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Laufberichte

„Ich bin der Berg! Los! Pack mich!“

13.11.10

Vorsicht sollten die Läufer an den Tag legen, die wenig oder keine Erfahrung am Berg haben, denn immerhin 840 Höhenmeter sind auf dem langen Kanten eingebaut. Die ärgste Steigung kommt dann schon am Anfang daher. Gut zwei Kilometer lang mit rund 150 Höhenmetern. Weitere drei Anstiege stellen sich den Teilnehmern etwa nach Kilometer 6, bei Kilometer 10 und 15 entgegen. Wer Bergmarathonerfahrung hat, der kann sich gut austoben. Ach ja, der Kurs verläuft auf weiten Teilen des Zeiler Laufparks. Da sind mehrere Streckenlängen zum Laufen und Walken ausgeschildert.

Die erste Steigung mache ich halblang, vielleicht sechs Minuten pro Kilometer. Gedränge ist fast keines, da jeder jetzt noch die Handbremse in Form der knapp 10prozentigen Steigung eingelegt hat. Außerdem zieht sich dadurch das Feld relativ schnell auseinander. Am Ende des Berges endet auch der Wald, wir laufen nun wellig über Felder, wo der Wind doch ein wenig zu spüren ist. Für ein kurzes Stück wären jetzt schon griffige Laufschuhe recht, denn der Untergrund ist ein wenig schmierig.

Kilometer vier, die erste Verpflegung. Ich staune, denn nicht nur Wasser und Iso stehen auf den Tischen. Wir können auch auf warmen Tee, alk-freies Bier, Malzbier und Cola zugreifen. Am Ende stehen dann die Snacks wie Bananen, Kekse, Riegel und Kuchen. Habe ich da alles gesehen? Ich weiß es nicht.

An der V-Stelle endet die erste Schleife, wir laufen nun auf einem Begegnungsbereich (knapp einen Kilometer). Am Ende geht der Kurs über eine abgesperrte und überwachte Straße. Danach fällt die Strecke ein längeres Stück. „Lächle, so wird es dir gleich besser gehen“, sehe ich auf einen Schild. Ja, Huberts Mannschaft hat viele Schilder mit Inschriften aufgestellt. Über die eine oder andere kann man schmunzeln.

Dann endet das nicht nur mir gefällige Stück. Die Laufstrecke geht nach links, bergan. Geschätzte 40, 50 Höhenmeter, wieder mit 10 Prozent Steigung. Gleich nach der Linkskurve liefert mir das gelbe Schild die Überschrift: „Ich bin der Berg! Los! Pack mich!“ Danke.

Einer hat seinen Hund dabei und der springt mit „4WD“ den Berg hoch wie ein Geißbock. Ihr kennt nicht den Ausdruck? Mit „4 Wheels Drive“ täte man sich am Berg leicht. Wir müssen uns mit Zwei-Bein-Antrieb hocharbeiten. Nicht schwer fällt es zwei Läufern, die ihr Shirt vom Kaisermarathon ausführen. „Diese Steigung ist laufend machbar“, sind sich beide einig.

Die Strecke ist kurzweilig, nur dass es außer Bäumen nicht viel zu sehen gibt. Mal links, mal rechts, dann sieht man wieder kleine Bäche und Rinnsale. Übrigens, es ist jeder Kilometer markiert, so kann man sich seine Kräfte gut einteilen und weiß immer, wie viel Kilometer noch zu laufen sind.

Kilometer 10, die zweite V-Stelle mit einem genau so großen Programm wie vorher. Links ist ein kleiner Tümpel zu sehen. Mit „Ihr seid heut gut drauf, “ motiviert einer der Helfer. Wie wird das in der zweiten Runde aussehen?

Hier beginnt die zweite Steigung, die zwar nicht übermäßig steil ist, doch es geht auf fast drei Kilometer stetig bergan. Michael Schatz ist sogar von Berlin angereist, um einen hügeligen Lauf zum Ende der Saison zu machen. Aufgefallen ist mir der Berliner, weil er, wie einige andere auch, ein Fotogerät herumschleppen.

