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Laufberichte

Von 5 bis 50

28.01.07

Familiäre Atmosphäre im Rudolf-Pöpke-Sportzentrum

 

In Deutschland gibt es mehrere Orte mit dem Namen "Oldendorf". Sucht man auf der Landkarte die "Samtgemeinde Oldendorf", empfiehlt es sich wie folgt vorzugehen: Man verbindet die Städte Cuxhaven, Hamburg und Bremen mit (gedachten) Linien. Innerhalb des so gewonnenen Dreiecks findet man die Städte Hemmoor, Stade und Bremervörde. Verbindet man auch diese mit (gedachten) Linien, ergibt sich ein wesentlich kleineres und nun überschaubares Dreieck. In dessen Mitte liegt Oldendorf, Sitz der gleichnamigen Samtgemeinde, die aus den Mitgliedsgemeinden Burweg, Estorf, Heinbockel, Kranenburg und Oldendorf besteht, eine Fläche von 106 Quadratkilometern umfasst und in deren 11 Ortschaften ca. 7.800 Einwohner leben.

 

Das Samtgemeindegebiet wird weitgehend von Flüssen umgeben. Seinen westlichen und nordwestlichen Bereich begrenzt die "Oste", seinen südlichen Teil die "Schwinge". Der Siedlungsraum Oldendorf zeigt die typischen Merkmale der ältesten Geestdörfer im Stader Gebiet. Die überall mit Waldflächen durchsetzte Landschaft ist - ausgehend von dem ehemaligen Urstromtal der Oste mit Niederungsflächen (Marsch) im Norden und Westen, den sich anschließenden hügeligen Geestplatten sowie dem wenig kultivierten und unter Naturschutz stehenden Hochmoorgebiet im Süden - außergewöhnlich vielgestaltig und sehr reizvoll.

 

Schon in frühester Zeit haben im Raum Oldendorf Menschen gewohnt. Man stößt deshalb auf uralte Stein- und Hügelgräber. Aufgrund von zahlreichen Funden (darunter ein sächsischer Friedhof mit Urnen und die Reste einer sächsischen Siedlung) kann eine erste Besiedlung dieser Region bereits im 2. bis 5. Jahrhundert n.Chr. angenommen werden.

 

Die im 11. Jahrhundert aus mächtigen Feldsteinen erbaute Kirche in Oldendorf wurde als Taufkirche errichtet und dem heiligen Martin geweiht. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten urkundlichen Nachweise. Dass der Bereich des Kirchspiels Oldendorf seit jeher auch in religiöser Hinsicht von einiger Bedeutung war, lässt sich daraus schließen, dass hier im Jahre 1233 sogar Synodaltage abgehalten wurden.

 

In eben diesem geschichtsträchtigen Ort Oldendorf richtete die aus den Sportvereinen MTV Hammah, MTV Himmelpforten und TuS Oldendorf bestehende "Leichtathletikgemeinschaft Kreis Nord - Stade" am 28.01.2007 nunmehr bereits zum 8. Mal ihren stets am letzten Sonntag im Januar stattfindenden "Winterlauf" aus.

 

Die Veranstaltungsleitung lag wie bisher in den bewährten Händen von Manfred Keitsch, der stets Ruhe und Übersicht bewahrt und immer ansprechbar ist. Manfred ist mit der Leichtathletik ganz eng verbunden. Er ist selbst Läufer. In letzter Zeit musste er allerdings seine eigenen sportlichen Aktivitäten aus Gesundheits- oder Verletzungsgründen bedauerlicherweise ziemlich einschränken.

 

Das eingespielte Organisationsteam um Manfred Keitsch wurde auch diesmal wieder von einer Vielzahl fleißig anpackender und stets freundlicher Helferinnen und Helfern unterstützt. Die Gastfreundschaft, die den Aktiven beim Winterlauf in Oldendorf entgegengebracht wird, verdient besondere Erwähnung.

