marathon4you.de

 

Laufberichte

Schnellschuss

14.01.06
Autor: Klaus Duwe

Wo war der Vollmond?

 

Für die Winter-Edition des Vollmondmarathon hat sich Martin Linek die Pegnitzauen bei Hersbruck, ca. 20 km  von Nürnberg und 10 km von der A 9-Ausfahrt Lauf/Hersbruck entfernt, ausgesucht. Ich freue mich, dass diese Veranstaltung im marathonarmen Januar stattfindet. Gleichzeitig bin aber auch etwas skeptisch, weil das Ganze doch erst seit ein paar Wochen publiziert wird.
 
Die Fahrt verläuft völlig ohne Staus und Behinderungen, was auf der A 6 recht selten ist. Darauf, dass die dicken Hochnebelfelder aufreißen, warte ich dafür vergeblich. Das Außenthermometer zeigt  4 Grad Minus, als die nach der Umfahrung von Hersbruck auf das Wassertor zufahre, und mich an den Hinweisschildern zur Frankenalbtherme orientiere, wo das Start- und Zielgelände ist.

 

Obwohl die Therme an diesem trüben, kalten Samstagnachmittag sehr gut besucht ist, gibt es genügend Parkplätze. Alle schleppen schwere Taschen und nur an den Laufschuhen kann man  die Marathonis von den „normalen“ Gästen unterscheiden. In separaten Räumen kann man sich umziehen und die Taschen deponieren.

 

Ich bin mir sicher, Martin Linek hat mit mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerechnet. 81 werden insgesamt gezählt. Andererseits: wenn ich daran denke, dass vor 4 Wochen noch keiner von dieser Veranstaltung etwas wusste, sind das sogar recht viel. Die, die gekommen sind, kennen sich. Viele sehen sich in diesem Jahr zum ersten Mal, andere haben bereits letzte Woche in Kevelaer ein paar Runden gemeinsam gedreht. Die Startunterlagen gibt es in einem separaten Raum. OBI, in Franken traditionell stark vertreten, spendiert allen Startern einen Rucksack und die Brauerei eine Flasche Vollmondbier. Vom Veranstalter gibt es ein Langarm-Funktionsshirt.

 

Vor der Therme ist "Radio Energy"-Moderatorin Zarah bereits dabei, die zahlreich erschienenen prominenten Läufer ihrem Publikum zu präsentieren und anschließend an die Kollegen vom RTL-Fernsehen weiterzureichen. Robert Wimmer (Sieger Trans-Europa-Lauf) ist da, ebenso Achim Heukemes (bereitet sich gerade auf einen 10fach Triathlon vor) und Stefan Schlett (Extremsport auf allen 7 Kontinenten). Sie verweisen auf die jahrelangen, guten Kontakte zum Veranstalter und darauf, dass sie  ihre langen Trainingseinheiten lieber in Gesellschaft im Rahmen einer Marathonveranstaltung absolvieren, als alleine irgendwo im Gelände. René Strosny (zweiter Platz Deutschlandlauf 2005) ist gekommen und fast selbstverständlich auch die mehrfache Comrades-Siegerin Maria Bak, die ja hier in Hersbruck wohnt und viele andere, die man regelmäßig auf Marathon- und Ultra-Veranstaltungen im In- und Ausland trifft. Ich bin sicher, nicht einer ist dabei, der heute seinen ersten Marathon läuft.

 

Um 15.17 Uhr, genau eine Stunde vor Mondaufgang, ist der Start. Die Startpistole versagt ihren Dienst (schlechtes Zeichen?) und so geht es nach einem lauten „LOS“ auf die Strecke. Der erste Teil führt nach Westen, normalerweise in den Sonnenuntergang. Heute, wie gesagt, ist dichter Hochnebel und von Romantik keine Spur.

 

Es geht links über die zwei Pegnitzarme und schon bald kommt uns die Spitzengruppe entgegen. Robert Wimmer beginnt seinen Trainingslauf mit einer Tempoeinheit und liegt vorne. Ein gutes Stück dahinter dann eine Dreiergruppe mit René Strosny, der entspannt lächelt. Wir wenden auf der sonst bestimmt sehr schönen Strecke auf dem Fünf-Flüße-Radweg nach 3 Kilometern und kommen beim Plärrer nach 6,7 km zur ersten Verpflegungsstelle. Rechts geht der Weg zur Therme, auf dem wir gekommen sind. Wir laufen jetzt aber geradeaus zum zweiten Wendepunkt. Zuvor überqueren wir die holprige Wiese des Segelflugplatzes (km 8) und kommen danach auf einen Wiesenweg, der auch nicht viel besser ist. Nach dem Happurger Baggersee kommen wir in Hohenstadt bei km 11,3 zum zweiten Verpflegungspunkt, den wir nach der Wende ein weiteres Mal dankbar in Anspruch nehmen. 

