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Laufberichte

Marathon auf Badisch

 

Wir verlassen Rüppur über eine kleine Brücke über die Alb und erreichen den Scheibenhardter Weg. Die Allee verbindet Rüppur mit Weiherfeld. Bei km 15 erwarten uns die Helfer an der VP. Ein Gitarrist unterhält mit Balladen und eine Helferin hat einen großen Karton zum Cajòn umfunktioniert und trommelt, was das Zeug hält.

Weiherfeld ist kurzweilig. An jeder Ecke stehen Zuschauer, es wird Musik gemacht und zu guter Letzt noch getrommelt. Der nächste „Berg“ ist in Sicht. Ein Gleis muss überquert werden. Auf der anderen Seite liegt Bulach. An der VP bei km 18 wird wieder getanzt. Obwohl die Gemeinde bereits 1929 nach Karlsruhe eingemeindet wurde, hat sie sich ihre ländliche Prägung erhalten und zeichnet sich durch ein reges Vereinsleben aus. Für die Halbmarathonläufer, die hier auf ihren letzten Kilometern sind, ist das ein Vorgeschmack auf das bevorstehende Finale. Auch die Marathonläufer genießen den Applaus und das schöne Ambiente mit den alten Fachwerkhäusern. Die neuromanische St. Cyriakus Kirche aus rotem Sandstein ist ein imposanter Blickfang mitten im Ort. Wegen ihrer beiden weithin sichtbaren Türme wird sie auch „Dom der Hardt“ genannt.

Wir laufen durch eine Unterführung und über eine  Brücke und sind wieder an der Alb und gleich in einem Wohngebiet. Hier werden die Läufer ausgelassen gefeiert. Zweimal links und die Strecke zweigt auf einen Radweg. An der Alb entlang geht es weiter. Die Guggenmusiker „Noten Chaoten Grötzingen“ sind in Bigband-Stärke vertreten und pushen die Läufer. Von den Halbmarathonläufern wird die nun kommende Marathonweiche sehnlichst erwartet. Sie zweigen nach rechts ab und für uns geht es geradeaus.

Bei km 21 bildet die Alb eine kleine Seenplatte. Hier ist der Startplatz für den zweiten Halbmarathon, eine Karlsruher Besonderheit. Man kann  zwischen zwei völlig unterschiedlichen Halbmarathonstrecken wählen. Für diesen hier sind allerdings nur maximal 500 Starter zugelassen. Um 11 Uhr 30, also in 10 Minuten, wird gestartet. Ich mache erst einmal Pause an der VP.

Ein Chinesischer Zauberlöwe erschreckt mit seinem bunten Kostüm die Kinder. Ich mache mich schnell aus dem Staub. Von unserem beschaulichen Radweg werden wir auf die vierspurige Rheinstraße geleitet. Es geht bergauf über die B10. An einer Ecke erfreuen uns Bauchtänzerinnen, die ihre Sache echt gut machen. Die Straße  ist mittlerweile nur noch zweispurig. Wir kommen zum Michelin Werk mit dem Museum und wenig später zum nächsten VP. Jeder Läufer wird persönlich bedient.

Wir laufen um das Sonnenbad herum, dann fesselt mich das auffällige Heizkraftwerk West vor uns. Vor allem der schlanke Schornstein, der sich anmutig gen Himmel reckt, hat es mir angetan. Sogar Zuschauer gibt es hier.

Die folgende kleine Fußgängerbrücke gehe ich lieber hinauf. Links fließt die Alb und hinter den Bäumen versteckt liegt der Rheinhafen. Der folgende Streckenteil führt uns unter riesigen Brücken hindurch. Die ersten Halbmarathonläufer überholen mich nun.

Hinter km 26 geht es in einem Wohngebiet und am Friedhof Mühlburg entlang. Ich sehe orange! Eine Gruppe von Spendenläufern überholt mich. 2003 wurde der Spendenmarathon LAUFENmitHERZ ins Leben gerufen. Die Spendenaktion findet jährlich von Anfang Mai bis zum Marathonwochenende im September statt. Höhepunkt ist der Baden Marathon, wo die Spendenläufer ihren Lauf einem sozialen Projekt widmen und dies in ihrem Umfeld bekannt machen. Besonders auffällig ist Armin Wölfl im Kostüm des Laufmaskottchens „Mara-TONI“. Er ist Heimleiter des HAUS PATER VIKTRIZUS und benötigt dringend einen neuen Gruppenbus. Seine Läufer sind im orangenen Laufshirt unterwegs. Sogar eine Rikscha und ein Tandem sind mit von der Partie.

