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Laufberichte

Natur und Kultur

26.04.09

Um 4:30 Uhr schellt der Wecker. Es ist noch stockdunkel und ich würde mich am liebsten nochmals einfach umdrehen. Aber nein, heute geht es doch nach Dresden. Der VfL Bergheide hat schon wieder einen Marathonausflug organisiert und 30 Vereinsmitglieder folgen dem attraktiven Angebot, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Das Angenehme ist die Aussicht, Dresden und seine Umgebung näher kennen zu lernen, und das Nützliche im Rahmen des Oberelbe- Marathons sich sportlich zu betätigen.

Also springe ich aus dem Bett und mache mich schnell frisch. Die Taschen sind schon gepackt und nach dem Frühstück geht es zum Sammelpunkt. Wir fahren alle zusammen mit dem Bus und wollen vor dem Berufsverkehr bereits den Ballungsraum Ruhrgebiet hinter uns haben. Nach und nach tauchen alle Vereinsmitglieder auf und pünktlich um sechs sind wir vollzählig. Bald startet Lambert den Motor und schon sind wir auf der Autobahn.

Zügig kommen wir vorwärts und erreichen Dresden planmäßig am frühen Nachmittag. Schon 2006 ging es für uns gemeinsam zum Dresden Marathon und alle waren von der Stadt, dem Marathonlauf und den vielen Sehenswürdigkeiten begeistert. Jetzt können wir unsere Eindrücke nochmals vertiefen und wollen auch die schöne Umgebung etwas erkunden.

Dafür ist der Oberelbe Marathon natürlich gut geeignet. Als Punkt zu Punkt Marathon verbindet er Landschafts- und Citymarathon. Start ist Königstein in der Sächsischen Schweiz und von dort geht es dann über den Elberadwanderweg durch Pirna nach Dresden. Die Strecke ist gespickt mit landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten.

Die einmaligen  Felsformationen sind bereits am Startort mit der Festung Königstein und der Bastei zu bewundern. Hier ist ein Paradies für Wanderer und Kletterfreunde. Mit Pirna und Schloss Pillnitz geht es dann an der Hängebrücke Blaues Wunder vorbei in das als Welterbe von der UNESCO  ausgezeichnete Elbtal. Man sieht die Albrechtsschlösser und wird dann anschließend durch Dresden mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten geführt, passiert die Altstadt mit Zwinger, Frauenkirche und Semperoper, bevor man das Ziel im Heinz-Steyer-Stadion erreicht.

Kein Wunder also, dass dieser Lauf zu den beliebtesten Marathonläufen in Deutschland gehört, und sich ständig wachsender Beliebtheit erfreut. Auch im 12. Jahr konnte man die Teilnehmerzahl wieder steigern und hat nun mit 4700 Teilnehmern einen stolzen Rekord erreicht. Neben dem Marathon wird auch die Halbmarathonstrecke von Pirna aus angeboten. 10 KM Lauf/Walking  und Minimarathon runden das Angebot ab. Das war auch wichtig für unsere Entscheidung, da hierdurch für jede Leistungsklasse etwas dabei ist.

Wir fahren zuerst zum World Trade Center um dort unsere Startunterlagen abzuholen. Mit den Startunterlagen erhalten wir einen Chip der Firma baer-service, welche hier für die Zeitmessung verantwortlich ist. Dies ist ein kostenloser Leihchip, welcher in die Startnummer integriert ist, und nach dem Lauf wieder abgegeben wird.  Anschließend schauen wir uns auf der Marathonmesse um. An den Ständen werden Neuerungen, Schnäppchen und Souvenirs angeboten. Für das leibliche Wohl ist hier auch gesorgt. Natürlich kaufe ich ein Funktionsshirt mit dem Veranstaltungslogo zur Erinnerung. Morgen wird auch noch ein Symposium mit namhaften Referenten stattfinden. 

Den Samstag nutzt der VfL Bergheide zu einem Ausflug nach Meißen. Auch hier gibt es eine wunderschöne Altstadt und bei einer ausführlichen Stadtführung können wir alle Sehenswürdigkeiten genießen. Mit der Albrechtsburg, der Porzellan-Manufaktur, dem Dom und dem Schloss kann ich nur einige nennen.  Ja, Sachsen hat so viel zu bieten.

Am Abend bewundern wir wieder Dresden und werden langsam nervös, denn morgen gilt es beim Oberelbe Marathon.

Wir müssen am Sonntag wieder früh aus dem Bett, denn der Start ist um 9:20 Uhr und wir müssen noch 50 Minuten  mit der S-Bahn nach Königstein fahren. Erst einmal stärken wir uns am Frühstücksbüfett  für die kommenden Anstrengungen. Dann gehen wir die wenigen Schritte bis zum Bahnhof.