 

Veranstaltungszentrum war wiederum das Rudolf-Pöpke-Sportzentrum, dessen moderne Anlagen und Baulichkeiten sich für die Ausrichtung einer Laufveranstaltung bestens eignen. Zu durchlaufen war ein ziemlich geradliniger und dennoch recht abwechslungsreicher Rundkurs, vor dessen Beginn und nach dessen Ende ein innerörtlicher Wendepunktgegenlaufabschnitt absolviert werden musste. Das Streckenprofil könnte man als "leicht wellig" bezeichnen. Gelaufen wurde auf asphaltierten Feld- und Fahrradwegen. Lediglich ein Teilstück des kurzen innerörtlichen Streckenverlaufes war mit einer Pflasterung versehen. Die Streckenlänge betrug exakt vermessene 5.000 m.

 

Darin liegt auch die Besonderheit begründet, die alljährlich eine recht stattliche Anzahl von Interessentinnen/Interessenten zum "Winterlauf" nach Oldendorf lockt. Es können dort nämlich ausschreibungsgemäß 1 - 10 Runden gelaufen werden und mithin ein 5-, 10-, 15-, 20-, 25-, 30-, 35-, 40-, 45- oder 50-km-Lauf absolviert werden. Wer früher als ursprünglich beabsichtigt sein Rennen beenden will, umrundet nicht mehr die Wendemarke, sondern passiert den separat angelegten Zieleinlaufkanal. Wer sich gut fühlt und spontan eine oder einige Runden mehr als vorher geplant zurücklegen möchte, kann beliebig bis auf maximal 10 Runden verlängern. Bei der Voranmeldung/Anmeldung ist die "angepeilte km-Zahl" nur deshalb zu nennen, weil sich hiernach die Startgebühr bemisst und weil diese Information zur ausgewogenen Verteilung der Läufer/innen auf die Rundenzähler/innen herangezogen wird.

 

Für jede der 10 Distanzen erfolgt eine gesonderte Wertung. Startzeit für alle Wettbewerbe ist 10.00 Uhr. Der Zielschluss erfolgt um 16.00 Uhr, wobei zur Vermeidung der Überforderung einer Teilnehmerin/eines Teilnehmers eine zeitliche Toleranz eingeräumt wird. Dies bedeutet, dass die Zielankunft aller Läufer/innen abgewartet wird, die sich um 16.00 Uhr noch auf der Strecke befinden, und gilt natürlich besonders für diejenigen, die in Absprache mit dem Zeitnahmepersonal noch eine Runde in Angriff nehmen, obwohl sich schon abzeichnet, dass sie etwas "überziehen" werden müssen.

 

Auch in diesem Jahr konnten sich die Starter/innen wieder an einer umsichtigen Betreuung während des Rennens erfreuen: Die Laufstrecke wurde durch Straßensperrungen verkehrsfrei gehaltenen (lediglich auf dem kurzen innerörtlichen Teilstück fuhr manchmal ein Anlieger-PKW mit vorsichtigem Schritttempo). Jede der auf dem Asphalt deutlich lesbar aufgetragenen km-Marken wurde zudem noch durch eine Hinweistafel ergänzt. Die Stelle, an der im Verlauf der 9. Runde die Marathondistanz vollendet wird, hatte man besonders gekennzeichnet. Am Rundenende konnte von einer großen Digitaluhr die jeweilige Zwischenzeit abgelesen werden.

 

Zu Rundenbeginn war eine Verpflegungsstelle eingerichtet, deren sehr vielfältiges Angebot (darunter ein trinkgerecht warmer Tee) keine Wünsche offen ließ. Solcher Service gehört zu der hervorragend organisierten Oldendorfer Laufveranstaltung wie das "Amen zum Gebet."

 

Eine im Januar ausgerichtete Freiluftveranstaltung wird natürlich in entscheidendem Maße von den derzeit vorherrschenden Witterungsverhältnissen geprägt. Der "Oldendorfer Winterlauf" erlebte bereits eine ganze Palette winterlicher Wettervarianten. Zwar empfand man die Temperatur, die in diesem Jahr am Veranstaltungsort gemessen wurde (gegen 9.00 Uhr +4,5° Celsius, gegen 18.00 Uhr +7,0° Celsius) fast schon als "angenehm mild". Jedoch beeinflussten diesmal Regen und Wind das Geschehen in gravierender Weise. In den ersten beiden Laufstunden störten das leichte Dahernässen und der noch mäßige Wind eigentlich weniger.

