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Laufberichte

Peters famoser Rekordlauf

 

„Marathon-Tristesse im Corona-Herbst“ titelte die Online-Ausgabe des Darmstädter Echos vor einigen Tagen in Anspielung auf die Absage fast aller kommerziellen Angebote. Doch ist es wirklich so? Gibt es gar nichts Zählbares, Offizielles? Muß man also zuhause einsam seine Runden drehen, um die gewünschte Streckenlänge hinter sich zu bringen?

Mitnichten. Erstens gibt es die in der gefühlten Not immer zahlreicher werdenden Angebote sogenannter Null-Euro-Läufe von 100 MC-Mitgliedern: Auf netten, für mich neuen Strecken ist jeweils ein Kurs gesteckt, der, je nach Länge, mehrmals zu absolvieren ist. Die Verpflegung erfolgt aus dem eigenen Kofferraum und am Ende gibt es gegen ein Beweisfoto der Laufuhr o.ä. eine Anerkennungsurkunde. Mindestens drei Teilnehmer sollten es aber schon gewesen sein. Auch M4Y-Autoren sind auf diese Weise schon selbstlos als Ausrichter aktiv geworden.

Aber es gibt sie doch noch. Die Hartnäckigen, Flexiblen, Ideenreichen, die es schaffen, selbst gar nicht so ganz kleine Marathonläufe unter den aktuellen Umständen regelkonform – ich mag das C-Wort nicht mehr in den Mund nehmen – auf die Beine zu stellen und erfolgreich durchzuziehen. Einer dieser zugegeben seltenen Glücksfälle fand vor drei Wochen in Bremerhaven statt. Mit Startnummer in Gemeinschaft anderer loszulaufen und am Ende mit Medaille heimzukommen, war schon ein besonderes Erlebnis. Da lernt man ganz besonders schätzen, was einem sonst so selbstverständlich erscheint. Klar, man muss aber auch bereit und in der Lage sein, einige hundert km zurückzulegen.

Doch nicht nur Bremerhaven glänzt für mich mit solch einem Angebot. Hoch im Nordosten unserer ach so bunten Republik liegt eine Insel, auf die eine meiner besten Ehefrauen schon immer wollte: Rügen. Dort verbringen wir eine tolle Spätsommerwoche, müssen diese fürs Laufgeschäft aber wieder verlassen und auf eine Halbinsel, ein paar km westlich von ihr, wechseln: Den Darß. Ehrlich gesagt, hatte ich noch nie davon gehört. Sprichst Du hingegen mit in Ehren ergrauten Ossis, überzieht eine zarte Röte deren wissenden Gesichtsausdruck, insbesondere wenn Du erzählst, nach Prerow zu fahren. Denn dort lag bzw. liegt immer noch der größte Nacktbadestrand der Dädärä. Ein also doppelt lohnendes Ziel? Man wird es sehen.

Anderthalb Stunden dauert die knapp hundert km lange Fahrt von Binz nach Wieck, dem Epizentrum des Laufwochenendes. Und der Begriff Laufwochenende bedeutet auch  Laufwochenende, denn alle ausgeschriebenen Läufe werden stattfinden: Heute der seit 2018 zum dritten Mal ausgerichtete Zehner, gefolgt vom Familien-Minimarathon, und der von mehreren Kinder- und Jugendläufen, morgen Marathon und Halbmarathon. Alles ist übersichtlich. Wir sind früh vor Ort, daher ist das Erforderliche schnell erledigt. Um viertel vor eins stehen wir am großen Startbogen, an dem auch „Start“ steht. Kein Mensch da, sehr sonderbar. Also gehen wir mal zum Ziel und siehe da, der Zehner startet von dort, nun denn.

