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Laufberichte

Gegen die Uhr in Winterthur

 

Immer wieder hat man einen schönen Blick auf den Fluss und seine Schotterbänke, dann verlassen wir den Wald, nun Felder und Staffelwechsel nach km15. Zum Getränk bekomme ich einen tiefen Lungenzug Rauchgase, ich muss husten. Wir überqueren die Töss und sind für etwa 1km wieder in bewohntem Gebiet. Der Anstieg wird steiler, Wald und damit Schatten, bei km17 haben wir den höchsten Streckenpunkt erreicht. Zwischen Feldern hindurch geht es auf Schotter bergab, Fotografen lauern am Streckenrand. Wieder ein „Stolpergefahr“-Schild. Ich bin fast nur von Halbmarathonis umgeben. Die sind recht ehrgeizig, denn deren Rennen geht bald zu Ende. Durch ein enges Waldstück sind wir plötzlich wieder auf Asphalt, es geht weiter runter. Anwohner feuern uns an.

Das Gerstenfeld nun zur linken ist ohne eine Mohnblume, gar kein „Unkraut“ ist auch nicht schön. Flach geht es rein nach Winterthur, Straßenübergänge werden für uns gesperrt, quasi durch die Hintertür gelangen wir zum Start-Ziel-Gelände vor der schönen hölzernen Reithalle, die ein lokales Veranstaltungszentrum ist.

Das Publikum trägt einen ins Ziel, wir Marathonis müssen aber 100m vorher abbiegen. Eine Wasserstelle und dann ist es ruhig. Hinter der Reithalle kommen wir zum Beginn des Kurses, sodass sich der Kreis schließt. Gar so einsam, wie ich gedacht habe, ist es gar nicht. Auf der hier verwinkelten Strecke zeigen uns die Streckenposten an, wo es lang geht. Ich muss zugeben, ich war von den Höhenmetern überrascht, habe die Strecke flacher erwartet. So bin ich die ersten 17km zu schnell angegangen, ich muss mit meinen Kräften etwas haushalten. Was ich jetzt beurteilen kann: Eine schöne und abwechslungsreiche Strecke ist das hier.

Als wir wieder an der Schrägseilbrücke bei km2 bzw. km23 vorbeikommen, beratschlagen die Streckenposten gerade, wie lange sie die Straßensperre noch aufrecht halten werden. Eine Familie versorgt uns aus der Garage heraus mit Wasser. Das ist nett, gefällt mir, ist aber nicht notwendig. Die Versorgungsposten alle 4km seitens des Veranstalters sind vorbildlich. Nicht einmal irgendwo ein Gedränge, alles jederzeit greifbar, immer freundliche Worte und ein Lächeln.

Kurz nach der Labe 4/25 überholt mich eine Staffelläuferin: „Ohne Frauen läuft nichts“, verkündet sie auf ihrer Fahne, wie man sie von Zugläufern kennt. Als ich nun zur Kontrollstelle komme, höre ich meinen Transponder piepsen, das tut gut. Nun höre ich auch die Vögel zwitschern.

Die Megaphon-Anglerin sagt anerkennend: „Bravo, Respekt, sehr gut!“ Und dann holt sie mich auf den Boden zurück indem sie hinzufügt: „Langsam, aber sicher!“  So unrecht hat sie damit nicht. Die Zuseher sind noch weniger geworden, lagern nun vermehrt unmittelbar am Flussufer. Ein paar Verwegene waten sogar im Fluss. Der Fluss kommt aus dem Zürcher Oberland, der muss sehr erfrischend ein.

Ab km31 wird der Schatten weniger, High Noon ist es gerade, bald sind wir ohnehin wieder im Wald. Ich drehe mich um: Vater und Sohn sehe ich da, namentlich Hans und Linus. Hans knipst mich und muss dann seinem Sohn hinterher eilen.

