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Laufberichte

Von Verrückten und Wahnsinnigen

16.11.08

Teilnahmerekord bei optimalen Laufbedingungen

 

Der November zieht mich wieder nach Werdau. Wie stellt sich der neue Schirmherr an beim Startschuss? Nackerte bei der Kneippanwendung und Marathonis, sind das Verrückte und Wahnsinnige? Ja, und der Peter Schmidt freut sich narrisch, dass ein Reporter von marathon4you wieder kommt. Dieses und weitere Beobachtungen findet Ihr in meinem Report.

Ich fahre bereits am Vortag nach Werdau in Sachsen. Wo das ist, dann schaut halt mal auf den Atlas oder bemüht den Routenplaner.
Für die Faulen:

Unweit von Plauen.
Musst Du schauen.

Bevor ich jetzt nur noch in Gedichtform daherkomme, machen wir weiter wie gewohnt.

Ich darf wieder in der Jugendherberge übernachten. Mit 15 EUR pro Nase ist das ein günstiges Quartier. Ich lege mein Gepäck im Zimmer ab und will noch ein wenig in der Stadt herumstreunern. Dabei zieht es mich natürlich auf dem Markt, wo ich jetzt die ehrwürdigen Bürgerhäuser und das architektonisch schöne Rathaus bewundere. 2011 feiert der Amtssitz der Stadtspitze sein hundertjähriges Bestehen.

Zu besichtigen ist natürlich auch die Annoncenuhr in der August-Bebel-Straße, der Eulenspiegelbrunnen und der MASSI-Park, letztere in der Nähe des Marktplatzes. Bekannt sind das Stadt- und Dampfmaschinenmuseum sowie das Stadt- und Straßenfest (immer im September).

Nachdem ich jetzt auch bei Dunkelheit mit meinem Fotogerät umgehen kann, wieder was glernt, suche ich mir noch einige interessante Motive aus und kehre spätabends in die Herberge zurück. Einschlafen kann ich schlecht, hätte ich doch noch das zweite Bierchen hinuntergekippt.

Am Morgen bin ich dennoch ausgeschlafen. In der Unterkunft hört man schon Gerede aus dem Frühstücksraum, wo schon einige Sportler aus Staßfurt am Frühstücken sind. Verhungern braucht hier keiner, denn die Herbergsmutter hat aufgetischt wie eine Große: Semmeln, Brot, Butter, Wurst, Käse, Marmelade und Honig. Wahrscheinlich habe ich noch etwas vergessen.

Ja, was gibt es zu erwähnen über den Werdauer Herbstmarathon: Der Lauf ist sehr familiär organisiert und hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Wo kann man denn heute noch um 12 EUR Marathonlaufen und erhält zudem noch Urkunde und ein Gästehandtuch? Mir fällt da auf Anhieb nichts ein. Die Zeitnahme geschieht mit einem Armtransponder. Und wem der Marathon zu lang ist, der sucht sich halt einen Partner und läuft dann im Paarlauf mit. Oder nimmt am Walking, Wandern oder Jogging auf einer separaten 12 Kilometerstrecke teil.

Im Hauptgebäude erhalte ich in Sekundenschnelle meine Startnummer und den Chip. Ja, und der Peter Schmidt läuft mir dann auch über den Weg. Er freut sich, dass wieder einer von m4y dabei ist und berichten wird.

Nachdem die Dreierbrücke abgerissen wird, musste die Strecke in mehreren kleinen Teilen geändert werden. Vorteil jetzt, dass der Start unmittelbar an der Sportschule stattfindet. So können sich die Läufer bis kurz vor dem Start im Warmen aufhalten und müssen nicht wie früher in Richtung Sternplatz gehen.

Wir werden zeitig aufgerufen und erhalten noch einige Informationen. Ich erblicke den „Altbürgermeister“ Volkmar Dittrich. Er hat sich aufs Altenteil zurückgezogen, die gesetzliche Altersgrenze hat er erreicht, und überlässt das Regieren jetzt seinen Nachfolger Ralf Tittmann. Schauen wir diesem mal auf die Finger, wie er mit der Startpistole umgehen kann. Ja, ein neuer Oberbürgermeister muss auch dazulernen. In Bayern zum Beispiel das Spiel mit Bierfass, Zapfhahn und Schlegel. Interessierte können ja mal bei OB Uhde in München in die Lehr’ gehen.

