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Laufberichte

Juwel im Norden

26.06.10
Autor: Klaus Duwe

Ich denke an meinen ersten eigenen Marathon, 2002 in Berlin. Ich kannte keinen einzigen Menschen, war der einsamste Mensch unter 30.000 Marathonläufern. Hier bin ich heute einer von 200 und kenne fast jeden. Na ja, zumindest bin ich dauernd mit jemanden am Quatschen und wenn meine Frau mich nicht daran erinnern würde, dass es Zeit wird, müsste ich ohne Chip und Startnummer loslaufen. Davon habe ich auch schon mal geträumt.

Aber Löningen hat nur ungefähr 13.000 Einwohner, ist also recht überschaubar und lange Wege hat man zur Startnummernausgabe in der Grundschule Gelbrink, zum Marktplatz und zum Start beim K&K-Markt nicht. Außerdem ist alles ausgeschildert.

Einer der wichtigsten Arbeitgeber ist die Firma Remmers. Dort werden unter dem Motto „Instandsetzen, schützen, erhalten“ Produkte für Bauten- und Holzschutz hergestellt und weltweit vertrieben. Seit ein paar Jahren greift man dem Marathon tat- und finanzkräftig  unter die Arme. Denn auch auf dem „platten Land“ ist ein solches Event ohne das Zutun von Sponsoren, Behörden, Vereinen und der Bevölkerung nicht zu stemmen. Hier in Löningen hat man auch als Außenstehender schnell das Gefühl, alle tun das Hand in Hand, gerne und vor allem mit Freude und Spaß.

17.00 Uhr – geschafft, es geht los. Über 1000 Läuferinnen und Läufer (800 „Halbe“ und Staffelläufer und ungefähr 200 Marathonis) gehen auf die Strecke, aber bis auf die Ambitionierten in den ersten Reihen, langsam und ohne Hektik. Erstaunlich viele Zuschauer lassen uns spüren: „Schön, dass Ihr da seid.“ Und: „ Ihr seid die Größten.“  Mit geschwellter Brust geht es ein kurzes Stück durch den Ort. Nach 15 Minuten gemütlichem Jogging in praller Sonne kommt schon die erste Getränkestelle und dann ein kleines, schattiges Waldstück, genannt Werwer Fuhrenkamp.

Nur aus ein paar Häusern besteht das Örtchen Werwe. Viel mehr Leute, als jetzt an der Straße stehen oder im Garten sitzen und klatschen, wohnen hier bestimmt nicht. Es gibt schon wieder was zu trinken. Der nächste Ort ist Evenkamp nur einen Kilometer entfernt und etwas größer. Und lauter, viel lauter. Mit Kind und Kegel und Live-Musik feiert man ein richtiges Straßen- und Heckenfest. „Was ist los bei Euch, kein Fußball heute?“, frage ich eine Stammtischrunde. „Nö, heute ist Marathon!“ kommt’s fast im Chor.

Gerade sechs Kilometer gelaufen und schon wieder gibt es Essen (Bananen, Äpfel) und Trinken (Wasser, Iso, Cola). Wer da nein sagt, muss es vielleicht büßen. Der Schweiß fließt in Strömen. Ein kleines Wäldchen spendet etwas Schatten, dann geht es bei km 7 über das Flüsschen, das dem Lauf den Namen gibt: die Hase. In der Nähe von Osnabrück ist die Quelle, in Meppen die Mündung in die Ems.

Ein Kilometer weiter stehen um einen fahrbaren Tresen garantiert mehr Leute, als im Umkreis von drei Kilometern wohnen. Während sich die meisten Männer an einer Bierflasche festhalten, übernehmen die Frauen das Klatschen und Rasseln. Tolle Stimmung hier in Ehren (km 8).  Nur ein paar Minuten weiter das gleiche Bild: nur drei Häuser, aber 30, 40 Leute sitzen unter Sonnenschirmen oder in schattigen Zelten und feiern die Läufer. Und wenn ich den Fotoapparat raus hole, legen sie noch einen Zahn zu. Super, Leute.

Den Schwung braucht man auf den nächsten drei Kilometern. Es  geht auf einem Radweg parallel entlang der Verkehrsstraße. Rechts und links Getreidefelder, eingestreut mal ein Bauernhof, über uns blauer Himmel, ein paar harmlose Wolken, das ist alles. Schatten gibt es nicht. Man könnte auf die Idee kommen, sich die zweite Runde zu schenken. Dann hört man aber schon den Sprecher des SC Winkum und den Jubel einer offensichtlich großen Zuschauermenge. Rechts und links der Straße wehen die Flaggen der Teilnehmerländer an der Fußball-WM. Aber mit Fußball hat das hier nichts zu tun. Wie wurde mir vorhin Bescheid gegeben? „Heute ist Marathon!“

Bei Kilometer 13  rocken The Wild Rogues und die Staffeln wechseln ihr Personal. Wir verlassen die Straße nach rechts und laufen auf dem Sackmoorweg weiter.  Schlagermusik und eine tolle Stimmung gibt es dann auf der Marathon-Party der Handballer (km 14). Selten habe ich bei einem Landschaftslauf ein solches Publikum erlebt. Es wird echt Zeit, dass darüber mal gesprochen wird.

Wieder laufen wir über freies Feld. Getreide und Kartoffeln werden bevorzugt angebaut und auf saftig grünen Wiesen weiden Pferde und Rinder. Zuvor hat beißender Geruch auch zwei Schweinezüchter verraten, obwohl keine Sau zu sehen war.

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Informationen: Remmers-Hasetal-Marathon
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