Links ein Martin, rechts ein Martin, ich durch die Mitte auf dem erhöhten Mittelstreifen. Wenn einmal ein M4Y-Läufer überholt, ist das kein Zeichen von Schnelligkeit! In meinem Fall stimmt das, die beiden nehmen es gelassen.

Dann kommt wieder ein Radfahrer von hinten: „Bitte rechts bleiben!“ Die 10km-Läufer kommen, 600 sind es insgesamt. Die sind erst vor 2km gestartet, das Ziel ist dasselbe. Wenig später die schnellste Dame. Die Strecke wird nun immer belebter. Der Fotograf 6km vor dem Ziel hat richtig viel zu tun, ist aber auch erstklassig ausgerüstet.

Ich tanke auf, der steile Anstieg vor km17/38 steht bevor. Faye überholt mich bergauf, schon wieder! Die hole ich mir endgültig beim Runterlaufen, nehme ich mir vor. Als wir zur zweiten „Stolpergefahr“ der Runde kommen, einem kurzen Single-Trail-Abschnitt, ist eine ältere Dame mit Rollator vom Andrang überfordert. Sicherheitshalber bleibt sie stehen. Sie scheint sich gar nicht wohl zu fühlen.

Die Läufer kommen nun dicht an dicht, es geht relativ steil runter und der Weg hängt nach rechts weg.

Wieder in bewohntem Gebiet: Ein junges Mädchen glaubt, uns mit dem Gartenschlauch abspritzen zu müssen. Das mag ich gar nicht, bin aber wohl der einzige, der keine Freude damit hat. Noch 2km bis ins Ziel. Für den Schlussspurt gibt es noch einmal eine Tränke. In einer Birkenallee wollen Kinder abgeklatscht werden und lachen laut auf, als ich sie stattdessen fotografiere.

Jetzt ist es nicht mehr weit ins Ziel, einmal nach links, unterm gelben Post-Tor durch, nach rechts und jetzt noch 200m. Die Blasmusik spielt, dann habe ich es geschafft.

Es war richtig mühsam heute, ich bin aber zufrieden. Laufend strömen 10km-Läufer ins Ziel, Marathonis sind auch darunter.

Irgendwas fehlt mir in meinem Zieleinlaufritual. Dann komme ich drauf: Es gibt keine Medaille! Niemand, der einem gratuliert und sie einem freundlich lächelnd um den Hals hängt. Schade. Jene, die vorab € 12 = CHF 12 für die Medaille bezahlt haben, können sich diese später in der Reithalle abholen.

Im Ziel kann ich mich stärken, der Weg zu den Duschen ist großzügig ausgeschildert. In und vor der Reithalle ist derweil ein Volksfest im Gange, Kinderläufe und einen 5,4km Lauf gibt es ja auch noch.

Ich hole mir meine Sachen aus dem Hotel und dann geht bald der Zug zurück. Am Bahnhof treffe ich das strahlende Silberne-Hochzeits-Marathonpärchen Marianne und Andreas wieder. Das war doch ein gelungener Tag!

195 Marathonfinisher,
1.391 Halbmarathonis im Ziel

Um das Startgeld von 75,- CHF gibt  es ein rotes Funktionsshirt,  Startnr. inklusive Zeitnehmung; slle 4km Versorgungsposten mit Wasser, Bananen, Iso, Powerriegel, Gels einen üppig gefüllten Starterbag von Migros

Und: eine schöne und abwechslungsreiche Strecke, nie langweilig, zu 1/3 Asphalt
Die Startzeiten der diversen „Kurzstrecken“ sind für die Marathonis super gewählt

 

Sieger
1. Feremutsch Christoph CH        2:40.17
2. Josef Raphael          CH                     2:41.38
3. Cifersky Miroslav     SVK                2:53.37

Siegerinnen
1. Müller Astrid,      CH                       2:54.02
2. Hediger-Weiss Katharina,  CH               3:09.35
3. Schäfer Michaela,  CH               3:17.25  

 

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Informationen: Winterthur Marathon
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