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Laufberichte

Mega-Party auch ohne Weltrekord

20.09.09
Autor: Klaus Duwe

Zwanzig Jahre grenzenloses Laufen, 10 Jahre real,-Titelsponsor und zum ersten Mal das Duell der zurzeit schnellsten Marathonläufer der Welt: Haile Gebrselassie (Äthiopien, 2:03:59) gegen Duncan Kibet (Kenia, 2:04:27). Die Marathonwelt schaut nach Berlin.

Etwas von der Nervosität ist bei den Veranstaltern des SCC Berlin, allen voran Race-Direktor Mark Milde, gewichen: die Hauptdarsteller des großen Marathonduells sind in der Hauptstadt eingetroffen und stellen sich der Presse.

Der Herausforderer

 „Das Training lief gut, ich bin gut in Form und freue mich auf das Rennen gegen den Weltrekordler“, sagte der Duncan Kibet. Im April lief der 31-jährige Kenianer in Rotterdam 2:04:27 Stunden, so schnell wie bisher keiner in diesem Jahr. Überhaupt war jemals nur einer schneller als er, Haile Gebrselassie. Das Zusammentreffen der beiden am Sonntag ist vier Wochen nach den Weltmeisterschaften in Berlin das wahre Rennen der Besten der Welt.

„Wackelt der Marathon-Weltrekord?“ Vieldeutig die Antwort des Herausforderers: „Ich habe im Vergleich zur Vorbereitung auf Rotterdam einige Einheiten noch intensiviert. Mein Trainingspartner James Kwambai ist letzte Woche den Halbmarathon in 59:09 Min. gelaufen. Jetzt will ich meine Bestzeit toppen“. Und die liegt ja nur 28 Sekunden über der Bestmarke. Er habe sich auch deshalb für Berlin entschieden, weil er hier zurzeit am ehesten die Möglichkeit dafür sehe.

Noch einmal auf das Duells mit Haile Gebrselassie angesprochen, meinte Duncan Kibet: „Ich weiß nicht wie er trainiert hat und er weiß es umgekehrt nicht von mir. Daher müssen wir abwarten und sehen, wie sich das Rennen entwickelt. Aber ich werde versuchen, sein Tempo mitzugehen.“

Dann erzählt Duncan Kibet, wie er zum Marathon kam. Schon in der Schule fing er an zu laufen, brach sich dann aber das Bein und machte sich keine Hoffnung mehr auf eine Karriere. Freunde machten ihm Mut und er wagte einen Neuanfang. 2004 startete er bei zwei kleineren Marathons in Frankreich und erreichte Zeiten um die 2:20. „Ich war als Pacemaker engagiert. Als ich meinen Job erledigt hatte, war kein Fahrzeug da, das mich mitgenommen hätte. Also bin ich bis ins Ziel gejoggt.“ Ein Jahr später  in Wien (2:08:33) und Mailand (2:07:53) lief es dann schon deutlich besser.

Der Weltrekordler

Viermal hat Haile Gebrselassie „seinen Marathon“, wie er sagt,  gewonnen, 2007 und 2008 in Weltrekordzeit. Deshalb liegt die Frage auf der Hand, ob auch diesmal ein neuer Weltrekord „fällig“ ist. Er wiegelt ab: „Alle reden über die Zeit und auch ich erwarte ein großes und tolles Rennen. Aber auch der Sieg alleine ist schon eine große Leistung, ein Weltrekord ist etwas sehr Spezielles“. Dann gibt er aber das anvisierte Tempo preis. Auf der ersten Hälfte möchte er nicht langsamer als 61:30 Minuten laufen, bei km 30-km schneller als im letzen Jahr sein und dann sehen, was noch geht. Dabei hoffe er, dass es nicht zu warm werde. Der Wetterbericht verspricht bis zu 26 Grad. Bis der Spitzenwert erreicht wird, wird er aber längst seine Arbeit getan haben.

Zum bevorstehenden Duell befragt, meint der Äthiopier: „Alle sprechen von Duncan Kibet. Er ist natürlich sehr gut und sehr stark. Aber es gibt noch andere Athleten in diesem Rennen. Jedenfalls wollen wir den Zuschauern eine große Show bieten“.

Dann erklärt Haile Gebrselassie den Journalisten den Marathon: „Marathon ist etwas anderes als alle anderen Laufdisziplinen. Es geht hier nicht nur um die Gegner oder um einen bestimmten Athleten. Du rennst vor allem gegen die Distanz. Es sind 42 Kilometer und du weißt nie genau, was passiert. Die Distanz ist der größte Gegner, härter als alle Konkurrenten“.

Haile Gebrselassie spricht von der WM in Berlin, von den tollen Erfolgen seines Landsmannes Kenenisa Bekele und von Usain Bolt. „Er ist ein Wunder und füllt ein ganzes Stadion. Das ist gut für die Leichtathletik. Aber vielleicht kann auch ich sagen, dass ich viele Menschen an die Strecke bringe und vielleicht sogar zum Marathonlaufen“. Und dann verrät er noch, dass er seinen Traum von einer olympischen Marathon-Medaille noch nicht aufgeben hat und in London 2012  seine Karriere damit krönen will.

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