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Laufberichte

Oops, we did it again

 

Irgendwie ist die Verlockung zu groß, Weihnachtsvorbereitungen und die Arbeit im schmuddeligen Norden zurückzulassen und eine Woche Urlaub im sonnigen Süden zu verbringen. Wir wollen auf Nummer sicher gehen und fliegen recht weit Richtung Afrika, auf die Kanareninsel Lanzarote. Natürlich nicht ohne sportliche Legitimation: Dieses Jahr findet dort zum 28. Mal der älteste der kanarischen Marathons statt. Mit uns als „Wiederholungstätern“.

Seit mehreren Jahren schon wird der Lauf vom Sands Beach Club veranstaltet, einem der Sport-clubs dieser für ihren Triathlon bekannten Insel. Start und Ziel liegen in Costa Teguise direkt vor dem Sands Beach Hotel mit einigen extra errichteten Zelten. Wir holen unsere Startunterlagen am Freitagnachmittag. Die Kinderläufe (Buddy Runs) sind bereits vorbei und im Zelt der kleinen Marathonmesse findet gerade eine Diskussionsrunde statt. Wir erkennen unter den Teilnehmern Juan Carlos Albuixech, den Direktor des Sands Beach und sportlichem Leiter des Marathons.

Mein Blick fällt auf das Plakat im Hintergrund: Dort sieht man mehrere Männer an einer Frau herumzerren, die offensichtlich mit Startnummer an einem Lauf teilnimmt. Das Bild kennt inzwischen jeder. Bei der Läuferin handelt es sich um Kathrine Switzer, die 1967 mit Gewalt an der Teilnahme des Boston Marathons gehindert werden sollte, weil Frauen bei dergleichen Wettkämpfen nicht zugelassen waren. „Alles, was du brauchst, ist der Mut, an dich selbst zu glauben und einen Fuß vor den anderen zu setzen,“ wird Kathrine Switzer zitiert, deren Aktivitäten Frauen den Weg zur Teilnahme an  Langstreckenevents ebneten. Unglaublich, dass dieses Ereignis erst wenige Jahrzehnte zurückliegt.

Seitdem hat sich vieles geändert und so ist am Samstag beim Start über die 42 km fast jeder dritte Teilnehmer eine Frau. Ein viel größerer Anteil als in vielen Führungsetagen europäischer Aktiengesellschaften. Bilder und Text dieses Artikels werden übrigens 50/50 erstellt.

Den Starterbeutel gibt es gleich im nächsten Zelt, schon ausgestattet mit der Nummer für die spätere Aufbewahrung. Im Preis sind enthalten: ein schickes Runnek-Laufshirt, Laufsocken im Lanzarote-Marathondesign, eine Flasche Iso-Getränk, Aloe-Vera-Produkte, ein Massagegel und ein Infoheft auf Spanisch und Englisch. So wie auch der Internetauftritt auf Spanisch und Englisch gehalten ist. Der Check des winzigen Chips in der Startnummer will bei mir erst gelingen, als ich ihn direkt auf das Lesegerät lege. Hätte ich doch gleich mal reklamiert.

Damit haben wir das Etappenziel „Startnummernabholung“ lange vor 21:00 Uhr erreicht. Erst um 13:00 Uhr war unser Flieger in München gestartet. Schon am Flughafen kam es zum Wiedersehen mit Günther aus Linz und einigen Läufern aus Baden-Württemberg, zwei schweigsamere Sportler hatten Ironman-Rucksäcke umgeschnallt. Unruhig wurde ich erst wären des Flugs, der uns über Sardinien direkt Richtung Algier brachte. Keine Info aus dem Cockpit. Werden wir die nächsten Tage irgendwo in der Sahara verbringen? Erst kurz vor Algier drehen wir ab und über Marrakesch, dessen Marathon auch noch auf uns wartet, und Agadir geht es nach Lanzarote, auf die nördlichste Kanareninsel.

Judith und ich sind gleich in Startnähe in Costa Teguise abgestiegen. Die Zimmer des Sands Beach Hotels waren schon belegt. Dort hätte es auch spezielle Marathon-Pauschalangebote gegeben, und bei einem Besuch nach dem Lauf werden wir unzählige Läufer im Lanzarote-Shirt in das Hotel gehen sehen. Aber auch in unserem Hotel haben sich einige Läufer einquartiert, so dass dort nach einer kurzen Nacht samstags ab 6:00 Uhr ein Sportlerfrühstück angeboten wird.

