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Laufberichte

Mondsüchtig

 

Am 9. August fand auf Initiative von Frank-Ulrich Etzrodt der 1. Berliner Vollmond-Marathon statt. Um die Veranstaltung zu stemmen, wurde eigens ein gleichnamiger Verein gegründet. Mit dem Erlös des Laufs wurde die Kindertrauergruppe des Johannes-Hospizes in Berlin-Spandau unterstützt.

Rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dem Ruf und fanden sich an jenem Samstagabend im Sport Centrum Siemensstadt im Berliner Nordwesten ein. Dort wurden sie herzlich von den Kindern und Betreuern der Trauergruppe empfangen und von Etzrodt und Sprecher Ecky Broy begrüßt. Unter den schwungvollen Klängen des Bläserchors Alt-Lankwitz verbreitete sich gute Laune im Stadionrund. Bei der feierlichen Spendenübergabe freute sich die Koordinatorin der Kindertrauergruppe, Frau Knop, mit einem der Kinder über den symbolischen Riesenscheck in Höhe von 1000 Euro, den sie aus den Händen von Etzrodt erhielt.

Die prominentesten Starter waren Günter Hallas, vor 40 Jahren Sieger des 1. Berlin-Marathons, Rekordfrau Sigrid Eichner, die bereits über 1.800 Marathon- und Ultraläufe absolvierte, und Landrat Karl-Heinz Schröter, durch dessen Landkreis Oberhavel die Strecke ein Stück weit führte.

Noch eine Stunde zuvor war ein heftiger Regenschauer über Berlin herniedergegangen. Beim Start um 18 Uhr waren die Regenwoken verschwunden. Es versprach wieder sonnig zu werden. 43,127 km lagen vor den Marathonis, nicht ohne vorher noch ein paar Hinweise und Maßregeln mit auf den Weg bekommen zu haben: Alle fünf Kilometer sei Dank der DLRG für ausreichende Streckenverpflegung gesorgt. Man habe auf den Autoverkehr zu achten, die Ampeln nur bei Grün zu passieren und bei Dunkelheit die Stirnlampen einzuschalten.

An das Stadion schloss sich eine Kleingartenanlage an, die in den Saatwinkler Damm mündete. Der Überquerung des Hohenzollernkanals, welche die Spitze des Feldes zunächst verpasste, folgte eine weitere Gartenkolonie entlang dieser Wasserstraße. Nach drei Kilometern war das Ufer des Tegeler Sees erreicht. Der erwies sich als ein wahres Wassersportparadies und wurde von Seglern, Kanuten und Schwimmern frequentiert. Unter der tiefstehenden Abendsonne boten sich den Läuferinnen und Läufern phantastische Ansichten des Sees mit seinen Yachthäfen, Inseln und den umgebenden Wäldern. Viele Spaziergänger und Radfahrer nutzten das schöne Wetter ebenfalls aus und bewegten sich auf der streckenweise schmalen Uferpromenade, sodass es zuweilen recht eng wurde. Weicher, oftmals unebener Waldboden, Treppen und versetzte Durchlässe prägten den teilweise verwinkelten Kurs rund um den Tegeler See, bis sich nach km 10 an dessen westlicher Seite die Havel anschloss.

Entlang des östlichen Uferweges der Havel führte die Strecke nordwärts und verließ nach der Halbmarathonmarke Berlin. Der brandenburgische Landkreis Oberhavel mit dem Mauerweg, der einst die Grenze Westberlins zur DDR bildete, war für neun Kilometer Schauplatz des Marathons. In der Kleinstadt Hennigsdorf wechselten die Läufer auf die westliche Uferseite der Havel, um fortan die Laufrichtung nach Süden einzuschlagen. Allmählich ging die Sonne am Horizont unter. Die zunehmende Dämmerung breitete sich aus. Bald schon erwiesen sich die vorgeschriebenen Stirnlampen als goldrichtiges Hilfsmittel, um die angebrachten Pfeilen und Kilometerschilder zu erkennen.

Ungebetene Zaungäste rotteten sich an der Kleingartenkolonie Hakenfelde zusammen. Ein halbes Dutzend Wildschweine wühlten nahe eines Gartenzaunes im Gras, unweit des vorbeiführenden Weges. Es war nur allzu menschlich, dass sowohl Läufer als auch Spaziergänger und Radfahrer mit einem mulmigen Gefühl diese Stelle passierten und froh waren, dass das Borstenvieh sich mit der Nahrung zufriedengab, die es im Boden fand.

Am östlichen Nachthimmel gab sich der Namensgeber des Marathons die Ehre. Groß und rund zeigte der Vollmond sein Antlitz. So wurde, wie erhofft, aus dem Lauf ein echter Vollmond-Marathon!

