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Laufberichte

Zürcher Kneippkur für Mensch und Material

22.04.12


Erste Kilometer


Die ersten zehn Kilometer unseres Kurses sind identisch mit dem 10 km Cityrun (der startet 10 Minuten später). Es geht nach Norden am Kongresshaus vorbei Richtung Bürkliplatz. Links und rechts stehen viele Zuschauer, die nicht mit Applaus und Beifall geizen. Ich höre eine Gruppe mit Trycheln lautstark bei der Arbeit.

Am Bellevue biegt der Kurs nach Süden ab, da sehen wir einen helleren Himmel, denn von Norden schieben sich dicke Wolken heran. Ich glaube, es bleibt nicht trocken. Auf der Bellerivestraße laufen wir am Chinagarten vorbei und wenden am Bahnhof Tiefenbrunnen wieder nach Norden. Auf der Dofourstraße sind nur wenige Leute zu sehen, das Feld hat sich schon ein wenig eingeordnet.

Doch im Bereich Bellevue und Quaibrücke kommt Unruhe ins Feld. Es beginnt nämlich zu regnen. Am Bürkliplatz, wo das Feld insgesamt sechs Mal zu sehen ist, biegen wir nach rechts in die Bahnhofstraße ab. Gestern war da natürlich mehr los, aber das ist halt sonntags so in den Fußgängerzonen. Mitglieder der Steelband Sandflöö haben sich schon die Kapuzen hochgezogen. Sie sind aber weiterhin fleißig am Musik machen.

Kurz vor dem Bahnhofsplatz biegen wir nach links und laufen über Uraniastraße und Talstraße wieder Richtung See. Der Wind hat mittlerweile aufgefrischt und ist garstig. Mit einem lauten Scheppern wirft er sogar drei, vier Metallständer um. Das Feld wird erneut unruhig und schneller. Petra merkt das sofort, und gibt mir den letzten Kilometersplit durch. Deutlich unter fünf Minuten. Also langsamer, auch wenn es schwerfällt. Es passt aufs Auge, denn auf einem Kilometerschild lese ich „Eine Erfrischung naht“.

Wir laufen nun Richtung Startgelände auf dem General-Guisan-Quai und dann auf einer Parallelstraße, wo an dessen Ende der erste Wechsel der Staffetten stattfindet. Hier muss ich die Teilnehmer kritisieren, denn die Staffeln benötigen fast die ganze Straßenbreite. Nur etwas mehr als 1,5 Meter haben die Marathonis in der Breite Raum und müssen für fällige Überholmanöver den Randstein hernehmen.

Kurz danach trennen sich auch CityRunners vom Gesamtfeld, denn sie werden in ihren Zielkanal eingewiesen. Am Ende des Mythenquais haben sich die Musiker der Lady Killers unter ein Zelt zurückgezogen, dem Regen sei Dank.

 

Der große Waschgang

 

Bürkliplatz, schier eine Begegnung der dritten Art: Ungemütlich von oben, Wasserpfützen von unten und Spritzwasser von quer. Wasserrinnen parallel zu den Straßenbahnschienen. Ich fluche, als in eine hineintappe und mir eine Ladung Ha-Zwei-O in den anderen Schuh spritze. Da könnte man einen Pegelstand ermitteln, denn es schmatzt im Schuh.

Weiter vorne brüllt einer: „Du Sau. Du hast mich nass gemacht!“ Ich rechne mit einer Rangelei, doch Joachim aus Simmern macht sich einen Spaß mit den Zuschauern und seinem Kumpel. Beide überlegen jetzt noch, auf 3.30 oder auf 3.45 Stunden zu gehen. Die sollten aber nicht zu lange abwarten, denn dann ist der Zug abgefahren.

Es beginnt nun der Kurs zum Wendepunkt nach Meilen. Rund 12, 13 Kilometer auf der Hauptstraße nach Meilen. Ich sorge mich um die Kamera, die nicht mehr richtig schließt und öffnet. Man sieht es an den Bildern und den schwarzen Ecken. So ein Schiet-Wetter. Der Ausblick auf den Zürichsee und das gegenüberliegende Ufer, soweit man das noch erahnen kann, sagt nichts Gutes. Hoher Wellengang, keine Besserung in Sicht. Da war es beim Wintermarathon in Leipzig besser zu laufen.

Zwar hat man in den Ortschaften Zollikon und Küsnacht immer wieder Deckung vor dem Wind, aber bei offenen Stellen pfeift es vom See heran. Das wird noch „spaßig“, wenn es wieder zurückgeht. Die Musikanten halten sich tapfer und spielen weiter, auch wenn die Kälte in die Finger kriecht. Die fünf Seelandgemeinden lassen es krachen, das habe ich aus 2009 noch gut in Erinnerung.

 

Hinweg nach Meilen

 

Frühzeitig kündigen vorausfahrende Fahrzeuge die Spitze des Marathons an. Etwa bei Kilometer 17, 18 ist es soweit. Am Führungsfahrzeug lese ich 1.35 Stunden als Zeit und kurz dahinter rennen elf schwarze Hasen um Geld und Leben. Kein einziger Weißer ist darunter, das fällt auch Petra auf. Dann dauert es eine ganze Weile, bis einzelne Verfolger zu sehen sind. Kurz vor Herrliberg kommt die Spitze der Frauen, die natürlich von einigen Pacemakern geführt werden. Drei Frauen kann ich ausmachen.

In dem Bereich sind einige Wellen zu belaufen, aber keine Angst, die merkt man kaum. Der Regen lässt nun ein wenig nach, Halbzeit. Am der Anlegestelle in Herrliberg ist der Blick auf die andere Seeseite nun freier geworden. Ich muss lachen, als ich die Familie sehe, die ihre Mutter anfeuerte. „Go, Mum, Go“ lese ich. Das Kind im Wägeli schläft den Schlaf des Gerechten.

Zwei Helferinnen haben sich mithilfe der Kehrrichtsäcke einen Poncho gegen das Nass gebastelt. Die Gruppe um den 3-Stunden-Pacer kommt entgegen. Es hängen geschätzte 20 bis 30 Marathonis dran. Bei jedem Fotoschuss rechne ich, dass der Kasten den Geist aufgibt.

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Informationen: Zürich Marathon
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