Start ist um 8:00 Uhr, Sonnenaufgang um 7:45 Uhr. Und so brechen wir recht spät zu Fuß auf. Wer in einem der anderen Urlaubsorte wohnt, findet ausreichend Parkplätze am östlichen Ende von Costa Teguise.

 

 

Für alle Wettbewerbe zusammen - 42, 21 und 10 km - haben sich 2.400 Sportler angemeldet, wieder einmal ein neuer Rekord. Viele Mitglieder von Clubs sind gemeinsam unterwegs, und so ist viel los. Die später startenden Halbmarathonis und Teilnehmer des „Zehners“ wollen „ihre“ Marathonis auf den Weg schicken, hinzu kommen weitere Begleiter. Ordnung schafft ein recht rigoroser Sicherheitsdienst. Wir dürfen nur von vorne in den Startbereich. Da es bis zum Start nur noch 15 Minuten sind, schieben sich nun die Langsameren durch die Reihen der Schnellen. Ich mag so ein Gedränge gar nicht und bin froh, dass wir bald das Ende der 600 Marathonis erreichen, die heute hier starten werden. Günther hat ein schickes Austria-Laufhemd an. Da werden die Polen und Dänen, die auch oft Shirts in ihren Nationalfarben tragen, sicher neidisch werden.

Um 7:55 Uhr starten die Wheeler zu einer 10-km-Runde. Dann geht es ohne viel Tamtam für uns auf die Piste. Auf dem ersten Kilometer durch Costa Teguise sind  viele Zuschauer. Das ist gut, denn auf der breiten Allee ist ein spürbare Anstieg zu bewältigen. Weiter hinunter an den Strand Las Cucharas und die Strandpromenade entlang. Wunderschöne Ausblicke in der goldenen Morgenstunde. Vor einem Hotelbunker steht ein Rentner mit einem Schallpegelmessgerät. Sind wir ihm kurz nach 8 Uhr zu laut? Wenige Meter weiter ärgere ich mich, dass ich nicht gefragt habe. Vielleicht erscheint ihm auch die Brandung zu geräuschvoll?  Manch einer erklagt sich ja mit solchen Kniffen eine Preisreduktion. In Großbritannien soll es inzwischen eine regelrechte Prozessindustrie geben, die mit Klagen wegen Magenverstimmungen und dergleichen ordentliche „Schmerzensgelder“ herausholt. In manchen englischsprachigen Urlaubsbroschüren bieten einschlägige Agenturen ihre Dienste an.

Briten stellen mit fast tausend Teilnehmern erneut das größte Kontingent aller ausländischen Starter, gefolgt von den Iren, hauptsächlich im Shirt des D. B. R. C. (Dublin Bay Running Club). Einer macht gleich Werbung für den Dublin Marathon, der sehr schnell ausgebucht sein soll. Ich werde den Lauf auf meine Liste für 2019 setzen.

Deutsche Läufer stellen mit 177 Startern das viertstärkste Kontingent. Richtig international ist es hier, doch da das Veranstaltungsshirt diesmal in Blau gehalten ist, fallen die blauen Hemden des 100-Marathon-Clubs aus Großbritannien diesmal nicht so stark auf.  Dafür aber die vielen Shirts mit den Aufdrucken Harriers, Striders, Strollers und Shufflers.

Wir kommen ins romantische Fischerdorf Las Caletas. Ein, zwei Einwohner winken aus ihren Fenstern. Hinter dem Dorf öffnet sich der Blick auf die Schlote des Strom- und Wasserwerks. Auch zwei Windräder gibt es hier, deren leises Surren ich erstmalig wahrnehme. Viel Energie wird für die Meerwasserentsalzung benötigt: 8 Liter Öl für 1.000 Liter Wasser, lese ich. Die seltenen Regenschauer im Winter werden nicht mehr in Zisternen gesammelt und rauschen somit ins Meer. Einige Barrancos - Flussläufe, die nur bei ergiebigen Regenfällen Wasser führen - haben wir schon überquert. Insgesamt misst man im Winterhalbjahr magere 200 mm Niederschläge. Da die Insel nur 100 km von der afrikanischen Küste entfernt  liegt, ist das Klima sehr trocken.

