt im Dauerrausch und lasse mich von  den Anfeuerungsrufen der Zuschauer tragen: Wie im Fluge geht es vorbei an Fischmarkt, alter Elbtunnel, Segelschiff Rickmer Rickmers, Containerterminals, Speicherstadt. Mein Grinsen wird noch breiter, denn Frauchen winkt mir aus der Masse zu. Phänomenal! Ich halte an, mache ein Foto und gebe Frau und Töchterchen ein Küsschen. "Schau mal da drüben, wie romantisch!". Ein Zuschauer-Hotspot kreischt vor Freude.

Ich renne weiter, genieße den Dauerparty-Marathon. Dann wird’s dunkel, als der Läuferstrom den Wallringtunnel durchquert. Gesänge und Gejodel! Instinktiv stimme ich ins Geheul mit ein. Wenig später verlässt das größte Wolfsrudel Hamburgs die Dunkelheit und macht sich auf Richtung Jungfernstieg.

Erst spät fällt mir auf, dass die Binnenalster einmal umrundet wird. Es käme einer Herausforderung gleich, die fortlaufenden Hochgefühle des Hamburg Marathon zu ignorieren. Nun befinde ich mich also im Herzen der Hansestadt. Wir durchlaufen eine Flaniermeile, die auf der einen Seite von einer prächtigen Gebäudesilhouette und auf der anderen Seite durch die mediterran anmutende Binnenalster eingerahmt wird. Das Alsterhaus lädt an Werktagen zum Shoppen ein, an die Alsterarkaden grenzen weitere Geschäftshäuser.

Mein Bruder hätte vermutlich sofort einen Abstecher in den größten Apple Store Deutschlands gemacht. Ich laufe gerade vorbei. Tatsächlich gefällt mir dieser Knotenpunkt Hamburgs so sehr, dass ich spontan den Entschluss fasse, noch in diesem Jahr wiederzukommen. Über die Lombardsbrücke führt der Rundkurs nun zum Ostufer der Außenalster auf den Stadtpark zu - der grünen Lunge Hamburgs. Erholung und Freizeitgestaltung ist hier ausdrücklich erwünscht. Bei km 22,5 kippe ich mir zwei Wasserbecher in den Rachen. Von weitem glaube ich das riesige Planetarium erkennen zu können.

Im Hamburger Stadtteil Winterhude durchlaufe ich bei km 28 einen Rundbogen. Auch hier herrscht Partystimmung. Mit City Nord haben wir nun den nördlichsten Punkt der Strecke erreicht. Einsam steht ein Schild auf der Wiese mit dem Text „Laufforum empfiehlt: Quäl Dich, Du Sau!“ Na, die haben Humor, die Ohlsdorfer! Hier treffe ich erneut überraschend meine Familie. Nah gelegene U-Bahnstationen machen dies möglich.

Über die Brücke am Hasenberge überquert der Läuferstrom nun die Alster. Urplötzlich gießt es aus allen Kannen! Was als Nieseln begann, artet nun in lang andauernden, strömenden Regen aus und will einfach nicht mehr aufhören! Schnell sind die Teilnehmer bis auf die Knochen klitscheklatschenass! Wieder eine neue Erfahrung bei einem Marathon. Persönlich liebe ich ja solch unvorhergesehene Extreme. Verhohlen beobachte ich, wie die übrigen Marathonis mit dem Schietwetter umgehen. Das Missfallen ob des Regens steht vielen ins Gesicht geschrieben. Es hilft aber nix: wir alle müssen gemeinsam da durch. Alle paar Minuten säubere ich mit einem Tempo die Linse meines Fotoapparates. Was soll‘s. Hasta la vista, Ohlsdorf: Noch zehn Kilometer bis zum Ziel!

Weiter geht es dann auf dem Maienweg und der Alsterkrugchaussee Richtung Hexenkessel am Eppendorfer Baum. „Herzlich Willkommen in Hamburg Nord! Ihr seid nass, wir sind nass, ist uns allen so egaaal!“, schreit und johlt jemand von Restaurant Alsterkrug herüber und winkt mit seiner Bierpulle. Ist das echt zu fassen? Bei Platzregen spielen die dort gerade den Song „Wenn jetzt Sommer wär“ von Pohlmann! Ein Läufer guckt mich derweil gequält an, presst die Lippen zusammen. „Ihr seid doch echt crazy!“, rufe ich zurück, renn zur Absperrung und tanze eine Zeit lang im Regen. Was ein geiler Marathon!

In Eppendorf drängen Marathon-Fans an der Straße und auf Balkonen, um Freunde oder Partner frenetisch anzufeuern. Wusstet Ihr‘s? Der Name Eppendorf leitet sich vom altdeutschen epen, „am Wasser gelegen“, her. Die Hamburger sind halt wetterfest. Wenige Kilometer vor der Zielgeraden durchqueren wir die Stadtteile Harvestehude und Rotherbaum und laufen unweit der Außenalster entlang. Von weitem sehe ich bereits den Heinrich Hertz Turm. Ich fühle mich wie neugeboren, von Müdigkeit oder eines zeitweisen Hängers während des gesamten Laufs nicht die geringste Spur. Ich genieße den Hamburg Marathon in vollen Zügen und lasse mich während der letzten Kilometer einfach nur noch treiben. Im Minutentakt sauge ich die Eindrücke am Streckenrand wie ein Schwamm auf.

"Die Frisur sitzt“, steht auf einem durchnässten Pappschild; ein älteres Paar in orangenen Ponchos lacht herzlich und winkt mir zu; ich klatsche reihenweise bei Kindern ab. Ein Clown grinst mich frech an, afrikanische Trommelklänge der Musikband Slabato, eine Kolonne von Läufern der Stiftung phönikks mit Eimern, die Spendengelder für krebskranke Kinder sammeln. Jubelnde Cheerleader...

Und dann ist auch schon die Zielgerade in Sichtweite. Und schon beginnt wieder dieses aufgeregte Kribbeln, das unbeschreibliche Marathon-Gefühl. Ich nehme Fahrt auf, erhöhe das Tempo, lasse mich von den Zuschauern auf den Tribünen feiern und rolle über den roten Teppich. Ich fühle mich vollkommen entspannt, während ich dem Läuferstrom zu den Verpflegungsstellen folge.

Als man mir die Jubiläumsmedaille umhängt, huscht ein kurzer Gedanke durch den Kopf: Zwei Marathon-Jubiläen innerhalb von acht Tagen erlebt. Saugeil! Jetzt noch schnell den Zeitchip abgegeben, ein Bierchen abgeholt und am Messeausgang von meiner Frau in Empfang genommen werden.

Oh Hamburg, meine Perle, du wunderschöne Stadt! Du bist jetzt mein zweites Zuhause, bist die Stadt, auf die ich kann! Ihr lieben Hamburger, wir sehen uns wieder, verlasst Euch drauf!

 

IMPRESSIONEN

(Klaus und Margot Duwe)

 

 

 

 

 

MARATHONSIEGER

 

Männer

1 Rotich, Lucas (KEN)   02:07:17 F
2 Ghebreslassie, Ghirmay (ERI)  02:07:47
3 Chebogut, Stephen (KEN) 02:08:01 

Frauen

1 Hailu, Meseret (ETH) 02:25:41 
2 Kibet, Sylvia (KEN)   02:26:16 
3 Naigambo, Beata (NAM)   02:27:28

14.743 Finisher

12
 
 

Informationen: Haspa Marathon Hamburg
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