Mit der S-Bahn können wir direkt nach Königstein fahren. Die Startnummer gilt hier als Fahrtausweis. Auf dem Bahnsteig überwiegen die Läufer welche in ihrer Sportkleidung sofort zu erkennen sind. Auf der Fahrt können wir uns schon einmal auf das Elbtal und die Sächsische Schweiz einstimmen und die Gespräche drehen sich alle ums Laufen. Vom VfL Bergheide werden heute Lambert, Jochen, Reinhard und ich über die Marathonstrecke starten. Die übrigen verteilen sich auf die restlichen Strecken.

Kurz vor Rathen gibt es dann eine Durchsage des Zugführers: “Wegen eines Betriebsunfalls mit Personenschaden ist eine Weiterfahrt nicht möglich“. Wir ahnen, was dies bedeutet. Ab Rathen stehen Busse zur Verfügung, welche die Läufer zum Start nach Königstein fahren werden. 400 Läufer müssen aussteigen und auf dem Bahnhofsplatz steht nur ein einziger Bus, dessen Fahrer aber erst einmal niemanden einsteigen lässt. Die Verwirrung steigt, aber bald werden wir informiert, dass der Start durch den tragischen Zwischenfall um eine Stunde verschoben wird und bis dahin sichergestellt ist, dass auch alle Läufer den Startort erreichen werden. Uwe Sonntag als Organisationschef hat mit der Startverschiebung schnell und professionell reagiert und die Situation gerettet.  

Dann bekommen wir auch unseren Platz im Bus, und vom Bahnhof in Königstein sind es nur wenige Meter bis zum Startgelände. Von hier hat man einen schönen Blick auf die imposante Festung. Wir haben nun genügend Zeit bis zum Start und ziehen uns für den Wettkampf um und geben die Kleiderbeutel auf den bereitstehenden LKW. Die Startverschiebung hat allerdings einen unangenehmen Nebeneffekt, denn das Wetter ist heute mit strahlendem  Sonnenschein und wolkenlosen Himmel sommerlich warm. Nun müssen natürlich alle Läufer eine Stunde länger durch die Mittagshitze laufen.

Hier im Startgelände entdeckt mich bald  Hartmann Stampfer aus Italien.  Hartmann trägt seinen Vornamen nicht zu Unrecht. Der Vielstarter aus Völs am Schlern hat in diesem Jahr schon ein Dutzend  Marathonläufe erfolgreich absolviert, und bereitet sich jetzt noch zusätzlich  mit 6 Stundenläufen auf den 100 KM Lauf beim Passatore vor. Hartmann lädt mich zum Ricky Marathon am 12.09. in Labnis ein. Hier nutzt man den Marathongeburtstag von Richard Gross um selbst einen Marathonlauf zu organisieren. Marathongeburtstag, was ist denn das? Nun Richard wird an diesem Tag 42 Jahre und 195 Tage alt. Capito? Das hört sich doch sehr interessant an. (Infos unter www.stampfer.org )

Für die Läufer gibt es schon hier im Startbereich Tee, und Jochen und Reinhard werden vom Moderator interviewt und zu ihren Zielen befragt. Als Besonderheit für die mitgereisten Fans wird eine Dampfschifffahrt angeboten. Bequem von Bord aus kann man den Start und die Laufstrecke verfolgen, und wird doch rechtzeitig wieder zum Zieleinlauf in Dresden sein. Im Startbereich stehen Brems- und Zugläufer zwischen 3:00 und 4:30 zur Verfügung. Um 10:20 Uhr starten wir dann mit dem Sirenengeheul des Elbdampfers.

Da wir auf dem Radwanderweg laufen, ist die Strecke fast vollständig asphaltiert und weitgehend flach. Für 1347 Marathonstarter ist es hier zu Beginn aber auch etwas eng. Nun gut, durch den Chip wird ja eh die Nettozeit gemessen und ein verhaltener Start hat sich beim Marathon schon oft ausgezahlt.

Nach fünf Kilometern überqueren wir einen Bahnübergang und die DB hat sichergestellt, dass kein Läufer vor der geschlossenen Bahnschranke warten muss. Kurz danach erreichen wir Rathen und können auf der gegenüber liegenden Seite die Felsenformation der Bastei erkennen. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und bietet immer wieder neue Eindrücke. Die Verpflegungspunkte liegen ca. 5 KM auseinander und bieten Tee und Wasser. Ab KM 10 gibt es noch zusätzlich Obst und ab KM 20 runden isotonische Getränke und Powerriegel das Angebot ab. Am KM 38  wird es zur Mobilisierung der letzten Kräfte sogar richtiges Pilsner geben.

Pirna ist das Tor zur Sächsischen Schweiz und wir kommen hier nun in das Elbtal. Wir laufen direkt in die Altstadt  und der Landschaftslauf wird zum Citylauf. Auf dem Marktplatz ist KM 17,5 erreicht. Hier spielt eine Blaskapelle und Cheerleader tanzen. Es gibt eine Menge Zuschauer und viel Beifall.