Links von uns geht der Blick auf den Hafen der Hauptstadt Arrecife. Davor kann man noch die kleinen Lavasteinquadrate sehen, in denen früher eine bescheidene Landwirtschaft betrieben wurde. Die an der dunklen Lava kondensierte Feuchtigkeit ermöglichte früher - und anderswo auch noch heute - den Weinanbau.

Ein kleines Kastell liegt hier oberhalb des Meeres. Ich erzähle Christine, die neben mir läuft, dass es sich hier um ein Kunstmuseum handelt und dass das Gebäude in den 1930er Jahren als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme errichtet wurde. Alles Läuferlatein. Die ABM für die notleidende Bevölkerung fand bereits von 1774 bis 1779 statt. Heute beherbergt das Kastell das Museo Internacional de Arte Contemporáneo. Viele Werke von Künstlern der klassischen spanischen Moderne sind ausgestellt, darunter Joan Miró, Antonio Tápies und Pablo Picasso.

 

 

Richtig ist aber mein Hinweis,  dass die spürbaren Hügelchen jetzt ein Ende haben. Südwestlich von Arrecife kommt zwar noch mal ein Auf und Ab, das aber erheblich läuferfreundlicher ausfällt. Noch zwei alte Windmühlen werden passiert, dann geht es hinunter in den Fischereihafen, dann durch ein altes Gässchen.  Kurz danach wird es mondäner, denn links von uns ist die neue Hafenmole für die Kreuzfahrtschiffe mit vielen Geschäften.

Der 10-km-Punkt mit Zeitnahme ist erreicht. Der Charco de San Ginés taucht auf. Eine kleine Bucht, die von netten weißen Häuschen mit blauen Fenstern gesäumt ist und natürlich von unzähligen Lokalen, in denen die Einheimischen die Nacht zum Tag machen. In der Bucht, die heute wenig Wasser führt, liegen viele farbenfrohe Fischerboote vor Anker.

Dann geht es auf eine hübsche Straße samt Park am Meer. Die Häuser sind schön herausgeputzt. Links das Castillo de San Gabriel aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, malerisch auf einem Inselchen gelegen und mit zwei steinernen Brücken ans Festland angebunden. Hier gibt es eine sehenswerte Ausstellung zur Geschichte Lanzarotes. Erst 1402 konnten die Spanier diese Insel einnehmen. Die Urbevölkerung setzte sich wohl aus nordafrikanischen Volksstämmen und auch Europäern zusammen. Entdeckt wurden die Kanaren schon von den Römern. Ursprünglich bildete die Landwirtschaft im Westen Lanzarotes die Haupterwerbsquelle der Einwohner. Der große Vulkanausbruch von 1730 hat dort alle Dörfer zerstört und viele Menschen zur Umsiedlung nach Gran Canaria veranlasst. Heutzutage leben die Einheimischen vorwiegend vom Tourismus.

Der Kiosk auf der Strandpromenade gehört zu jeder spanischen Stadt. Hier trifft man sich zum Plausch – aber nicht samstags um 9 Uhr früh. Wer es historisch verträumt mag, ist übrigens in der 57.000-Einwohner-Stadt Arrecife nicht so gut aufgehoben. Schöner sind da auf jeden Fall die königliche Stadt Teguise im Hinterland und Haría, das Dorf der 1000 Palmen, Ziel des Haría Extrem Trailruns im Oktober. Einige Rentner sitzen am Meer und spielen Karten. Wir stehen nicht so im Mittelpunkt des Interesses. Nach dem Yachtklub öffnet sich der Blick auf das wunderschöne Halbrund des Strands Playa del Reducto mit seinem goldgelben Sand. Auf der anderen Seite der Bucht sieht man die Vierstundenläufer mit ihrem Pacer samt Wimpel.

