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Laufberichte

Dreimal Vollgas

 
Autor: Klaus Duwe

Normalerweise erzählen ja auf Marathon4you.de und Trailrunnung.de eher Läuferinnen und Läufer wie Du und ich ihre Laufgeschichten.  Das heißt aber nicht, dass nicht auch die Spitzenkräfte unsere Beiträge mit Interesse lesen. Warum sollen sie dann nicht auch einmal zu Wort kommen? Zumal wir mit den Beiträgen von Andrea und Natascha ja bereits die „Pflicht“ erfüllt haben. Hier also als „Kür“ ein Bericht von Ralf Birchmeier. Wie wir uns vor etlichen Jahren kennengelernt haben, erzähle ich ein anderes Mal.

 

Jetzt also Ralf Birchmeier:


Schaffe ich es,  bei drei Bergmarathons innerhalb von  vier Wochen auf Topniveau zu laufen? Es geht, ist aber anstrengend.

Mein Programm:

14. Juni 2014 LGT Alpin Marathon (1'870 Höhenmeter), 2. Rang overall in 3.13
28. Juni 2014 Graubünden Marathon (2'751 Höhenmeter), 2. Rang overall in 3.46
05. Juli 2014 Zermatt Marathon (1'944 Höhenmeter)

Bestimmt  war die Regenerationszeit nach den Strapazen am Parpaner Rothorn viel zu kurz. Ich habe in der Woche nur locker trainiert, viel geschlafen, mich gut ernährt und versucht, den Fokus auf Zermatt zu legen.

Dies gelang mir nicht schlecht und so stand ich motiviert und kraftvoll, aber auch mit und einer Portion Ungewissheit (schließlich hatte ich ein solches Programm bisher nicht absolviert) um 08.35 Uhr in St. Niklaus (1'080m) am Start. Schaffe ich es, wieder  42.195km und 1'944 Höhenmeter bis zum Ziel auf dem Riffelberg vorne mitzulaufen? Das Wetter ist in den Bergen immer ein Unsicherheitsfaktor.  Am Freitag und in der Nacht hatte es massiv gewittert und die Temperaturen nach unten gedrückt.

Stolz präsentierte ich meine Startnummer „4“ im elitären Feld. Neben dem 2-fachen Sieger Michieka (KEN), einem weiteren Kenianer  und den Deutschen Marco Sturm  und Helmut Schiessl gaben sich auch das Brudertrio  Cardona aus Kolumbien,  Uli Steindl (USA), Evgeni Glyva (UKR) und der Vorjahreszweite Jean-Christoph Dupont aus Frankreich die Ehre. Weitere Topleute der nationalen Laufszene wie Jenny, Feuz, Wyss und  kalbermatten waren ebenfalls am Start.

Der 13. Internationale Zermatt Marathon verzeichnete  zudem einen neuen Teilmehmerrekord, denn über 2000 Athleten aus 53 Ländern hatten sich für den neuen Halbmarathon ab Zermatt, den traditionellen Marathon, die Zweier-Staffel  oder für den Ultralauf auf das  Gornergrat gemeldet.

Mein Ziel war eine Zeit um die 3.15, was für eine Platzierung unter den ersten 5 reichen sollte. Das starke Feld ließ auf gute Zeiten schließen, für eine gute Platzierung war es für mich aber nicht so günstig.

Es kam wie erwartet. Der Bulgare Shaban zog mit Glyva und den Favoriten aus Kenia in horrendem Tempo davon.  Sturm und Dupont bildeten mit der kolumbianischen Brüderschaft Cardona (unbeeindruckt von der Niederlage ihrer Kicker gegen Brasilien am Vorabend), ein Verfolgerfeld. Ich war ungefähr  15. und versuchte wie immer meine Pace zu laufen. Es lohnt sich definitiv nicht, sich in solchen Situationen verrückt zu machen. Allerdings bin ich auf diesem Streckenabschnitt auch schon deutlich geschmeidiger gelaufen. Meine Muskulatur ließ sich nicht komplett aufdrehen und so waren die 21 Kilometer bis Zermatt ein zäher Kampf. Der Marathon vom letzten Samstag machte sich doch bemerkbar, alles andere wäre aber auch verwunderlich gewesen.

Obwohl auch in diesem ersten Abschnitt bis Zermatt 500 Höhenmeter vernichtet wurden, begann die Steigung erst ausgangs Zermatt bei km 24. Dies ist mein Terrain. Voller Freude und mit neuem Elan nahm ich den Aufstieg Richtung Sunegga in Angriff.   Dupont stieg zu diesem Zeitpunkt aus dem Wettkampf aus. Ich lief auf Schiessl, Jenny und Steindl auf und war nun bereits auf Rang 10. Ein Schweizer war nicht mehr vor mir.

Vor mir sah ich bald den Franzosen Laurent, Glyva und Sturms grünes Shirt konnte ich weiter weg auch schon erkennen. Lange zehn Kilometer lagen noch vor uns, von denen aber fünf flach oder leicht abfallend sind.

Der Schlussanstieg ab Riffelalp bei Kilometer 39 hatte es noch einmal in sich. Glyva und Sturm hatte ich bereits hinter mir gelassen,  Laurent konnte sich noch einigermaßen an meine Fersen heften. Schlussendlich überquerte ich die Ziellinie erschöpft in 3.17 als bester Schweizer auf Rang 7. Michieka lief mit 2.55 einen neuen Streckenrekord.

Alles in allem bin ich in Anbetracht der extremen Strapazen der Vorwochen  mit dem Resultat zufrieden und darf nun eine Woche Ferien genießen. In drei Wochen steht der große k78 beim swissalpine auf dem Programm!

Ich bin gut vorbereitet:  Drei Bergmarathons in vier Wochen sind auch auf Topniveau möglich. Es tut aber weh und es braucht Disziplin!

 

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Sieger

 

Ultra

Männer

1. von Allmen Konrad, Olten                  3:58.11,0    
2. Bärtschi Ruedi, Adelboden                 4:21.49,5    
3. Heiniger Stephane, Yvonand                4:22.49,1    

Frauen

1. Ogi Helene, Kandersteg                    5:00.49,0    
2. Dusch Kerstin, Baar                       5:14.15,5    
3. Käppeli Susanna, Oberurnen                5:18.34,5   

507 Finisher

Marathon

Männer

1. Michieka Paul Maticha, Immensee           2:55.04,8    
2. Cardona José David, Kolumbien             3:03.47,5     
3. Saban Mustafa, BUL-Sofia                  3:04.20,5  

7. Birchmeier Ralf, Buchs SG          3:17.14,8

Frauen

1. Camboulives Aline, F-St Jorioz            3:29.36,3     
2. Tobon Leidy Johana, Kolumbien             3:38.50,0    
3. Mereni Timea, H-Budapest                  3:41.55,0  

739 Finisher

 


 
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