Nach Kilometer elf kommt ein kurzes Wegstück, an dem wir die Entgegenkommenden beobachten können. Einen sehe ich auf seinem Gefälle herunterdonnern und kann nicht einschätzen, ob er einer der Führenden ist oder vielleicht doch nur einige Plätze vor mir liegt. Wir biegen zu Beginn der Lichtung scharf rechts ab. Der Weg führt steil bergan. „Wenn es hinauf geht, dann geht es auch wieder runter!“ Das habe ich nicht erfunden, sondern wieder ein Spruch. Nett.

Am Ende der Steigung, ich brauche ja Fotomotive, lässt sich Marika Heinlein ablichten. So wie es der folgende Spruch vorschreibt: „Lächle und Du fühlst dich besser!“ Wir verlassen den Wald und sehen vor uns Bischofsheim, das dem Waldstück den Namen gegeben hat. Im Talgrund steht das Wasser in den Traktorspuren. Ja, es muss gut in der vergangenen Nacht geregnet haben, das hat mir Hubert schon am Morgen gesagt. Aber die Wege sind bis auf kurze Stücke gut zu laufen.

Unten in der Senke ist wieder eine V-Stelle. 100 Meter weiter langweilen sich die Sanitäter. Es ist halt bei denen wenig los. Ist ja nicht verkehrt, wenn sie keine Arbeit haben. Bei Kilometer 15 endet jetzt die kleine Schleife. Uns stellt sich die dritte schwere Steigung entgegen, bei der etwa 50, 60 Höhenmeter auf kurzem Wegstück hochführen. Dann führt die Strecke wellig weiter, bis wir wieder an die Straße kommen. Dort stauen sich die Autos und warten, bis für das Passieren eine genügend große Lücke kommt. Die Helfer weisen weitsichtig die Verkehrsteilnehmer ein. Nach etwa 100, 200 Meter auf dem Asphalt geht es nach rechts, wo uns jetzt die Halbmarathonis in dichten Trauben entgegenkommen.

An der folgenden V-Stelle (kurz vor Kilometer 18) biegen wir links ab. Ja, jetzt kommt der gemütlichste Teil: Auf etwa drei Kilometer verlieren wir über 100 Höhenmeter. Wer will, der kann hier es laufen lassen. „Lauf volle Kanne, heute gibt es Nudelpfanne!“ lese ich. Wer noch nicht ausgelastet ist, der kann auf den Stationen des Zeiler Fitness-Pfades ein paar Geschicklichkeitsübungen einlegen. Ich lass das lieber bleiben.

Der letzte Kilometer der ersten Runde ist fast steiler bergab als zuvor. Unten kommt dann die Streckenteilung. Marathonis links, Zielläufer rechts. Übrigens, wer sich übernommen hat, kann den Marathon nun beenden und wird dann nach Zuruf bei den halben geführt. Ist eine gute Idee.

Ist klar, dass ich die linke Gasse wähle. Nach dem Zieltransparent greife ich mir ein Bier (alkoholfrei) und renne dann weiter. Viele Zuschauer beobachten und motivieren uns. Auf der Strecke wird es dann recht einsam, bis auf die Ansprachen bei den V-Stellen.

Ich fühle mich gut und beschließe, die zweite Runde flotter zu laufen. 1.52 Stunden für 21,1 Kilometer, mich interessiert es, ob noch eine Zeit unter 3.45 Stunden geht. Auf der Startsteigung kann ich gleich einige überholen, darunter ist Thomas Steingärtner, ein Arbeitskollege, der mit einigen Freunden aus Weißenburg nach Zeil des Sports wegen gekommen ist. Auf mein „es is nimmer weit“ grinst Thomas bis hinter beide Ohren.