Spandau bei Nacht übte mit seinen beleuchteten Brücken und Gestaden einen besonderen Reiz aus. Labyrinthartig führte die Strecke durch kleine Straßen und Gässchen, überquerte die Havel und erreichte den Hohenzollernkanal. Einige kleine Pfade lagen nur dank der mitgeführten Stirnlampen nicht in völliger Finsternis. Bei der Marathonmarke hatten Kleingärtner der Gartenkolonie am Hohenzollernkanal eine Reihe von Lampions aufgestellt. Die feierliche Beleuchtung sorgte für eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre.

Flutlicht erhellte das Stadion im Sport Centrum Siemensstadt, wo die Zielankömmlinge namentlich begrüßt und mit Medaillen belohnt wurden. Eine üppige Zielverpflegung wurde aufgetischt, an der sich alle laben konnten.

Unter den Teilnehmern war eine ganze Reihe von Urlaubern, die in der Hauptstadt verweilten: Vereine aus Unna, Bielefeld und Dortmund etwa fanden sich in den Ergebnislisten, und auch Gäste aus dem Ausland – wie aus dem österreichischen Graz – waren vertreten. Die überwiegende Mehrzahl aber kam aus Berlin. So lieb und nett die auswärtigen Gäste auch aufgenommen wurden, als es um die Tagessiege ging, war es vorbei mit der Gastfreundschaft. Die Einheimischen heimsten die Bestmarken sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern ein.
Schnellste Frau war Patricia Rolle vom LG Nord Ultrateam in der Klassezeit von 03:38:17 Std. vor zwei weiteren Berlinerinnen. Patricia Kusatz wurde mit über 11 Minuten Rückstand Zweite (03:49:51 Std.) vor Mareike Dottschadis (03:51:29 Std.).

Nicht zu schlagen war Stephan Hempel vom OSC Berlin, der in der  Zeit von 03:23:28 Std. bei den Männern siegte und damit das Gesamtklassement anführte. Der Hamburger Carsten Ernst wurde in 03:27:44 Std. Zweiter vor André Pisch, wiederum einem Berliner, der in 03:28:50 Std. den dritten Rang erzielte.

Nebenbei bemerkt: Landrat Schröter, immerhin schon der Altersklasse M60 angehörend, zeigte seine tolle Form und blieb trotz des anspruchsvollen, verwinkelten Kurses in 03:51:49 Std. deutlich unter vier Stunden.

Der einstige Berlin-Marathongewinner Günter Halles, ältester Mann im Teilnehmerfeld und mit künstlicher Hüfte unterwegs, erreichte nach 04:41:27 Std. das Ziel.

Nicht als Letzte finishen, das hatte sich Sigrid Eichner, die Rekord-Marathonfrau vorgenommen. In 06:14:28 Std. gelang der ältesten Teilnehmerin dieses Vorhaben – als Vorletzte und klar vor dem Zielschluss, der mit 6:30 Std. angesetzt war.
Die Premiere des Berliner Vollmond-Marathons war ein rundherum gelungenes Laufevent, darin waren sich die Teilnehmer einig. Sonniges Wetter, eine bestechend schöne Landschaft an Tegeler See und Havel, eine abwechslungsreiche Strecke mit ausreichender Versorgung und ein Hauch von Abenteuer, als die Nacht hereinbrach und zwecks Orientierung die Stirnlampen eingeschaltet werden mussten. Zudem sorgte der klare Himmel dafür, dass der Vollmond tatsächlich zu sehen war. Das Organisationsteam um Frank-Ulrich Etzrodt hatte eine Veranstaltung ins Leben gerufen, die kaum Wünsche offen ließ und auch die Kinder der Trauergruppe strahlen ließ.

Angesichts des überaus positiven Feedbacks hat sich die kleine Veranstaltung eine Fangemeinde erworben, die sich schon auf das nächste Jahr freut, wenn es heißt: Auf zum 2. Berliner Vollmond-Marathon am 29. August 2015!


Hier noch einmal die Marathonsieger:

Frauen
1. Patricia Rolle LG Nord Ultrateam 1970 1. W40 03:38:17 Std.
2. Patricia Kusatz Berlin 1969 1. W45 03:49:51 Std.
3. Mareike Dottschadis Run Pack Berlin 1990 1. W20 03:51:29 Std.

Männer
1. Stephan Hempel OSC Berlin 1961 1. M50 03:23:28 Std.
2. Carsten Ernst Hamburg 1970 1. M40 03:27:44 Std.
3. André Pisch Berlin 1983 1. M30 03:28:50 Std.

 

 

Informationen: Vollmond-Marathon (Winteredition)
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