Robert Wimmer, Gewinner des diesjährigen Deutschlandlaufes und Bayerischer Meister über 100 Kilometer wird interviewt. Dann werden noch die Damen begrüßt, eine nette Geste des Moderators, und dann gilt es für uns.

Die Pistole scheppert, ich mache noch mal zwei Bilder und befinde mich dann schon am Ende des Feldes. Hinterher. Ja, meine Taktik werde ich nicht ändern: In der ersten Hälfte mehr fotografieren und dann kann man mich als Speed-Junkie titulieren, mir ist eine solche Ansprache inzwischen wurscht.

Der erste Kilometer ist hart, denn hier ist der längste und steilste Anstieg der ganzen Strecke zu bewältigen. Ich sehe noch das Führungsfahrzeug der Polizei, bevor dieses dann hinter der nächsten Kurve verschwindet.

Zwei neue Bekannte sehe ich heute auf der Strecke: Eine Läuferin aus meiner Heimat, Friederike Habighorst und Erwin Ulowetz nützen eine Weiterbildung am Vortag, um heute hier das Läuferjahr ausklingen zu lassen. Nur, dass beide von ihrer Weiterbildung in Neuss quer durch Deutschland anreisen - das ist wohl auch eine Marathonanfahrt.

Informationen: Werdauer Herbstmarathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

Petra Hager spricht mich an und lenkt das Gespräch auf den Weidatalmarathon, wo sie mich gesehen hat. Heute begnügt sie sich mit der Hälfte und wird dann später ihren Uwe als zweiten Läufer des Teams Weidatalwiesel losschicken.

Es geht jetzt durch die Leubnitzer Waldsiedlung, unsere Strecke ist mittlerweile wellig geworden. Drei Kinder schwenken mit Fahnen und freuen sich, als ich wieder meine Kamera schwinge.

Nach etwa drei Kilometer kommt schon die erste kurze Änderung. Es geht leicht bergab, über ein Gleis und dann ein etwas schotteriges Stück bergauf. Friederike schimpft über den schlechten Wegzustand. Ich kann sie jedoch beruhigen, denn die Wegeverhältnisse sind gut. Etwa die Hälfte ist asphaltiert und der Rest ist gut ausgebaut und abgetrocknet.

Ich suche die Kilometermarkierung und kann keine finden. Später sehe ich das Schild Kilometer 5. Schon eine gute Minute über den Fünfer-Schnitt, sagt der Erwin. Mir ist das egal, wenn es heute mal ein paar Minuten länger dauern sollte. Außerdem sind die ersten zehn Kilometer tendenziell bergauf, auch wenn man das jetzt im Feld nicht registrieren sollte.

Das kurze Wegstück am Anfang, wo der Wind uns packen kann, liegt schon hinter uns. Der Werdauer Wald hat uns voll in Beschlag genommen. Ja, das ist das größte Waldgebiet in Westsachsen. Damit nicht genug, denn unser Waldkurs führt uns noch auf Thüringer Terrain.

An der ersten Verpflegungsstelle (Kilometer 5,8) an der Teerkreuzung wird bereits zugegriffen. Mir mundet besonders der warme Tee. Wir biegen rechts ab Richtung Langenbernsdorf. Holzstapel am Rand der Strecke warten auf Abholung und Verarbeitung. Nicht nur mir macht heute das Laufen Spaß. Mit acht, neun Grad Temperatur ist es für die Jahreszeit sogar noch recht warm. Und trocken wird es auch bleiben, das hat mir vor dem Start der Alt-OB versprochen.

Ab dem Holzplatz (Kilometer 6,7) geht es schnurgerade Richtung Weidmannsruhe auf schneller Asphaltpiste. Ich mache es noch gemütlich und habe dann bei Kilometer 10 schon zwei Minuten verbummelt.

An der Weidmannsruhe (Kilometer 10,7) beginnen die zwei Innenrunden. Wir können hier zudem verpflegen. Jetzt kommt wieder ein neues Stück. Es geht 700 Meter geradeaus auf befestigten Waldweg, dann nach links entlang einer Gasleitung. Nach wenigen Metern bin ich auf der bekannten Strecke Richtung Neudeck. An der Linkskurve werden wir aufgeschrieben. Auch ein kleines Wendepunktstück müssen wir belaufen. Dieses ist lediglich drei Meter lang, vielleicht sind es auch vier.

Mittlerweile hat sich das Läuferfeld gehörig auseinandergezogen. Es geht nun leicht bergan. Was den einen oder anderen vielleicht Schwierigkeiten machen kann, ist der zur Seite leicht gewölbte Weg. Ich laufe mal links, dann rechts und manchmal auch in der Mitte.

