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Laufberichte

Zürcher Kneippkur für Mensch und Material

22.04.12

 

Party am Wendepunkt

 

Kilometerschild 24 kündigt den Wendepunkt an, denn die Kirche in Meilen ist bereits zu sehen. Es ist kein eigentlicher Wendepunkt, denn wir laufen einen kleinen Rundkurs von etwa 500 Meter Länge. Viele Zuschauer, ein weiterer Wechselpunkt der Staffeln, Musik, Bierzelt. Da laufen wir sogar hindurch. Ich ziehe die Neugier der Zuschauer an, als ich mehrmals für meine fotografische Ausbeute stehenbleibe. Wenn ich keine Begleitung hätte, würde ich mir jetzt ein Bier erbetteln. Auch ohne Schnorrerei ist mir Petra 50 Meter voraus. Die zuvor erarbeiteten wenigen Höhenmeter erhalten wir am Ende des Rundkurses zurück. Ich lasse es laufen, und komme Petra nur mühsam wieder näher.

Das Feld auf der anderen Seite nimmt zahlenmäßig zu. Dann sehen wir Stefan, unseren Sicherheits-Marathoni kurz vor dem Vier-Stundenfeld. So schnell wollte doch der nicht, oder war es Unterstatement? Das traue ich ihm zu.

 

Heiter geht’s weiter

 

In Küsnacht hat sich der Drehorgelspieler aus der Regendeckung unter dem Vordach wieder herausgewagt, denn seit geraumer Zeit hat der Regen aufgehört, es sind schon erste schüchterne blaue Lücken am Himmel zu sehen. Deutlich mehr Zuschauer stehen nun an der Seite und helfen uns weiter. Es ist schon klasse, dass auf der Startnummer der Vorname steht. So können die Läufer persönlich angesprochen werden. Und das passiert häufig. Kilometer 30 passieren wir in Erlenbach nach 2.35 Stunden Rennerei. Das geht auf eine Zeit unter 3.45 Stunden hinaus.

Es wird dann merklich wärmer. Ich überlege, die Windweste auszuziehen. Petra zieht dann ihre Jacke aus, und da haut es einen Schwall Wasser davon, der sich vermutlich in der Kapuze angesammelt hat. Salvatore Ferraiuolo läuft auf, mit dem haben wir uns am Abend vorher gut unterhalten. Er schaut nicht gut aus, er hat zu schnell begonnen. Dann steht da ein Verrückter mit blonder Perücke und will sein Shirt haben.

Unsere Krafteinteilung war bisher passabel, denn nun sind wir am Überholen. Lediglich die Staffeln kommen mit frischen Kräften von hinten und lassen uns stehen. Salvatores Kollege, Martin Schilling aus Neuhausen am Rheinfall, kann sich ein kleines Stückchen an uns dranhängen und dann muss er auch abreißen lassen. In Zürich's Mitte ist die Stimmung nun am Kochen. Massig Leute stehen zwischen Utoquai, Bellevue und Bürkliplatz.

Wer es sich einrichten kann, immer Ende April (ein paar Tage vor dem Marathon) findet hier das sogenannte Sechse-Läuten (Sächsilüüte) statt, ein Stadtfest, zu dem Zünfte einen Umzug veranstalten. Mittelpunkt des Events ist das Verbrennen des Bööggs, ein Symbol des Winters. Je nachdem, wie schnell dem Böögg der mit Feuerwerkskörpern gefüllte Kopf davonfliegt, so gut entwickelt sich der Sommer.

 

Endspurt durch die City

 

Kilometer 38 liegt hinter uns, wir biegen nun zum Endspurt auf die Bahnhofstrasse ein. Die Alphornbläser vor der Credit Suisse bieten ein schönes Bild. Aufpassen muss man jedoch auf die Straßenbahnschienen, auch wenn jetzt viel Platz im Läuferfeld ist. Die letzte V-Stelle lassen wir links liegen. Allen Helfern an den Tankstellen gebührt ein dickes Lob, denn sie haben gut zugereicht. Wasser, Mineralgetränke, Cola, Riegel, Bananen und Gel waren jederzeit zu haben.

„Jetzt kommt noch ein geiler Kilometer,“ rufe ich Petra zu. „Genieße ihn.“ Und in der Tat. Ausgangs der Talstraße haben wir einen herrlichen Ausblick auf die schneebedeckten Berge jenseits des Sees. Wir biegen später links herum durch das Tor des Tagesanzeigers und sehen das Ziel in naher Entfernung. Kinder und Erwachsenen halten ihre Hände zum Abklatschen hin. Und dann laufen wir beide Hand-in-Hand nach 3.38.38 unter dem Zielbanner durch.

 

Zielimpressionen

 

Während wir unsere gelungene Leistung feiern, ist Erschöpfung und überbordende Freude ganz nah beisammen. Martin kommt nach wenigen Augenblicken ins Ziel. Aber sein Kumpel Salvatore hat in seinen Augen gepokert. Salvatore, italienische Abstammung, den Coach einer Fußballmannschaft, ging der Gaul durch. „Berlin wird abgesagt, nach Zürich komm ich nimmer, und Marathon wird gestrichen,“ so sein erster Kommentar. So eine Reaktion ist verständlich. Aber nach zehn Minuten ist es bei ihm verflogen. Wir verstehen uns mit beiden Sportlern aus der Region „Schaffhusa“ so gut, dass wir eine gemeinsame Siegesparty am Abend feiern. Und der Sicherheits-Stefan kommt nach 3.56.15 Stunden ins Ziel.

Ja, und unsere zwei Kollegen aus Schaffhausen werden nur dann Ehrenmitglied als Leser bei m4y, wenn sie täglich da einmal hineinschauen. Ich hol das Okay beim Boss ein. Ach ja, das Finishershirt gibt es hier erst hinter der Ziellinie gegen Abgabe des Zeitmesschips. Nicht vergessen. Auch  Andrea Herold outet sich als treuer m4y-Fan aus der Region Werdau – er  ist mit 3.55.56 Stunden PB gelaufen.

Fazit:
Zürich ist ein (Marathon)Muss. Schnelle Strecke, begeistertes Publikum, eingespielte Organisation und ein kurzweiliger Kurs um und am Zürichsee. Gruezi aus Züri bis 2013. Und nächstes Jahr hat Petrus Besserung gelobt.

Sieger Männer
1. Chepkwony Franklin, Kenia, 2.10.57
2. Kemboi Shadrack Kipkirchi, Kenia, 2.11.10
3. Begashaw Hailu, Äthiopien, 2.11.13

Sieger Frauen:
1. Tola Workenesh, Äthiopien, 2.31.23
2. Neuenschwander Maja, Rubigen ST Bern, 2.31.55
3. Tigist Abdi Sheni, Äthiopien, 2.34.39

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Informationen: Zürich Marathon
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