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Laufberichte

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern

 

In Regensburg ist wieder Marathon und das heuer bereits zum 27. Mal. Ich bin zum zweiten Mal dabei. Leider wird die steinerne Brücke, einer der ältesten Übergänge über die Donau, immer noch wegen Renovierungsarbeiten ausgspart. Das soll sich mit anderer Streckenführung im kommenden Jahr wieder ändern. Tja, muß ich halt noch einmal wiederkommen, um diese Attraktion zu erleben.

Doch erstmal möchte ich jetzt das mittelalterliche Flair der Domstadt genießen. Dazu reise ich bereits am Donnerstag mit meiner Famillie an. Das hat zudem den Vorteil, dass ich bereits am Samstagmorgen in aller Ruhe meine Startunterlagen im Start-Ziel-Bereich am Infinionplatz abholen kann. Zu Beginn der Ausgabe haben sich noch nicht allzuviel Starter eingefunden. Da lohnt sogar noch ein kurzer Bummel über die Marathonmesse. Die Sonne hat sich entgegen vorheriger Prognosen nicht hinter den Wolken versteckt und ich bekomme einen Vorgeschmack auf den Laufsonntag.

Einqartiert sind wir in einem niedlichen Hotel in der Innenstadt. Nach einer ausgiebigen Nachtruhe bekommen wir schon vor der eigentlichen Zeit ein leckeres Pariser Frühstück. Das frisch gebackene Croissant ist ein Traum. Was für ein schöner Start in den Tag. Frisch gestärkt machen Silke und ich frühzeitig auf den Weg zum Infinionplatz. Lohn ist ein Parkplatz unweit des Startgeländes. Kurz vor Acht ist die Stimmung noch locker und gelöst. Ein Fitnessstudio bietet ein Aufwärmprogramm an. Bei annähernd 20 Grad, die schon jetzt herrschen, erspare ich mir das. Ich beginne auch schon  zu schwitzen. Da die Temperaturen noch deutlich steigen sollen, mache ich mir Gedanken über meine Rennstrategie. Nicht mein Laufwetter heute. Deshalb sortiere ich mich weiter hinten im Feld ein. Die 4 Stunden werde ich heute sicher nicht unterbieten.

 

Start- und Ziel-Impressionen

(Silke Pitz)

 

 

Langsam füllt sich der Startbereich. Außer den knapp 600 Marathonis starten um 8.30 Uhr auch die Läuferinnen und Läufer über  ¾ und Halbmarathondistanz und der Staffeln.  Insgesamt kommt so ein Läuferfeld von über 3.000 Starter zusammen. Der Marathon wird übrigens in zwei Runden gelaufen. Trotz reichlich Marathonerfahrung macht mich das Wetter nervös. Doch das verfliegt, als unter Aufforderung des Ansagers die Hände klatschend in die Höhe schnellen. Da geht der Startschuß fast unter. Nach noch nicht einmal drei Minuten laufe ich über die Startlinie. Die ersten Kilometer auf der breiten Puricellistraße und dem Hochweg sind ideal, um sich einzulaufen. Hier spielen bereits die ersten Musikgruppen für Zuschauer und Läufer. Im lockeren Tempo geht es dahin.

Vorbei am Stadtpark erreiche ich durch das Jacobitor zum ersten Mal die historische Altstadt. Die kommenden Kilometer führen über Kopfsteinpfalster. Nicht jedermanns Sache, aber es passt zum Ambiente. Kurz vor KM 3 erreiche ich den Bismarckplatz, der bereits 1885 nach dem eisernen Kanzler benannt wurde, als er noch lange in Diensten war. Was für eine Wertschätzung, davon können heutige Politiker nur treäumen. Woran das nur liegt? Ich folge der Strecke weiter durch die Gesandtenstraße. Der Name erinnert an die vielen Vertreter deutscher Kleinstaaten, die hier Unterkunft fanden, als in Regensburg noch der immerwährende Reichstag residierte. Doch davon später mehr, denn jetzt ereiche ich erstmal den Neupfarrplatz. Früher Zentrum des jüdischen Regensburg, ehe dieses von Fanatikern bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts zerstört wurde. Als Ersatz wurde die Neupfarrkirche errichtet und 1540 geweiht. Doch die Katholiken hatten nicht lange Freude an ihrer neuen Kirche, denn schon 1542 wurde sie zur ersten evangelischen Kirche in Regensburg. Vorbei an der „Neupfarrkirche“ fällt mein Blick nach links auf den Regensburger Dom, nicht weit entfernt. Rechts wartet die zweite Verpflegegungsstelle, an der ich schon jetzt gerne nachtanke. Die zahllosen Becher auf dem Boden zeigen, dass allgemein kräftig zugegriffen wird.

