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Laufberichte

Lauf eins nach Boston

21.04.13

Nach Aussage des Veranstalters gab es von 15.300 vorangemeldeten Startern für den HASPA- Marathon nur 8 offizielle Absagen wegen des Anschlags in Boston.  Zum Gedenken an die Opfer des Boston Marathons vom letzten Wochenende liegen den Startunterlagen Armbänder in den Boston-Farben gelb-blau bei.  Vor dem Start der Hand-Biker gibt es eine Schweigeminute. Die Boston Hymne "Sweet Caroline" von Neil Diamond wird gespielt.

Wir stehen in der Schlange vor den Dixis und bekommen leider nichts mit davon. Genau das gefällt mir nicht an diesen großen Läufen. Jeder Teil der Startvorbereitung wird zum "act". Abgabe der Wechselklamotten: eine Zeltstadt ist dafür nötig, tausende von Taschen aufzubewahren. Der Weg zum Start: Massen von Läufern wälzen sich in alle Richtungen. Startblock Aufstellung: Hier den richtigen Platz zu finden, ist ohne Karte fast unmöglich. Toiletten: Jede Notdurft wird zur Bewährungsprobe.

Gut, dass Norbert und ich gestern schon vor Ort waren. Bei den Schülerläufen, die hier ein Zehntel Marathon sind, gab es bereits einen Vorgeschmack auf den heutigen Tag.

Die Ausgabe der Startunterlagen war erstaunlich reibungslos. An der Startnummer sind diverse Gutscheine z. B. für die Startertasche befestigt. Auf die Abholung des Armbandes mit den eigenen Durchgangszeiten verzichten wir. Die dafür benötigte Wartezeit von einer dreiviertel Stunde nutzen wir lieber für einen Bummel über die Läufermesse "Endurance 13".

Zehn Minuten vor dem Start machen wir uns auf die Suche nach unserem Startblock. Die Blöcke sind nach Buchstaben eingeteilt. Die Einteilung erfolgt nach Zielzeit und ist auf der Startnummer vermerkt. Norbert darf aus Block "E" starten, ich bin in "L". Eigentlich wollte ich Norbert zu seinem Startblock begleiten. Aber das ist mir hier zu unübersichtlich. Wir trennen uns also jetzt gleich und ich gehe nach rechts. Am Eingang meines Startblocks ist es mir zu eng. Ich setze mich etwas abseits auf ein Mäuerchen.

Vorne im Startbereich stehen die Eliteläufer. 6 Pacemaker sind engagiert, um für einen neuen Streckenrekord zu sorgen. 10 Läufer sollen heute dazu in der Lage sein.

Bei den Frauen steht vor allem der deutsche Jungstar Lisa Hahner im Focus. Sie möchte die Qualifikationsnorm für die WM in Moskau mit 2:30:30 Std. knacken. Auch Katharina Heinig scheint gut in Form.

Der Start wird herunter gezählt, der Startschuss ertönt und die Musik von "Fluch der Karibik" ertönt.

Unter zehntausendfachem Jubel erheben sich weiße und rote Luftballons in die Lüfte. Diese Welle der Begeisterung nimmt mich mit. Der Stress der vergangenen Stunde fällt plötzlich von mir ab. Ich will jetzt auch auf die Strecke, auf diese 42 km Sightseeing-Tour durch eine der schönsten Städte Deutschlands - aber nichts geht.

Vor meinem Tor zum Startblock stehen mehrreihig Läufer und kommen nicht hinein. Ich stelle mich einfach dazu. Um 9 Uhr 12 stellt der Sprecher gerade prominente Läufer vor, die heute mit dabei sind. Ich hoffe inständig, dass ich auch noch dabei sein werde. Jetzt laufen tatsächlich schon einige aus meinem Startblock an, und die Hoffnung bei uns da draußen wächst. Alle nehmen es mit Humor, und etwas später sind wir tatsächlich drin. Um 9 Uhr 14 laufe ich über die Startlinie.

Zunächst geht es die Glacischaussee entlang. Rechts und links auf den VIP Tribünen und hinter den Absperrungen stehen tausende Schlachtenbummler und feuern uns an. Ich lasse mich treiben und versuche dabei niemandem auf die Füße zu treten. Rechts auf dem Heiligengeistfeld ist heute der letzte Tag des Frühlingsfests DOM  (km1). Der DOM ist ein Stück Hamburger Tradition und Garant für Spiel, Spaß, Nervenkitzel und Nostalgie. Der Begriff geht zurück auf eine Ansammlung von Händlern, Handwerkern und Gauklern, die seit 1337 das Recht erhielten, sich bei "Schietwetter" im Marien-Dom aufzuhalten. Ende des 19. Jahrhunderts fanden die Schausteller dann ihre "neue Heimat" auf dem Heiligengeistfeld. Die Fahrgeschäfte sind zu dieser frühen Morgenstunde natürlich noch nicht in Betrieb.