 

Ab Mittag setzte dann aber ein ca. dreistündiger Regen ein, der von einem immer heftiger werdenden Sturmwind begleitet wurde. Auf den ersten beiden km der Runde war der "kräftige Schub von hinten" ja ganz hilfreich und nicht unwillkommen. Die restlichen 3 km wurden jedoch immer beschwerlicher. Zwar hatte der Regen in der 6. und damit letzten Laufstunde weitgehend ausgesetzt, die Sturmböen erreichten nun aber ihre höchste Geschwindigkeit. Vor allem auf dem höher gelegenen Streckenabschnitt zwischen km 3,0 und 3,8 ließen frontal auftreffende Böen so manche(n) noch im Rennen Befindliche(n) kurzzeitig ins Taumeln oder zum Stillstand kommen. Ein Nützliches war dieser Situation aber abzugewinnen: Nun trocknete die Außenbekleidung etwas ab.

 

Betrachtet man es einmal realistisch: Zwar hätte man in jeder anderen Jahreszeit berechtigterweise von einem "Hundewetter" sprechen dürfen. Jetzt aber war Winter! Was hätte da nicht sonst noch alles die Teilnehmer/innen "quälen" können? Und was soll 's eigentlich? Ultraläufer/innen sind keine "Weicheier"! Ist doch toll, wenn man sich hinterher selbst auf die Schultern klopfen kann, weil man trotz erheblicher Witterungsunbilden nicht resigniert hatte und nicht vorzeitig "ausgestiegen" war. "Absolut daneben gelegen" hätte, wer wegen des Schlechtwetters Kritik an der Veranstaltung oder am Veranstalter geübt hätte. Letzterer machte den Regen und Wind doch nicht selbst. Zudem hatten viele Helfer/innen nicht minder hierunter zu "leiden". Stundenlang harrten sie auf einer Stelle stehend in der Nässe aus und murrten nicht. Wir Teilnehmer/innen hatten es da schon viel besser, wir konnten uns wenigstens laufend "aufheizen".

 

Trotz der oben dargestellten Witterungsverhältnisse wurden im 50-km-Lauf (in diesem Jahr übrigens einer der Wertungsläufe für den "DUV-50-km-Cup") sehr ansprechende Siegerzeiten erzielt: Lars Pingel vom TSV Neuland gewann die Männerwertung in beachtlichen 3:46:23 Stunden und wiederholte damit seinen Vorjahressieg. Auf Platz 2 folgte Thorsten Themm von der ALG VfL Bokel in 4:09:42 Stunden. Rang 3 belegte Bernd Zagorski vom Post-SV Buxtehude in 4:30:14 Stunden. Bei den Frauen errang Martina Ramthun vom Lufthansa-SV Hamburg in respektablen 4:56:19 Stunden einen sicheren Sieg. Als gemeinsame 2. platzierten sich Kerstin Cools aus Teterow und Ramona Mayer aus Demmin, die die 10 Runden durchwegs in trauter Gemeinsamkeit zurückgelegt und auch nebeneinander auf gleicher Höhe in 5:16:01 Stunden beendet hatten.

 

Beim 50-km-Lauf gelangten 4 Frauen und 10 Männer ins Ziel. Den 45-km-Lauf, der ja auch noch ein "Ultra" ist, beendeten 1 Frau (Silvia Burow vom SC Hohenaspe in 4:27:57 Stunden) und 6 Männer (Erstplatzierter: Jan Rasmuss Wellm von der LG Kreis Nord-Stade in 4:07:11 Stunden). Die Wettbewerbe über 5 bis 50 km bestritten insgesamt 199 Läufer/innen.

 

Ich hatte die Anreise nach Oldendorf diesmal nicht - wie in den 4 Jahren zuvor - von der in Hamburg gelegenen Wohnung meines Sohnes Frank aus durchgeführt. Dieser war nämlich selbst in Sachen "Ultramarathon" unterwegs gewesen (Start am Vortag beim 50-km-Lauf in Rodgau - dort 159. von insgesamt 573 angetretenen Läuferinnen und Läufern in 4:26:08,6 Stunden). In diesem Jahr reiste ich erstmals unmittelbar von meinem Wohnort Bonn aus nach Oldendorf an. Dabei war ich Mitfahrer im PKW meines langjährigen "Laufkumpels" Ernst Güdelhöfer. Dieser hatte erneut angeboten, den Fahrdienst zu übernehmen. Unser Vorprogramm lautete: um 3.00 Uhr Wecken, gegen 3.30 Uhr Abfahrt, 433 Anreise-km mit 2 Stopps an Autobahnraststätten (weil Ernst wegen aufkommender Müdigkeit jeweils für ¼ Stunde die Augen schließen musste), gegen 8.45 Uhr Ankunft am Veranstaltungsort.