 

 

An der folgenden breiten Promenade brachen sich in den vergangenen beiden Jahren die Wellen. Jetzt herrscht Ebbe und man kann die vulkanischen Felsen im Meer sehen. Marina Colón ist der nächste kleine Stadtteil. Dann noch ein paar wellige Abschnitte und wir erreichen Playa Honda, ein bevorzugter Wohnort der Lanzarotiner. Wirklich schön ist es hier: einige alte Fischerhütten, nette Lokale,  alles um 9:30 Uhr noch recht menschenleer. Dafür kommt uns das Führungstrüppchen entgegen. Unter ihnen auch David Schönherr, der am Ende Zweiter werden wird

Dem Künstler César Manrique (1919-1992) ist es unter anderem zu verdanken, dass es auf Lanzarote nur wenige Hotelburgen gibt. Weiße Bungalowanlagen herrschen vor, wobei die Häuser am Meer blaue Fensterrahmen haben sollen, die im ländlichen Gebiet grüne. Damit ist die Farbfrage für Hausbesitzer schnell geklärt. Noch idyllischer wirken die Wohngebiete der Einheimischen, weil die Häuser individueller gestaltet sind und man sich beim Blumenschmuck und zurzeit auch beim Weihnachtsschmuck wunderbar abheben kann. Manrique hat mit seinem Stil die Insel geprägt und sein Einfluss ist auch heute noch allgegenwärtig. Sehenswert sein futuristisch anmutendes ehemaliges Domizil in Tahiche – heute ein Museum mit moderner Kunst -  sein letztes Wohnhaus in Haría oder auch die Höhlenanlage Jameos del Agua mit einem verwunschenen Salzwassersee und einem Auditorium mit exquisiter Akustik, alles in die Lavafelder integriert.

Wunderbar sind auch die Ausblicke auf die kleinen Vulkankegel im Hinterland. Sie sind hier meist 200 bis 300 Meter hoch. Wir umrunden einige kleine Buchten, manchmal auch mit ein paar Höhenmetern. An einigen Stellen sehe ich neu renovierte Bungalowanlagen. Der Tourismus hat auf den Kanaren derzeit wieder Hochkonjunktur, aber man hält sich mit Neubauten zurück. Zu groß ist die Angst vor leerstehenden Hotels nach dem Boom. Wie man liest, fahren ja auch schon wieder viel mehr Deutsche in die Türkei. Und mögliche Auswirkungen des näher rückenden Brexits werden von der spanischen Tourismusindustrie genau beobachtet.  

In der Ferne sieht man die weißen Häuser bis an den Horizont. So weit müssen wir nicht laufen. Unser nächstes Highlight ist der Flughafen von Lanzarote. Die Landebahn verläuft zu einem großen Teil an einem fantastisch schönen Sandstrand. Das Ganze wird gelegentlich durch leichte Knicke unterbrochen, damit man nicht den Eindruck hat, zwei Kilometer weit schnurgerade laufen zu müssen.  

Spannender sind die Entgegenkommenden. Fast alle haben ein Lächeln auf den Lippen und grüßen zurück. Der Lauf scheint allen Spaß zu machen.

Hinter der Landebahn geht es vorbei, als gerade ein Düsenflieger startet. Recht laut und auch die Kerosingerüche sind beeindruckend. Ansonsten gibt es hier auch viele Propellermaschinen, die zu günstigen Preisen zwischen den Inseln verkehren. Einheimische zahlen manchmal nur 10 Euro pro Flug, obwohl ihre Bevorzugung laut EU nicht erlaubt ist. Skiliftbetreiber in Österreich können ein Lied davon singen. Aber wer denkt jetzt und hier an Skilifte.

Matagorda markiert den Beginn einer langen Zeile von Hotelanlagen, die 6 km später am Hafen von Puerto del Carmen endet.  Viele Urlaubsgäste verfolgen nun unsere Anstrengungen und einige Sportgeräte an der Promenade werden eifrig genutzt. Diese Geräte sieht man oft in spanischen Städten. Richtig laut wird es an der Wendestelle, die Halbmarathonis warten auf ihren Einsatz und feuern uns an. Vom riesigen Strand Playa de los Pocillos sehen wir daher auch nichts. An der Playa Blanca, 3 km weiter Richtung Puerto del Carmen, liegt das Ziel des Lanzarote Ironman, auf das dort mit einer eigenen Infotafel hingewiesen wird. Die stählernen Sportsfreunde dürfen zwischen dort und Arrecife dreimal hin und her laufen und haben noch einige zusätzliche Höhenmeter zurückzulegen. Vielleicht ein ganz kleiner Wermutstropfen, dass wir diese „längste Kneipe“ der Insel nicht auch laufend besichtigen können. Ein Spaziergang ist dort auf jeden Fall zu empfehlen.

