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Laufberichte

Erholung pur bei Sport und Natur

 

„Ein Land zum Leben! Hier möchte man bleiben - wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für einige Zeit...“ – schwärmt die Tourismuswerbung der Region „Südsteirische Weinstraße“, über die der Welsch-Marathon führt.


Dieses Jahr wird in Wies an der Schilcher Weinstraße gestartet, Ziel ist Ehrenhausen an der Südsteirischen Weinstraße. Somit verbindet der WelschLauf, der entlang rebenbewachsener Hänge und durch idyllische Weinorte geht, zwei Regionen mit vielen Buschenschanken, wo man sehr gut essen und herrliche Weine verkosten kann.

Von Wien nach Ehrenhausen bin ich über die A2 und weiter über die A9 mit dem Auto in rund zwei Stunden angereist. Andere, wie der nach einem Knöchelbruch wiedergenesene Gerhard Wally, mit bisher 509 Marathons in Österreich überlegen führender Rekordhalter bei den Sammlern, haben traditionell hier übernachtet. Ich habe mit meiner Frau vereinbart, dass ich nach dem Lauf in die Therme Bad Blumau komme, um sie dort zu treffen.

Die Veranstalter bieten einen Shuttlebus an, der die erst am Renntag angereisten Läufer pünktlich um 8 Uhr von Ehrenhausen, wo ich mein Auto parke, nach Wies bringt. Dort hole ich meine Startnummer ab, das im Starterpaket inkludierte Funktionsshirt werde ich nach dem Zieleinlauf in Ehrenhausen erhalten, verspricht man mir.



Mehr als ein halbes Dutzend Mitglieder des 100 Marathon Club Austria haben sich für den WelschLauf registriert. Gerhard Wally, der im Zubringerbus mitgefahren ist, ist da. Norbert Millner, mit dem ich länger plaudere, wie auch Werner Kroer, der wie ich einen Doppelpack für das Wochenende eingeplant hat, sind anwesend. Auch Ernst Fink, Peter Linsbauer und Helmut Linzbichler befinden sich im Startbereich.

Das Wetter spielt nicht ganz mit, es hat am Morgen kaum mehr als 10 Grad C, mit kleinen Regenschauern ist während des Laufes zu rechnen. Zwei Lagen sind heute fast zu wenig, ich mag es lieber etwas wärmer.

Der Platzsprecher verkündet vor dem Start in Wies laut, dass beim 20. WelschLauf ein Teilnehmerrekord in allen Disziplinen erreicht worden ist. Unter den 250  Startern über 42,195 km gibt es welche, die bei allen bisherigen 19 Marathons dabei waren. Ich zähle zu den Novizen auf dieser selektiven Strecke mit rund 1440 Höhenmetern.


Um 10 Uhr wird gestartet, schon nach 300 m beginnt die erste Steigung. Ich befinde mich relativ weit hinten, möchte im Schongang laufen, aber unter 5 Stunden finishen. Conny, die Lebensgefährtin von Ernst, bleibt dicht hinter mir. Wir sind beim letztjährigen Indoor-Marathon in Wien im Dezember gemeinsam ins Ziel gelaufen. Das nasskalte Wetter ist eigentlich ideal, die Anstiege hingegen kosten Kraft. Ich blicke zurück, an die zwei Dutzend LäuferInnen sind noch hinter mir, die ihr Tempo dem hügeligen Gelände angepasst haben. Vereinzelt stehen auch Zuschauer am Weg, die uns zuwinken.

Ich bin in früheren Jahren, als ich öfters in Graz zu tun hatte, ab und zu auch zur Steirischen Weinstraße gefahren und in Buschenschanken eingekehrt. Ich mag einen vollmundigen Chardonnay aus der Region lieber als z.B. den Welschriesling, der die Hauptweißweinsorte der Steiermark insgesamt ist. Und ich stehe auf eine gute Brettljause, die aus kaltem Schweinsbraten, Geselchtem, Würstln, Käse, etwas Verhackertem mit frischem Kren, Gurkerln und Bauernbrot bestehen sollte. Auch als Marathonläufer sollte man es sich schmecken lassen, wenn einem danach ist.