 

Nach dem Start kam ich zunächst besser als Ernst in den Wettkampf hinein. In Anbetracht meiner Möglichkeiten trabte ich eine ganze Zeit lang recht ordentlich dahin. In einem 6-Stunden-Rennen hätte das Durchschnittstempo meiner ersten beiden Laufstunden ein Ergebnis zwischen 47 und 48 km bewirkt. Auch nach 3 Laufstunden (bei "Halbzeit" also) wäre selbst bei etwas Leistungsabfall noch ein sicheres 46-km-Resultat innerhalb von 6 Stunden zu erwarten gewesen. Der von mir angestrebten und bisher viermal erbrachten Sub-6-Stunden-Zeit im 45-km-Wettbewerb schien also auch in diesem Jahr nichts im Wege zu stehen.

 

Aber ich hatte "die Rechnung ohne den Wirt gemacht". Zwar hatte es bereits Anzeichen gegeben, dass mein Ischiasnerv infolge der durchnässten Kleidung und des darauf stehenden Windes "in die Hände klatschte". Es hatte nämlich wieder einmal von meiner rechten Gesäßhälfte ausgehend über den hinteren Oberschenkel in meine rechte Wade hineingezogen. Als mich kurz vor km 31 aber der erste leichte Krampf ereilte, war ich dann doch sehr überrascht. Hatte ich mich doch in der vorangegangenen Woche mit Magnesium und Kochsalz meiner Meinung nach mehr als ausreichend "abgefüllt". Nun waren es also Ischiasprobleme, die mich bremsten.

 

Und noch waren ca. 14 km zurückzulegen. Immer wieder auftretende Wadenzuckungen und Krampfanflüge zwangen mich zu Gehpausen, die organisch gar nicht notwendig gewesen wären. Hektische Selbstmassagen und Dehnübungen schienen den Zustand noch zu verschlechtern. Mein "Laufkumpel" Ernst hatte mich inzwischen längst überholt. Nun galt es nur noch durchzukommen, d.h. 9 Runden zu vollenden. Da jedoch keine total blockierenden Krämpfe auftraten und mit sich stetig verringernder Restkilometerzahl keimte Hoffnung in mir auf.

 

Schließlich war nur noch eine Runde zu überstehen. Die Zusicherung des Zeitnahmepersonals, man würde auf meine Zielankunft in jedem Falle warten, auch wenn dies nach 16.00 Uhr sei, nahm eine Menge Stress von mir (deshalb auch von hier aus nochmals meinen herzlichen Dank an die netten Leute!). Und so "hangelte" ich mich auch noch über die 9. Runde hinweg.

 

Dabei passierte ich die Marathonmarke in 5:41:20 Stunden, womit ich in Anbetracht der Witterungsverhältnisse auch ohne meine Behinderung "hätte leben können". Dass ich mit meiner 45-km-Endzeit von 6:05:55 Stunden erstmals in Oldendorf eine "Sub-6" verfehlte, "wurmte mich" jedoch schon etwas. Aber so bin ich nun 'mal. Im schlimmsten Stadium meiner Beschwerden wäre ich schon zufrieden gewesen, nach 8 Stunden außer Konkurrenz hinkend die 45 km zu vollenden. Nun haderte ich mit mir wegen 6 Minuten über "Sub-6". Allerdings nicht lange.

 

Abschließend ist noch anzumerken, dass Voranmelder/innen folgende Startgebühren entrichten mussten: 5- und 10-km-Lauf 4 €, 15- bis 30-km-Lauf 7 €, 35- bis 50-km-Lauf 10 €. Der Nachmeldezuschlag betrug 2 €. Mit den Startunterlagen bekamen die Teilnehmer/innen Bons ausgehändigt, die zum kostenlosen Empfang eines Tellers Suppe/Eintopf und eines Getränkes nach eigener Wahl berechtigten. Alle Zielankömmlinge erhielten zudem eine geschmackvoll gestaltete und mit dem individuellen Resultat versehene Urkunde überreicht. Bei Bedarfsanmeldung wäre eine kostenfreie Sporthalle-Übernachtung (eigene Ausrüstung erforderlich) zur Verfügung gestellt worden.

