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Laufberichte

Tra lago e monti - der Gardasee Marathon 2010

10.10.10
  

Über die Gardesana Orientale nach Malcesine

 

Es ist fast schon so etwas wie ein „coming home“-Gefühl, wieder am vertrauten Gardasee entlang zu laufen. Aber noch liegen etwa 15 km vor uns. 

Die Gardesana Orientale ist breiter und besser ausgebaut als die Straße auf der anderen Uferseite, sie hat zumeist einfach auch mehr Platz. Gerade auf den ersten Kilometern unseres Weges nach Malcesine muss jedoch auch sie einige dicke, bis in den See reichende Gesteinsplatten überwinden. Daher mussten die Tunnelbauer vor 85 Jahren auch hier ganze Arbeit leisten. Doch fallen gerade diese Kilometer erneut in die Kategorie „Traumstraße“. Weit reicht der Blick über den See auf die sonnenbestrahlten Abgründe der Felsentürme auf der anderen Uferseite. Friedlich ziehen zu ihren Füßen die Segelboote ihre Bahnen durch die dunklen, immerhin bis in eine Tiefe von 346 Metern reichenden Fluten. Palmen, Zypressen, Pinien säumen unseren Weg, für mich der Inbegriff mediterraner Vegetation, dichtes Buschwerk besetzt jeden Winkel im zerfurchten Felsgelände um uns herum. In sanften Kurven bahnt sich die Straße durch die wundervolle Landschaft ihren Weg. Fast schon als optische Störenfriede empfinde ich die vereinzelten kleinen Ansiedlungen.

Während auf der gegenüber liegenden Uferseite zunehmend Limone auf gleiche Höhe rückt, müssen wir eine kilometerlange Galerie durchlaufen. Kurz danach, etwa bei km 36, verkündet ein Straßenschild „Malcesine“. Doch sollte man sich davon nicht beirren lassen: Erreicht ist nur der Kommunalbezirk Malcesines, doch noch längst nicht der Ort. Allerdings verdichtet sich zunehmend die Bebauung entlang der Straße. Vereinzelte Hotels, Lokale, Parkplätze tauchen als Vorboten der Touristenmetropole auf, die Landschaft verliert zumindest entlang der Straße zunehmend ihre Urwüchsigkeit. Aber wahrscheinlich bin ich landschaftlich vorher einfach zu sehr verwöhnt worden.

Etwa bei km 38,5 wird am Horizont erstmals das hoch auf einem in den See ragenden Felsvorsprung thronende Castello Scaligero, das Wahrzeichen Malcesines, sichtbar. Langsam nähern wir uns an. Wie keine andere Familiendynastie hat sich das Veroneser Adelsgeschlecht der Scaliger im 13. und 14 Jh. in Verona und um den Gardasee herum durch zahlreiche Wehrbauten mit charakteristisch gezackten Zinnen auf Türmen und Mauern verewigt – und dabei Glück gehabt, dass diese die Jahrhunderte im Wesentlichen unbeschadet überstanden haben. Touristenmagnete sind insbesondere die Bilderbuchburgen von Sirmione und Malcesine. Der Blick von dem den See 70 Meter überragenden Turm der Malcesiner Burg über die Dächer der umgebenden Altstadt hinweg ist unvergesslich und beliebtes Motiv von Gardaseeprospekten.

Wir müssen uns einstweilen aber mit einem Distanzblick auf die Burg begnügen. Aber er erleichtert zumindest ein wenig die etwas fiese, weil zwar leichte, aber permanente Steigung ab km 40 in Richtung Ortszentrum. Von der Altstadt bekommen selbst bekommen wir auf unserem Weg aber noch nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Wir müssen den zentralen Verkehrskreisel, schon die Musik und den Lärm aus dem nahen Zielbereich in den Ohren, queren und auf der Hauptstraße bis fast zum jenseitigen Ortsausgang weiterlaufen. Aber wer sich den Streckenplan vorher angeschaut hat, ist da immerhin vorgewarnt. Erst dann werden wir in einer scharfen Kehre von der Straße abgeleitet und über eine Nebenstraße in Richtung Ortskern zurück geführt.

 

Zieleinlauf auf der Piazza Statuto

 

Im Crescendo naht die Geräuschkulisse des Zielbereichs, immer mehr Menschen säumen die Straße, rufen, klatschen. Und dann ist er da: Ein langer roter Teppich, der bis unter den Zieleinlaufbogen auf der Piazza Statuto am Rande der Altstadt führt. Ein letzter kleiner Spurt fürs Ego und die Zielkamera, dann ist es geschafft.

Mit Namen und per Handschlag werde ich begrüßt, mit einem freundlichen Lächeln wird mir  eine Medaille umgehängt. In eine Wärmefolie gehüllt geht es gleich weiter in den für Läufer abgesperrten Zielversorgungsbereich. 

Ein schönes, nein: ein außergewöhnlich schönes Marathonerlebnis liegt hinter mir. Wer neben dem Laufen ein Faible für außergewöhnliche Landschaften hat, für den ist diese Veranstaltung fast schon ein Muss.

Im Versorgungsbereich hält es mich allerdings nicht allzu lange. Denn sehr viel schöner und letztlich auch entspannender ist das Abhängen oder – soweit die Kraft noch reicht - ein kleiner Bummel in der angrenzenden Altstadt Malcesines. Zumindest meiner Meinung nach ist sie die bezauberndste, die man am Gardasee finden kann. Der einzige Nachteil: Das finden wohl auch viele andere und entsprechend ist der Andrang in den krummen, mittelalterlichen Gässlein zu Füßen der Burg. Da es aber auch die entsprechende touristische Infrastruktur, unter anderem in Form von Lokalen und Cafes, gibt, ist es letztlich kein Problem, ein nettes Plätzlein zum Relaxen zu finden. Und so räkele ich mich kurz darauf bei einem Drink in der wärmenden Nachmittagssonne und wünsche mir insgeheim, dass die Zeit jetzt einfach mal stehen bleibt.

Marathonsieger

Männer

1   COLNAGHI PIETRO  C.T.L. 3 ATLETICA  ITA     02:28:28   
2   OLDANI LUKAS  LSV BASEL  CH     02:32:02   
3   SCHWARZBACH DIRK        GER 02:32:28   

Frauen
1   CARLIN MONICA  BREMA RUNNING TEAM    ITA   02:54:25  
2   ENCARNA NUNEZ  CA VIC   E   02:58:41   
3   PURANEN TIINA      FIN   02:59:43   

 
 

Informationen: LAKE GARDA 42
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