Kurz hinter Pirna sind die Halbmarathonläufer auch um 9:20 Uhr gestartet und wir folgen ihnen nun Richtung Dresden. Nach unserem Ausflug in die City geht es wieder in die schöne Landschaft des Elbtales. Das Läuferfeld hat sich weit auseinander gezogen. Insgesamt 12 Bands lockern die Stimmung mit flotten Rhythmen immer wieder auf. Zuschauer gibt es an der Strecke nur wenige, da kann man sich wieder ganz auf die Landschaft konzentrieren.

Ich laufe schon eine ganze Zeit mit einer jungen Läuferin zusammen und wir kommen miteinander ins Gespräch. Es ist für sie der erste Marathon, doch sie hat sich gut vorbereitet. Ihr Mann bestreitet heute auch seinen ersten Marathon und befindet sich noch hinter uns. Sie will heute nur ankommen, möglichst unter 5 Stunden, und wird dieses Ziel noch weit unterbieten.

Bei KM 28 sehen wir Schloss Pillnitz, die Sommerresidenz August des Starken. Der wusste anscheinend auch, wo es schön ist. An einer Verpflegungsstelle verliere ich meine nette Begleiterin und mache mich allein auf den weiteren Weg. Zuerst geht es an malerischen Villenvierteln vorbei, bevor es dann bei den Elbwiesen zur historischen Brücke „Blaues Wunder“ geht.  Die 1893 erbaute Stahlbrücke war zur damaligen Zeit eine technische Meisterleistung und verdankt ihren Namen dem Farbanstrich. Dass die Brücke den zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand , ist allerdings auch ein kleines Wunder.

Ich bemerke, dass die Sonne immer unbarmherziger auf uns herunter scheint, denn Schatten gibt es jetzt nur ganz wenig. Glücklicherweise gibt es aber auch etwas kühlenden Wind. Immer mehr Läufer werden zu Gehern, und auch ich sehne nun die Verpflegungsstellen herbei. Meine Kilometerzeiten werden immer schlechter und meine Muskulatur schmerzt immer mehr. Die Motivation der Zuschauer hat sich auch der aktuellen Lage angepasst. „Yes, you can!“ lese ich auf einem Plakat.  

Die Regie des Oberelbe Marathons lässt jetzt ab KM 35 ein wahres Feuerwerk an Sehenswürdigkeiten auf die Teilnehmer niederprasseln.  Zuerst haben wir einen grandiosen Blick auf die drei Albrechtschlösser und dann zeichnet  sich bereits das Dresdener Stadtpanorama am Horizont ab. Am nächsten Verpflegungsstand werde ich auch zum Walker und plötzlich ist meine Marathonnovizin wieder neben mir. Ich versuche mich dranzuhängen muss aber schnell wieder abreißen lassen.

Kompliment an die unbekannte Kämpferin. Sie ist bestimmt gut ins Ziel gekommen.  Frauenkirche, Hofkirche und Semperoper werden jetzt noch passiert und über dem berühmten Terrassenufer geht es am Internationalen Congresszentrum direkt ins Ziel im Heinz-Steyer-Stadion. Das Kopfsteinpflaster ist sehr uneben und erfordert nochmals volle Konzentration.

Im Stadion sehe ich schon von weitem die Bergheider Vereinsfreunde in ihren orangefarbenen Trikots, welche sich auch lautstark bemerkbar machen. Jetzt kann ich doch wieder ein Lächeln aufsetzten. Nach 4:22:49 habe ich das Ziel erreicht. Das ist heute Platz 14 in meiner Altersklasse. Ich erhalte  eine wirklich schöne Medaille und kann mich jetzt in Ruhe wieder erholen. Bald treffe ich auch Jochen und Reinhard und wir können bei einem alkoholfreien Bier und einer Portion Nudeln unsere Erlebnisse austauschen. Auch Lambert erreicht bald glücklich das Ziel und die Bergheider sind wieder komplett.

Im nahe gelegenen Eisstadion erhalten wir unseren Kleiderbeutel zurück und können duschen. Den 5 KM Rückweg zum Hotel nutze ich dann zum Auslaufen.

Nachdem wir uns im Hotel wieder etwas ausgeruht haben, gehen wir am Abend alle zusammen  in den Sophienkeller in der Nähe des Zwingers und feiern, dass alle Vereinsmitglieder ihr Ziel wohlbehalten erreicht haben.

Am Montagmorgen geht es dann für uns wieder zurück nach Oberhausen und damit ein wunderschöner Marathonausflug zu Ende. Den Oberelbe Marathon würden wir auch alle als einen der schönsten Marathonläufe in Deutschland wählen. 

 

Informationen: Oberelbe-Marathon
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