Bei km 28 überholt mich der Pacer für 4h30. Die Hertzstraße zieht sich etwas. Es geht an der Rückseite der Uni Karlsruhe vorbei. An der katholische Kirche St. Conrad mit seinem auffälligen „Campanile“ geht es rechts und die nächste links zur Poststraße. Hier tanzen bunt kostümierte Frauen zu lauter Musik und Anwohner feuern die Läufer an. In einer Kurve spielt eine Kapelle. Bei km 29 werden wir auf den Radweg geleitet. Eine Brücke bringt uns über die Gleise an eine weite, unbebaute Fläche. Es handelt sich um den alten Flugplatz von Karlsruhe, der während des zweiten Weltkriegs genutzt und dann von den Amerikanern übernommen wurde. Seit deren Abzug liegt die Fläche brach und wird von der Natur zurückerobert. Die Heidelandschaft und ein in Deutschland seltenes Sandbiotop sind mittlerweile zur Luftreinerhaltung in Karlsruhe von großer Bedeutung, so dass Pläne zur Bebauung nicht umzusetzen sind.

Wir sind im Wildpark, überqueren den Adenauerring, der in weitem Bogen um das Schloss führt.  Das Feldartilleriedenkmal erinnert an die Gefallenen im ersten Weltkrieg. Die vierspurige Straße ist für uns gesperrt und wir laufen Richtung Innenstadt. Es geht an der staatlichen Kunsthalle vorbei. Sie wurde 1846 eröffnet und sieht noch fast aus wie damals. 800 Werke vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart sind dort ständig ausgestellt.

Schräg gegenüber befindet sich das Landgericht aus dem Jahr 1879 , dann kommt das Schloss ist in Sicht. Laute Musik kündigt einen erneuten Zuschauer Hot Spot an. Nach einer Kurve liegt das Schloss samt Park direkt vor uns. Es eindeutig der Höhepunkt der Strecke. Auf der Mittelachse laufen wir zum Schloss. Läufer kommen uns entgegen, hier geht es also auch wieder zurück. Bevor wir den Ehrenhof erreichen, laufen wir um das Hauptgebäude herum durch ein großes Tor. Eine Frau in historischem Kostüm heißt uns willkommen.

Wie bereits erwähnt, wurde das Schloss 1715 errichtet. Nach nur 3-jähriger Bauzeit diente es zunächst den Markgrafen von Baden und später den Kurfürsten und Großherzögen bis 1918 als Wohn- und Regierungssitz. In dieser Zeit wurde es mehrfach umgebaut und erweitert. Seit 1921 ist hier das Badische Landesmuseum untergebracht.

An der Schlossgarten. Die neue Attraktion ist hier der Pavillon KA300. Er wurde anlässlich der Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag vollständig aus Holz gebaut und dient als Infopunkt, Treffpunkt und Veranstaltungsort. Von dessen Aussichtsterrasse aus hat man einen schönen Blick über den ganzen Garten.  Nach den Feierlichkeiten wird er allerdings wieder zurückgebaut.

Auf den Rasenflächen wird gerappt. Die Mädchen sind richtige Publikumsmagnete. Natürlich kommt auch jeder Läufer seinen verdienten Applaus. Bei km 33 erreichen wir die Orangerie, die zur staatlichen Kunsthalle gehört. Durch ein Tor können wir einen Blick in den botanischen Garten werfen, bevor wir scharf nach rechts abbiegen. Ein Stück weiter versperrt ein großes Eisentor den Weg. Es gibt nur einen kleinen Durchgang.

Eine hübsche blonde Läuferin holt mich ein. Wir laufen eine Weile nebeneinander. Sie leidet etwas, es ist ihr erster Marathon. Das letzte Stück dürfte aber kein Problem für sie sein.  

Beim Fasanengarten wechseln die Staffeln ihre. Viel los ist hier nicht mehr, die meisten sind schon weg. Beim Rondell zwischen Teehäuschen und Fasanenschlösschen ist die Wende. Nun geht es zurück. Hier fanden vor 2 Jahren die Deutschen Meisterschaften im 24 Stundenlauf statt. Daher ist mir der Weg noch in guter Erinnerung.