 

 

 

Man wundert sich

 

Ich bin auf das Startprozedere gespannt und habe noch den perfekten Ablauf von Bremerhaven vor Augen. Hier nichts dergleichen. Der Ansager macht uns darauf aufmerksam, die Abstände einzuhalten sowie Mund und Nase zu bedecken. Im nächsten Atemzug ruft er: „Kommt doch näher!“. Alles wundert sich. Es folgt ein schöner Rundkurs durch Wald und über Feld, bretteben und super zu laufen. Super ist auch die Form der Gattin, die, vom Gatten perfekt gecoacht, eine neue pB hinlegt. Und das im zarten Alter von sechzig Jahren. Der Lohn ist eine schöne töpferne Medaille, der ich morgen eine zweite hinzuzufügen gedenke. Mehr als unangenehm bin wohl nicht nur ich von der Teilnehmerquote überrascht: 311 waren angemeldet, von denen lediglich 173 antraten. Ein sehr sonderbares Verhalten in Zeiten, in denen man Veranstaltern doch dankbar sein müsste, die ihr Vorhaben allen Widrigkeiten zum Trotz durchziehen.

 

Man wundert sich aufs Neue

 

Neuer Tag, neues Glück. Zumindest wettertechnisch ist der schon mal Bombe. Auch wenn es morgens noch sehr frisch ist, fahren wir mit den Rädern die knappen 6 km von Prerow nach Wieck, wo es diesmal am richtigen Startplatz, also da, wo auch Start und nicht Ziel steht, losgeht. Doch vorher loben sich Bürgermeister und Landrat gegenseitig über den grünen Klee, im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen diese Laufveranstaltung möglich gemacht zu haben. Dem kann man nur beipflichten, wenn nicht, ja wenn nicht das Ganze doch sehr nach einem üblichen Start vor der Pandemie ausgesehen hätte. Man kann dazu ja stehen, wie man will, aber Bremerhaven war diesbezüglich vorbildlich und unangreifbar. Hier lobt man sich ob des gelungen Konzepts, doch keiner trägt eine Maske, geschweige denn hält man allgemein Mindestabstände ein. Weder die Honoratioren, noch das Fußvolk. Die Freiwilligen an den Helfertischen dagegen schon, aber das ist wohl nur wieder mal Beweis der nicht nur diesbezüglichen bundesrepublikanischen Inkonsequenz.

 

 

 

Freude auf den Darß

 

Je mehr ich mich mit der Strecke beschäftigt hatte, desto größer wurde meine Vorfreude auf eine für einen an deutsches Mittelgebirge Gewöhnten ungewöhnliche Erfahrung. Um es vorwegzunehmen: Ich wurde nicht im Ansatz enttäuscht, ganz im Gegenteil.

Nach einigen Startfotos und dem notwendigen Überqueren der Startmatte finde ich mich auf dem Weg aus Wieck heraus, unterstützt von zahlreichen Einheimischen und Gästefans, ziemlich am Ende des Feldes wieder. Der Weg ist weit - mal schauen, was er so bringen wird. Einen komplett flachen Kurs erwartend habe ich Elke für in viereinviertel Stunden wieder herbestellt. Ein großer, rechts ausholender Bogen bringt uns in Richtung Prerow. Wer meint, ehemals drei kleine Inseln (Zingst, Darß und Fischland), durch Verlandungen und eine Sturmflut 1872 zusammengewachsen, seien zu klein, einen Marathon über eine einzige Runde auszutragen, irrt. Zahlreiche Häuser sind mit bunten Wimpeln geschmückt, als benötigten sie diese Aufhübschung. Ganz im Gegenteil kann ich mich schon jetzt gar nicht sattsehen an vielen, teils erkennbar auch historischen, reetgedeckten Häusern, ein Augenschmaus.