Verlaufen ist schier unmöglich, denn an allen Abzweigen hat der Peter seine Helfer hingestellt. Was für etwas Unsicherheit bei Newcomern sorgt, ist die Tatsache, dass die Paarläufer mal abbiegen, dann entgegenkommen und dann wieder abbiegen. Wer die Strecke nicht kennt, darf sich halt nicht irre machen lassen.

Bei den 3 Lärchen können wir abermals verpflegen. Ich komme mit einem Läufer der „Glorreichen Zwei“ ins Reden. Der Lauffreund sächselt zwar, hat aber ein mir bekanntes Funktionsshirt an. Er war dieses Jahr beim Ingolstädter Halbmarathon und arbeitet auch in der Schanz. Aber nicht beim Autobauer, sondern beim Elektronikkonzern. Ich bin doch nicht blöd und mache jetzt Schleichwerbung.

Gegen Ende der ersten Runde, kurz vor Kilometer 20 sehe ich den Elferteich rechts liegen. Ja, da werden wieder einige eine Kneippanwendung einlegen. Ich sehe tatsächlich ein paar  Zeitgenossen am Ufer stehen und sehe auch schon Handtücher liegen. Am Ende folgt ein kurzer Stich mit etwa 20 Höhenmetern. Noch eine Rechtskurve und schon ist in der Ferne die Weidmannsruhe zu sehen.

Ich verpflege kurz und stecke nun meine Kamera zum ersten Mal in die Hüfttasche. Jetzt will ich Tempo machen und das Optikgerät nur sporadisch herausziehen. Bei Sarah Zielmann aus Nürnberg ist das der Fall. Sie lacht, ist gut drauf und wird am Ende drittschnellste Frau.

Etwa drei Kilometer weiter kann ich auf die nächsten zwei Läufer auflaufen. Danny Wende und Jan Stöckel gehören noch der Juniorenklasse an. Ich bekomme noch mit, dass einer sagt: „Wir haben zu schnell angefangen.“ „Die Kräfte noch gut einteilen, gut verpflegen und reichlich trinken“, rate ich beiden und lasse sie hinter mir.

Nach geschätzten weiteren zwei Kilometern laufe ich auf eine weitere Frau auf. Ja, eine starke Vorstellung zeigt heute das vermeintlich schwache Geschlecht. Petra Neumann sage ich eine Spitzenposition zu. Sie glaubt es mir nicht ganz. Wenn sie ihr Tempo halten kann, dann soll es nach ihrem Plan in Richtung 3.30 Stunden gehen.

An der Weidmannsruhe (Kilometer 31,5) treibe ich wieder mein Spiel mit den Helfern: „Habt’s a Freibier?“ Den Haferschleim will man mir andrehen. Auf mein „Den kennt’s selba saufa“ schaut mich eine Helferin entrüstet an. Ich lache lautstark los und dann versteht sie meinen Jux.

Jetzt kommt die Kür auf dem Rückweg. Die nächsten sechs, sieben Kilometer sind fast ausschließlich eben und gefällig. Nur ein oder zwei kleine Gegenanstiege warten. Ich lasse es rollen. Nur mehr wenige Gegner kann ich überholen.

Und dann auf dem ruppigen Wegstück, etwa vier Kilometer vom Ziel, sehe ich eine bekannte Statur. Klaus-Dieter Hellwig aus Münchberg. Mit ihm habe ich mir in der Vergangenheit schon einige Duelle geliefert. Mal ist er vorne, mal ich. Zeit für ein Späßchen. Ich schleiche mich an. Dann sieht er mich und schreit: „Aaarrghh.“ Und lacht, als ich wieder meine Kamera raushole. Beim zweiten Bildschuss reißt er den Mund auf. Ich glaube, jetzt muss er ins Sauerstoffzelt. Weiter. Vorletzte Steigung, wir verlassen Leubnitz.

Kilometer 40, die letzte Steigung vor der Leubnitzer Waldsiedlung, tut noch mal weh. Aber dann kann ich es auf dem letzten Kilometer laufen lassen. Von hinten kommt keiner mehr, auch wenn Volker Naumann noch in Sichtweite ist.

Am Ende des Gefälles geht es rechts ab, noch mal 50 Meter bergan und dann durchlaufe ich das Ziel in 3.24.35 Stunden. Wahrscheinlich bin ich die zweite Hälfte wieder deutlich schneller gerannt.

