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Laufberichte

Merkwürdige Geheimnise im Burgwald

28.08.11
Autor: Joe Kelbel

Gleich geht es aus Rauschenberg hinaus, links der Erbächer Teich. Er wird vom Irrbach gespeist, der oft im Sommer versiegt. Ein Ort, an dem untote Könige mit entstelltem Gesicht und verwesende Landsknechten gesichtet werden, wie sie sich erneut töten. Die Sichtung solcher Kämpfe soll einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.Wenn ihre Zeit gekommen ist, dann kämpfen sie hier wieder.

Merkwürdig auch, wie sich die Kette der Läufer erst rechts, dann links, dann hoch, dann runter und wieder links und rechts durch die Felder windet, als stecke da ein Plan dahinter.

Wir kommen zum kleinen Vorort Wolfskaut (Kaute= Kuhle). Wölfe gab es damals nach dem 30jährigen Krieg überall in Deutschland. Hier am Waldrand legte man Wolfsgruben an, Einrichtungen zum Fangen von Wölfen.  Das Dorf entstand dann ab 1685 als  eine Waldenser Kolonie. Die Waldenser sind eine französische, protestantische Kirche. Auch der Nachbarort Schwabendorf ist Hugenottisch-Waldensisch. „Schwabe“ oder „Schwobe“ bezeichnet das Huteland um den Ort, also die Mastwälder für das Vieh. Napoleon rekrutierte hier 100 Jahre später  Übersetzer für seine Feldzüge durch Deutschland.

Merkwürdig die prallen Apfelbäume, als würden diese durch einen speziellen Dünger tief unter der Oberfläche genährt. Niemand will sie abernten.

Rechts der Abzweig zu den „Heiligen Eichen“, gepflanzt zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig. Links oben der Elbesberg. Dort befindet sich der Rabenstein. In diesem Stein sind sehr merkwürdige Schälchen und Rinnen angebracht,  eine blutige Opferstätte aus grauer Vorzeit. Man munkelt, ab und zu würden noch Blutstropfen aus dem Stein herausfallen.

In Albshausen haben wir schon km 6 und den ersten VP erreicht. Hier betreten wir den Burgwald. Der Burgwald ist nachts stockdunkel. Merkwürdigerweise treffen sich Hobbyastronomen  regelmäßig oben auf den Plateaus der Berge, auf den Ruinen der Keltenfestungen, um die Sterne zu beobachten. Angeblich gäbe es hier kein Streulicht einer Stadt, welches  den Blick in die Unendlichkeit trüben würde.

Links das kleine Örtchen Bracht. Dort wurde ein Dorf  aus der Bandkeramikzeit (3500v.Chr., also vor den Kelten) ausgegraben. Der Standort des mytischen Heidenstein darf merkwürdigerweise nicht bekannt gegeben werden.

Oben auf einem der Berg, dessen Name ich auch nicht nennen möchte, liegt eine ergiebige Fundstelle von Feuersteinspitzen. Hier war 900.000 Jahre lang eine „Waffenschmiede“.

Ein kilometerlanges Begegnungsstück, auf dem ich merkwürdigerweise niemandem begegne, dann biegen wir ab zum  Badenstein. Wer genau hinschaut, erkennt die sagenumrankte Herrenbrücke, die aus den Resten  zweier merkwürdiger steinernen Türme mit gemauerten Schießlöchern gebaut wurde. Warum nur hat man diese zwei Schießhäuser abgerissen?

Zwischen knorrigen Buchenstämmen zahlreiche Gedenksteine, die merkwürdigerweise mit totenbleicher Kreide nachgezeichnet wurden.  Von Wilddieben, Mördern und toten Förstern sprechen diese alten Steine. Man munkelt, beim nächsten Burgwald Marathon gäbe es Jägermeister an den Verpflegungsposten.

Seit 400 Jahren besitzt die Universität Marburg ein Stück  Burgwald. Es diente den Professoren zur Brennholzversorgung, heute als Forschungsgebiet. Für welches nur?

Er ist  eine gruselige Besonderheit: Der Badenstein. Der Burgwald ist geprägt durch den rötlichen Sandstein, der in einer wüstenhaften Zeit gebildet wurde, und hier bricht aus dem Nichts Magma aus der Hölle hervor, bildet diesen  Basaltpickel und eine merkwürdige  Fratze.

Die Laufstrecke führt nun durch das geheimnisvolle Herz des Burgwaldes. Alte, sagenhafte Wege, Gedenksteine, Bruchwälder, Waldwiesen, Heiden, Quellen, mit gurgelnden Bächen und  schmatzenden Mooren, mit merkwürdigen, fleischfressenden  Pflanzen und Tiere, die sich wohlmöglich von uralten Moorleichen ernähren.