Ein gut geteerter Radweg bringt uns zügig voran, vorbei an einer Herde schwarzer Rindviecher mit langen Hörnern, die mir nicht einheimisch erscheinen. Sehen fast aus wie Büffel. Sind auch welche, nämlich Wasserbüffel. Rechts erscheinen zwei erhöht stehende Vogelbeobachtungsstationen, aus denen uns beim gestrigen Zehner, leicht zweckentfremdet, einige Unterstützer zugejubelt haben. Normalerweise kann man hier die Vogelwelt am Prerowstrom, einem ehemaligen Fließgewässer, erkunden. Uns würde das dann doch zu lange aufhalten, auch wenn der Blick, einen Tag später getestet, etwas für sich hat. Mein „Gut Runst!“ an einen Rennsteigsuperläufer bleibt ohne Reaktion.

 

 

 

Peter

 

Nach etwa vier km sehe ich vor mir das Abbild unseres Westerwälder-Ausnahmealtersläufers Norbert Hoffmann (kürzlich Finisher des Hartfüßler(ultra)trails im zarten Alter von 81 Jahren), einen schmalen, drahtigen Menschen mit sehr schönem Laufstil. Ihn umgibt eine kleine Läuferschar, die sich am Unterhalten ist. Ich klinke mich ein, beobachte, lausche und bekomme mit, dass er sich, ebenfalls einundachtzigjährig, auf einer ganz besonderen Mission befindet - nämlich den Marathon-Landesrekord in der M80 zu brechen. Der steht, so erzählt er mir schließlich, bei 6:10 Stunden. Und er ist augenblicklich leichtfüßig in einem guten Sechserschnitt unterwegs! Ideal wäre für ihn am Ende ein Schnitt von 6:20 min/km, was ihn in etwa auf eine Endzeit von 4:27 Std. bringen würde. Zartfühlend, wie ich nun einmal bin, frage ich ihn, ob er die Europarekordzeit in der M80, 2017 in Frankfurt aufgestellt, kennen würde (3:39:56). Peter gefällt mir, er lacht nur darüber.

Aus Schwerin kommend, stelle ich später fest, dass ihn letztlich nur Stefan Lange begleitet, der erkennbar sehr viel mehr drauf hat. Zu ihm später. Die beiden gefallen mir und sind gesprächig, daher werfe ich spontan alle Pläne über Bord und beschließe, dieses Vorhaben live und in Farbe bis zum Ende zu begleiten. Eine lustige Truppe umgibt uns, extrem kurzweilig rauschen die km vorbei. Schon sind wir in Prerow, dem zweiten Ort und unserem augenblicklichen Zuhause.

Zum ersten Mal gibt es nach sieben km zu trinken, etwas spät für meinen Geschmack, letztlich natürlich kein Problem, denn die  Dichte der Versorgung wird zunehmen. Auch die Qualität lässt für mich nichts zu wünschen über: Es gibt in Bechern bereitgestelltes Wasser, Tee, Iso, Cola und in Einzelschälchen portioniertes Obst, perfekt. An der Einbiegung Hagenstraße, etwa bei km 8,5, steht Elke mit zwei in Athen ergatterten Gels und hat die mörderischen 200 m von unserer Unterkunft Hotel Rennhack nicht gescheut. Nach zehn km stehen 1:02 Std. auf dem Tacho, Peter wirkt glücklich und zufrieden, es läuft rund.

 

Darßer Urwald

 

Am Ende der Waldstraße, wir werden ein zweites Mal verpflegt, tauchen wir für runde zehn km in den großen, siedlungsfreien Darßer Urwald im Westen der Halbinsel ein. Hier kannst Du laufen und radfahren, bis der Arzt kommt. Er ist Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft (was Bodden bedeutet, erkläre ich später), eine der letzten Amtshandlungen der damaligen DDR-Regierung zwei Tage vor dem Beitritt. Da tut uns doch schon wieder der Schatten gut, denn es ist in der Sonne ganz schön warm geworden. Obwohl es hier durchweg 6-8 Grad weniger warm ist als derzeit zuhause. Ist die Sonne abends untergegangen, wird es schnell unangenehm kühl. Die dritte Verpflegung erfolgt am sog. Peters Kreuz (das mit „unserem“ Peter nichts zu tun hat), hier erfolgt die Streckenteilung zwischen uns und den eine Stunde später gestarteten Halbmarathonern, die geradeaus weiterlaufen. Wir biegen rechtwinklig in Richtung Ostseeküste ab und werden von mehreren km Singletrail belohnt, genau meine Kragenweite.