 

Altstadt-Impressionen

(Klaus und Margot Duwe)

 

 

Frisch gestärkt geht es weiter. Nur noch zwei Linkskurven sind zu durchlaufen und schon erreiche ich den Domplatz. Den Dom kann ich bei der Umrundung reichlich bewundern. Mit seinen 105 Metern prägt er die Silhouette der Stadt. Jetzt fehlt nur noch der Gesang der berühmten Domspatzen. Also einfach weiter laufen. Es wartet noch einiges an Sehenswertem, wie die Donau, an der die Strecke anschließend vorbei führt. Doch nur kurz, denn schon wartet die nächste Rechtskurve und dahinter recht unscheinbar an der rechten Hauswand die Überreste der Porta Praetoria. Hier befand sich früher die Pforte zum Römerlager Castra Regina, das bereits 179 n. Chr. den Ursprung Regensburgs bildete. So, das war schon mal jede Menge Historie. Jetzt führt die Strecke erstmal aus der Innenstadt heraus. Da kann ich mich ganz aufs Laufen konzentrieren.

Die ersten Duschen aus Gartenschläuchen erfrischen die Läufer. Kurz hinter KM 6 erreiche ich die Straubinger Straße, rechts grüßt in einiger Entfernung bereits das Ostentor, das wir später  bei KM 16 durchschreiten. Vor mir liegt erst noch die große Ausfallstraße nach Osten und wenig Schatten. Da kommt die nächste Verpflegungsstelle bei KM 7 gerade recht. Obwohl das Angebot mit frischem Obst reichlich ist, halte ich mich heute nur an Flüssiges. Ich versuche locker zu bleiben und bewundere die Führenden, die mir jetzt auf der anderen Fahrbahn entgegenlaufen. Sie sind bereits bei KM 14, haben also schon die doppelte Strecke in den Beinen.

Ich laufe weiter Richtung Irler Höhe. Hier führt die Strecke durch ein Wohngebiet, Bäume spenden reichlich Schatten. Erste Läufer haben mit Krämpfen zu kämpfen oder machen im Schatten Gehpausen. Nur nicht übernehmen ist das Gebot der Stunde. Ich komme mit den Temperaturen bisher gut zurecht, die Stimmung ist sehr gut. KM 8,5, ist erreicht, Unterhaltung gibt es von links. Zwei Radfahrer und ein Arkodeonspieler motivieren mich, aber vor allem auch Julian Heilmann, der heute versucht, einen Weltrekord im Trachtenlauf aufzustellen. Dazu muß er den Halbmarathon in bayerischer Tracht unter 1:45 Stunden laufen. Das wird er locker schaffen und damit den Rekord aus Österreich nach Bayern holen, passend zum 100. Geburtstag des Freistaates. Meine Ziele sind heute nicht so  hoch  gesteckt.

 

Bilder von der Strecke

 

 

Bis KM 13 ist auf der Begegnungsstrecke viel los, besonders in der ersten Runde steppt regelrecht der Bär. Läufer so weit das Auge reicht. Höhepunkt auf diesem Streckenabschitt die 1,3 Kilometer auf dem Continental-Gelände. Wir sind zurück auf der Straubinger Straße in Richtung Westen. Die Fahrbahn ist bei den Läufern oft nur zweite Wahl, viel lieber werden die teilweise schattigen Gehwege benutzt, bis es nach KM 15 in den Häuserschluchten enger und damit allgemein schattiger wird.

Die Ostengasse führt uns zurück ans Marc-Aurel-Ufer. Rechts sieht man die historische Wurstkuchl, wo es seit 500 Jahren hausgemachte Würstl, Kraut und Senf gibt, dann die  steinerne Brücke, die leider noch nicht fertig ist. Als ich am Brückenkopf in Richtung Rathaus abbiege, bleibt nur ein kurzer Blick zurück. Doch lieber wieder nach vorn blicken. Auf der Hauswand voraus sieht man das große Gemälde, auf dem David gerade ausholt, um Goliath mit seiner Schleuder zur Strecke zu bringen. Ansporn für mich und so fliege ich förmlich nach rechts um die Kurve und habe schon das alte Rathaus vor Augen. Die Fenster im ersten Stock gehören zum Ratssaal, in dem die Sitzungen des immerwährenden Reichstags stattfanden. Die Ständevertretung des heiligen römischen Reiches Deutscher Nation tagte dort von 1663 bis zur Auflösung des Reiches 1806.