 

Die Verpflegung lässt keine Wünsche offen. Es gibt warmen Tee, Wasser, Bananen, und verschiedene Lebkuchen, später auch Cola. Trotz der Kälte sind die drei jungen Burschen gut drauf und machen ihre Scherze. Die Standorte der zwei Verpflegungsstellen sind so gewählt, dass sie 8 Mal passiert werden. Rechne ich das erste mal 1 Kilometer nach dem Start und 1 Kilometer vor dem Ziel auch noch dazu, sind es sogar 10 Mal.

 

Auch die Strecke ist nicht zufällig so ausgesucht. Wir laufen immer über freies Feld, rechts und links Wiesen oder Felder, in Sichtweite häufig das mit Büschen und Bäumen bewachsene Ufer der Pegnitz, die sich mit vielen Windungen ihren Weg sucht. Der Vollmond, wenn nicht wie heute über dichtem Hochnebel, wäre unser Begleiter und würde die Strecke ausleuchten. Wäre, wenn und würde – ich bin froh, dass es trocken ist, und dass kein starker Wind bläst. So haben wir es „nur“ mit der klirrenden Kälte zu tun, die nach ein paar Kilometern aber keinen mehr stört. Ich habe nach 20 Minuten bereits meine Handschuhe ausgezogen. Es macht Spaß, hier zu laufen. Für Abwechslung und Unterhaltung ist gesorgt und die Zeit vergeht wie im Flug.

 

Als wir an der Therme sind, wird die Zeit genommen und es geht zur zweiten Runde. Spätestens jetzt machen die meisten ihre Stirnlampe an. Ich krame mein LED-Lämpchen aus der Tasche und bin erstaunt, welch großen und hellen Lichtkegel das kleine Ding produziert. Ich habe die Lampe noch nie gebraucht, ich mache meine Läufe nicht im Dunkeln und Nachtläufe habe ich außer Biel, wo ich ohne Lampe gelaufen bin, noch keine gemacht. Ohne Lampe ist es sowieso besser, belehrt mich Stefan Schlett, der es wissen muss, denn er ist einen großen Teil seiner Kilometer nachts gelaufen. 

 

Gut ist, dass man die Strecke schon etwas kennt. Jetzt wird nämlich klar, dass die Winter-Edition des Vollmondmarathon doch ein Schnellschuss des Martin Linek ist. Jedenfalls hat er an der Markierung gespart. Die Pfeile auf dem Boden sind teilweise sehr schlecht zu sehen und die Leuchtstäbchen tun ihren Dienst bei der Kälte auch nicht wie gewünscht. Ein paar Warnleuchten und entsprechende Richtungspfeile an den wichtigsten Abzweigen und an den Wendepunkten würden das Problem lösen. Ich komme zurecht, ohne mich zu verlaufen, wie die meisten übrigens.

 

Bevor es zum letzten Mal über die holprige Wiese geht, werden wir dann aber sogar von einem Streckenposten eingewiesen. Das letzte Stück kann dann nichts mehr passieren. Einmal noch aufpassen, als es links ab geht und dann ist die hell erleuchtete Therme schon zu sehen. Das letzte Stück geht auf beleuchtetem Weg und ist überhaupt kein Problem. Nach knapp 4 ½ Stunden bin ich im Ziel und werde freudig von vielen Bekannten begrüßt.

 

Es gibt heißen Tee und Kaffee und Kuchen. Die meisten zieht es aber recht schnell in die Frankenalbtherme, wo alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer freien Eintritt haben. In der Cafeteria sitzen wir noch eine Weile zusammen. Alle sind sich einig: der Vollmondmarathon ist eine Klasse Idee, der Lauf ist super und Martin Linek bekommt noch eine Chance. Er wird sie nutzen. Und wenn dann am 13. Mai bei der Sommer-Edition auch noch beim Schein des Vollmondes gelaufen wird, sind alle Problemchen unter „Anlaufschwierigkeiten“ vergessen oder ausgebucht.

 

Streckenbeschreibung

2 Pendelstrecken, einmal nach Ost, einmal nach West = 21, 1 km

 

Starterpaket

Langarm-Funktionsshirt, Rucksack, Vollmondbier

 

Auszeichnung

Medaille, Urkunde aus dem Internet

 

Zeitnahme

Bib-Chip

 

Verpflegung

2 Verpflegungsstellen (werden insgesamt 8mal angelaufen), mit warmem Tee, Nüssen, Rosinen, Bananen, verschiedenen Lebkuchen, Wasser und Cola.

 

Logistik

Parkplätze in unmittelbarer Nähe, kostenloser Thermenbesuch

 

Informationen: Vollmond-Marathon (Winteredition)
Veranstalter-WebsiteE-MailHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024