Vorne auf der Strecke sieht man schon von weitem die 70 bzw. 80 m hohen "Tanzenden Türme", mit der Adresse Reeperbahn Nr.1. Die Strecke geht rechts, direkt an diesem im Jahr 2012 fertiggestellten futuristisch anmutenden Hochhausprojekt vorbei auf die "sündige Meile". Die Reeperbahn erhielt ihren Namen von Taumachern und Seilern, den so genannten Reepschlägern, die für die Herstellung von Schiffstauen eine lange, gerade Bahn benötigten.

Zu den Sehenswürdigkeiten an der Reeperbahn gehören viele Nachtclubs, Bars und Diskotheken. Bekannte Etablissements sind in der Erotikbranche das "Dollhouse", das "Safari" und das "A la Charm". Auch die SM-Szene ist auf der Reeperbahn ansässig. Der "de Sade-Club" ist Europas ältester SM Club aus dem Jahre 1985. Parallel zur Reeperbahn verläuft etwas versteckt im Süden die bekannte Herbertstraße, eine Bordellstraße, die nur zu Fuß und durch zwei Sichtblenden hindurch, betreten werden kann.

Es ist seltsam anzusehen, wie sich die bunte Läuferschar zwischen den anrüchigen Gebäuden ihren Weg bahnt. Die meisten zeigen jedoch unverhohlenes Interesse an den diversen Auslagen der Schaufenster (km 2).
Nach genau 930 m geht die Reeperbahn in die Königstraße über (km 3). Am Platz der Republik steht das imposante Rathaus von Altona mit dem Reiterstandbild von Wilhelm I. Die Läufer können bei km 10 dann die Rückseite des schmucken Bauwerks bewundern.

Die Häuserschlucht der "Holländische Reihe" nimmt uns auf. In vielen Fenstern und auf Balkonen stehen die Bewohner und feuern uns an (km 4). In der Bernadottstraße treten die Häuser in kleine Gärten zurück. Dafür kommen die Menschen hier an die Straße. Einzeln oder in Gruppen haben sie allerlei Instrumente dabei und machen Lärm um uns anzufeuern (km 5 und 6).
Es geht links über den Halbmondweg und nochmals links entlang der Elbchaussee zurück in die Innenstadt. Zum ersten Mal kann man den Hamburger Hafen sehen.

Ich überhole eine Gruppe Feuerwehrleute in voller Montur. Sie gehören zu einer Staffel von 30 Feuerwehrleuten aus ganz Deutschland, die in voller Ausrüstung (Schutzkleidung, Helm und Atemschutzgerät, das ca. 10-13 kg wiegt) angetreten sind. Ziel dieses ganz besonderen Einsatzes ist es, auf die wichtige Arbeit der Stiftung "phönikks" hinzuweisen und damit Spenden zu sammeln. Diese Stiftung hilft jungen Menschen bei der Bewältigung von Krebs.

Insgesamt sind heute 100 Läufer und 100 Schulkinder unterwegs, um Spenden bei den mehreren hunderttausend Zuschauern des HASPA Marathons sammeln. Man erkennt sie an den weißen T-Shirts mit den bunten Logo-Aufdrucken der Firmen, die ebenfalls spenden (km 7, 8, 9 und 10).

Es geht bergab und wir haben ein grandioses Bild vor Augen: im Hintergrund die großen Verladekräne des Hafens und davor Menschenmassen, die nur gekommen sind, um uns Läufer zu bewundern. Gänsehautfeeling pur. Unten geht es um eine Kurve und dann geradeaus auf dem Fischmarkt und der Hafenstraße entlang. Seit 1703 darf auch sonntags vor dem Kirchgang in Altona Handel getrieben werden. Seither ertönen auf dem Altonaer Fischmarkt jeden Sonntag die Glocken. 1896 wurde die im Stil einer dreischiffigen Basilika erbaute Fischauktionshalle eröffnet. Noch heute versorgt der sonntägliche Markt Einheimische mit Schnäppchen und Touristen mit Einkaufserlebnissen (km 12).

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Informationen: Haspa Marathon Hamburg
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