 

 

Schön ist es im Urwald, nicht so aufgeräumt wie in den üblichen bewirtschafteten Nutzwäldern, die man so kennt. Nach 15 km kommt die nächste Verpflegung, diesmal kredenzt von gutgelaunten Feuerwehrkameraden. Über einen weiteren markanten Knotenpunkt, den Großen Stern (sieht etwas anders aus als der Berliner) kommen wir weiter in Richtung Ostseeküste voran. So geht es in fröhlicher Unterhaltung weiter, bis wir an km 19 auf den Küstendeich wechseln. Inzwischen habe ich gelernt, dass Peter heute nach zwanzig Jahren Pause seinen 18. Marathon läuft. Zehn davon blieb er unter drei Stunden. Den ersten lief er mit 45 Jahren, den letzten mit 60 in 2:57 Std. Mein Respekt wird immer größer.

 

Ostsee und Bodden

 

Perfekt ist der Weg auf dem Deich, weil schattig und windstill, denn beide Seiten sind bewaldet. Noch ist von der nahen Ostsee nichts zu sehen. Erneute Verpflegung kurz vor Ahrenshoop, schöne Häuser lassen die Herzen höher schlagen. Dann tut sich die Ostsee vor uns auf, ein Gedicht. Halbzeit haben wir nach Überquerung einer Zeitmessmatte nach 2:13 Std., da haben wir nur unwesentlich Zeit liegengelassen. Km reiht sich an km, der Ausblick aufs Meer ist grandios. Das ist auch der Peter begleitende Stefan. Dass der sehr deutlich mehr draufhat, erzählt er mir peu á peu. Die pB des Enddreißigers, wenn ich es mir richtig gemerkt habe, liegt bei imponierenden 2:32 Std. Bei der Landesregierung im Schweriner Schloss beschäftigt, ist seine bevorzugte Trainingsstrecke die Umrundung des Faulen Sees in Schwerin. Diese 4 km-Runde kenne ich gut, bin sie selber schon mehrfach gelaufen. Oberhalb der abgesicherten Hochküste kommen wir an den nächsten VP, den die DLRG betreut. Als inaktiver Lehrscheininhaber (abgelaufen) fühle ich mich mit denen noch immer besonders verbunden.

 

 

Bei km 26 machen wir quasi einen U-Turn, die Küste bleibt uns erhalten. Nette Häuser in Niehagen und Althagen sorgen wieder für noch mehr Kurzweil. Auch der kleine Hafen, davor wieder ein VP, versprüht maritimen Charme. Eine ganze Weile schon begleitet uns Wasser, diesmal ist es der Bodden, dessen Erklärung ich Euch noch schuldig bin, sofern Ihr (wie ich vorher) nicht Bescheid wisst.  Es handelt sich dabei um ein flaches buchtartiges Küstengewässer und bedeutet „Boden“ oder „Grund“, was sich auf die geringe Tiefe dieser Gewässer bezieht. Bodden sind charakteristisch für die südliche Ostsee, wo sie typischerweise durch langgestreckte Inseln und Halbinseln vom offenen Meer abgetrennt sind und Lagunen bilden. Exakt das liegt hier vor. Für uns sieht das so aus, als ob wir nach wie vor auf einer Art Deich laufen, links Wiese und rechts Schilf haben, das als Reet ein hier hochbeliebtes Material zur Dachdeckung darstellt.