Eine kurze Pause an der VP bei km 35 muss sein. Ein Ordnungshüter in historischer Uniform verabschiedet uns. Wir verlassen den Park, sind wieder auf dem Schlossplatz und laufen in Richtung Innenstadt.  Immer noch kommen uns Läufer entgegen, die die Runde durch den Schlosspark vor sich haben. Die Stadtkirche im Blick, geht es zunächst durch die Fußgängerzone und dann rechts in die ruhige Kaiserstraße.

Links liegt die Kirche St. Stephan und gegenüber die Landesbibliothek. Wir erreichen den Friedrichsplatz, der im Stil eines englischen Gartens angelegt ist. Auf der südlichen Seite steht ein imposanter Renaissancebau, das Naturkundemuseum. Der Platz wird gerne für Veranstaltungen genutzt. Im Winter ist hier die größte Kunsteisbahn Deutschlands unter freiem Himmel. Heute ist von dem Platz nichts zu sehen, ab hier ist nämlich „Engel flieg Zone“. Die Marathonengel warten auf ihre Läufer. Damit das Warten nicht zu lange wird, ist der ganze Platz ein einziger Jahrmarkt mit Showbühne. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Wo soll ich nur zuerst hinschauen? Und dann noch die ganzen verkleideten Engel. Erleichtert lasse ich den Platz hinter mir.

Marathonneuling Mareike ist nun auch wieder da. Zusammen laufen wir die langgezogene Kurve im Nymphengarten entlang und feuern die Tänzerinnen an. Vor uns begleiten zwei Engel einen Läufer. Es handelt sich um einen weißen, und, witziger Weise, um einen schwarzen Engel. Es geht nun direkt am Gelände des Bundesgerichtshofs vorbei auf die Kriegsstraße.  So schön dieser Abschnitt auch ist; es zieht sich etwas. Bei km 40 dann die Überraschung: Mareikes Mama erwartet ihre Tochter. Glücklich fallen sie sich in die Arme und die Mama begleitet uns noch ein Stück. Mit ihren guten Wünschen nehmen wir das letzte Stück in Angriff. Wir erkennen die Strecke schon, es ist der Radweg an der Alb entlang.

Nanu - ging es hier vorhin auch schon bergauf? Mareike hat noch Kraft und so schicke ich sie voraus. Ich will keinen Krampf riskieren. An der Marathonweiche geht es nun rechts durch ein erstes Marathontor. Auf einer Bühne wird immer noch getanzt. Das motiviert für die letzten Meter. Es geht Richtung Stadion. Immer dichter steht das Publikum. Noch zwei Kurven und ich laufe ins Stadion ein. Rechts und links stehen Zuschauer und rufen meinen Namen. Der Moderator kommt vermutlich gerade von der Siegerehrung und läuft noch ein paar Schritte mit mir gemeinsam ins Ziel.

Die Mädels mit den Medaillen hängen mir die goldene Trophäe um. Mareike hat auf mich gewartet und wir freuen uns gemeinsam. Dann die  Zielverpflegung - ich weiß hier gar nicht, für was ich mich entscheiden soll. Im Angebot sind Obst, Iso, Colamix und dreierlei Radler. Dann Brühe, Käsewürfel Hefewecken und Laugenbrötchen.

 

Fazit:

Der Baden Marathon ist wunderbar, und gerade als „Erster“ sehr gut geeignet. Eine abwechslungsreiche Strecke lässt keine Langeweile aufkommen und besonders auf der ersten Hälfte ist unglaublich viel Stimmung. Der Teil durch den Schlosspark ist dennoch mein Lieblingsabschnitt.

Zu trinken gibt es in ausreichender Menge und die Wasserwannen an jeder VP sind für mich zum Kühlen optimal. Als feste Nahrung schwöre ich allerdings auf eigenes Gel. Verlaufen kann man sich hier nicht, denn die Strecke ist zu jeder Zeit optimal ausgeschildert und an kritischen Stellen durch Streckenposten oder Polizei gesichert.

Die Idee mit den Marathonengeln fand ich zunächst seltsam. Es war aber schön zu sehen, wie gut das klappt und welcher Motivationsschub für alle Läufer von den kostümierten Laufpartnern ausgeht. Man merkt, dass es sich hier um einen „gewachsenen“ Lauf handelt, der mit viel Charme dem Läufer seine schöne Stadt präsentieren will. Herzlichen Dank an die zahllosen Helfer und Helferinnen!

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Informationen: Baden-Marathon
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