Die Band hat fetzige Musik im Angebot und treibt mich weiter zum Haidplatz, dessen Name auf eine langgestreckte Wiese hinweist, die es früher bei einem ehemaligen Römerlagers gegeben hat. Im Mittelalter wurden hier Ritterturniere abgehalten. Begeisterungsstürme von vielen Zuschauern gab es damals wie heute, nur dass heute die Läuferinnen und Läufer gefeiert werden. Noch einmal führt die Strecke in Richtung Donau, die hier auf einem Eisensteg überquert werden kann. Zünftige Blasmusik wird geboten.

Wir laufen weiter in Richtung Infinionplatz. Bis KM 21 führt die Strecke durch die westliche Vorstadt. An der Bebauung kann man erkennen, wie die Stadt sich ausgedehnt hat. Die Wohnhäuser sind jünger, die Wohnkomplexe größer. Dabei wirkt die Bebauung jederzeit gefällig. Die Halbmarathonis forcieren das Tempo in Richtung Ziel und für mich beginnt die zweite Runde. Schlagartig reißt der Strom der Läufer ab, die Abstände werden größer. Ich bin gut drauf und denke, hier könnte heute noch etwas gehen. Im Übermut steigere ich mein Tempo und laufe zu Franz und Florian auf, die meine angepeilte Zielzeit teilen. Es entwickelt sich eine angeregte Unterhaltung, so daß ich auf dieser Runde von der Altstadt kaum etwas mitbekomme. Franz mahnt ab und zu zur Mäßigung des Tempos, aber mit etwas unter 6 Minutenschnitt läuft es sich gerade ganz angenehm, auch die Sonne auf der Straubinger Straße macht mir kaum was aus. Der Aufforderung auf dem Schild bei der Verpflegungsstation bei KM 28,  Lächeln statt hecheln,  komme ich gerne nach. Nachdem ich Cola und Wasser getankt habe, geht es munter weiter.

KM 28,5: Ich bin wieder an der Irler Höhe und spüre plötzlich die Hitze. Ich muß gehen und Franz und Florian ziehen lassen. Das ist schade, aber ich möchte gesund ins Ziel kommen. Da ist es für mich jetzt besser, abwechselnd zu laufen und zu gehen. Dabei versuche ich die sonnigen Abschnitte zu laufen und im Schatten zu gehen. In der Siemensstraße kurz vor KM 31 sehe ich meine ehemaligen Laufgefährten noch einmal, bevor sie auf die Teststrecke einbiegen. Ich lächle ihnen entgegen. Das ist mir noch nicht vergangen. Bald erreiche ich auch den Carrerabahnweg. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 KM/h ist ab hier aufgehoben, gilt aber für mich nicht.  Die Neigung der Kurven hält mich am Laufen. KM 34 ist erreicht, es warten 2 Kilometer Straubinger Straße auf mich, eine gefühlte Ewigkeit. Ich schlappe vor mich hin und erreiche das Ostentor. Die Aussicht auf das Freibier am Rathaus beflügeln mich, das von einem Zuschauer angebotene Radler lehne ich glatt dankend ab.

Zurück am Marc-Aurel-Ufer werde ich über den Gehweg umgeleitet, Sanitäter kümmern sich um eine Läuferin. Hoffentlich nichts Ernstes. Das Wetter macht heute den meisten zu schaffen. Ich passe mich den Bedingungen an und lege die letzten 4 Kilometer im bewährten Wechsel von Laufen und Gehen zurück. Ich kann dabei sogar noch ein paar Plätze gut machen. Neben mir laufen einige Feuerwehrleute in voller Montur. Ob das gesund ist? Nach knapp 4:30 Stunden glücklich und wohlbehalten das Ziel. Keine Selbstverständlichkeit heute. Zum Glück sind die Ausrichter auf das Wetter gut vorbereitet. Die gute Versorgung ist hier so gut wie an der ganzen Strecke. Regensburg ist eine tolle Stadt, der Marathon top organisiert, die Zuschauer begeistert und die Helfer immer freundlich und gut gelaunt bei der Sache. Der Marathon war auch unter diesen schwierigen Bedingungen ein sehr schönes Erlebnis.

 

 

Ergebnisse:

 

Männer:

1. Felix Mayerhöfer, 2:38:09
2. Mahdi Sareban, 2:40:40
3. Michael Vanacek, 2:51:54

Frauen:

1. Angela Brito Bravo, 3:08:55
2. Christine Schichl, 3:13:42
3. Doro Rogosch, 3:18:55

 

Streckenbeschreibung:
Zwei Runden Kurs

Weitere Veranstaltungen:
700 m bis 4,2 KM für die Kleinen, ¼-, ½- und ¾-Marathon

Startgeld:
Marathon: 30,00 €, 35,00 €, 40,00 € oder 50,00 € nach Anmeldezeitpunkt

Auszeichnungen:
Medaille im Ziel und Urkunde im Internet

 

Informationen: Regensburg Marathon
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