 

Aus diesem bemerkenswerten Preis-Leistungs-Verhältnis lässt sich ersehen, dass es den Organisatoren nicht vorrangig darum geht, Einnahmen zu erzielen, sondern dass die Absicht im Vordergrund steht, der "Läufergemeinde" ein unvergessliches Lauferlebnis mit anschließender Geselligkeit in familiärer Atmosphäre zu bieten. Dies ist Manfred Keitsch und seinem Team am 28. Januar 2007 wieder sehr eindrucksvoll gelungen.

 

 Hier noch zwei Erlebnisberichte aus Odendorf:


Ramona Mayer aus Demmin (gemeinsam mit Kerstin Cools 2. Frau im 50-km-Lauf), hat ihre Eindrücke zusammengefasst:

 

Sonntag, den 28. Januar 2007 - Es regnete und regnete. Wie angekündigt stürmte der Westwind über das Land und es regnete. Mal weniger, mal stärker. Mit etwa 230 anderen Laufwütigen liefen Kerstin und ich unseren ersten Ultrawettkampf. 50 km in Oldendorf bei Stade. Ich wusste bis dato nicht einmal, dass es solche Orte wie Oldendorf, Gräbel, Timmerlade überhaupt gibt, geschweige denn wo die liegen. In der kurzen Zeit, die wir hier weilten, war das auch kaum festzustellen. Auf jeden Fall fließt hier die Oste, an welcher wir gestern noch einen kleinen 5-km-Trainingslauf absolvierten.

 

Ja, gestern...

 

Bereits früh 8.00 Uhr trafen wir uns, packten alle Sachen in Kerstins Auto und fuhren ins unbekannte Land. Am späten Mittag trafen wir in Oldendorf ein und fuhren erst einmal zu dem Landgasthof Meier in Gräpel, wo wir die Übernachtung gebucht hatten. Wir bezogen die Zimmer und stärkten uns erst einmal. Irgendwie scheint man hier Fett sehr zu lieben, denn das Essen triefte nur so davon. Auch später das Abendbrot in Himmelpforten - natürlich Spaghetti - schwamm nur so in fetter Soße. Da es trotzdem schmeckte ertrugen wir das tapfer. Schließlich sind 50 km kein Pappenstiel, da ist genug Vorrat auf den Rippen gar nicht so schlecht.

 

Nach einer angenehmen, langen Nacht wurden wir heute Morgen mit Brötchen, Quark, Honig und Eiern, Kaffee, Orangensaft und Tee verwöhnt. Alles Sachen, die ich sonst größtenteils meide. Aber heute war es gut so. Nach vielen Toilettengängen noch vor dem Lauf fühlte ich mich dann so fit, dass ich nach dem Start um 10.00 Uhr von Anfang an ganz locker laufen konnte. Wir wollten gemütlich unterwegs sein, so um die 6 Minuten den Kilometer. Spätestens nach 6 Stunden wollten und mussten wir wieder im Ziel sein. Es nieselte bereits am Anfang. Schade, gestern schien hier die Sonne und es war trocken. Wäre für heute ideal gewesen. Aber nein, es regnete. Da wir aber nun einmal hier waren, mussten wir da durch. Erfahrungen haben wir mit solchem Wetter ja schon bei unserem Sechsstundenlauf sammeln können. Heute nun setzte der Sturm noch einen drauf.

 

Die Strecke war eine überschaubare 5-km-Runde ohne nennenswerte Hügel, alles Asphalt. Teilweise von Bäumen umgeben. Nur nicht an den Stellen, wo der Sturm von links oder von vorn kam. Da hieß es sich dagegen stemmen, sonst bleibt man stehen. Immer wieder hatte ich den fliegenden Smilie vor meinem geistigen Auge und sah einen jungen Mann an einer horizontalen Stange in der Wagerechten Klimmzüge machen. Ich glaube, das hätte ich heute auch hinbekommen.

