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Laufberichte

Sachen gibt's

04.07.09
Autor: Klaus Duwe

Bevor Tanja Amiet (33) mit dem Laufen anfing, war sie genau das, wonach sie aussieht: ein Showgirl. Mit einem Musical tingelte sie durch die USA. Zwischen den Auftritten spielte sie Fußball, was in Amerika bei den Frauen sehr populär ist. Zurück in der Schweiz, wollte sie diesen Sport fördern und kickte begeistert weiter. Ihre liebsten Trainingseinheiten waren das Laufen und so legte sie freiwillig Sonderschichten ein. Irgendwann stand sie dann in einem Starterfeld und lief künftig ohne Ball. Höhepunkt der spät berufenen Läuferin war dann der Sieg in Liechtenstein bei ihrem ersten Marathon und das unter schweren Bedingungen gegen erstklassige Konkurrenz.

Wenn ich schon beim Thema „wie ich zum Laufen kam“ bin, erzähle ich noch schnell die Geschichte von Claudia Landold. Bei der zierlichen Läuferin aus Jonschwil (St. Gallen) war das noch verrückter. Die heute 38jährige kam erst vor sieben Jahren zum Laufen. Davor konnten sie keine Talentsucher entdecken, denn sie machte null Sport. Null! Nur in Bewegung war sie dauernd. Einmal damit angefangen, ging es ihr wie vielen: Sie konnte nicht mehr ohne Laufen sein. 2002 lief sie in Lausanne ihren ersten Marathon in 3:48. Wenn ich das anfügen darf: im gleichen Jahr hatte auch ich mein Debüt: 4:21 in Berlin. Ein halbes Jahr später dann in Padua 3:56. Soooo weit lag das gar nicht auseinander. Heute sieht das schon anders aus.

Zermatt

Mir gefallen solche Geschichten. Sie zeigen, dass es nie zu spät ist, mit dem Laufen anzufangen. Auch nicht, wenn man ambitioniert ist. Es gibt keine Ausreden. Und Talent ist Nebensache – Hauptsache sind Wille, Ausdauer, Disziplin und Fleiß. Wer gesund ist, kann laufen. Und wer gut trainiert, schafft einen Marathon. Basta.

Der Südtiroler Gerd Frick und Helmut Schießl aus dem Allgäu sind auch am Start. Letztes Jahr gewann der Südtiroler, im Jahr davor wurde er Zweiter, geschlagen nur von – Helmut Schießl. Sie kennen sich also. Mal sehen, ob Ulrich Benz, der zum ersten Mal in Zermatt am Start ist, für eine Überraschung sorgen kann. Der Badener gewann 2008 den Freiburg Marathon. Und dann ist da noch Gondo-Gewinner Martin Schmid. Der Zermatter hat Heimvorteil.

Start ist wie immer in St. Niklaus. Den Anfang machen die Eliteläufer, dann starten die Staffelläufer und am Schluss das große Feld der Hobbyläufer. Ziel: Ankommen, Spaß haben. Bei einem Wetter wie heute, strahlender Sonnenschein und warm, sehr warm, tut gut, wer seine Bestzeit nicht auf den Prüfstand stellt.  

Das kann allerdings für Jonathan Wyatt nicht gelten. Die Marschroute lautet „unter drei Stunden“. Zum Vergleich: Sein Streckenrekord beim Jungfrau Marathon liegt bei 2:49. Da darf man keine Zeit verlieren. Er übernimmt die Führung und kommt als Erster nach dem „leichten“ Teil in Zermatt an. Aber nicht die nach ihm favorisierten Bergspezialisten aus Südtirol und dem Allgäu sind ihm auf den Fersen, sondern der Finne Anssi Raittila. Frick und Schießl liegen ungefähr 2 Minuten zurück.

Sunegga

Wenn es so etwas wie ein Erfolgsgeheimnis des Neuseeländers gibt, dann ist es die seltene Gabe, auf ebenem Gelände sehr schnell zu sein (M-Bestzeit  2:13/2003 in Hamburg) und sich am Berg wie eine Gams bewegen zu können. Alleine auf der zweiten Hälfte mit den Anstiegen nach Sunegga und Riffelberg nimmt er seinen hochklassigen Konkurrenten 17 Minuten ab. Nach 2:57.47,3 Stunden läuft er ins Ziel: Sieg und Streckenrekord für Jonathan Wyatt – unglaublich. Nach Liechtenstein (06. Juni) und Graubünden (letzte Woche) der dritte Sieg im dritten Bergmarathon innerhalb von 4 Wochen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Raittila und Schießl, Gerd Frick belegt Platz 5, Ulrich Benz Platz 8 und Martin Schmid wird 13. .

Riffelalp

Claudia Landold ist die erste Frau in Zermatt. Lizzy Hawker ist schon abgeschlagen und gibt später auf. Die Hitze ist ihr auf den Magen geschlagen. Corinne Zeller ist Zweite, die Tschechin Michaela Mertova Dritte. Bergauf kann Landold weiter Zeit gut machen, traut dem Braten aber nicht. Erst als sie auf Riffelberg nach 3:43.30,6 Stunden ins Ziel läuft, triumphiert sie und freut sich über ihren ersten Bergmarathon-Sieg. Tanja Amiet wird diesmal Fünfte hinter Britta Müller.

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