Bei Peter sieht es so aus, als würde er so ganz langsam ein wenig Federn lassen, denn bei km 30 sind 3:13 Std. vergangen. Natürlich trägt auch die ungeschützte Lage unserer optisch tollen Laufstrecke dazu bei, denn die Sonne brennt vom Firmament, auch wenn die Temperatur im Schatten gerade mal 18 Grad beträgt. Jetzt bleiben wir schon mal gerne am VP stehen und verpflegen in aller Ruhe. Nicht, dass mir das nicht gefiele, denn auch an mir gehen 30 km nicht völlig spurlos vorüber. Aber alles das hilft nichts, denn ein Marathonlauf ist bekanntlich 42,195 km lang. Also frisch voran! Na ja... Ein Campingplatz, den wir durchqueren, markiert den Beginn der Ortschaft Born am Darß.

 

 

Born ist der Hit!

 

Erneut frisch gestärkt, begeistern uns die besonders hier zahlreichen toll renovierten alten Katen und auch neue (Ferien)Häuser, eines schöner als das andere. Auch Peter hat durchaus noch ein Auge dafür, auch wenn er zunehmend schweigsamer wird. Seinen 399. Wettkampf läuft er heute, er soll sein letzter sein. „Das glaubst Du doch selber nicht!“, verlässt es meinen Mund. Na ja, meint er, in drei Wochen stünde die 10 km-Landesmeisterschaft an, an der er sich eine Teilnahme vielleicht doch noch vorstellen könne, falls die Gattin es erlaubt. Manchmal kann ich grausam sein: „Also, Peter, wenn Du Deine Frau im Alter von 81 Jahren noch nicht im Griff hast, wird das in diesem Leben nichts mehr werden!“ Na also, lachen kann er noch und Humor hat er sowieso.

Born ist immer noch der Hammer, an den tollen, bunten Häusern kann ich mich nicht sattsehen. Dann tritt das Befürchtete und doch so Normale und Erwartbare ein: Peter braucht eine Gehpause. 36 km sind absolviert. Nochmal versuche ich ihn aufzumuntern, indem ich einem Sprecher in Born das Mikro abknöpfe und Peter in aller Lautstärke würdige. Großer Applaus bei dem Umstehenden und breites Lächeln beim Gelobten sind die Folge. Ich aber beginne mir ernsthaft Gedanken über Elke zu machen, die mich nach 4:15 Std. erwartet.  Jetzt sind nach 37 km bereits 4:06 Std. verstrichen. Ich erkläre Peter und Stefan die Lage, denn für den letzten km haben wir achteinhalb Minuten benötigt. Beide versichern Verständnis und ich, dass ich im Ziel auf sie warten werde.

 

 

Die letzten fünf km verlaufen sehr viel flotter, denn ich bin froh, im Rahmen meiner Möglichkeiten wieder ordentlich ausschreiten zu können. Ich verlasse Born mit seinen wunderbaren Häusern und kann etliche Mitstreiter einsammeln. Exakt bei km 40 wechsele ich wieder direkt an den Bodden, Reet begleitet mich zur Rechten. Schön ist es, auch wenn ich müde bin.

Na also, Wieck ist erreicht, ich höre die Zielmoderation und auch die unermüdliche Percussionband, die uns bereits nach dem Start aus Wieck verjagt hatte. Nach 4:39 Std. bin ich im Ziel und Elke beruhigt, denn sie hatte sich bereits ernsthafte Sorgen gemacht. Klar, es ist schon doof, wenn Dein Mann deutlich überfällig ist und plötzlich der Krankenwagen mit Tatütata davonrauscht. Frau malt sich dann verständlicherweise potentielle Dramen aus. So aber ist alles gut.

 

Landesrekord Mecklenburg-Vorpommern M80!