 

Auf jeden Fall gefiel uns dieses Rundenlaufen, war doch die Verpflegung alle 5 km abgesichert. Mit Tee, Wasser, Cola, Brühe, Keksen, Schokolade und Bananen war das Angebot auch recht reichlich und bis zum Schluss vorhanden. Um die Runden auch mental zu überwinden zählten wir einerseits die Runden, andererseits die bereits gelaufenen Kilometer. Zusätzlich orientierten wir uns an einem Baum, der jede Runde begrüßt wurde.

 

Die ersten fünf Runden liefen sehr gut. Wir hielten den Schnitt von 6 min. ein. Doch danach wurden wir etwas langsamer. Kerstin hatte schwere Beine. Der Marathon letzten Samstag steckte ihr noch in den Knochen. Bei mir fingen dann auch die ersten kleineren Wehwehchen an. Das rechte Knie muckerte immer wieder wenn wir an eine bestimmte Kurve kamen. Es war als hätte ich mich vertreten. Später verschwand das Problem wieder. Immer wieder ging mir durch den Kopf, wenn du die 30 km-Marke ohne Schwierigkeiten bewältigt hast, schaffst du auch die restlichen 20 km. So kam es dann auch. So nach und nach spulten wir die Runden ab. Teilweise liefen wir wie aufgezogen, fast im Gleichschritt. Wir waren ein richtiges Team. Wir mussten allerdings auch laufen, sonst wäre uns noch kälter geworden. Es waren vielleicht 7 Grad, aber durch die Nässe und den starken Wind fror ich öfter. Am Ende waren wir klatschnass. Aber an Aufgeben dachten wir nie. Im Gegenteil. Es lief so gut, dass ich sogar die Marathonstrecke in meiner besten Zeit gelaufen bin (04:21 h).

 

Nach 05:16:02 h kamen wir beide gleichzeitig ins Ziel. Überglücklich. Der erste, der uns gratulierte, war Frank. Er hat auch mehr erreicht, als er wollte. Statt 25 km ist er 45 km gelaufen. Das ist doch toll.

 

Zu der Laufveranstaltung kann ich nur sagen, dass es sich gelohnt hat herzukommen. Alleine schon wegen des Wetters hatte es seinen Erlebniswert.

 

Der Lauf war sehr liebevoll vorbereitet worden und der Organisator ein ausgesprochen hilfsbereiter und zuvorkommender Mensch. Das hat uns sehr gefallen. Wir haben sogar beide jeder einen Pokal bekommen. Am Ende gab es noch Suppe und ein Getränk. Kosten für den Lauf waren gerade mal 10,-- €. Ich kann diese Veranstaltung nur empfehlen. Zumal man sich aussuchen kann, wieviel man laufen will (von 5 km bis 50 km). Es ist auch erlaubt, die Strecke zu verkürzen oder zu verlängern. Wo gibt es sowas schon?


Frank Lomott aus Horneburg (4. Mann im 45-km-Lauf und Marathon- sowie Ultamarathon-Debütant):

 

Oldendorf - Ein Wintertraum???

 

Sonntag, 28. Januar 2007 - Der Wettermann verkündet: „4 Grad, Regen und starker Westwind mit Sturmböen.“

 

Egal, es ist Sonntagmorgen und ich liege gemütlich unter meiner Bettdecke. Aber halt, war da nicht was? Na klar! Winterlauf in Oldendorf. Und ich habe mich angemeldet. Also raus aus den Federn.

 

Ein kurzer Blick aus dem Fenster; kein Regen, kein Wind. Na geht doch.

Was nicht geht ist die Anzeige auf der Waage, 98,3 kg. Hatte ich mir doch fest vorgenommen bis Oldendorf wieder auf 97 kg runter zu sein. Aber auch egal, ändern kann ich jetzt sowieso nix mehr.

 

Während des Frühstücks denke ich zurück an letztes Jahr. Vor fast genau einem Jahr habe ich in Oldendorf, beim 7. Winterlauf, meinen ersten Wettkampflauf absolviert, 30 km in 3 Std. 22 Min. Und das war ein wirklicher Winterlauf, hatte es in der Nacht zuvor doch geschneit, und morgens beim Start hatten wir - 5 Grad C.