 

 

Nun beginnt eine ganz spezielle Eigenart des Lanzarote Marathons: Der Weg zurück wird deutlich schwerer. Sei es wegen der gestiegenen Temperaturen, der nicht ausreichenden Akklimatisierung oder wegen des heute recht starken Gegenwinds. Man spürt es. Um den landenden Flieger abzulichten, bin ich etwas zu spät dran. Es reicht nur für ein Bild aus der Ferne.

Am Rande des Runways fotografiere ich fleißig die noch entgegenkommenden Läufer, hauptsächlich Briten vom 100-Marathon-Club. Leider werden einige das Ziel nicht erreichen. Anscheinend gibt es eine Cut-Off-Zeit beim Halbmarathon. Noch vor dem Ende des Flughafens kommt uns der letzte Marathoni entgegen.

In Playa Honda ist jetzt mehr los. Die Kneipen und Lokale fangen an sich zu füllen. Der schönste Teil der Gemeinde liegt sicher hier am Meer. Unser Zwischenziel, das höchste Haus der Insel, steht in Arrecife. Von dort sind es „nur“ noch 11 Kilometer bis ins Ziel. Mir geht es gut, ich halte mein Tempo. Wobei sich diese ganzen Buchten nun doch vom Gefühl her in die Länge ziehen. Die jungen Leute an den Verpflegungsstellen sind topmotiviert. Die kleinen Wasserflaschen gibt es auch „frío“, also mehr oder weniger eisgekühlt, zusätzlich Cola und Isotonic, Bananen- und Orangenstücke.

Dann endlich die breite Promenade vor Arrecife. Dieses Jahr ist der Lauf wohl nahezu musikfrei. Weder Lautsprecher noch Musikgruppen finden sich unterwegs, nur an Start und Ziel. Schade. An der  Playa del Reducto sieht man nun Badegäste, einige Touristen und Einheimische feuern uns an. Rufe ich in Richtung eines Cafés „Buenos Dias“, kommt auch brav Antwort. Funktioniert auch bei den kartenspielenden Rentnern. Die sind mehr geworden und antworten mit einem großen Stimmengewirr. Die Häuser am Charco leuchten weiß im Sonnenschein durch die schöne Palmenallee. Dann an den Startern des 10-km-Laufs vorbei. Stimmung pur. Viele Sportvereine grüßen ihre Marathonis und Halbmarathonis. Zeitnahme.

Die Steigung hinter dem Hafen nehme ich mit Bravour, die Schnellstraße hinab perfekt. Am Wrack des 1981 auf Grund gelaufenen griechischen Frachtschiffs „Telamon“ vorbei. Der vordere Teil ist schon verrostet in den Fluten untergegangen. Ich freue mich inzwischen auf ein Getränk. Das gibt es dann in Las Caletas. Hier war auch schon mal mehr los. Immerhin: Eine Dame mit Wasserschlauch lässt es vom Balkon aus zur Abkühlung auf die Läufer regnen.

Noch sechs Kilometer. Dieses Jahr gibt es neue Markierungen, die nun korrekt die 195 Meter addieren. Da steht also 4 und 15,0975 und 36,195. Da kann ich leicht rechnen und komme auf eine Zielzeit von unter 4:17 Stunden. Dummerweise erwartet uns nun noch ein kleiner Anstieg auf einem wirklich schlechten Untergrund, zwar ohne Löcher, aber mit gröbstem Teer. Wir kommen zur  königlichen Villa mit direktem Meerzugang. Die Straße heißt deshalb Calle Real und es gibt einen Hubschrauberlandeplatz. Zurück ans Meer. Wunderbar spiegelt sich die heiße Sonne in den Wellen.