Die Franzosenwiese erreichen wir bei km 19. Sie hat ihren Namen von der historischen Nutzung durch die Hugenotten und Waldenser: Sie durften das Moor nutzen, hatten aber  die Auflage,  zuerst die Scheunen des Langgrafen mit Heu für die Wildfütterung zu füllen, den Rest durften sie dann selbst verbrauchen.

Gelöste Fruchtkörper von Wollgras, Seggen oder Birken legen lange Schlieren wie Leichentücher über dunkelbraune Moorteiche. Ausgewachsene Huminsäuren färben das Wasser des kleinen Baches „Rotes Wasser“ blutrot. Merkwürdig, das die Laufstrecke uns nie so dicht heranführt, dass wir in unserer Schnelligkeit den Geheimnissen auf den Grund gehen könnten. Schiesse ich Fotos, legt sich ein seltsamer Schleier über die Ergebnisse....

Interessant ist hier  das Vorkommen des Bachneunauges. Diese merkwürdigen, kieferlosen Fische sehen aus wie kleine, leichenfressende Aale.  Als Larve, ohne Augen, im Modder verborgen,  filtern die Tiere 5 Jahre lang winzige Schwebteilchen aus dem Wasser, dann erst wandeln sie sich in Fische um. Die erwachsenen Tiere fressen nichts mehr, sie haben keine Verdauungsorgane mehr, leben nur für noch für die Fortpflanzung. Wenn das mal nicht merkwürdig ist!

Von den Vögeln ist mir der Raubwürger aufgefallen: Der amselgroße Vogel spiesst seine Beute auf Dornen oder Stacheldraht auf, was ihm nicht nur zur Vorratshaltung dient. Auch die Weibchen lassen sich von so einer Vorratskammer gerne überzeugen.

Mir ist das hier nicht ganz geheuer, ich lege einen Zahn zu, um aus diesem Gebiet herauszukommen, rechne jeden Augenblick damit, daß mir Michael Jackson erscheint: „Thrilllaaaaaa, Thrillaaaaa.“

Auch hier in den Franzosenwiesen wurden bei Ausgrabungen Spuren eines steinzeitlichen Lagerplatzes gefunden. Merkwürdige Schilder: Naturschutzgebiet! Gefahr! Als würde es sich hier um einen Truppenübungsplatz handeln. Mir ist so schaurig zumute...

Bei km 23 erreichen wir wieder das Begegnungsstück, merkwürdigerweise wieder ohne Begegnung.

Ab km 28 geht es sanft hinab in  das Wohratal. Das Wohratal ist, bedingt durch die umliegenden Wälder, eine in sich geschlossene Kleinlandschaft. Von den ehemals elf am Flusslauf gelegenen Getreide-Öl-und Papiermühlen haben zehn ihren Betrieb eingestellt. Die Leonhäuser Mühle produzierte merkwürdigerweise schon Strom, als die Leute hier noch keinen Fernseher hatten.

Kurz laufen wir an der Landstrasse entlang. Würden wir die jetzt nach Norden laufen, kämen wir zum Wolfstein. Der Stein steht zum Gedenken an eine Frau, die hier 1654 von einem Wolf zerfleischt wurde. Auf einer separaten Tafel ist die rekonstruierte Inschrift zu lesen. Sehr interessant, denn neuere Forschungen bezweifeln, dass ein Wolf am Tod der Frau schuldig war.

Interessant wäre auch der Galgenberg in Hertingshausen, die Jahrhunderte währende  Grenzstadt hatte permanet Hängeschmuck zur Verfügung. Dort gibt es  noch mehr zu sehen als unter dem Haus vom Heinz.

Alte Flurnamen erzählen von Dörfern aus dem 13. Jahrhundert, die verschwunden sind: Weidelbach, Hunsbach, Hundorf, Zettrichhausen, Bartenhausen, Schmaleichen und viele mehr. An manche Orte erinnern noch alte Steinkreuze und manchmal ein paar Fundamente.Warum nur verließen die Bewohner ihre Häuser?

Bei km 36 erwartet mich meine Eigenverpflegung. Merkwürdigerweise ist das Bier eiskalt, als käme es aus einem der Geheimgänge, die von der schaurigen Schloßruine bis  hierher zur Fiddelmühle führen. Mühlen waren seit jeher verruchte Plätze. Außerhalb der Stadtmauern wurden nicht nur Körner gemahlen, sondern auch  dunkle Geschäfte abgewickelt. Mir fällt auf, dass sich zahllose Jungfrauen um die Pferde in den Ställen kümmern müssen.

Die Laufstrecke hatte nur 400 Höhenmeter, doch merkwürdigerweise komme ich total fertig ins Ziel, als hätte mir ein Riese einen Stein in den Nacken gedrückt.

Noch merkwürdiger, daß dieser Marathon nur alle 2 Jahre stattfindet, obwohl doch alles reibungslos, locker abläuft. Was macht Heinz nur in den nächsten zwei Jahren? Sehr merkwürdig!

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Informationen: Burgwald Märchen Marathon
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