 

Heute wird wohl alles ein wenig anders. Der heutige Lauf soll für mich ein langer Trainingslauf für meinen geplanten, ersten Marathon Ende April in Hamburg sein. 30 km will ich mit möglichst konstanten 7min/km laufen und, falls dann noch was geht, vielleicht noch eine Runde dranhängen, um mit 35 km eine für mich neue Bestleistung aufzustellen.

 

Also, dann mal los ins Auto und ab nach Oldendorf.

 

Oldendorf ist eine kleine Geest-Gemeinde im nördlichen Niedersachsen, ca. 15 km westlich von Stade.

 

Organisiert wird der Winterlauf durch die LG Kreis Nord-Stade, die sich aus den Vereinen MTV Hammah, MTV Himmelpforten und TuS Oldendorf gebildet hat. Namentlich als Organisator tritt Herr Manfred Keitsch auf, er kann sich aber auf viele wirklich nette ehrenamtliche Helfer und Helferinnen stützen, die vor, während und nach dem Lauf für eine Atmosphäre sorgen, in der man sich einfach wohlfühlen muss.

 

Nach dem Startschuss hat man dann 6 Stunden Zeit, um den 5 km langen asphaltierten Rundkurs so oft zu durchlaufen wie man mag, mindestens eine, höchstens 10 Runden.

 

Um kurz vor zehn Uhr stehen schätzungsweise mindestens 200 Läufer und Läuferinnen vor der Startlinie und warten auf den Startschuss. Und dann geht es los, nicht nur mit dem Lauf, nein auch mit dem Regen, glücklicherweise anfangs nur leicht. Dieser wird sich aber, genau wie der Wind, von Runde zu Runde steigern, sich zu einem kräftigen Dauerregen entwickeln. Oldendorf - Ein Wintertraum???

 

Ein Schuss und mindestens 400 Beine setzten sich in Bewegung, darunter auch ein paar Walker, die im Gegensatz zu uns Läufern, die wir den Kurs in Uhrzeigerrichtung durchlaufen, gegen den Uhrzeigersinn walken.

 

Nach 300 Metern ist der Ortsausgang von Oldendorf auch schon erreicht, es geht geradeaus bis zum km-Schild 1. Rechts und links liegen Wiesen und Felder, am Wegesrand stehen Brombeerbüsche, zu dieser Jahreszeit nicht gerade aufregend für das Auge. Der 2. km ist durch einige Kurven und Bäume schon ein wenig interessanter.

 

Kurz danach kommt eine scharfe Rechtskurve und plötzlich merke ich, dass der Wind schon ganz schön heftig geworden ist, kommt er doch jetzt nicht mehr von hinten wie auf den ersten 2 Kilometern sondern von rechts, genau von der Seite. Auf einem leichten Anstieg geht es schnurgeradeaus bis zum km 3, der genau hinter einer weiteren 90 Grad Rechtskurve liegt.

 

Wer jetzt mitgerechnet hat, für den wird meine Mitteilung, dass der Wind ab hier genau von vorne kommt, keine Überraschung sein. Auf den nächsten 500 Metern liegt der stärkste Anstieg der Strecke, danach kurz hinter einem Bauernhaus geht es wiederum rechts ab, wo wir bis zum km 4 die eben gewonnenen Höhenmeter wieder verlieren.

 

Nach einer scharfen Linkskurve geht es dann noch mal für ca. 200 Meter gegen Wind und Regen, danach in einem Anstieg wieder hinein nach Oldendorf, dabei Wind und Regen zur Abwechslung mal von links kommend.

Eine scharfe Linkskurve ca. 300 geradeaus, rechts abbiegen und man erreicht die Straße der „Entscheidung“. Ist hier doch die Laufstrecke durch Lübecker Hütchen geteilt. Entscheidet man sich für den rechten Teil läuft man durchs Ziel und kann Regen und Wind durch eine warme Dusche ersetzen, entscheidet man sich für den linken Teil, erreicht man kurz darauf den km 5, den Wendepunkt der Strecke.