 

Ich nutze die Zeit, einige Zieleinläufe für die Ewigkeit festzuhalten und auch die schönen töpfernen Medaillen abzulichten, die man sich aus aktuellem Grund selbst vom unbewachten Tisch nehmen kann. Sie sind zwar für alle Läufe gleich, unterscheiden sich aber je nach Lauf durch die Farbe des Halsbandes.  In unserem Fall ist es ein gelbes, passend zur Startnummer. Dann wird noch der Moderator für den großen Moment „geimpft“ und letzterer naht. Bei meinem Davonlaufen hatte ich Peter noch ermahnt, im Ziel ja entspannt zu lächeln, egal, wie schlecht es ihm auch gehen mag. Stefan versicherte, das sei sein geringstes Problem.

Genauso ist es auch. Über alle vier Backen strahlend ist es für Peter nach 4:49:52 Std. unter einer Lobeshymne des rührigen Moderators geschafft: Er ist Landesmeister MeckPomm in der M80 und hat den alten Rekord um sagenhafte eine Stunde und zwanzig Minuten unterboten. Ganz herzlichen Glückwunsch dazu! Seine Fans, u.a. Ehefrau und Enkel freuen sich mit ihm um die Wette und fragen ihn mehrere Löcher in den Bauch. Da er keine Anstalten macht, sich eine Medaille zu organisieren, übernehme ich das und sorge so für eine würdige Zeremonie zum Abschluss. Das hat mir Spaß gemacht und war ein ganz besonderes Lauferlebnis, das ich nicht mehr vergessen werde.

 

 

Auch Stefan ist erledigt, und das bei seinem Potential. Aber klar: Stellt Euch vor, Ihr wärt in der Lage, doppelt so schnell zu laufen wie der Begleitete. Ich würdet normalerweise eine Schrittlänge zwischen 1,50 und 1,60 m haben und hättet heute doppelt so viele Schritte getan. Das ist eine Belastung ganz anderer Art. Auch Dir dazu, lieber Stefan, meine Hochachtung!

Regelrecht erschüttert bin ich auch heute über die Teilnehmerzahl: 401 waren zum Marathon angemeldet, 263 sind im Ziel angekommen. Wie kann so etwas in der fast marathonlosen Zeit passieren? Stefan meint, das seien halt diejenigen, die nicht mehr mit der Austragung gerechnet und daher das Training hätten schleifen lassen. Aber warum dann beim Zehner das gleiche Bild? Und warum waren dann die tausend Startplätze – mehr sind aus Naturschutzgründen nicht zugelassen – so schnell weg gewesen?

Natürlich liegt der Darß für uns Süd- und Mittelgermanen ewig weit weg, keine Frage. Dennoch behaupte ich, lohnt sich die Anfahrt, gerade in Verbindung mit ein paar Tagen Urlaub. Und das ist doch Sinn und Zweck der Veranstaltung, seien wir ehrlich. Und wenn man dazu noch solch ein Bombenwetter hat, kann man die ganze Aktion nur als Volltreffer bewerten. Und dann noch Peter – sensationell. Wir waren sehr gerne hier.

 

Streckenbeschreibung:
Vollkommen flacher, sehr attraktiver und verkehrsfreier Landschaftskurs mit mehreren Ortsdurchquerungen.

Startgebühr:
40 € für den Marathon, wenn ich mich recht erinnere.

Weitere Veranstaltungen:
Halbmarathon, Familien-Minimarathon, Zehner, mehrere Kinder- und Jugendläufe sowie Nordic Walking-Halbmarathon.

Leistungen/Auszeichnung:
Medaille, Urkunde.

Logistik:
Alles unmittelbar im Start-/Zielbereich an der Darßer Arche in Wieck, coronabedingt diesmal keine Umkleiden/Duschen.

Verpflegung:
Wasser, Tee, Iso, Cola und Obst, aus meiner Sicht vollkommen ausreichend.

Zuschauer:
An Start und Ziel und insbesondere in den Orten immer wieder freundlicher Beifall.

 

 

Informationen: Darß-Marathon
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