 

 

Und jetzt wird es richtig schön. Unzählige Touristen feuern uns auf den nächsten Kilometern an. Noch ein VP-Punkt nach km 39. Ich gebe mir Mühe, das Tempo zu halten. Noch zwei Kilometer. Wir sind wieder an der Bucht des Cuacharas-Strands. Dann hinein auf die breiten Straßen hinter den Hotelanlagen und leicht bergauf. What goes up must come down. Ein Kilometer vor dem Ziel steil hinunter. Drei leicht bekleidete Mädels applaudieren. Darf man die fotografieren? Und eine Fan-Gruppe von mindestens 20 Personen trägt Hemden mit der Aufschrift „Marathon Man Mike“. Unklar bleibt, ob der schon fertig ist oder ob man ihm zwecks Aufmunterung entgegen geht.

„Meta“-Ziel steht über dem ersten Bogen. Ein Etikettenschwindel, denn es sind noch hundert Meter zu bewältigen. Ich laufe auf einen Mitstreiter auf, den will ich nicht mehr überholen. Zusammen kommen wir ins Ziel. Juan Carlos begrüßt uns. Also nicht der ehemalige König, sondern der Marathon-Chef. Ich bin unter 4:15 Stunden geblieben. Was für ein Tag.

Kurz nach mir kommt Judith ins Ziel. 4:27 h. Ihr hat der Wind zu schaffen gemacht. Komisch: Auf dem Foto von meinem Zieleinlauf steht die Anzeigetafel auf 4:22 h. Erst später stelle ich fest, dass meine neue Lauf-App die Auto-Pause eingeschaltet hatte und ich somit sieben Minuten mit Fotografieren herumstehend verbracht haben muss. Die wurden anschließend abgezogen. Zu früh gefreut über die vermeintlich schnelle Zeit, aber egal. Am schönsten ist ein Marathon, bei dem man Spaß hatte.

Es folgen noch viele i-Tüpfelchen: Die schwere, große Medaille, die unglaubliche Verpflegung mit Bier aus der Heimat, Nudeln, Reis, Kartoffelfladen, Brötchen, Pralinen, Gummibärchen, Eis, Keksen. Da verweilt man gerne noch etwas länger. Wir haben noch viele nette Gespräche mit deutschen Teilnehmern, mit Mitgliedern eines Londoner Laufclubs, die mir leider keinen Startplatz in ihrer Heimatstadt besorgen können, die aber alle hoffen, dass es ein zweites Brexit-Referendum gibt, an dem sie dann auch teilnehmen wollen. Und mit Liverpoolern, denen ich von ihrem Marathon vorschwärme. Das alles unter der heißen Sonne Lanzarotes.

Duschen gibt es auch, Massagen und eine Party mit Musik außerhalb des Zielbereichs bis in den Abend hinein. Die offiziellen Fotos gibt es leider nur für Facebook Mitglieder.

Auf dem Weg ins Hotel feuern wir noch LäuferInnen an und drängen zur Eile. Denn eins ist sicher: Nach sechs Stunden wird das Ziel zwecks Siegerehrung dicht gemacht. Der letzte Läufer aus Wales hat Glück. Er kommt mit 6:05 Stunden noch in die Wertung. Ich leider erst mal nicht, denn meine Zielzeit wurde nicht erfasst. Ich reklamiere und hoffe, anhand der Zielfotos doch noch in die Ergebnisliste aufgenommen zu werden

Ooops - we did it again, zum dritten Mal in Folge: Der Lanzarote Marathon ist ein fantastischer Saisonausklang, wenn man es locker nimmt (am besten mit etwas „Vorlauf“ zur Akklimatisierung) und noch ein paar Tage Urlaub am Meer verbringen will. Und von den Teilnehmerzahlen her könnten wir Deutschsprachigen die Engländer doch locker überflügeln. Es fehlen nur gut 850 Personen.

 

Siegerinnen Marathon

1 Veerle D'HAESE            Belgien        02:54:20
2 Bertine DE VRIES            Holland        03:08:26
3 Rebeca RUIZ-DIEZ        Spanien        03:17:02
4 Schönherr-hölscher BIRGIT    PV Triathlon Witten    03:17:40

 

Sieger Marathon

1 Ludwig LEFEBVRE        Belgien        02:31:52
2 Schoenherr DAVID             LSF Münster        02:36:36
3 Tofol CASTANYER                    02:37:40

Marathon     601 Starter
Halbmarathon 911 Starter
10k        590 Starter

darunter ca.
900 England
350 Irland
180 Deutschland
10 Österreich

 

Informationen: Lanzarote Marathon
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