 

Hier steht auch der Verpflegungswagen, wirklich wohlsortiert, dem hungernden Läufer Kekse, Schokolade und Bananen anbietend. Dem dürstenden Läufer kann mit Wasser, warmen Tee, Cola und Malzbier geholfen werden. Nicht nur mein Favorit war heute aber ganz eindeutig die warme Kraftbrühe, so stark nachgefragt, dass es zeitweise sogar zu Lieferengpässen gekommen sein soll.

 

Für mich war nach 32 Minuten die erste Runde zu Ende, die zweite obwohl ich sie auch in 32 Minuten lief, verging aber wie im Fluge, hatte ich doch nette Begleitung mit Beate und Heike gefunden, Beate eine schon mehrere Marathons Finisherin, Heike eine Ultra-Läuferin, die sich hier heute für den Lauf Lübeck-Hamburg „warmlief“. Bei km 10 trennten sich unsere Wege, jeder lief sein Tempo weiter.

 

Weitere 32 Minuten und km 15 war auch erledigt. Ich bekam große Lust, ein wenig Musik zu hören. Aber wie bei jedem Lauf hatte ich etwas vergessen, diesmal den MP-3-Player. Also kein Phil Collins, kein Peter Gabriel, kein Solsbury Hill, mein absolutes Lieblingslied beim Laufen. Hoffentlich vergesse ich nicht irgendwann mal die Laufschuhe.

 

Nach 2 Std. 6 Min. hatte ich die vierte Runde hinter mir, der Regen hatte sich mittlerweile zum Dauerregen gesteigert. Mit nassen Füssen, aber immer noch gut gelaunt, erreichte ich nach 2 Std. 15 Min. die Halbmarathon-Marke. In dieser fünften Runde erlebe ich dann von km 22 bis 24 eine leichte Formkrise, die ich sonst immer so ungefähr bei km 18 habe.

 

Das Ende dieser Runde laufe ich wieder mit Beate, wir umrunden die Wendemarke nach 2 Std. 42 Min. Sie schafft es auch mir das Versprechen abzuringen, heute 35 km zu laufen. Danke, Beate, vielleicht wäre ich sonst bei km 30 ausgestiegen, die ich nach 3 Std. 15 Min. hinter mich gebracht hatte, 7 Minuten schneller als im letzten Jahr.

 

Nach 3 Std. 38 Min. hatte ich dann meine bisherige Kilometerhöchstleistung von 33 geschafft, jeder weitere Schritt war jetzt Neuland für mich. „Ab wo sollte es anfangen richtig weh zu tun? Hatten meine marathonerfahrenen Arbeitskollegen nicht mal gesagt, dass ein Marathon erst bei km 36 anfängt? Will ich das jetzt mal austesten?“

 

Bei km 35 war dann mein Entschluss gereift, diesen Bereich bis zum km 40 mal auszutesten, damit ich für Hamburg schon mal weiß, was mich erwartet. Dann kam der km 36 und nichts passierte, dann kam der km 37 und es passierte. Plötzlich war jeder Schritt viel schwerer als vorher. Aber nur noch 3 km.

 

Bei km 39,9 fiel mir dann ein, dass ich schon 8 mal an einer Tafel vorbeigelaufen bin, mit der der Veranstalter die Marathondistanz gekennzeichnet hat. „Hey Frank, bis dahin sind es nur wenig mehr als 2 km und den Rest danach bis ins Ziel kannste auch gehen.“ Na Klasse, mich selbst von irgendwas zu überzeugen, ist mir noch nie schwergefallen.

 

Nach inoffiziellen 4 Std. 51 Min. und 39 Sek. hatte ich ihn dann - meinen ersten Marathon. Ich habe ihn ganz alleine, war ja auch kaum noch jemand auf der Strecke, mit einem Bananenkeks gefeiert und, Belohnung muss sein, bin dann die nächsten drei Minuten gegangen. Nach 5 Std. 15 Min. habe ich dann meinen ersten 45- Km -Lauf beendet.

 

Ein wenig peinlich ist mir ja, dass ich zu allem Überfluss auch noch den 1. Platz auf meiner Urkunde eingetragen bekam, war doch kein anderer M45 die 45 km gelaufen. Über den kleinen Pokal dafür habe ich mich aber trotzdem gefreut.

 

Oldendorf - Ein Wintertraum!!!

 

Informationen: Winterlauf Oldendorf
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