Nach zwei, drei Bechern Tee und einem kurzen Austausch im Zielbereich gehe ich zum Auslaufen auf die Strecke, das wohl eher zum Spaziergang wird. Einige Finisherbilder brauche ich auch noch. Es ist schon sehr dunkel geworden, denn ohne Blitz geht nix.

Für den großen Hunger warten in der Sportschule Wiener, Gulaschsuppe und Kuchen. Für den bin ich heuer noch rechtzeitig an der Theke. 2007 war der schon weggefuttert.

Jetzt fehlt noch die Geschichte der Wahnsinnigen. Am Elferteich hat ein Läufer die Bader als verrückt bezeichnet, bei diesen Temperaturen ins Wasser zu gehen. Und der Badegast: „Ihr seid ja noch verrückter, einen Marathon zu laufen.“ Ja, alles ist Trainingssache und der Mensch ist ein Gewöhnungstier. Mir wär das Wasser auf alle Fälle zu kalt gewesen. Lieber laufe ich einen gemütlichen Marathon.

Beim Studieren der Ergebnisse und der Ausschreibung fällt mir noch was auf. Ich bin Vierter der Altersklasse und erhalte damit einen Gutschein für den nächsten Herbstmarathon. Der Peter wird sich narrisch freuen, denn 2009 ist die 10. Ausgabe. Schaun `mer mal.

Teilnehmer:
125 Marathonis und 62 Paare im Ziel.

Streckenbeschreibung:
Rund die Hälfte asphaltiert, Rest gute Waldwege, ein kleines Stück grob geschottert. Rund 350 Höhenmeter. Die Strecke lässt sich in vier gleichlange Abschnitte aufteilen: Hinweg, zwei Innenrunden, Rückweg, jeder Abschnitt rund 10,5 Kilometer.

Wettbewerbe:
Marathon, Paarlauf. 12-Kilometer-Strecke für Walking, Wandern und Joggen. Alles mit Zeitnahme.

Zeitnahme
Transponder.

Auszeichnung:
Urkunde/Handtuch für jeden Finisher. Sachpreise für die Klassenbesten.

Logistik:
Reichliche Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe. Startnummern am Starttag ab 09.00 Uhr. Duschmöglichkeit und Kleiderablage in der Sportschule. Günstige Übernachtung in der Sportschule und Jugendherberge.

Verpflegung:
Alle fünf Kilometer Verpflegung mit Tee, Wasser, Bananen, Äpfel, auch Haferschleim.

Zuschauer:
Wenig Zuschauer an der Weidmannsruhe und im Start-/Zielbereich.

Weitere Veranstaltungen des SV Rot-Weiss Werdau:
31.12.2008 Silvesterlauf;
19.04.2009 Werdauer Waldlauf;
28.06.2009 Dänkritzer Schmiede-Lauf;
15.11.2009 Werdauer Waldmarathon (zum 10. Mal).

Marathonsieger:
Männer
:
1. Andreas Brahm (SG Gittersee) 2.53.41;
2. Sven Thiele (RC Schlobike Greiz) 2.58.02;
3. Robert Wimmer (Friends For Life) 3.03.14.
Frauen:
1. Petra Neumann (ESV Lok Zwickau) 3.30.58;
2. Viktoria Trautwein (Dresden) 3.44.54;
3. Sarah Zielmann (Nürnberg) 3.47.56.

Paarwertung:
Männer:
1. TV Münchberg/LG Hallerstein (Stefan Wolfrum, Stefan Macht) 2.41.51;
2. SGB Stadtsteinach (Harald Schricker, Thomas Koch) 2.44.17;
3. Team Blitzschnell (Torsten Geist, Torsten Kunath) 2.44.54.

Gemischt:
1. Team Erzgebirge (Madeleine Lorenz, Ulrich Stoll) 2.57.45;
2. RC Schloßbike Greiz (Claudia Wienhold, Ben Rödel) 3.06.56;
3. Flinke Füße (Lutz Fey, Cordula Weißmann) 3.07.56.

Frauen:
1. Rennschnecken Burkersdorf (Anke Herrmann, Tina Herrmann) 3.40.18;
2. RC Schloßbike Greitz (Katrin Bauer, Ulrike Sachs) 3.42.00;
3. RC Schloßbike Greitz (Angela Müller, Sibylle Hanus) 3.54.00.

 

Informationen: Werdauer Herbstmarathon
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