Ich komme gut über den ersten Anstieg hinauf und beobachte dann, dass mir auf dem Begegnungsbereich nun die Spitze des Halbmarathons entgegenkommt. Dann erkenne ich wieder einen Bekannten, den ich in der Vergangenheit eher bei einer anderen Beschäftigung ertappt habe als beim Laufen. Er verbietet eine Bloßstellung übers www. Nun, dann nenne ich ihn halt den Herrn X. Heute ist er mit einer essentiellen Wasserlassungsprozedur beschäftigt, damit er wieder lange Schritte machen kann.

Das gelingt dem Herrn ganz gut, dann lässt er zu Beginn der folgenden Steigung am Pack-mich-Berg abreißen. Ja, hier sind alle am Gehen. Ich sehe keinen, der läuft. Ich kann jedoch bis oben hin durchziehen und sehe es gottseidank nicht, wenn mir einer den Vogel zeigt. Weil  für einen Gruß beim Überholmanöver habe ich den dafür notwendigen Sauerstoff natürlich nicht mehr.

Ähnlich stark unterwegs ist Brigitte Bärnreuther, gar nicht gezeichnet von den vielen Kilometern. Mir fällt die Operette „Land des Lächelns“ von Franz Lehar ein, wo der Refrain so geht:

„Immer nur lächeln und immer vergnügt,
Immer zufrieden, wie's immer sich fügt.
Lächeln trotz Weh und tausend Schmerzen,
Doch wie’s da drin aussieht, geht niemand etwas an.“

Parallelen zum Marathon sind da schon vorhanden, nicht?

Ich kann mein Tempo halten, immer wieder kann ich auf Läufer auflaufen und überholen. Das macht wirklich Spass. Ich empfehle jedem, so eine Taktik wirklich einmal auszuprobieren. Denn wenn es normalerweise nach 30, 33 Kilometern zäh werden sollte, bei so einem Steigerungslauf kann man sich leichter schinden. Versucht es mal.

Die letzten Halbmarathonis machen bereitwillig Platz auf dem letzten Gefälle. Für die und für alle anderen gilt der Spruch: „Mit jedem Schritt kommt man dem Ziel näher!“ Meine Freude gilt jedoch den letzten drei Tafeln:

„Freu Dich drauf!“
„Nach dem Lauf:“
„Gönn Dir ein Göller!“

Das ist die hiesige Brauerei, die auch den Lauf sponsert. Vielleicht fällt ein Hopfengetränk für mich ab.

Ja, dann sind es nur mehr ein paar Meter, bis ich das Zieltransparent erreiche. 3.39 Stunden, die zweite Hälfte in 1.47 Stunden. „Du bist verrückt!“ „Hast ganz schön die Sau raulassen!“ sind einige Zitate, die ich mir gerne anhöre.

Ja, Hubert, heute hat alles gepasst, keine Mängel. Doch eine Verbesserung habe ich (mit einem Augenzwinkern). Für Altbayern ist das 0,2-Liter-Trinkgefäß für das Freibier eindeutig zu klein. Und: Kann die hiesige Brauerei auch ein Bier mit Alkohol spenden (braucht ja kein Bock sein). Die brauen auch ein Rauchbier, das würde ich gerne schlecken.

Ach ja, wer mal in Zeil an den Start will. Am 12.11.2011 geht es wieder „Auf und Nieder“ am Setzbachbrunnen. Wer nicht so lange kann, am 08.10.2011 geht es hier beim Abt-Degen-Lauf über elf Kilometer nicht weniger hügelig östlich von Zeil in die Weinberge.

Marathonsieger

Männer

1 Markus Spägele Günzburger Läufer   02:53:13
2 Frank Zocher  Tv Fürth 1860 Marathonteam   02:55:29
3 Ulli Pfuhlmann LG Haßberge   02:55:43

Frauen

1 Simone Hüttl  GEH-Punkt Weißenburg   03:27:08
2 Steffani Janko  TSG Niederdorfelden   03:34:59
3 Brigitte Bärnreuther  FSV Großenseebach  03:48:56

12
 
 

Informationen: Zeiler Waldmarathon
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