Nach vier Kilometern folgt endlich wieder eine Abwärtspassage. Solche Teilstücke mag ich sehr, denn abwärts vermag ich Fünferzeiten und darunter zu laufen, ohne mich anzustrengen. Der Ausblick auf die hügelige Landschaft mit ihrem tiefen Grün mitten im Frühling wird durch den grauen wolkenverhangenen Himmel etwas beeinträchtigt, denn wie schön wäre es hier und heute, würde die Sonne scheinen.

Fünf Kilometer sind erreicht, wir kommen nach St. Ulrich, wo die Läufer an der Labestation von zahlreichen Zuschauern mit Applaus empfangen werden. An einer aufgestellten Tafel knapp vor der Ort steht zu lesen: „Erholung pur bei Kunst und Natur.“ Ich würde mich von den Laubdorfer Bauern auch gerne verwöhnen lassen, wobei ich annehme, dass sie ihr Kunsthandwerk auch bei der Zubereitung von Speis und Trank verstehen.

Bald schon wieder folgt ein Anstieg, der an einem Teich vorbeiführt. Ein Mann sitzt auf einen Klappsessel vor seinem neu verputzten Bauernhof und schaut den Läufern zu. Diejenigen, die ich beim Abwärtslaufen überholt habe, ziehen nun wieder an mir vorbei, als es aufwärts geht. Wir sind erst sieben Kilometer oder knapp 50 Minuten unterwegs. Es geht nun auf einer asphaltierten Straße durch ein Waldstück, bevor wir zu nächsten Labestation kommen. Wir befinden uns immer noch im weststeirischen Schilcherland. Leider werden an der Labe keine Köstlichkeiten angeboten, die man in den Buschenschanken bekommt. Es gibt Apfel- und Bananenstücke, Wasser und Iso. Auch keinen Wein, vielleicht gegen Ende des Laufes, wir werden sehen.

Der in der Gegend produzierte „Schilcher“ ist ein Roséwein, der aus der Blauen Wildbacherrebe gekeltert wird. Als Schilcher-Produkte dürfen nur Weine und Sekt deklariert und verkauft werden, die in der Steiermark gewachsen sind. Die eigentliche Schilcher Weinstraße führt von Ligist südwärts über Stainz, Bad Gams, Deutschlandsberg, Schwanberg und Wies bis nach Eibiswald an der slowenischen Grenze.

Der Kurs führt nun durch die Marktgemeinde Gleinstätten, das Läuferfeld ist inzwischen weit auseinandergezogen. Die hinter mir liegenden bleiben auf Distanz, doch aus Erfahrung weiß ich, dass sich dies schon bald ändern kann. So mancher läuft bei einem Marathon auf Reserve und mobilisiert seine Kräfte erst auf den letzten Kilometern.

 



Wir sind nun beim Kilometerpunkt 10 angekommen. Es geht wieder abwärts auf eine Landstraße zu, die nach Wuggau führt. Von hinten kommen mehrere Läufer nach. Eine Kollegin mit der Startnummer 131, die sich als Marianne aus Kirchdorf vorstellt. Sie kennt Klaus, den Chef von Marathon4you, der zu diesem Zeitpunkt in Hamburg weilt und lässt über mich schöne Grüße an ihn bestellen. Sie ist in guter Form und überläuft mich locker.

Die nun folgende Strecke nach Saggau und weiter nach St. Johann ist eben, ab Kilometer 14 folgt der nächste Anstieg. Nun erlebe ich erstmals überhaupt, dass beim schnellen Aufwärtsgehen, das ich sonst eher als Erholung denn als Anstrengung bei einem Marathon empfinde, meine beiden Oberschenkel im hinteren Bereich krampfen. Ich kann mir dies nur so erklären, dass nach vier Monaten Absenz ohne je im Gehen oder Laufen längere Steigungen bewältigt zu haben, die Muskulatur darauf nicht mehr eingestellt ist. So ziehen nun weitere Läufer an mir vorbei, bis auch ich mit etwas Verspätung die 15 km-Marke erreiche, wo die nächste Labestation aufgebaut ist.
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Informationen: Welschlauf Südsteiermark
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